Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung
POSTALIA - Freistempler
07.03.2018
In der Ausarbeitung zum Katalogwerk bezüglich deutscher Absenderfreistempelmaschinen bis ca. zum Jahr 1950 wurde bereits kurz auf POSTALIA hingewiesen und – wenn auch nicht ein Spezialgebiet meinerseits – soll doch hier ein Überblick versucht werden. Eingereiht habe ich die Vorstellung unter dem Menüpunkt FREIMACHUNG mit FREISTEMPEL und dort alphabetisch mit P unter der Komusina - Abhandlung. Da die Postalia eine Weiterentwicklung der Komusina war, fügt sich zudem das Thema folgerichtig ein. Denn mit dem 3. Freimachungsautomaten von Erich Komusin ab dem Jahr 1939 gelang ihm schließlich nach dem 2. Weltkrieg ein Erfolgsmodell mit einer erreichten Stückzahl über 500.000. Zunächst aber noch ein Rückblick auf die drei kleinen Freimachungsmaschinen von Erich Komusin, die schon äußerlich und im Funktionsablauf mittels aufgesetzter Handbedienung („Bügeleisen“) ihren gemeinsamen Konstruktionsingenieur verraten
Das mittlere Bild dokumentiert den Freistempler Typ D mit dem Erich Komusin durch Patentprozesse mit Francotyp im Jahr 1931 aufgeben musste. Aber im Anfang der 1930er Jahre war Komusin vertraglich schon an die Fa. Telefonbau und Normalzeit (T&N) herangetreten zur Entwicklung und Produktion eines sog. Freimarkenstemplers s. linke Abbildung und ich verweise auf die spezielle Vorstellung des Freimarkenstemplers auf dieser Homepage. Der Firmenursprung der späteren T&N- Gesellschaft war übrigens die private Telefongesellschaft - DEUTSCHE PRIVAT TELEPHONGESELLSCHAFT, H. Fuld und Co. - und wurde in der Zeit der Nationalsozialisten aus dem jüdischen Besitz über das Konstrukt NATIONALE TELEPHON UND TELEGRAPHENWERKE GMBH zur TELEFONBAU UND NORMALZEIT, Lehner und Co. arisiert. Die Firma nutzte dann den Absenderfreistempler Typ Komusina mit Wertrahmen Hakenkreuz und diese einmalige Konstellation war bereits oben in der angeführten Katalogvorstellung vorgestellt worden. Aber auch an dieser Stelle dieser eine entsprechende Abbildung
Es ist absolut nicht anzunehmen, dass die Fa. Francotyp den Freistempler Typ Komusina mit Wertrahmen Hakenkreuz für die Nutzung in der Konkurrenzfirma T&N ab dem Jahr 1934 weder umgerüstet noch neu gebaut hat! Es kann sich meines Erachtens nach nur um einen ehemaligen Freistempler aus dem Restbesitz von Erich Komusin handeln, der also bei T&N in dieser Form zum einmaligen Einsatz kam.
Der Freimarkenstempler erreichte zwar dann eine Gesamtproduktion von ca. 1200 Maschinen, war aber in der Handhabung und Markenbevorratung dem handlichen Absenderfreistempler unterlegen und die Produktion, die ebenfalls zusammen mit T&N realisiert worden war, wurde mit der Postaliaentwicklung zu Kriegsbeginn reduziert und schließlich eingestellt. An dieser Stelle noch einmal die entsprechende Werbung seitens NTT und beispielhaft die Stammkarte (27.Sept.1935) und das Endprodukt der Freimarkenstemplerversion für die Maschine 17 im T&N Konzern und hier in Dresden.
Mit der Idee eines gänzlich neu konzipierten Freistemplers ging diesmal E. Komusin dann in den Jahren 1936/37 jeglichen Patentschwierigkeiten mit der Francotypgesellschaft aus dem Weg. Er hatte diesbezüglich 1931 mit seiner Gesellschaft Komusina mit Sitz in Karlsruhe nicht nur schlechte Erfahrungen gesammelt, sondern auch den Konkurs seiner Firma erlebt. Er entwickelte diesen Automaten bei T&N bis zum dem Jahr 1937 und brachte den neuen Freistemplertyp Postalia zur Produktionsreife zum Jahr 1939 (s. obere rechte Abbildung in der Dreierreihe der Freimachungsautomaten). Entsprechend fand sich in den Reichspostakten ein Musterabschlag zum neuen Freistempler von Erich Komusin und der Fa. NTT (im Jahr 1937 noch unter NATIONALE TELEPHON UND TELEGRAPHENWERKE) mit Vorstellung des VOLKS – FREISTEMPLERS und mit dem Datum im Ortstempel Frankfurt und Firmensitz vom 21.4. 1937. Die Abbildung stammt aus dem Katalog Dürst/Eich der FG Post- und Absenderfreistempel e.V.
