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Olympia – Filme 1936
Das obige Thema soll als 2. olympisches Streiflicht auf der Homepage vorgestellt werden. Zwar stehen hier nur wenige postalische Belege im direkten Bezug zur Verfügung und es bestimmen daher u.a. Ansichtskarten und Filmbroschüren den Rahmen, aber es ist ein reizvolles Thema, das in Deutschland - eher mehr als im Ausland - zwiespältig betrachtet wird. Einerseits stehen die Leistungen bezüglich künstlerischem Anspruch, Technik und Regie zum Film der Olympiade 1936 schon nach der Beurteilung durch internationale Preise nicht zur Disposition, aber die Regisseurin LENI RIEFENSTAHL hat unbestritten auch zu den olympischen Spielen 1936 NS – konforme Propagandafilme geschaffen. Sicherlich hat daher Adolf Hitler freudig bei der Filmpremiere im UFA – Palast in Berlin der Regisseurin mit Handschlag gedankt. Seit dem Jahr 1912 gab es die Verpflichtung durch das IOC (International Comite Olympique) – hier vorgestellt mit dem Poststempel vom Sitz in LAUSANNE aus dem Jahr 2005 - für das jeweils ausrichtende Organisationskomitee des Veranstalterlandes von den Spielen ein FILMDOKUMENT anzufertigen, die allerdings in ihrem Ergebnis bis zum Jahr 1932 in ihren Ausführungen eher „sehr dürftig“ ausfielen.
Als Generalsekretär des Organisationskomitees in Deutschland war Carl Diem seit Januar 1933 verantwortlich für die Planung und Ausführung der Spiele in Berlin und in Abstimmung mit der NS – Führung wurde Leni Riefenstahl mit der Erstellung des Olympiafilmes beauftragt. Die Kosten verteilten sich dann auch gleich entsprechend auf das IOC und das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda und Leni Riefenstahl gründete dazu mit ihrem Bruder die OLYMPIA-FILM GMBH, die dem Ministerium unter Goebbels unterstellt wurde und der sich über die Ausuferung der Kosten durchaus empörte. Leni Riefenstahl empfahl sich für das NS – Regime durch ihr Regiedebüt „Das blaue Licht“ und die nachfolgende Ausführung der „Parteitagstrilogie“ und traf damit nicht nur die Wunschvorstellung von Adolf Hitler sondern die breite deutsche Bevölkerung war durchaus begeistert und auch international waren diese Filme trotz ahnenswerter und überlagerter faschistischer Tendenz dekorationswürdig und für die Schulen ein Pflichtprogramm. Die Vergabe der olympischen Filmdokumentation an Leni Riefenstahl war somit durchaus konsequent und eine NS-konforme Propaganda war nebenbei zu erwarten. Es entstanden in aufwendigen neuen Filmtechniken mit ca. 30 Kameraleuten und einem 300köpfigen Team höchst innovative und entsprechend teure Filme sportlicher Ereignisse in bis dato nie gesehener Form. Allein der Schnitt aus 400.000 Meter Filmmaterial benötigte fast 2 Jahre und die Filmverleihrechte bekam schließlich die TOBIS-Filmgesellschaft.
Zunächst aber ein Blick auf die vertreibende Filmgesellschaft mit der TOBIS CINEMA Film-Aktiengesellschaft und dazu die Deckseite der speziellen Filmschrift zum Olympia – Film.
rückseitiges Deckblatt (Kontrast korrigiert) der 10seitigen TOBIS-Schrift zum Vertrieb mit Hinweis auf den Einsatz modernster Technik zu
OLYMPIA
DER FILM FÜR DIE WELT
und Sport, Kunst und Technik haben sich zu idealem Wettkampf vereint
Absenderfreistempel der TOBIS CINEMA FILM - AKTIENGESELLSCHAFT
Die TOBIS – Film-Aktiengesellschaft wurde 1927 aus verschiedenen Gesellschaften der Ton-, Schallplatten- und Filmindustrie gegründet und wurde neben der UFA die zweitgrößte deutsche Filmgesellschaft bis sie im Jahr 1942 sogar mit der Universum Film AG fusionierte.
In der Zeit des Nationalsozialismus war Propaganda nicht nur ein Schlagwort sondern ein „allgegenwärtiges und aufgezwungenes Erlebnis in Deutschland“ und neben der NS - vereinnahmten UFA unter Alfred Hugenberg war in der TOBIS – Gesellschaft als Direktor alsbald der Adlatus von Goebbels mit Helmut Schreiber ein Garant für die entsprechende genehme Gesellschaftsausrichtung.
