Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung
Absenderfreistempel der Aktiengesellschaft Furtwangen und Uhrenfabrik vormals L. Furtwängler Söhne, Baden
Die Abhandlung zur ersten deutschen Freistemplermaschine zur Nutzung beim Absender ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Das Quellenmaterial ist begrenzt und die Belegsituation ist durch die Seltenheit und die Farbbandschwäche schon vor 90 Jahren gekennzeichnet. Dennoch gehört diese Maschine auf die Webseite im Kapitel Deutsche Postautomation Freimachung mit Freistempel und hier natürlich noch vor der aktuellen Komusinavorstellung an die erste Stelle.
Schon Reinhold Götz mit seinem Marcophilhaus in Hamburg wusste in seinen Preiskatalogen Anfang 1930 als spezialisierter Händler um die Seltenheit dieser Firmenfreistempel aus dem Jahr 1923, die in geringer Zahl und verschiedensten Erscheinungsformen teilweise nur wenige Tage bis maximal 6 Monate in Erscheinung traten.
Sicherlich gab es und gibt es spezialisierte Philatelisten auch zu diesem Gebiet und einige Namen sollen an dieser Stelle aufgeführt werden. Da sind die zunächst einmal die Altvorderen mit R. Glasewald, H. Diers, G. Manhardt, R. Götz, E. Ehrmann, W. Simon und H. Dürst zu nennen. Aber glücklicherweise können auch zeitgenössische Spezialisten wie G. Eich, H.-J. Förster , J. Greulich, Chr. Wapler Informationen geben und natürlich die agile Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. mit ihrem Vorstand M. Engelhardt und B. Rosolski. Die Forschungsgemeinschaft warb auch in ihrer Freistempelmaschine einmal für diese Nummer EINS der deutschen Absenderfreistempel zum 85jährigen Jubiläum.
Werbung zum ersten dt. Absenderfreistempel aus 1923 mit Abschlag Postamt Reichstag (A1)
Ich danke hier für die Informationen und Nutzungsmöglichkeit von Veröffentlichungen und Abbildungen insbesondere von G. Eich und H.-J. Förster. Ich bedanke mich ferner bei J. Bauer Vorsitzender von INFLA – Berlin für die Rückgriffsmöglichkeit auf den Infla - Bericht Juni 2/2000 von Otto Gleixner zu den Furtwänglerfreistempeln. Ein besonderes Dankeschön geht aber an Frau Margarete Gleixner, Seefeld für das Copyright zu dieser Ausarbeitung aus dem Jahre 2000 und dies soll auch eine Hommage an ihren leider zu früh verstorbenen Ehemann Otto Gleixner sein und werden.
Otto Gleixner vielen Philatelisten als Leiter und Vorsitzender der Philatelistischen Bibliothek in München von 1969 bis 1997 bekannt, war ein Freistempel – Enthusiast ersten Grades und sein Interessengebiet war hier weltweit ausgerichtet und dies in teils hoch spezialisierter Form und entsprechenden Ausstellungssammlungen. Seine Literaturausarbeitungen dazu sind unersetzlich und leider konnte er einige seiner planerischen Absichten zum Freistempelgebiet nicht mehr realisieren. Aber der Versuch, zur ersten deutschen Absenderfreistempelmaschine eine statistische Erhebung mit diesem karg gesäten Material zu führen, gelang ihm glücklicherweise in den Jahren 1998 bis 2000 zu vermutlich 80 bis 90 Prozent der bekannten Belege in Zusammenarbeit mit H.-J. Förster und der Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel.
Ernst Ehrmann erster Aussteller mit seiner Freistempelsammlung – KOMUSINA - 1930 auf der NIEDERSÄSCHISCHEN POSTWERTZEICHEN AUSSTELLUNG im Museum ALTONA, erhielt auf ein Schreiben an die Uhrenfabrik Furtwangen zur Forschung bezüglich ihrer früheren Freistempelaktivitäten aus den Jahren 1921 bis 1923 Jahre frei formuliert die Antwort ca.1928/29: dazu hätten sie keine Unterlagen mehr und man bezweifelt auch, dass die Fa. Furtwängler jemals eine Absenderfreistempelmaschine entworfen hat!
Hier kann der Firma mit der Patentschrift vom 19.August 1921, wie oben abgebildet, zur Erinnerung geholfen werden. Das Interesse der Wirtschaft zur rationellen Postfreimachung mittels Automaten war zur damaligen Zeit groß und mit der Verfügung III/VII C1 1944 aus dem Jahr 1921 hatte die Reichspost der Absenderfreistempelung entsprochen und die folgende Abbildung zeigt die entsprechende Stempelvorstellung zu dieser Verfügung.
Ein erneuter Vorentwurf aus der Reichsdruckerei ( Zeichnung Vogenauer ) demonstriert den für die Privatwirtschaft geforderten Zählmechanismus als Summenzähler zur Abrechnungsmöglichkeit mit der eingestellten Wertziffer in der folgenden Abbildung.
Diese rechst positionierte Ziffernreihe führte auch zur Bezeichnung „Klaviertastenstempel“, aber gebräuchlich spricht man einfach von den „Furtwänglern“.
Der Vorentwurf der Fa. Furtwängler kam dem Vorbild der Reichsdruckerei recht nahe (links) und rechtseitig dann die endgültige Ausführung der Uhrenfirma aus Furtwangen am Beispiel Anwender A25 der Krankenkasse der Stadt Berlin.
Der Stempelabschlag setzte sich aus mehreren Stempelplatten zusammen. Die untere Platte stand linksseitig für den Absender zur Verfügung und hatte rechtsseitig den klaviertastenförmigen Durchbruch für den Zifferndruck des Summenzählwerks. Schon hier im Vorgriff auf die Furtwängleranwender die Vorstellung der Firma C. Genter „Nigrin“ aus Göppingen mit ihrem Absenderfreistempel A 15. Während das Firmenfeld teils nur die Maschinenkennung (s.o. A 25 ) oder den Firmennamen zusätzlich aufwies, hatte die chem. Fabrik von Carl Genter sogar ihr seit 1904 bestehendes Firmenlogo in Form des Schornsteinfegers im Furtwängler abgebildet und eröffnet damit zusätzlich noch die Nummer 1 in der Rangliste der deutschen Absendermotivstempel an.
A 15 Abschlag Fa. C. Genter, Göppingen mit Firmenlogo Schornsteinfeger und Schriftzug Nigrin aus dem Jahr 1923 mit Datum 9. Juli ( Ausschnittvergrößerung aus einer Firmenpostkarte, ferner Wertrahmen B III mit der Wertstufe 120).
Die obige Abbildung zeigt dann oberhalb des Absenders und den Kontrollziffern des Zählwerks die Stempelplatte für die Postamtsbezeichnung und darüber den unterschiedlich ausgebildeten Wertrahmenteil unterhalb der gleichbleibenden Platteninschrift DEUTSCHES REICH. In der Wertrahmenplatte war ein Durchbruch für eine Nebenplatte als wechselbare Wertziffernplatte eingelassen.
Die folgende Abbildung illustriert die 15 genehmigten Wertrahmenformen durch die deutsche Reichspost, die allerdings in der Kürze der Verwendungszeit wohl nicht alle zum Einsatz kamen. bzw. vielleicht auch bis dato nicht nachgewiesen werden konnten.
Die 15 vorgesehenen Wertrahmenplatten der Furtwänglerfreistempel
Besonders schön kann man in der Wertrahmenserie unter III den ausgesparten Platz für die Nebenplatte der Wertziffern erkennen.