Die arisierte Firma bewegt sich damit deutlich „NS – konform in der Zeit des Volkes“
Es war die Zeit der gleichgeschalteten NS - Welt u.a. mit dem VOLKSEMPFÄNGER, der VOLKSWOHLFAHRT,des VOLKSWAGENS und des VOLKSGESUNDHEITSDIENSTES und zuletzt bedurfte es auch der Selbsthilfe des deutschen VOLKES im desolaten und apokalyptischem Endzustand des 2. Weltkrieges
Zurück zur „friedlicheren“ Postalia und aktuell ist dazu auch eine lesenswerte Arbeit von Bernhard Brunner im FG – Bericht Nummer 85 vom Dezember 2017 erschienen und damit auch wieder etwas Werbung an dieser Stelle für die Forschungsgemeinschaft
In dieser oben vorgestellten Vorlageform mit Wertrahmen Reichsadler ist der Freistempel allerdings ab seiner Zulassung der Deutschen Reichspost im Jahr 1939 nie erschienen! Sondern man firmierte nur noch bei T & N mit dem neuen Freistempler und evtl. hatte Francotyp besorgt um ihre Monopolstellung bis dato mit dem erfolgreichen Modell des C – Freistemplers dem „Alleinanspruch eines Volksfreistemplers“ bei T&N widersprochen! Ferner erhielt diese Maschine den nur hier vorkommenden neuen Wertrahmen ADLERKOPF.
Werbung T & N für den neuen Freistempler „Postalia“ DRP im Jahr 1941
Auch in der Abbildung im Werbeprospekt für die Postalia ist die Schriftart FRAKTURSCHRIFT erkennbar und Dürst/Eich sprechen von nur 4 Versuchsmaschinen in dieser Form, da anschließend nur noch Freistempelabschläge in ANTIQUASCHRIFT bei der Postalia auftauchen und dazu ein direkter Vergleich aus den Jahren 1939 und 1944
T & N gründete im Jahr 1938 die Freistempler Gesellschaft m.b.H. mit Sitz in Frankfurt und rekrutierte reichsweit ca. 40 selbstständige Büromaschinenhändler zum Vertrieb der Postalia
Harris, London stellt diesen Freistempel unter Type 16 in seinem Katalogwerk aus dem Jahr 1940 vor und verweist nicht auf den neuen Hersteller hin, sondern ordnet diesen Typ wohl als Francotyp – Ableger ein und besitzt ein Exemplar zur Abbildung mit Datum 11.2.1939
Es waren eben Kriegszeiten als dieser neue Freistempler in Deutschland auftauchte und auch Dürst schreibt 1944 dazu den vage gehaltenen folgenden Text, der ebenfalls auf eine dürftige Informationslage schließen lässt und es steht ihm anscheinend nicht einmal ein Exemplar zur Bildvorlage zur Verfügung. Damit erklärt sich sicherlich, dass auch in Deutschland nicht allzu häufig Abschläge bis Kriegsende vorzufinden sind.
So „reduziert“ wie der Start der der Postalia – Freistempler war, so erfolgreich wurde später die Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg und über unterschiedliche Besitzerverhältnisse kam es im Jahr 1983 mit dem „ewigen Konkurrenten Francotyp“ zur Bildung einer Dachgesellschaft „Francotyp – Postalia GmbH“.
Das philatelistische Material zu Postalia und Francotyp und dann ihres gemeinsamen Weges seit 1983 ist immens. Ich habe im Thema POSTALIA daher die Zeit bis zum Jahr 1983 ins Auge gefasst und anschließend ist allenfalls noch ein kleiner Ausblick möglich. Auch in diesem Thema bitte ich die Homepagebesucher um kritische Verfolgung und bei fehlerhaften Fakten um Korrekturhinweise.
