Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung
Einführung zur Freimachung mittels EDV (elektronischer Datenverarbeitung)
Die üblicherweise benutzte Kennzeichnung „EDV – Freimachung“ postalischer Belege bedarf eingangs einer etwas differenzierten Betrachtung. Zunächst gilt einmal der Hinweis, dass aktuell eine scharfe Trennung nach Freistemplern in feinmechanischer Ausführung oder mit Mikroprozessorsteuerung bei den modernen Automaten praktisch nicht mehr gilt und sich somit die Abgrenzung zu den EDV – Frankaturen verwischt! Auch die neuen Freistempler verfügen über Datenverarbeitung und bis dato genutzte Schalterdrucker erobern sogar über INTERNET – Zugang den privaten Schreibtisch zum Ausdruck von Postwertzeichen (s. dänischer SWZD der Fa.“aCon“, aktuelle Meldung von H.J.Tast, Schellerten)!
Die Entwicklung bleibt also rasant, umso dringlicher erscheint eine Vorstellung des Werdeganges aus den ersten 40 Jahren auf dem deutschen Sektor und soll sich hier auf die DM – Zeit beschränken. Dabei ist die Belegvorstellung wieder in ansteigenden Portostufenverwendungen angedacht, bedarf aber auch hier einer Begrenzung auf jeweils eine Wertstufe ähnlich den Ausarbeitungen zu den Absenderfreistempeln bis zum Jahr 1945 und der „grünen“ Automatenmarke ab 1981. Schon die folgenden 5 Beispiele zur Einführung in dieses Thema besitzen alle die Wertstufe zu 1,00 DM, weisen 5 verschiedene Versendungsformen auf und belegen schon eindrucksvoll charakteristische und beachtenswerte Entwicklungsschritte vom angeglichenen EDV-Ausdruck an die Freistemplervorgabe aus dem Jahr 1967 (hier im kurzfristig blauen Schriftdruck) über den Labelausdruck im Jahr 1981 (rote Farbe) und beide Beispiele noch mit SONDERZEICHEN POSTHORN bis zum „drei-geteilten-Rechteck“ im Aufdruck bzw. Fensterbriefhinweis und letztere 3 Belege ohne Tagesangabe und Posthorneindruck (schwarze Farbe) in der Wertzeile.
Wertzeilendruck in blauer Farbe und Anlehnung an Freistempelversion 1967
Nachfolgend Labelfreimachung in roter Druckfarbe und komplettem Datum mit Tag, Monat und Jahr 1981
folgend auch der Übergang zum stilisierten Posthorn, Datum reduziert auf Monat und Jahr 1993
Fensterbriefversion der EDV - Freimachnung im Briefvordruck mit Hinweis im mittleren Feld des 3-geteilten Rechtecks. Datum ohne Tagesangabe
Das folgende Belegbeispiel einer Postkartennachricht aus dem Jahr 1999 demonstriert nicht nur den mittlerweile deutlichen Anstieg des Portoentgeldes sondern auch den Übergang zur Deutschen Post AG und das stilisierte Posthorn ist im Druck voll ausgefüllt und im 3-geteilten Rechteck im unteren Segment nach rechts gerückt und dies kurz vor der Währungsumstellung zum EURO
Schon diese 5 Beispiele in der Wertstufe zu 100 Pfennigen aus dem Zeitraum von 30 Jahren erlauben und benötigen also eine differenzierte Betrachtungsweise und zeigen die enorme Entwicklungsbreite auf!
Auch technische Details zur EDV – Freimachung gilt es zumindest bei der Belegvorstellung anzufügen. Aus der Versuchsserie mit IBM – Rechnern 7010 Mitte der 1960er Jahre unter strikter Einbeziehung des PTZ (PostTechnischesZentralamt) in Darmstadt und den Firmen BERTELSMANN - Gütersloh, FAZ - Frankfurt und QUELLEVERSAND - Fürth kam es zur stürmischen Entwicklung spez. auch aus dem Bereich der Waagenentwickler zu integrierten „Freimachungsstraßen“ mit Verknüpfung von Gewichtsmessung, PC, Portorechner und Drucker und dazu nachfolgend ein Geräteensemble der Fa. BIZERBA (dabei seit 1975 im Bereich EDV - Freimachung).
Microcomputergesteuerte Postgebührenermittlungsanlage MCI-P von Bizerba
Im Jahr 1982 folgte die Firma TOLEDO und ein Jahr später kam noch der Waagenhersteller BERKEL hinzu. Auf technische Entwicklungsschritte soll bei den Belegbeispielen kurz hingewiesen werden ohne die Ausarbeitung mit historischen Details zu überfrachten.
Nachfolgend das TOLEDO-EDV-Ensemble zur Freimachung an einer Paketstraße aufgebaut und den Drucker verlässt soeben ein Einlieferungsbeleg und eine Nachnahmepaketkarte.
TOLEDO – EDV Freimachungssystem Typ TSM 3920.