Der Freistempler der Fa. Furtwängler konnte erstmals in Bild und „Aktion“ 1994 im Bericht Nr.28 der FG Post- und Absenderfreistempel vorgestellt werden, nachdem H.-J. Förster nach der Wiedervereinigung im Postmuseum an der Leipziger Strasse in Berlin und im Bundesarchiv Potsdam weder Zeit noch Mühen gescheut hat, nach entsprechenden Quellen zur Postautomation zu suchen. Das Material war dort lückenhaft, aber es fand sich eine Betriebsanleitung zum Freistempler A ausgegeben wohl von der DEUTSCHEN REICHSPOST.
Reichspost und Furtwängler nannten den Freistempelautomaten der Serie A wohl selbst „FRANKA“. Diese Bezeichnung hat sich nicht im Bewusstsein über die Anwender oder Philatelisten erhalten.
Die hergestellten Freistempelautomaten kamen in den Besitz der Deutschen Reichspost und wurden lediglich an interessierte Firmen ausgeliehen. Damit behielt die Post als Eigentümer entsprechende bleibende Rechtsansprüche gegenüber den Erprobungsfirmen. Die Liste der Furtwängleranwender aus 1923 mit den Firmenkennziffer A 1 bis A 32 und den jeweiligen Einsatzdaten fand sich in einer Aktennotiz des Reichspostministeriums aus dem Januar 1924.
Die abgebildete Liste stammt aus dem Band 1 „Die Absenderfreistempel des Deutschen Reiches und ihre Aptierungen“ Handbuch und Katalog der FG Post- und Absenderfreistempel und den Autoren H. Dürst und G. Eich.
Die lückenhafte Nummerierung lässt darauf schließen, dass evtl. weitere Interessenten zwar schon vorgesehen waren, aber nicht mehr zum Zuge kamen. Denn hier kommt das Hauptproblem der Erprobungszeit mit den Furtwänglerfreistemplern beginnend ab Februar 1923 zu Tage. Durch die einsetzende Hochinflation konnten die Portostufen nicht mehr dargestellt werden und ab Mitte/Ende August 1923 finden sich praktisch nur noch handkorrigierte Werteintragungen bis Anfang November 1923. S.a. Ausführungen zum KOMUSINA – Freistempel im nachfolgenden Menüpunkt der Webseite mit den Schwierigkeiten zur Freistemplerentwicklung in der Inflationszeit.
Die Maschineneinsatzdaten der Furtwänglerautomaten zeigen oben ferner extrem unterschiedliche Einsatzzeiten von wenigen Tagen (s.A4) bis zu 6 Monaten (s.A5).
Der oben aufgeführte Bedienungsprospekt verrät auch die Platzierung der Stempel mit ihren Plattenanteilen von Wertrahmen, Absender und Zählzifferbereich in der sog. Stempelglocke.
Rechtsseitig erkennt man die abgenommene Stempelglocke vom unteren Teil der Antriebsmaschine, die auch zur Fixierung auf einer Tischplatte verschraubt werden konnte. Pro Kurbelumdrehung konnte ein Freistempel abgedruckt werden und der Bedienungsprospekt spricht bei einer entsprechenden Einübung von einer Stundenleistung bis 3000 mögliche Abschläge. In der Stempelglocke waren 4 mögliche Wertrahmen platzierbar und so konnten unterschiedliche Wertstufen genutzt werden und auch verschiedene Wertstufen auf einem Beleg kombiniert werden ohne Umrüstung des Freistemplers. Die Nebenplatte der Wertziffern im Wertrahmen war aber auch und wohl nur durch die Post vor Ort wechselbar und konnte praktisch gegen Missbrauch „verplombt“ werden. Sollten wohl neue Wertrahmen notwendig erscheinen, war sicherlich nur das Werk in Furtwangen zum Auswechseln befähigt. Die Anwenderfirma konnte jedoch auch eventuell eine neu bestellte Stempelglocke mit geänderten Wertrahmen nach Lieferung vermutlich übergangslos selbst wechseln und nach Postabnahme einsetzen. Das Kontrollzählwerk in der Stempelglocke summierte die Anwendungen je Wertzifferneinstellung zur Abrechnung. Durch die abnehmbare Stempelglocke mit Zählwerk war nicht der gänzliche Transport des Freistemplers zur Postabnahmestelle erforderlich.
Bei ca. nur 200 bekannten Freistempelbelegen verteilt auf 20 Anwender und 15 Wertrahmenmöglichkeiten mit 26 bis dato ermittelten festen unterschiedlichen Wertstufen in 4 Infla – Portoperioden ist eine Analyse zum Besetzungsspektrum in der sog. Stempelglocke im Furtwängler praktisch nicht möglich. Es gibt Firmen mit nur einem bekannten Abschlag und andere Anwender bis maximal ca. 20 Belegen, die sich aber durch die oben aufgeführten Unterscheidungskriterien weiter ausdifferenzieren lassen.
Dies soll aber doch einmal bei einem der häufigsten Anwender der FRANKA- Freistempelmaschine A 23 - der Firma ATEGE - mit mir bekannten Daten und Belegen von 24 Briefen und 29 Wertziffernabschlägen hypothetisch versucht werden, um zumindest den diesbezüglichen Anwendungsansatz zu beleuchten. Da die Freistempelung bei diesen postamtlichen Vorläufern 1923/1924 noch ohne Datumsnachweis im Stempel erfolgte, sind daher die geforderten und begleitenden Posttages- und Abgangsstempel (s. Beispiel oben Nigrin) aus dieser Zeit notwendig und hilfreich in der chronologischen Zuordnung dieser Belege.
Dennoch kann nach knapp 90 Jahren bei Furtwängler noch besser dokumentiert werden, als im Postautomationsversuch im ABAS – System der Firma Siemens aus dem Jahr 1995, da dort die im labilen Thermodruck hergestellten Freimachungslabel bereits nach kurzer Zeit unlesbar geworden sind! Trotzdem ist der nachfolgende Beleg aus dem Mai 1923 in Farbe und Kontrast etwas aufgepeppt worden, um in der Webseitenabbildung leidlich bestehen zu können.
Die Firma ATEGE - Allgemeine Transportgesellschaft – wurde 1872 in Deutschland als Filiale der italienischen Urgesellschaft Gondrand & Mangili aus Mailand. gegründet und war und ist vorwiegend im internationalen Transportgeschäft engagiert. Anfang des 20. Jahrhunderts (1902) wurde mit Umgestaltung des Familienbetriebes in eine Aktiengesellschaft der Hauptsitz nach Basel in die Schweiz verlegt. ATEGE Berlin hatte schon 1923 sicherlich ein hohes tägliches Postaufkommen, war wohl gegenüber technischer Automation aufgeschlossen und somit ein günstiger Erprobungspartner der Reichspost für den Furtwänglerfreistempler. Der 19.Mai 1923 ist der früheste bis dato bekannte Abschlag bei ATEGE im Wertrahmen A II und mit der Wertstufe 040 Mark für den Ortsbrief bis 20g.
Auch wenn ATEGE nur vom 16.5. bis 23.8.1923 mit diesem postamtlichen Freistempelvorläufer arbeitete und mit nachgewiesenen 24 Belegen vom 19.5. bis 23.8.1923 damit nur gut 3 Monate bis dato bestätigt werden konnten, waren 8 verschiedene Wertrahmen und 11 unterschiedliche Wertziffern im Einsatz! Durch die feststehenden Wertziffern kam der Einsatz des Postautomaten in den Infla – Portoperiden 13, 14 und 15 zunehmend technisch unter Auswechseldruck. Die Auswahl der Stempelnebenplatten mit ihren Wertziffern sollte natürlich wenn möglich viele Versendungsformen erfassen, um den Nutzungseffekt des Freistemplers zu rechtfertigen. Diese Situation ist besonders dann im Juli und August 1923 erkennbar schwierig geworden, wie dies meine folgende Aufstellung zeigt.