POSTALIA
erste Fortsetzung 19.03.2018
T & N gründete im Jahr 1938 die Freistempler Gesellschaft m.b.H. mit Sitz in Frankfurt und rekrutierte zügig reichsweit ca. 40 selbstständige Büromaschinenhändler zum Vertrieb des Freistemplers Postalia. Nachfolgend ein kleines Ensemble von Absenderfreistempeln aus dem Zeitraum der Jahre 1943 bis 1958 der T & N in Frankfurt. T & N war und blieb die Dachgesellschaft auch mit Gründung der Freistempler - Gesellschaft mbH im Jahr 1938 für die POSTALIA.
Schon die obige Zusammenstellung belegt eine wechselhafte Zeitgeschichte über das Deutsche Reich bis zur Bundesrepublik Deutschland und ein kleiner Einblick in diese Firmengeschichte soll gewagt werden. Die handliche Postalia wurde ein Erfolgsmodell und die POSTALIA GmbH wirbt im Vorführstempel im Jahr 1979 selbstbewusst mit dem Hinweis auf die meistgekaufte europäische Frankiermaschine und im Jahr 1953 belegt der Luftpostbrief aus Sao Paulo bildhaft schon die Freistemplervertretung in Brasilien.
Stolz wirbt im Jahr 1952 die TELEFONBAU UND NORMALZEIT GMBH FRANKFURT am Main mit ihrem Programm und den zugehörigen Werkstätten und dies mit anhaltender Produktionssteigerung und führt auch den FREISTEMPLER POSTALIA mit an
Aber bis dahin war durchaus ein schwieriger Weg mit der Produktionsaufnahme in Frankfurt im Jahr 1939 und dem zeitidentischem Beginn des tragischen 2. Weltkrieges.
Es existieren teils divergierende Aussagen zur weiteren anfänglichen Firmengeschichte. Hier wäre durchaus eine weitere Archivarbeit wünschenswert und ich beziehe mich auf schriftliche Aussagen aus dem Jahr 1988 der Postalia – Gesellschaft mit dem neuen Firmensitz in Offenbach. Danach war bereits im Jahr 1940/41 kriegsbedingt eine Teilauslagerung der Produktionsmittel zur Herstellung der Postalia – Freistempler aus Frankfurt/Main, Mainzer Landstraße in die WESTMARK nach Alsenz bei Bad Kreuznach erfolgt. Die Freistempler mbH verlegte nach Luftangriffszerstörungen ihren Verwaltungssitz teils nach Münster am Stein (heute Stadtteil von Bad Kreuznach) und im Jahr 1943 wurde die Produktion in Frankfurt eingestellt. In Alsenz wurde von 1941 bis Ende 1944 der Freistempler – Postalia weiter hergestellt und wohl auch unter Einbeziehung französischer Arbeiter und die Produktionszahl wird mit ca. 500 Stück angegeben. Französische Arbeiter in deutschen Betrieben gehörten in dieser Zeit zwei unterschiedlichen Gruppen an. Einmal gab es die Gruppe der Zwangsverpflichteten des SERVICE DU TRAVAIL OBLIGATOIRE (STO) und ferner die privilegierten Dienstverpflichteten der JEUNESSE OUVIIERE FRANCAIS TRAVAILLANTE EN ALLEMAGNE (JOFTA). Die JOFTA - Angehörigen waren der kollaborierenden VICHY – Regierung zuzuordnen. Zur Produktion in Alsenz mit Datum vom 9.8.1944 ein Firmenfreistempler der T & N aus dem Katalogwerk Dürst/Eich aus dem Jahr 1996
Bemerkenswert die Ausführung nur noch in Antiquaschrift und die Einführung der Postleitzahl im Ortsstempel (hier 18 für Alsenz) und in diesem Zusammenhang verweise ich noch einmal auf die aktuelle Ausarbeitung von Bernhard Brunner mit detaillierten Angaben zum Schriftverkehr zwischen Reichspostministerium und der Freistempler Gesellschaft mbH.
Die folgenden Postaliabelege aus dem Oktober 1944 dokumentieren die Einführung der Postleitzahl auch im Briefverkehr handschriftlich oder im Couvertvordruck, aber ältere oder schon vorproduzierte Ortsstempel im Absenderfreistempel wurden mit Genehmigung des RPM nicht mehr nachgerüstet in diesen Zeiten der Materialverknappung durch den Krieg.