Schon auf der begleitenden Olympiaveranstaltung „Ausstellung Deutschland“ 1936 war im Sommergarten des Funkturmgeländes während der Darbietungen die „TOBISSÄULE“ der Filmgesellschaft gegenwärtig und dazu folgende Ansichtskarte.
Die örtliche Beziehung ist deutlicher auf der nachfolgenden Ansichtskarte zur Olympiade 1936 erkennbar und im Hintergrund die neu erbaute Deutschlandhalle und auch hier darf das bekannte NS – Symbol in vermutlich in nachträglicher Bearbeitung nicht fehlen.
Olympiastadtplan 1936
Der Olympia – Stadtplan (Ausschnitt) aus dem Reichssportverlag erleichtert die Orientierung zur folgenden Ansichtskarte mit Blick vom Funkturm (s. Markierung Standort rechts außen) auf das Umgebungsgelände mit seiner speziellen Gestaltung für die olympischen Spiele 1936 und den verschieden Veranstaltungsorten. Dazu nachfolgend noch die passende Bildübersicht auf einer Ansichtskarte
Blick vom Funkturm aus 130m Höhe auf den Sommergarten im Ausstellungsgelände mit seinen olympischen Strukturen 1936. Ganz links ist noch die Kurve des Radsportstadions zu erkennen, das Internationale Studentenlager links oben, die KdF – Stadt zur Versorgung der Tagesgäste mit dem zugehörigen Bahnhof an der S-Bahnlinie und rechts oben im Hintergrund angedeutet das Reichssportfeld mit Glockenturm, Maifeld und Olympiastadion.
Fortsetzung (31.05.2016) Olympia Filme 1936
die Filmbeschreibung der TOBIS mit Widmung für Coubertin, Liste der Ausführenden und Hinweis auf Unterstützung durch das IOC
Das aufwendig erstellte Filmmaterial wurde dann auf zwei Filme verteilt und dazu eine Auswahl aus den entsprechenden Filmprogrammheften, die in verschiedenen Versionen vorliegen.
Die Premiere im UFA – Palast Berlin war dann „zufällig“ am 20.April 1938 und wohl ein „Geburtstagsgeschenk“ für Adolf Hitler, der nach meinen Recherchen wohl persönlich anwesend war und Leni Riefenstahl zu diesem Filmwerk gratulierte.
Dazu die Ansichtskarte mit der Ankündigung beider Filme und rückseitigem Autogramm
Filmprogramm zum zweiten Teil des Olympiafilmes 1936
Für die Olympiafilme wurde die UFA – PALAST am Zoo eigens von Albert Speer umgestaltet in puristisch klassizistischem Stil. Weitere Ansichtskarte mit der Filmreklame nur für den ersten Teil.
Zum OLYMPIAFILM gab es dann von der TOBIS – Vertriebsgesellschaft auch einen speziellen Werbeeinsatz im Absenderfreistempel und dazu nachfolgende Abbildung.
Der Brief in der 2. Gewichtsstufe war an die Kiba in Wien gerichtet, der Kinobetriebsgesellschaft der Stadt Wien, die aber im Jahr des Absenderfreistempels 1938 in die nationalsozialistische Ostmärkische Filmtheater-Betriebs GmbH eingegliedert wurde.
Die Olympiafilme von Leni Riefenstahl wurden nicht nur in Deutschland ein Erfolg, sondern weltweit aufgeführt und durften natürlich nicht zur Unterhaltung auf einem Kreuzfahrtschiff der HAPAG fehlen.
Dazu noch eine weitere Seite aus der HAPAG-Werbung für das Bordkino
Zu diesen Filmen gibt es noch ein aufwendig gestaltetes Buch mit dem Titel
und aus diesem Buch ein Bild zu den Filmaufnahmen mit dem Team auf dem Maifeld und im Hintergrund der Olympiaglockenturm dem ersten olympischen Streiflicht auf der Homepage.
Aus dem vielfältigem Material zu den Olympiafilmen konnte nur ein kleiner Teil vorgestellt werden, der vielleicht neugierig macht zu näheren Beschäftigung mit diesem Thema und mit der lesenswerten Biographie seiner Regisseurin LENI RIEFENSTAHL. Allein das oben erwähnte Buch zum Film hat einen Umfang von fast 300 Seiten.
Das Thema eines dritten Streiflichts zu Olympia liegt noch nicht fest.