TABELLENLEGENDE:
- der Einsatzzeitraum vom Mai bis August 1923 steht obenan.
- die Inflationsperioden wurden in den Farben grün, blau und rot gekennzeichnet.
- die Wertrahmen wurden mit ihren aufgetreten Wertziffernplatten vorangestellt
- deutlich erkennbar wechseln die Wertziffern in den Rahmen nur durch die rasch
wechselnden Portoperioden der Inflationszeit, deutlich erkennbar am Rahmen AII
mit 40-Mark im Mai und Juni, 120-Mark im Juli und 400-Mark im August 1923!
- es finden sich ferner pro Tarifphase tatsächlich nur jeweils zeitgleich 4 Wertziffern und
dokumentieren wohl die gemeinschaftliche Stempelglockenbesetzung im Furtwängler
- in den farbig getrennten Tarifzeiten entsprechen die Ziffern den bekannten
Belegtagesdaten und sind gepunktet voneinander getrennt
- d hinter einer Tagesziffer bedeutet Zweifachabschlag in dieser Wertstufe auf einem Beleg
Insgesamt 2 Belegbeispiele bekannt.
- k hinter der Tagesziffer bedeutet Kombination mit einer weiteren Wertziffer auf einem
Beleg und die sind punkt-gestrichelt mit einander verbunden und können bei gleichem
Datum natürlich nur innerhalb einer Stempelglockenbesetzung vorkommen!
3 Belegbeispiele bis dato bekannt.
Belegt werden können bis dato (November 2012) insgesamt 24 Briefe mit 29 Stempelabschlägen in 8 verschiedenen Wertrahmen und mit 11 verschiedenen Wertziffernplatten. An besonderen Versendungsformen sind dabei 1x Eilboten- und 2x Einschreibversendungen erwähnenswert und zudem 5 Auslandsdestinationen.
Die folgende Tabelleninterpretation ist gedanklich hypothetisch, soll weitere Daten wenn möglich hervorlocken und als Diskussionsgrundlage dienen.
Bei der Erstbesetzung der Stempelglocke der Furtwänglermaschine im Mai 1923 ist der Einsatz der 4 möglichen Wertrahmen mit A II und Wertziffer 040, BI mit Wertziffer 060, B II und Wertziffer 100 und C III mit Wertziffer 300 sicherlich belegt und somit unstrittig. Auch im Juni 1923 ist keine sichtbare Veränderung wohl zu registrieren, auch wenn der 4. Wertrahmen mit Wertziffer 060 aus dem Juni 1923 bis dato nicht gefunden wurde. Da im Mai und Juni noch eine gleiche Portophase vorlag, ist auch ein Wechsel von Wertrahmen oder Wertziffer wenig wahrscheinlich.
Bewegung kam in die Stempelglocke mit Beginn der 14. Infla – Portoperiode mit dem 1.7.1923. Der Wertrahmen A II wird mit der neuen Wertziffer zu 120 und der Wertrahmen B II mit der schon bekannten Wertziffer 300 besetzt. Neu ist der Wertrahmen C I mit der Wertziffer 450. Die Wertziffer 300 verschwindet also aus dem C III Rahmen und dieser wird neu mit der Wertziffer 800 besetzt! Hier kann nun nach 90 Jahren nur spekuliert werden. Aber grundsätzlich waren ja nur 4 Wertrahmen in der Stempelglocke möglich und schon allein ein mechanisches Hindernis kann z.B. die Umrüstung der 800er Wertziffer in den B II Rahmen verhindert haben, so dass die Wertziffer 300 nach B II rutschte. Profan gesagt, vielleicht fiel die neue Nebenstempelplatte für die Wertziffer 800 einfach werkseitig ein paar Zehntelmillimeter zu groß aus und klemmte. Vielleicht liegt die Erklärung auch in einer angestrebten Versendungsform zugeordnet nach stilistischer Ausführung des Wertrahmens. Ich halte diesen Interpretationsansatz aber bei der extremen Portovielfalt der damaligen Zeit postalisch vermutlich für angedacht und erwünscht aber in der Praxis für immer weniger durchführbar. Im August 1923 traten dann in der Stempelglockenbesetzung zur 15. Inflaportoperiode und damit zum 1. August erneut deutliche Umbesetzungen auf im letzten Versuchsmonat des Freistemplers. Der Wertrahmen A II wurde erneut umgerüstet von 120 auf 400 im Wertziffernbereich und kann im August – wie eingezeichnet – dreimal belegt werden. Es taucht ein neuer Wertrahmen A I auf mit der Wertziffer 200 und ein zweiter neuer Wertrahmen C II mit der Wertziffer 3000. Auch die 4. Belegung in der Stempelglocke kann im August 1923 nach neueren aktuellen (2012) Erkenntnissen nachgewiesen werden. Entgegen früheren Annahmen wurde der Wertrahmen C III mit der Wertziffer 800 ausgewechselt und der Wertrahmen B III wurde erstmalig mit der Wertziffernplatte 1000 in die Stempelglocke eingesetzt!
Wie gesagt, dies ist ein Erklärungsversuch für die Stempelglockenbesetzung am Beispiel des Furtwänglereinsatzes bei der Fa. ATEGE in Berlin mit der Maschinenkennung A 23. Vielleicht lockt ja diese Einsatztabelle weitere Erkenntnisse durch die Webseitennutzer zu Tage. Zumindest können die neu entdeckten Furtwängler A23 Belege problemlos mit ihren Tagesdaten in das Tabellenschema zugeordnet und eingefügt werden!
Andererseits ist nach dieser Differenzierung bei ATEGE der allgemeine Ansatz, dass der Wertrahmen A II mit ca. 70 insgesamt bekannten Belegen aller Maschinen der häufigste und somit vielleicht der preiswerteste sein sollte, in dieser Form nicht zu halten. Bei entsprechender Differenzierung kommt dieser Rahmen bei 15 Firmen vor und dies in 8 unterschiedlichen Wertstufen! Allein bei ATEGE sind schon drei differente Wertziffern (40,120,400) im A II Rahmen belegt in den drei verschiedenen Inflaportoperioden!
Nun aber zur Abrundung der Firmenvorstellung ATEGE mit dem FRANKA – Freistempler noch weitere Belegbeispiele in aufsteigenden Portowerten.
Der 19.Mai 1923 ist der früheste bis dato bekannte Abschlag bei ATEGE im Wertrahmen A II und mit der Wertstufe 040 Mark für den Ortsbrief bis 20g.
Wir sehen oben einen frühen Furtwänglerabschlag von ATEGE mit Datum vom 29. Mai 1923 mit B II Wertrahmen und Wertstufe 100 Mark im Fernbrieftarif und 1. Gewichtstufe.
Der oben vorgestellte ATEGE-Brief ging wohl aus der „Holland-Abteilung“ in der Zentrale Berlin an die Deutsche Werke A.-G in Berlin (Verwaltungssitz der ehemaligen Kaiserlichen Kriegswerft in Kiel, nach 1922 wurde dort mit dem Kraftfahrzeugbau begonnen) und war als Ortstbrief portogerecht mit 120 Mark freigestempelt. Der pflichtgemäß zugesetzte Posttagesstempel vom zugehörigen Postamt Berlin NW 5 belegt mit dem Datum vom 31.Juli den Letzttag der 14. Inflagebührenperiode und ab 1.8. war schon die Gebührenerhöhung auf 400 Mark für den Ortsbrief bis 20g eingetreten. Tatsächlich sind bis dato (Okt.2012) 3 Belege im obigen AII Wertrahmen bekannt, die die Umrüstung auf den Gebührenwert 400 im August 1923 belegen.