Nach Kriegsende werden die Produktionsmittel aus Alsenz wieder abgezogen und es beginnt ein Neustart am Standort Frankfurt. Es lagen noch aus Kriegszeiten unerledigte Bestellungen vor und auf diesem Fundament konnte - falls noch Auftraggeberwunsch bestand - die Produktion wieder aufgenommen werden. Auch der eigene Absenderfreistempel wurde entsprechend in Frankfurt umgerüstet auf Antiquaschrift und eingesetzter Postleitzahl 16. Eine weitere Aptierung erfolgte in diesem Fall zunächst nicht und bis auf den geänderten Ortsstempelteil erfolgte die unveränderte Nutzung im Wertrahmenklischee und folgend beispielhaft ein Firmenbeleg der T & N im November 1945!
Bekanntermaßen war diese Nachkriegszeit auch charakterisiert durch Mangel in allen Bereichen und dies war sicherlich dramatisch im Lebensmittelsektor und existentiell nicht unbedingt wichtig reichte die fehlende Versorgungssituation bis in den Postschalter und den Briefmarkensektor. Im Postamtsbereich Frankfurt und Umgebung wurde dann die Idee, Absenderfreistempel Typ Postalia als Postfreistempel einzusetzen, vielfach genutzt und dazu zunächst einmal folgende 3 Belege mit den Frankfurter Postämtern 1,7 und Süd 10.
Dieser Umstand beschränkte sich nicht nur unmittelbar auf Frankfurt, sondern auch im Bereich der Postdirektion wurde die Postalia entsprechend im Schalterdienst eingesetzt, wie die folgenden drei Einschreiben aus Neu Isenburg, Königstein und Bad Nauheim im Jahr 1946 dokumentieren.
POSTALIA
zweite Fortsetzung 28.03.2018
Es war auch im Freistempelbereich der Postalia zu erwarten, dass eine Änderung der alten Reichspostwertrahmen unter der Besatzungszeit der alliierten Siegermächte gefordert würde und so gibt es verschiedene Formen zu registrieren. Die folgenden beiden Belege mit der Postalia als Postfreistempel und ihrem Einsatzort Postamt Frankfurt 16 dokumentieren die Aptierung mit Entfernung der Adlersilhouette bis auf eine bogenförmige Restlinie und mit der Eliminierung des Wortes REICHS aus Reichspost im Jahr 1946.
Das Haus für Büromaschinen der Gebrüder Weinitschke in Berlin war einer der Vertriebspartner der Freistempler – Gesellschaft und es wurde dort im Absenderfreistempel ebenfalls für die Postalia geworben und hier mit Datum vom 14.8.1944. Der Wertrahmen Deutsche Reichspost ist leider etwas verzogen, was bei der Handbedienung der Postalia und ihrem Gewicht bei möglicher Eile nicht immer zu vermeiden war (Illustration im Jahr 1941).
Schon im Jahr 1949 wirbt dann Weinitschke in Berlin mit dem Freistempler als Postalia – Vorführ – Freistempel und mit dem Wertrahmen Deutsche Post aber mit unverändertem Werbeklischee. Dazu noch ein Schreiben der Firma an das Amtsgericht Berlin mit Datum vom 9.10.1939
Nachfolgend die Aptierung Wertrahmen Deutsche Reichspost bei der Postalia – Vertretung Matthäus & Siemsen in Hannover mit Entfernung der Adlersilhouette ebenfalls bis auf eine bogenförmige Restlinie und der Eliminierung des Wortes REICHS aus Reichspost im Jahr 1947.
Nachfolgend ferner der aptierte Wertrahmen Deutsche Reichspost und hier am Beispiel der Postalia – Vertretung ARLT – Büro – Organisation in Hamburg 36, Colonnaden 21/23 ebenfalls mit Werbung für den Absenderfreistempel im Jahr 1946 und Änderung des Wertrahmens zur Deutschen Bundespost unter Beibehaltung des Werbeklischees.