Im Jahr 1970 wurde die Versuchszeit beendet und laut Postordnung auch die Freistempelung mittels DV (Datenverarbeitung) zur allgemeinen Nutzbarkeit eingeführt.
Die Freimachung mittels EDV in der Wertstufe zu 30 Pfennigen als Büchersendung ist Start in die geplante EDV - Belegserie und mir persönlich als niedrigster Wert in dieser Form aus der DM-Zeit bekannt. Aus EURO-Zeiten gibt es niedrigere Portowerte bei den Massendrucksachen, aber wie gesagt in Eurowährung. Der nur als Ausschnitt vorliegende obige Portostufenbeleg ist dennoch als selten einzustufen, einmal war es die Erprobungszeit, die andererseits auch von Philatelisten kaum beachtet wurde und vieles landete sicherlich unbeachtet im Papierkorb. Leider!
Die ausgedruckte Portostufe (hier mit schwarzer Eindruckzeile) galt für Büchersendungen in der Gewichtsklasse von 100 bis 250g im Portotarif vom 1.4.1966. Die Sendung vom 6.2.1968 belegt schon das 3.Jahr im Betriebsversuch mittels EDV – Freimachung im Haus der Verlagsgemeinschaft Gütersloh des Inhabers Reinhard MOHN.
Die Geschichte Bertelsmann – Mohn wäre schon philatelistisch eine höchst interessante Story und der bleibende Erfolg dieses Hauses liegt vielleicht auch an der Trennung von Thomas Middelhoff, aktuell ständig in der Presse und „Abwickler“ des Hauses QUELLE-KARSTADT und „spezieller“ Berater von Madeleine Schickedanz als unglückliche Erbin dieses ehemals EUROPAS größtem Versandhaus!
Zurück noch einmal mit diesem Belegausschnitt zum Beginn der EDV – Freimachung. Der Vorschlag zur Einbeziehung der Freimachung mittels Datenverarbeitung war natürlich bei dem Massenversender Bertelsmann mit bis zu 100.000 Sendungen täglich (z.B. spätere Spitzenbelastung beim HAUPTVORSCHLAG im Buchclub) ein vordringlicher Wunsch Anfang der 60er Jahre und wurde an die Post ca. 1963/64 herangetragen. Den Adressträger mit Postleitzahl und Freimachung gleichzeitig zu bedrucken, war allerdings auch für die Post gegebenenfalls eine erhebliche Rationalisierung. Bertelsmann benötigte keine umständliche Freistempleraufklebung am Fließband und für die Post resultierte eine erhebliche Vereinfachung durch Vorsortierung nach Postleitgebieten und das Verteilen der Sendungen nach Postleitzahlen. Rationalisierung bedeutet natürlich immer PERSONALEINSPARUNG und diese Erkenntnis führte zur Zustimmung auch seitens der Post nach anfänglichem Zögern zum Betriebsversuch in Gütersloh. Der Vordruck war - wie oben ersichtlich noch der Freistempelform nachempfunden – und in die Datum- und Portozeile wurde zunächst noch das SONDERZEICHEN POSTHORN von der Post in der Datenverarbeitung gefordert. Zeitgleich waren ab 1964 mit dem Wegfall der „Drucksache zu ermäßigter Gebühr“ die neuen Sendungsformen mit dem Bücher– und Streifband- Versand geschaffen worden. Der damalige Erfolg bei dem Massenversender BERTELSMANN war durchschlagend, die Versandformen wurden durch Programmierung der EDV auf Warensendung, Päckchen, Doppelbrief und Nachnahme rasch ausgeweitet und mit dem Versandhaus QUELLE und der Frankfurter Zeitung FAZ wurde die Erprobungsphase erweitert und 1970 in der Postordnung allgemein aufgenommen. Dazu noch einmal aus dem Menüpunkt QUELLE der Homepage der Quellevordruck im Leerdruck und ein Beispiel für eine Durchschlagrechnung in der rechts oben dann Datum – Posthorn – Porto ebenfalls erscheint. In diesem Fall für eine Postgutversendung mit Datum vom 20.4.1971 mit dem Portoentgeld über DM 3,20.
Leider gibt es nicht viele Belege und die Anzahl der interessierten und aufmerksamen Spezialisten für diese Form der Postautomatisierung im Freimachungsbereich ist vermutlich an wenigen Händen abzuzählen.
Die späteren Rationalisierungen brachten dann EDV – Vordrucke hervor bei denen die Rechnung, Banküberweisung und EDV – Freimachung gleichzeitig ausgedruckt wurden und im vorgestellten Beispiel verbirgt sich noch unter der Rechnung noch der Bestellschein und unter dem Freimachungsträger im vorbereiten Durchschlagsverfahren noch die Variante für eine Nachnahmesendung und eine Paketkarte mit Formatanpassung an den Wertzeilenaufdruck! Also insgesamt 6 Blankovordrucke konnten vorprogrammiert und in einem Druckvorgang je nach Anforderung erledigt werden.
Fortsetzung unter dem Menüpunkt Belegbeispiele EDV und in aufsteigender Entgeldform.