Der obige Ortsbrief stammt aus der 15. Inflaperiode mit 400 (Tsd) Mark für den Brief bis 20g und Furtwängler - Anwender ATEGE A 23 mit Wertrahmen A II ( Kontrast verstärkt). Damit wurde aktuell im November 2014 ein vierter und bis dato unbekannter Briefbeleg in dieser Form entdeckt. Mit Datum vom 21. August 1923 fügt sich der Freistempelabschlag erwartungsgemäß in die postulierte 4-wöchige Einsatzzeit ein und bestätigt die Stempelglockenbesetzung im Furtwängler.
Aus der ersten Stempelglockenbesetzung des ATEGE – FRANKA – Freistemplers im Mai und Juni 1923 stammt der folgende Auslandsbrief mit einer seltenen Doppelfrankatur. Die feststehenden 4 Wertziffern erlaubten Kombinationsanwendungen und natürlich auch 2fach oder evtl. Mehrfachabschläge.
Der Brief ging von Berlin an die Koninklijke Nederlandse Stoomboot Maatschappij (Königlich Niederländische Dampfschifffahrtsgesellschaft) am 22.5.1923 in Amsterdam. Das Portoentgeld errechnet sich im Auslandstarif für ein Briefgewicht von 40 bis 60g mit 600 Mark.
Nachfolgend eine seltene Furtwänglerfreimachung im EILBOTENVERSAND.
Der Auslandseilbrief nach Kufstein mit Datum vom 13. Juli 1923 zeigt gleich mehrere Besonderheiten. Zunächst die kombinierte 2fache Nutzung von unterschiedlichen Wertstufen innerhalb der Wertrahmenbesetzung der Stempelglocke. Ferner die beschriebene Umsetzung der Wertstufe 300 aus dem C III Rahmen in den oben abgebildeten B II Wertrahmen. Der 450er Wert bekam erstmals im Juli bei ATEGE den neuen C I Rahmen. Die Portostufe errechnet sich aus der Briefgebühr im nahen Grenzverkehr mit 150 Mark und dem Eilbotenzuschlag von 600 Mark zu insgesamt 750 Mark.
Aus der Sammlung von J. Greulich kann die 800er Wertziffer mit Wertrahmen C III nachfolgend vorgestellt werden und ich danke herzlich für die Bereitstellung.
Gegengestempelt mit Datum vom 30.7.1923 war dies quasi Letzttag im Auslandstarif von 800 Mark für den Brief bis 20g. Ob diese Wertstufe im August 1923 beibehalten wurde als 4. Besetzung der Stempelglocke, war eine alte Fragestellung! November 2012 kann mit dem weiter unten vorgestelltem und letztem Brief aus der ATEGE – Serie auch die 4, Stempelglockenbesetzung nun vorgestellt werden und zeigt mit der neuen Wertziffer 1000 und dies in einem BIII Rahmen tatsächlich noch eine neue Variante in zweierlei Hinsicht.
Das folgende Belegbeispiel kann durch eine freundliche Bildvorlage von Gerd Eich eingefügt werden. Die Abbildung zeigt einen eingeschriebenen Auslandsbrief nach Stockholm mit Datum vom 24.7.1923 und stammt damit aus der 14. Inflatarifperiode. Wir sehen gleich mehrere Besonderheiten. Neben den Zensurmerkmalen weist sich der Einschreibzettel mit den Kennbuchstaben atg noch als Selbstbucher aus.
Der phantastische Beleg bestätigt zusätzlich die zugeordneten Wertrahmen und Wertziffern in der Stempelglockenbesetzung im Juli 1923 bei ATEGE gemäß obiger Auflistung. Die Einschreibgebühr über 300 Mark konnte mit der Wertziffer 300 im B II Wertrahmen und die Auslandsbriefgebühr bis 20g mit 800 Mark im Wertrahmen C III frei gestempelt werden.
Auch die nachfolgende Belegillustration stammt mit bestem Dank aus der Sammlung J. Greulich und trägt das Datum 15.8.1923 mit neuem Wertrahmen C II s. obige Tabelle.
Etwas schwierig gestaltet sich die obige Abbildung in gelber Schrift des Firmenumschlags von ATEGE und fast violettem Furtwänglerfreistempelabschlag in der Wertstufe 3 Tausend Mark als neuer Auslandsbrieftarif im August 1923.
Hier schließt auch gleich das vorläufig letzte Belegbeispiel aus der ATEGE – SERIE mit dem FRANKAAUTOMATEN von FURTWÄNGLER an.
Aus der Betriebszeit bei ATEGE ist dieser Furtwänglerbeleg in mancherlei Hinsicht bemerkenswert. Zunächst liegt einmal mit Datum vom 21.8.1923 eine relativ späte Verwendung des Freistemplers vor. 2 Tage später endete der Betriebsversuch nach Angaben des RPM (Reichs-Post-Ministerium). Die Auslandsadresse ist bereits mehrfach in Amsterdam mit der Koninklijke Nederlandse Stoomboot Maatschappij (Königlich Niederländische Dampfschifffahrtsgesellschaft) abgebildet worden. Dort hat glücklicherweise vielleicht ein Philatelist in der Poststelle gearbeitet mit Sinn für diese aus dem üblichen Rahmen fallenden Freistempelbelege aus Deutschland. Es kann gleichzeitig mit der Wertziffernplatte 1000 im neuen und erstmalig verwendeten BIII Rahmen bei ATEGE die 4. und bis dato ungeklärte Stempelstelle in der Glockenbesetzung des Furtwänglerautomaten dokumentiert werden! Auch in diesem Fall eine Einschreibversendung im Selbstbucherverfahren und den R-Zettel-Kennbuchstaben atg. Zum Auslandsbrieftarif bis 20g - schon im vorherigen Beleg mit Wertziffer 3000 abgebildet - summiert sich in diesem Fall noch die Einschreibgebühr in der 15. Inflaperiode mit 1000 Mark zu insgesamt 4000 Mark.
Die bisherigen Belegbeispiele werfen die Frage auf, welche Wertstufen wurden bis dato bei den Furtwänglerfreistempeln überhaupt gefunden.
Erstaunlicherweise wird die Liste der Wertstufenverwendung in den Furtwängler Freistempelmaschinen auch nach 90 Jahren noch länger!
Mit dem Buchstaben M sollten die Wertstufen laut Reichspostzulassung für den Furtwänglerfreistempler unterhalb von 100 Reichsmark gekennzeichnet werden. Wie aus der Auflistung erkennbar, wurde die Regel nicht konsequent befolgt. Bei zunehmend steigenden Portowerten war ja nicht nur die Wertziffer zu ersetzen, sondern dann auch noch das M zu entfernen. Ab August war mit 3 Zahlen schon überhaupt kein Auskommen mehr möglich..
Erstaunlicherweise findet sich immer wieder auch aus dieser kurzen Verwendungszeit 1923 unbekanntes Belegmaterial und dies noch in neuen Kombinationen von Wertrahmen, Wertziffer und Anwender. So umfasst die Auflistung aktuell (Juni 2011) 26 Wertziffern.
Interessant ist der Versuch einmal die Wertstufen nach den Wertrahmen und den Anwendern mit Anzahl der bekannten Abschläge aufzulisten.
Die folgende Aufstellung versucht einen Gesamtüberblick über die bis dato bekannten Furtwängler Freistempelabschläge zu geben.