Bei Franz Mauermann in Düsseldorf wurde der Wertrahmen gänzlich ohne Adlersilhouette aptiert, dafür aber die Antiquaschrift Deutsche Reichspost im folgenden Beispiel aus dem Jahr 1947 unverändert belassen und darunter dann 4 Monate später Aptierung in Deutsche Post
Die Stempelaptierungen der Wertrahmen finden sich aus der Nachkriegszeit unter alliierter Besatzungszeit in unterschiedlichsten Formen und stellen ein Spezialsammelgebiet dar. Diese Aptierungen wurden in Berlin konsequent nicht geduldet und Freistempler durften in Berlin erst wieder mit neuem Wertrahmen DEUTSCHE POST verwendet werden und tauchen dort meines Wissens nach ab März 1946 auf. Nachfolgend beispielhaft die Grundvariante, die sich in unterschiedlichen Ausführungen vorfindet.
Dazu auch ein Schreiben der Francotyp Gesellschaft , Berlin – Reinickendorf – Ost 15.3.1946
War dieser Wertrahmen also verbindlich geworden für den britisch, amerikanisch und sowjetisch besetzen Teil Deutschlands und ebenso im Viermächtestatus von Berlin, scherte die französische Administration mit einer Zulassung für die Postalia aus und genehmigte den Wertrahmen MERKURKOPF. Mit diesem Wertrahmen warb die Freistempler Gesellschaft nachweislich in ihren Vorführstempeln bis in das Jahr 1967! Nachfolgend ein Abschlag dazu mit Datum vom 4.5.1952 als Fabrikat der Telefonbau und Normalzeit G.m.b.H. Frankfurt (Main) und ihrer FREISTEMPLER GESELLSCHAFT und dem neuesten Freistempler „Postalia“
Die Firma für Büromittel BEIERL in München, Sendlingerstrasse 49 war nicht nur Vertreter für den Freimarkenstempler von T&N und dies im Jahr 1939 in der HAUPTSTADT DER BEWEGUNG gewesen sondern nach dem Krieg auch Partner für den Postalia – Vertrieb, wie dies im Vorführstempel aus dem Jahr 1949 und dies mit Wertrahmen MERKUR dokumentiert wird.
Ob allerdings – wie betont wird – ein „Fach“geschäft für moderne Büromittel hier vorliegt, muss etwas bezweifelt werden. Ein typischer Handhabungsfehler in der Anwendung des Freimarkenstemplers ergab sich nicht selten wohl durch eine fehlerhafte Befüllung der Wechselkassette mit der Freimarkenrolle. Die Anwendungsvorschrift besagte, die angeklebte Leerfeldmarke des Rollenendes mittig zu falten und unter Spannung der Spule die Freimarken so zu platzieren, dass zwei Transportstifte genau in die Perforationsleiste zwischen zwei Marken einrasten. Nicht immer wurde diese Anweisung exakt eingehalten mit der Folge „zufälliger“ Markenschnitte, wie dies oben am Beispiel des „Fach“geschäftes für Freimarkenstempler aus dem Jahr 1939 dokumentiert wird. S.a. Menüpunkt Freimarkenstempler Firma T & N auf dieser Homepage. Zur Abrundung „BEIERL“ zumindest noch ein Abschlag aus dem Jahr 1962
Fortsetzung folgt
05.04.2018
POSTALIA - Freistempler
Bernhard Brunner, Mömlingen – Spezialist in Sachen Freistempel und Postalia - gab aktuell dankenswerterweise noch folgende ergänzende Informationen zu meinem Menüpunkt Postalia:
Der Wertrahmen „Merkurkopf“ (E-19) ist vornehmlich und sicherlich auch erstmalig in der amerikanischen Besatzungszone verwendet worden. Die französische Zone ging ihren eigenen Weg und entschied sich nicht für den Wertrahmen E-18 und führte später den WR „großes Posthorn“ (E-22) ein.
Hauptverwendung des WR E-19 ist in der amerikanischen Besatzungszone, meist Frankfurt (Main), und in einigen Orten der britischen Besatzungszone.
Zu WR E-18: es ist richtig, dass Bedarfsbelege in Berlin erst ab März 1946 bekannt sind, die Auslieferung dieses WR begann jedoch bereits ab Januar 1946 (FRANCOTP-Archivkarten).
Wertrahmen – Kennzeichnung nach Dürst/Eich.
Bis bald wieder, E.-M.Eden, Holzwickede
POSTALIA
dritte Fortsetzung
08.04.2018
Dieser vorzustellende Wertrahmen Merkurkopf ab dem Jahr 1946 in dem Postalia – Freistempler findet sich leider nicht allzu häufig aus der Geschäftspost und zudem noch in 2 verschiedenen Versionen. Deutlich erkennbar zeigt der abgebildete Handrücken einmal 9 und einmal nur 5 Querstriche.
Nachfolgend der Anwender Briefmarken-Wilhelmy in Heidelberg und mit dem Einschreibbrief in der Wertstufe zu 108 Pfennigen liegt leider ein schwacher Stempelabschlag vor, daher die Ergänzungen zum Klischee mit 2.Abschlag und Vignette der Briefrückseite.
Mit diesem Wertrahmen (aber ohne Eindruck DEUTSCHE POST) warb die Freistempler -Gesellschaft nachweislich in ihren Vorführstempeln bis in das Jahr 1967(!) und hier mit einem Eisenbahnmotiv als Klischee
Aber nach dem Wertrahmen Merkur folgte zunächst noch der Wertrahmen „großes Posthorn“ und dies bereits zum Jahr 1947
Im Gegensatz zum Wertrahmen MERKUR findet sich nun der Wertrahmen „Großes POSTHORN“ auch häufiger aus den Francotyp – Freistemplermaschinen und es gilt die selteneren Postalia – Anwender herauszufischen. Ein schnelles Unterscheidungsmerkmal zu den Francotypabschlägen sind die „zarten“ Postalia – Ziffern im Wertrahmen (oben links) im Vergleich zu den Francotyp – Wertziffern (oben rechts).
Dazu ein Belegensemble mit 2 Postalia - Freistempelbeispielen aus dem Jahr 1950.
Mit der Verfügung Nr. 86 aus dem Jahr 1947 wurde ein neuer Wertrahmentyp verpflichtend angekündigt mit Kennzeichnung Deutsche Post und kleinem Posthorn für die Francotyp- und Postalia- Freistempler. Aber bekanntermaßen bei den Freistemplern und zudem in der Nachkriegszeit mit ihren knappen Materialressourcen gibt es hier auch nach dem 1.11.1947 noch alte Wertrahmenformen zu beachten und zu finden.
Dazu 3 Postalia - Belegbeispiele und im unteren Fall wohl auch noch als Verwendung als Postfreistempel im Postamt Friedberg (Hessen).
Die folgenden 3 Postalia – Belege dokumentieren Vertriebs- und Vertragshändler für die Postalia mit entsprechendem Werbeklischee aus dem Zeitraum 1951 bis 1955 und auch den Übergang vom Wertrahmen Deutsche Post zu Deutsche Bundespost, der schon ab dem Jahr 1951 vollzogen wurde. Aber in Altgeräten ist noch längere Zeit durchaus der Wertrahmen Deutsche Post zu finden.
Mit dem Freistempler POSTALIA erreichte Erich Komusin den wohlverdienten Erfolg, der ihm mit seinem ersten Freistempler der sog. KOMUSINA bis 1931 durch Konkurs verwehrt war und aus der nachfolgenden Palette der Vorführstempel ragt dann im Jahr 1979 der Werbeslogan mit der meistgekauften europäischen Frankiermaschine hervor
Ferner dokumentiert sich in den obigen Klischees auch die Entwicklung von der Postalia Freistempler GmbH bis zur Postalia GmbH im Jahr 1973 und illustriert auf den Werbekarten ebenso die noch vorzustellende Maschinenentwicklung der Freistempler.
Interessant der Typenhinweis D2, denn Erich Komusin hatte schon im Jahr 1924 einen seiner beiden Prototypen unter D2 firmiert.
Nachfolgend ein Werksfoto der Postalia D2 (dreistufige Wertziffern) mit Originaltext
Nach diesen bisherigen Ausführungen sollen schwerpunktmäßig noch markante Entwicklungsschritte der Freistempler GmbH bzw. Postalia GmbH bezüglich Firma und Postautomaten vorgestellt werden.
POSTALIA
vierte Fortsetzung
18.04.2018
Ab dem Jahr 1950 erfolgt in der Bundesrepublik die Umstellung der Wertrahmen von DEUTSCHER POST zu DEUTSCHER BUNDESPOST. Im nachfolgenden Belegbeispiel ist im oberen Fall zudem der Wertrahmen durch inkorrekte Handbedienung verschmälert.