Zur Auflistung ist das primäre Merkmal der Wertstufe gewählt. Es folgt die mögliche Wertrahmenzuordnung aufsteigend über A I, II, III über B I usw. bis D I. Dieser Wertrahmenzuordnung wurden die möglichen Anwender aus A 1 bis A 32 hinzugefügt und in Klammern die bekannte Auflagenzahl pro Anwender. Überschlägig lassen sich dann die möglichen Mengen abschätzen. Aber hier gilt die Aussage unbestritten von Otto Gleixner, dass praktisch jeder Beleg nach den aufgeführten Differenzierungsmöglichkeiten selten ist und häufig ein Unikat darstellt.
Wertstufe | Wertrahmen/Anwender/Anzahl | Zahl Belege pro Wertstufe |
20 M | A I = A 3 (1x) | |
| B III = Anwender ungeklärt | S = 2 |
40 M | A II = A 6 (1x) | |
| A II = A 15 (1x) | S = 2 |
60 M | A I = A 3 K.Schmalfeld (1x) | S = 1 |
70 M | D I = A 15 | S = 1 |
300 M | B II = A 7 (2x) | S = 2 |
| | |
020 | A I = A 16 (1x) | |
| A I = A 18 (1x) | |
| A II = A 5 (5x) | |
| A II = A 6 (1x) | |
| A II = A 8 (4x auf einem Brief) | |
| B III = A 6 (2x) | S = 11 |
040 | A II = A 5 (2x) | |
| A II = A 6 (2x) | |
| A II = A 7 (1x) | |
| A II = A 10 (1x) | |
| A II = A 16 (2x) | |
| A II = A 23 (2x) | |
| A II = A 25 (4x) | |
| A II = A 26 (1x) | |
| B III = A 6 (2x) | S =17 |
050 | B II = A 3 (1x) | S = 1 |
060 | A II = A 11 (1x) | |
| B I = A 11 (1x) | |
| B I = A 18 (4x) | |
| B I = A 23 (1x) | S = 7 |
070 | B III = A 3 Reichsrat (1x) | |
| B III = A 3 K.Schmalfeld (1x) | |
| B III = A 4 (1x) | |
| B III = A 6 ( 1x) | S = 4 |
100 | B II = A 5 (1x) | |
| B II = A 6 (4x) | |
| B II = A 7 (1x) | |
| B II = A 9 (2x) | |
| B II = A 11 (1x) | |
| B II = A 16 (1x) | |
| B II = A 23 (2x) | |
| B II = A 30 (1x) | |
| B III = A 6 (1x) | |
| B III = A 15 (1x) | |
| C II = A 5 (1x) | |
| C II = A 6 (2x) | S = 18 |
120 | A I = A 25 (1x) | |
| A II = A 1 (1x) | |
| A II = A 3 K. Schmalfeld (3x) | |
| A II = A 5 (1x) | |
| A II = A 6 (3x) | |
| A II = A 10 (3x) | |
| A II = A 16 (2x) | |
| A II = A 18 (2x) | |
| A II = A 23 (3x) | |
| A II = A 26 (1x) | |
| B II = A 6 (1x) | |
| B III = A 9 (1x) | |
| B III = A 11 (1x) | |
| B III = A 15 (5x) | S = 28 |
140 | B III = A 15 (1x) | S = 1 |
150 | C I = A 30 (2 auf 1 Brief 2x) | S = 2 |
200 | A I = A 3 K.Schmalfeld (1x) | |
| A I = A 11 (2x) | |
| A I = A 16 (1x) | |
| A I = A 23 (1x) | |
| A I = A 26 (4x) | |
| A I = A 27 (1x) | |
| A I = A 32 (1x) | S = 11 |
210 | D I = A 15 (1x) | S = 1 |
300 | A II = A 9 (1x) | |
| B II = A 1 (3x) | |
| B II = A 15 (2x) | |
| B II = A 16 (1x) | |
| B II =A 23 (2x) | |
| B II = A 26 (1x) | |
| C III = A 23 (3x) | S = 13 |
360 | B III = A 1 (1x) | S = 1 |
400 | A II = A 3 K.Schmalfeld (3x) | |
| A II = A 6 (1x) | |
| A II = A 10 (4x) | |
| A II = A 11 (2x) | |
| A II = A 16 (2x) | |
| A II = A 18 (1x) | |
| A II = A 23 (2x) | |
| B I = A 18 (1x) | |
| B II = A 10 (1x) | S = 17 |
450 | C I = A 23 (1x) | S = 1 |
800 | C III = A 23 (2x) | S = 1 |
1000 | A II = A 9 (1x) | |
| B I = A 18 (1x) | |
| B II = A 3 K.Schmalfeld (1x) | |
| B II = A 15 (1x) | |
| B II = A 16 (3x) | |
B II = A 19 (1x) | ||
B II = A 26 (3x) | ||
B II = A 27 (1x) | ||
B III = A 23 (1x) | S = 13 | |
1200 | B III = A 9 (1x) | S = 1 |
3000 | C II = A 23 (2x) | S = 2 |
4000 | C II = A 11 ( 1x) unklar | bedarf der Klärung |
8000 | B III = A 10 (2x) | |
| B III = A 11 (1x) | S = 3 |
| | |
Die Auflistung beinhaltet natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einige nicht sichere Zuordnungen - auch aus der Gleixnerschrift - wurden ausgespart, dennoch bestehen Fehlermöglichkeiten durch Übernahme nicht korrekter Zuordnungen und Bestimmungen von Wertrahmen und Wertziffern. Die Tabelle enthält allerdings nicht die zugehörigen Tagesdaten aus den Monaten Februar bis August 1923. Bei entsprechender Betrachtung ist natürlich der Wertstufenwechsel Richtung August mit entsprechend höheren oder besser kombinierbaren Wertstufen erkennbar. Der Wert 200 zum Beispiel wird erst seit August 1923 bei allen oben aufgeführten Anwendern eingerüstet und dies einheitlich (!) mit Wertrahmen A I, was schon eine angestrebte Ordnungsmaxime verrät.
Bezüglich der Sortierung nach Wertstufen, Anwendern und Wertrahmen wird ebenso erkennbar, dass von einer gemeinsamen Variante maximal 5 Belege bis dato registriert werden konnten.
Ferner bedarf es der näheren Erklärung des Freistemplers mit der Kennung A 3. Dies war bei den Furtwänglern der einzige Automat, bei dem ein Wechsel des Anwenders stattgefunden hat.
Das Büro des Reichsrats nutzte den FRANKA – Freistempler vom 24.2. bis zum 7.3.1923. Nach Umrüstung der Absenderstempelplatte hat der Verlag CARL SCHMALFELDT in Berlin den Automaten übernommen vom 1.7. bis zum 17.8.1923.
Der Reichsrat war die Vertretung der deutschen Länder in der Weimarer Republik und damit Nachfolger des Bundesrates im Kaiserreich. Die Carl Schmalfeldt GmbH in der Friedrichstrasse in Berlin war damals ein bekanntes Verlagshaus und Druckereiunternehmen
Die obigen Abbildungen zeigen - teils im Kontrast verstärkt – Vor- und Rückseite eines vorgedruckten Bücherzettels des Carl Schmalfeldt Verlages in umfunktionierter Anwendung als Ortspostkarte mit Datum vom 12.7.1923. Der Furtwängler-Absenderfreistempel mit Wertrahmen A I und Wertstufe 60M für die Ortspostkarte demonstriert auch die Umänderung des zugehörigen Postamtes von Berlin NW 40 nach Berlin SW 48.
Nachfolgend sollen die bekannten Anwender mit ihren Frankafreistemplern einmal vorgestellt werden, wenn zur Abbildung taugliche Vorlagen vorhanden sind. Denn die Abschlagqualität war schon damals vor 90 Jahren ein Problem.
Die Verwender werden unabhängig von Wertrahmen und Wertziffern einmal mit ihrem Freistempelabschlag vorgestellt. Dies ist nicht in allen Fällen optimal möglich. Im Prospekt zum FRANKA – Freistempler findet sich eine weitere Abbildung ohne Stempelglocke und Schutzhaube mit rechts unten abgelegtem Farbband und Einfärber.
Die Einfärbung des Farbbandes weist nicht nur unterschiedliche Farbtöne von rot bis violett auf, sondern unterlag wohl auch unterschiedlich sorgfältiger Handhabung. So waren schon in der Erprobungsphase die Freistempelabschläge teils schwach bis unleserlich. Dennoch soll ein Spektrum in aufsteigender Automatenkennung versucht werden.
Schon beim Anwender A 1 ergibt sich eine erste und in dieser Form einmalige Besonderheit. Der Freistempler mit Maschinenkennung A 1 firmiert ähnlich Furtwängler A 3 mit zwei unterschiedlichen Absenderklischees. Einmal im Hauspostamt Reichstag – wie oben abgebildet - und zum anderen mit zuständigem Postamt Charlottenburg 2 und Absenderangabe Aussenhandelsstelle für den Maschinenbau. Hier habe ich allerdings keinen reproduzierbar guten Stempelabschlag zur Demonstration. Sollten hier zeitgleiche Abschläge bekannt sein, wäre dies der bis dato einzig bekannte Frankaautomat mit möglicherweise zwei Stempelglocken im Wechseleinsatz mit unterschiedlichen Absenderangaben bei gleicher Maschinenkennung.
Ein Anwender A 2 existiert wohl nicht. Der A 3 Anwender wurde bereits oben vorgestellt mit dem Wechsel des Nutzers vom Büro des Reichsrats zur Carl Schmalfeldt GmbH. Dies allerdings zeitlich sicher getrennt im Einsatz nach Umrüstung der Stempelplatten.
Das Reichsfinanzministerium führte die Maschinenkennung A 4. Hier kann ich leider keine Abbildung bieten. Das Landesfinanzamt Groß-Berlin war dann der Betreiber unter A 5.
Trotz Farb- und Kontrastverstärkung ist die Vorstellung des Absenderfreistempels schwierig. Es liegt hier ein früher Furtwängler vor mit Anwendung am 28.2.1923 als Ortsbrief mit Wertziffer 020 Mark und im Wertrahmen A II.
Die Rechnungsstelle des Reichsmonopolamts für Branntwein setzte den Frankaautomaten unter der Maschinenkennung A 6 ein. Der auch hier im Kontrast verstärkte Beleg mit Datum vom 3.5.1923 lief von Berlin Postamt W 9 an das Hauptzollamt in Zwickau. Fernbriefporto mit 100 Mark und Wertrahmen B II.
Zur Vorstellung des Nutzers A 7 - das Landesfinanzamt Hannover - danke ich Chr. Wapler für folgende Abbildung.
Der Ortsbrief mit Datum vom 12.5.1923 mit Wertziffer 040 Mark liegt hier im Wertrahmen A II vor.
Der Anwender A 8 - das Landesfinanzamt Münster – liegt bis dato nur mit einem bekannten Abschlag vor, den ich an dieser Stelle nicht vorstellen kann.
Auch der nachfolgende Anwender mit der Maschinenkennung Furtwängler A9 ist selten belegt. Die H. SCHLINCK & CIE. A-G. HAMBURG 1 ist dennoch auch heute allgegenwärtig mit ihrem Produkt PALMIN. Ende des 19. Jahrhunderts hatte Schlink ein reines Pflanzenfett aus der Kokosnussbutter entwickelt und ab 1897 unter dem Begriff PALMIN markenrechtlich geschützt.
Der illustrierte Umschlag der Firma wurde als Privatpost mit Datum vom 8.8.1923 gekennzeichnet und am Postamt Hamburg 1 gegengestempelt. In der Stempelplatte des Absenders firmiert: Schlinck A.-G. / Hamburg / Palmin / A9. Dies wäre motivmäßig gesehen in einer Sammlung zur Nahrungsindustrie neben dem Schornsteinfeger bei „Nigrin“ und Anwender A 15 doch schon ein weiterer Motivfreistempel aus dem Jahr 1923. Eine Besonderheit ist sicherlich die Besetzung des Wertrahmens B III mit der Wertziffer 1200. Dies ist die passende Wertziffer zur Einzelfrankatur für den Fernbrief in der 2. Gewichtsklasse im Inflatarif zum 1.8.1923 und im Furtwänglereinsatz wohl extrem selten.
Die Vorstellung des Furtwängleranwenders mit der Maschinenkennung A 10 führt uns in die Stadt Altena in Westfalen. Erstaunlicherweise gab es in dieser westfälischen Kleinstadt auf dem Weg vom Ruhrgebiet ins nahe Sauerland gleich 2 Firmen, die den Freistempler zur Vereinfachung der Postabfertigung 1923 nutzten. Die Stempelplatte des Absenderfeldes weist in beiden Fällen nur A 10 bzw. A 11 auf bei gleicher Postamtsbezeichnung unter Postamt Altena Westf. Bei den schwachen Stempelabschlägen wären schon einmal Verwechslungen möglich, die sich aber durch die üblicherweise genutzten Firmenumschläge und Postkarten mit Absenderdruck in der Regel verhindern lassen.
Die obigen Abbildungen belegen den Furtwängler A 10 der Firma Joh. Moritz Rump mit Wertrahmen AII und Wertziffer 040 Mark für die Postkarte im Ferntarif und Datum vom 11.6.1923. Die Rückseite der Firmenpostkarte dokumentiert auch inhaltlich die Metallwarenfabrik Joh. Moritz Rump aus Altena in Westfalen.
Die Firma Gebrüder Knipping in Altena Westfalen war eine Abteilung der Deutsch – Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft und hatte den FRANKA- Automaten A 11 im Einsatz. Mit dem Zechen- und Hüttenkonzern („DL“) verknüpfen sich Strukturen und Verbindungen zum Firmenimperium von Hugo STINNES.
Die vorgestellte Firmenpostkarte mit Datum vom 14.8. 1923 der Gebrüder Knipping in Altena nutzt für die Fernpostkarte ebenfalls im Furtwänglerstempel den Wertrahmen A II, weist aber inflationsbedingt hier schon gegenüber der Fernpostkarte der Fa. Rump aus Altena zwei Monate später die Wertziffer 400 Mark auf. Das Portoentgeld war in diesem Fall um 1000 Prozent gestiegen!
Die Maschinenkennungen A 12,13 und 14 sind wohl nicht mehr zum Einsatz gekommen und die folgende Abbildung demonstriert wieder die schon vorher im Detailausschnitt vorgestellte Firma Carl Gentner aus Göppingen, die ihr Absenderfeld im Freistempler „ergiebig und illustrativ“ zu nutzen wusste.
Auch hier eine Firmenpostkarte im Ferntarif mit Datum vom 9.7.1923 und damit zeitlich im Posttarif zwischen den beiden vorherigen Postkarten angesiedelt. Im Wertrahmen B III wurde die Nebenstempelplatte daher mit der Wertziffer 120 Mark eingebaut.
Bei der Vorstellung des Anwenders A 16 - der Ulrich Gminder Gesellschaft aus Reutlingen – möchte ich einen Beleg aus der Sammlung von Chr. Wapler nutzen. Der farbstarke Stempelabschlag benötigt in diesem Fall keine Detailvergrößerung.