Die Werbeklischees verblieben noch zwischen Ortsstempel und Wertrahmen platziert, die Wertziffern sind zunächst noch 3stellig (ab dem Jahr 1957 war auch eine „unechte“ 4stellige D2 Postalia im Einsatz möglich, dazu an späterer Stelle mehr). Der Wertrahmen Deutsche Bundespost ist unter dem Posthorn nach unten hin geöffnet. In Westberlin wurde zum Januar 1956 im Wertrahmen erweitert auf Deutsche Bundespost Berlin und Ostberlin und DDR blieben bei der Verwendung Deutsche Post.
Am 19. August 1959 verstirbt Erich Komusin in Frankfurt und hat die vielfach weitere erfolgreiche Entwicklung seines Freistemplers bzw. die prosperierende Firmengeschichte nicht mehr erlebt.
Ein wesentlicher erfolgreicher Entwicklungsschritt (schon ab 1950) war die nachträgliche Erweiterung mit einem elektrischen Antriebsmodul und damit ein beschleunigter Briefdurchsatz mit gleichförmigem Druckbild, das unter Handbetrieb nicht immer gewährleistet war. Allerdings konnte bei schwierigen Versendungsformaten der D2 Freistempler zur individuellen Handhabung aus dem Modul entnommen und genutzt werden s. nachfolgende Abbildungen.
folgend 2 typische Briefbelege mit Bedienungsfehler der Postalia
War ein Handhabungsfehler im eiligen Freistemplereinsatz verständlich, so sollten allerdings Technikerfehler eigentlich nicht stattfinden. Nummernklischees im Freistempler waren sog. INTERIMSSTEMPEL (z.B. Leihgabe zur Erprobung oder geplante Umrüstung des Automaten), die nach 14 Tagen spätestens ersetzt werden sollten, dass damit allerdings im unteren Beispiel ein Kopf stehender Ortsstempel resultiert, war sicherlich nicht beabsichtigt.
Im Jahr 1958 verfügte die Deutsche Bundespost eine neue Anordnung der Klischeeanteile im Freistempler und passte sich dem internationalen Standard an. Der Werbeteil wurde zukünftig nach links außen gesetzt und der Ortsstempel rückte unmittelbar an den Wertrahmen heran. Dazu 2 passende Belegbeispiele der Freistempler GmbH Frankfurt mit Eigenwerbung aus den Jahren 1959 und 1960 mit einem Postaliabriefbeleg im Werbefeld des Freistemplers!
Der Entwicklungsschritt zur 4stelligen Wertstufe wurde im Jahr 1957 vollzogen, die nachfolgenden Abschläge sind als Probedrucke einzuordnen.
Die Realisierung mit 4 verstellbaren Wertziffern war allerdings praktisch und platzmäßig in der handlichen Postalia schlecht realisierbar und wurde mit einer fixierten rechten Null – Klischeezahl mit zentrierter Ausrichtung erreicht.
Auch 3stellige Postalia – Freistempler wurden auf 4stellig bei Bedarf vereinzelt umgerüstet. Die unveränderbare Nullziffer wurde rechtsseitig fixiert. Portowerte von 1 bis 9 Pfennigen waren nicht darstellbar und entsprechend war der Portohöchstwert 99,90 statt bisher 9,99 DM.
Im vorstehenden Beispiel ist der untere Abschlag eine umgerüstete 3stellige Postalia D2 mit nach rechts dezentrierter Wertziffernreihe durch die fixierte Nullziffer. Nachfolgend Gegenüberstellung einer umgerüsteten 3stelligen Postalia mit frühem Datum 9.9.1957 und nach rechts verlagerter Wertziffernreihe und darunter eine regulär zentrierte 4stellige Stellung der Wertstufe aber mit außergewöhnlichem Datum 19 II 79. In seltenen Fällen – im Gegensatz zum Ausland – findet sich hier einmal die Monatsangabe in römischen Ziffern!