Im Gegensatz zur oben vorgestellten reinen Maschinenkennung kommen in diesem Fall zumindest mit U und G noch die Anfangsbuchstaben der Firmenbezeichnung neben A 16 zur Darstellung. Die Firma Gminder – heute im Robert Bosch Konzern aufgegangen – war eine der größten deutschen Textilindustrien mit eigenen Patenten zur Spinnerei und Weberei mit Sitz in Reutlingen. Die Postabfertigung nutzte ihren Frankaautomaten recht intensiv und in diesem Fall stammt die Fernpostkarte aus der gleichen Inflaperiode wie zuvor gezeigt, liegt aber mit A II Wertrahmen vor. Die Firma Gminder trat auch spez. mit HANDEINTRAGUNGEN der Wertziffern im FRANKA- Automaten in der Zeit der Hochinflation in Erscheinung. Eine diesbezügliche Vorstellung ist noch an späterer Stelle vorgesehen.
Da auch ein Nutzer A 17 bis dato nicht bekannt ist, folgt mit der Maschinenkennung A 18 die Firma Rudolph Becker aus Leipzig.
Der Ausschnitt demonstriert in diesem Fall wieder eine deutliche Nutzung zur Firmenvorstellung im Absenderfeld des Freistempels
Rudolph Becker betrieb eine Großhandlung für Druckereibedarf in Leipzig, die noch 1924 ihr 50 jähriges Jubiläum feierte. Der Detailausschnitt belegt den Wertrahmen B I mit der Wertziffer 1000 Mark für den Fernbrief bis 20g in der 15. Inflatarifperiode und die ausführliche Firmenvorstellung im Absenderfeld des Freistempels.
Laut Aktennotiz des Reichspostministeriums war auch ein Anwender A 19 vom 6. bis 23. August 1923 in Kornwestheim notiert, konnte aber bis dato nicht dokumentiert werden.
Gerd Eich hatte schon in seinem Katalog die Vermutung des möglichen Freistemplereinsatzes evtl. mit der Schuhfabrik SIGLE & Cie in Verbindung gebracht und tatsächlich kann nach 90 Jahren erstmalig nun der dortige Furtwänglereinsatz bestätigt werden. Nachfolgend der besagte Geschäftsbrief an das Schuhlager Karl Sauerländer in Lemgo.
Die Stempelplatte mit der Maschinenkennung A19 (B II Rahmen und Wertstufe 1000) war hier noch zusätzlich mit dem bekannten LOGO der MARKE SALAMANDER (seit 1909 eingetragen) dekorativ gestaltet und zeigt den Salamander im kreisförmigen Schriftzug und stellt in diesem Fall auch noch einen attraktiven Motivgesichtspunkt dar. Der Summenzähler des Freistemplers weist am 8.8.1923 insgesamt 264 Vorgänge aus. Der knapp 3wöchige Betriebsversuch wurde wohl wenig beachtet und die Geschäftspost landete vermutlich in den Papierkörben der Empfänger. Die Historie der MARKE SALAMANDER belegt übrigens eine bunte Mischung der industriellen Massenfertigung auf dem Schuhsektor und ihrer Entwicklung in Deutschland einschließlich Arisierung des Unternehmens und Zwangsarbeit im 2.Weltkrieg. Da war die Werbung mit der bekannten Salamanderfigur LURCHI seit 1937 noch die harmlosestete Variante und die schönste Comicbeschäftigung für die jüngere Kundschaft.
Firmen, Behörden oder sonstige Verwender für die Furtwängler – Maschinenkennungen – A - 20, 21 und 22 sind bis dato nicht bekannt geworden! Es folgt in der Auflistung die bereits früher vorgestellte Firma ATEGE als Anwender A 23.
An dieser Stelle noch einmal der Freistempelabschlag im Detailausschnitt der ATEGE Berlin.
Auch ein Verwender für A 24 liegt nicht vor und erst mit A 25 tritt die Allgemeine Ortskrankenkasse der Stadt Berlin mit ihrem Furtwänglerfreistempel in Erscheinung. Auch die freundliche Übermittlung von Chr. Wapler zum Freistempel der AOK Berlin ist nicht optimal. Aus der ergänzenden Patentschrift August 1922 zum Furtwängler- Freistempler steht aber ein Abschlagbild zum zukünftigen Anwender A 25 zur Verfügung, der rechts positioniert zur Darstellung kommt. Auf diese Angelegenheit werde ich an späterer Stelle noch einmal zurückgreifen.
Auch in diesem Fall im Absenderfeld lediglich die Maschinenkennung A 25. Ortspostkarte im Tarif 1.3. bis 30.6. 1923 mit 20 Mark ohne diesmal zusätzlichen Tagesstempel.
Die Verkaufsorganisation des tschechoslowakischen Stahlkonzerns POLDI HÜTTE in Berlin verwendete den Furtwängler – FRANKA- Automaten mit der Kennung A 26. Der Konzern hat seit dem Jahr 1889 eine wechselvolle auch politisch bedingte Geschichte und existiert als Stahlproduzent unter neuer Regie und Namen noch heute.
Portogerechte Drucksachengebühr bis 25g mit Datum vom 11.8.1923 und damit 15. Inflatarifperiode im Wertrahmen A I.
Erst die Briefrückseite offenbart in diesem Fall den Freistempelanwender
Dank der Zusendung von J. Greulich kann der Furtwängler Anwender mit der Kennung A 27 doch noch nachträglich (29.7.2011) eingeschoben werden.
Die Nähfadenfabrik Julius Schürer in Augsburg blickt auf das Gründungsjahr 1858 zurück, änderte ihren Namen nach Wandlung in eine Aktiengesellschaft 1887 nur geringfügig um und fusionierte später mit der Nähfadenfabrik Göggingen. Das Textilangebot wurde schließlich abgegeben und die Nachfolgefirma beschäftigt sich wohl noch mit Vermögensverwaltung.
Für die Anwendung A 28 und 29 gab es wohl wieder keinen Nutzer.
A 30 kann ich freundlicherweise erneut mit einem Brief aus der Sammlung Chr. Wapler dokumentieren.
Die Porzellanfabrik Heinrich & Co. aus Selb war Anwender dieses Frankaautomaten und mit 100 Mark und Datum vom 2.6.1923 war das Inlandsporto für den Fernbrief in der 1. Gewichtsstufe portogerecht bezahlt im Wertrahmen B II. Die Porzellanfabrik Heinrich war eine von mehreren in der Porzellanstadt Selb und existiert heute noch weiter im Villeroy & Boch Konzern.
Ein Anwender mit Maschinenkennung A 31 ist wieder bis dato nicht bekannt geworden und als letzten FRANKA- Automaten ( A 32 ) kann ich erneut auf eine Abbildung von Chr. Wapler zurückgreifen. Dieser Beleg demonstriert in mehrfacher Hinsicht Besonderheiten aus dem Furtwänglerbereich. Besonderheiten sind neben extrem seltenen Anwendern, Wertrahmen und Wertstufen aus meiner Sichtweise des postalischen Einsatzes auch spez. ausgefallene Versendungsformen wie Einschreiben, Eilbotenversendung usw. anzuführen. So sind mir bei Furtwängler bis dato nur ein Eilbotenbrief und zwei Einschreibsendungen bekannt. Letztere Form kommt in der folgenden Abbildung zur Darstellung. Eine eingeschriebene Drucksachenversendung ist schon allgemein selten anzutreffen! Im 15. Inflatarif war entsprechend die Inlandsdrucksache mit 200 Mark und die eingeschriebene Versendungsform in der 1. Gewichtsstufe mit 1000 Mark Entgeld vorgesehen. Die Firma EDUARD RHEINBERGER A.G. aus PIRMASENS signierte mit E.R.P. im Absenderfeld des Freistempels. (Die Schuhfabrik Eduard Rheinberger entstand aus kleinsten Verhältnissen 1882, hatte in ihrer Blütezeit bis zu 2500 Mitarbeiter und fertigte jährlich Schuhe in Millionenauflagen. Dem Niedergang der dt. Schuhindustrie in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte sich auch E.R.P. nicht entziehen). In der Stempelglocke war bei E.R.P. 1923 keine Einzelwertstufe - wie oben bei der Schlink AG-Palmin mit 1200 Mark vorgestellt - vorhanden, jedoch die Kombination der Wertziffern 200 im A I Wertrahmen und 1000 im B II Wertrahmen möglich.
Solche gleichzeitigen Kombinationsabschläge mit dem Furtwängler- Freistempler sind ebenfalls zu den Besonderheiten zu zählen. Sie finden sich selten als Mehrfachabschlag mit gleicher Wertstufe und Wertrahmen (allerdings als Ausnahmeerscheinung bis 4x auf einem Brief bekannt) und in Kombinationen wie oben abgebildet. Dazu noch ein weiteres Belegbeispiel aus der Sammlung Chr.Wapler.
Auch in diesem Fall war in der 15. Inflaperiode für den Fernbrief in der 2. Gewichtstufe das Portoenteld über 1200 Mark mit dem Furtwängler A 6 (Reichsmonopolamt für Branntwein) nicht in einer Einzelfrankatur möglich. Aber die Kombination 200 und 1000 war ebenso wie bei der Firma Heinrich aus Selb in der Stempelglocke gegeben und einstellbar, demonstriert aber im Gegensatz zum vorherigen Brief die Wertziffernnutzung in anderen Wertrahmenformen! Liegt die Wertziffer 1000 ebenfalls im Wertrahmen B II vor wie beim vorherigen Verwender A 32, so hat die Wertziffer 200 allerdings in diesem Fall bei A 6 einen B III Rahmen!
s. nachfolgende Ausschnittvergrößerung.
Wie bereits schon angeführt, brachte die einsetzende Hochinflation das FRANKA - System der festen Wertziffern im Freistempler zunehmend in Schwierigkeiten, doch vereinzelt fanden wohl Anwender in Absprache mit der örtlichen Postverrechnungsstelle die Möglichkeit zur handschriftlichen Wertzifferneintragung im Wertrahmen des Freistempels.
Die schon vorgestellte Firma Gminder, Reutlingen hatte wohl örtlich mit der Postabrechnung ihres FRANKA- Automaten in der Zeit der Hochinflation von Ende August bis Anfang November 1923 ein Abkommen zur Abrechnung handschriftlich eingetragener Wertbeträge im Wertrahmen vereinbart. Denn es existieren aus der Gleixnerschrift und meinen Unterlagen bis dato 16 Furtwänglerbelege dieses Anwenders mit der Maschinenkennung A 16 und handschriftlichen Werteintragungen! Ein weiterer Verwender in dieser Form ist mir nicht bekannt.
Wir sehen zunächst mit Datum vom 4.10.1923 eine Postkarte aus der Waplersammlung mit einer handschriftlichen Werteintragung für 800.000 Mark für die Fernpostkarte im 19. Inflatarif vom 1.10. bis 9.10.1923. Handeintrag im Wertrahmen A II.
Die nachfolgende Postkarte der Fa. Gminder ebenfalls als Fernpostkarte und hier nach Solingen mit Datum vom 31.10.1923 weist im gleichen Wertrahmen mit der Ziffer 4 den Betrag portogerecht im 21. Inflatarif in Form eines Millionenwertes aus.
Die handschriftlichen Werteintragungen bei der Fa. Gminder sind bis dato nur im Wertrahmen A I und A II dokumentiert worden.
Es existiert noch ein Beleg in dieser Form der Handeintragung mit Datum vom 2.11.1923 angeführt in der Ausarbeitung von Otto Gleixner und mit diesem Datum endet dann vorläufig erst einmal die Geschichte des FRANKA- Freistemplers aus Furtwangen auch auf meiner Webseite. Dazu noch einmal die Rückseite eines eindrucksvollen Firmenbriefes der besagten Uhrenfabrik mit ihrer Episode im deutschen Postautomationsbereich.
Beleg Sammlung Christian Wapler, Berlin
Die Sichtung des Materials zum Furtwänglerfreistempel hat höchst interessant viele Facetten zu diesem Kapitel aus der frühen Geschichte der Absenderfreistempel beleuchtet und angeschnitten. Es tauchen weitere Fragen auf und auch nach 90 Jahren gibt es hier Überraschungen mit weiterem Forschungspotential und neue Erkenntnisse gilt es zu entdecken. Ich hoffe auf zusätzliche Hinweise und Anregungen auch aus dem Kreis der Webseitennutzer und bedanke mich an dieser Stelle für die bisherige Unterstützung und schon einmal für evtl. zusätzliche Hinweise oder um weitere Belegbeispiele. Diese würden natürlich unter Quellenangabe eingefügt.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal auch auf die Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. mit 25 jähriger Erfahrung hinweisen mit ihren redaktionell höchst informativen Berichten unter der Regie von Gerd Eich. S.a. Linkliste der Webseite.
Aktueller Absenderfreistempel der FG
Mit einer Seite aus dem erweiterten und ergänzendem Patentantrag der Firma Furtwängler zum FRANKA-Automaten aus dem August 1922 möchte ich das Kapitel zum ersten deutschen Absenderfreistempel damit zunächst einmal abschließen.
Bei Lupenbetrachtung kann man noch eine zusätzliche Entdeckung zur obigen Patentschrift machen und dies betrifft nicht nur die zahlreichen Schnittzeichnungen zur Ausführung des raffinierten, feinmechanischen Furtwänglerfreistemplers.
Der angeführte Stempelabschlag mit der Anwenderkennung A 25 hat schon im August 1922 in der Patentschrift eine Postamtszuweisung mit BERLIN SO 18! Die endgültige Postamtsbezeichnung im FRANKA- Automaten A 25 vom 17.5. bis 23.8.1923 der Allgemeinen Ortskrankenkasse der Stadt Berlin lautete aber auf BERLIN SO 16. Ich denke, dass die AOK als zukünftiger Anwender schon zur ergänzenden Patentschrift aus dem Jahr 1922 feststand. Vielleicht war aber ein Irrtum in der Postamtsfestlegung eingetreten, aber auch ein Umzug der AOK- Verwaltung in einen anderen Berliner Postamtsbezirk ist evtl. zu diskutieren.
Aus den Patentschriften seit August 1921 und den Vorentwürfen ist also eine Entwicklung des Absenderfreistemplers aus Furtwangen schon seit 1919 wahrscheinlich. Der erste Patentantrag aus dem August 1921 mit der komplexen feinmechanischen Technik macht einen entsprechenden Vorlauf wahrscheinlich. Die ergänzende Patentschrift aus August 1922 verrät schon die bis dato aufgeführten Zuordnungsverhandlungen mit den Anwendern! Die zunehmende Inflation mit den Schwierigkeiten der feststehenden Wertziffern war für die Uhrenfabrik aus Baden dann ein nicht vorhersehbares Ereignis und beendete für alle Zeiten ihren Ausflug in die Postautomation. Da waren die postamtlichen Freistemplervorläufer der Firmen BAFRA und ANKER aus dem Jahr 1923 mit ihrer Flexibilität der primär variablen Wertzifferneinstellungen im Registrierkassensystem dem FRANKA - Automaten überlegen.
Der Versuch einer zusammenfassenden Vorstellung des FRANKA- Freistemplers aus Furtwangen mit teils neuen Aspekten war sicherlich einmal angebracht und ich bedanke mich für Ihr Interesse.