Bezüglich der Datumszeile ist neben der Möglichkeit römische Zifferneingaben zu entdecken, aber auch auf Buchstabenverwendung zu achten. Im nachfolgenden Brief des Flottenkommandos findet sich im Absenderfreistempel das Datum 11FEB86. Hier hat sicherlich der Techniker in den Bestückungskasten für die Wechselsteuermarken gegriffen
Der Hinweis auf die Wechselsteuermarke (s. obiges Datum 19MRZ60) führt dann zumindest zum mittlerweile angewachsenem „Maschinenpark“ im Programm der Postalia – Gesellschaft
Aus dem obigen Programm einige Stempelbelege nachfolgend und die „schiefen“ Abschläge auf den Postalia - Werbekärtchen resultieren aus der Handbedienung und dies war eben nicht immer im „rechten Winkel“ zur Vorlage gewährleistet und daher eher typisch.
Unterschriften –Stempler und Posteingangsstempel habe ich oben nicht vorgestellt
POSTALIA
Fünfte Fortsetzung
01.05.18
Im Jahr 1958 verfügte die Deutsche Bundespost eine neue Anordnung der Klischeeanteile im Freistempler und passte sich dem internationalen Standard an. Dies wurde oben schon einmal vorgestellt mit Platzierung des Ortsstempelteils neben dem Wertstempel und das Werbeklischee rückte nach links außen.
Gleichzeitig normierte Postalia die Wertziffern und es kamen zwei unterschiedliche Typen, die sich wesentlich nur in der Ziffer 3 unterscheiden lassen und dazu die obigen Vergleichsbeispiele.
Erwähnenswert ist ferner noch die „Punkttrennung im Wertziffernbereich“
Absenderfreistempler mit 4stelligen Wertziffern und Punkt als Dezimaltrennung waren eigentlich Exportmaschinen. Aber in wenigen beachtenswerten Fällen kann auch eine Nutzung im bundesdeutschen Einsatz registriert werden s. obige Beispiele.
Aus dieser Zeit gilt es noch die Versendungsform der Massendrucksachen zu erwähnen. Die anfängliche Regelung den Freistempler rechts vom Wertrahmen senkrecht mit dem Hinweis z.B. im Buchdruck GEBÜHR BEZAHLT zu ergänzen bei Nullstellung im Wertrahmen, wurde wieder relativ rasch verlassen, um den einsetzenden Gebührenbetrug zu unterbinden. Der Zusatz musste im Freistempler geführt werden und das entsprechende Porto im Wertrahmen ausgedruckt werden s. folgende vergleichende Belegbeispiele
Im Jahr 1960 zieht Postalia innerhalb des Standortes in Frankfurt um und ein Jahr später 1961 wird das Baukastensystem der Postalia über die ELEKTRONIKSTUFE zur AUTOMATIK mit maschineller Briefzufuhr entwickelt und steigert somit den stündlich möglichen Briefdurchsatz auf 10.000 Sendungen (rot die Basisstation mit elektrischem Antrieb)
Im Jahr 1964 feierte dann die Postalia - Gesellschaft ihr 25jähriges Jubiläum und dies noch mit neuer 1stelliger Postleitzahl 6 von Frankfurt im unteren Freistempelsegment des Ortsstempels und zudem als Massendrucksache in diesem Fall mit Gebühr bezahlt links senkrecht neben dem Wertrahmen und Nullstellung im Wertblock als Musterdruck.
Die Postalia – Gesellschaft expandierte zwischenzeitlich im Jahr 1965 auf die 51. Auslandszulassung (mit Schweden) und erreichte einen Jahresumsatz von 10 Millionen DM! Dazu ein Werbeblatt der Postalia mit ihrem weltweiten Einsatz
Das Jahr 1969 war sicherlich ein wichtiger Zeitpunkt mit Übernahme der Postalia – Freistempler Ges.m.b.H. von der T&N Frankfurt durch die Anker – Werke, Bielefeld! Damit nähert sich Postalia letztlich durch Übergabe aller Patente und Rechte einem Partner der Francotyp – Gesellschaft, da im Jahr 1961 die Anker – Werke über Kooperationsverträge hinaus schon Anteile an der Berliner Bafra – Maschinengesellschaft erworben hatten und im Jahr 1968 den Mehrheitsstatus erreicht hatten.
Das Industrieunternehmen Postalia seinerseits verlangte nach Betriebserweiterung und nach erfolgreicher Suche 1970 begann die Firmenverlegung nach Offenbach, Mühlheimer Strasse und im Jahr 1973 erfolgt die Umfirmierung dort in POSTALIA GmbH
An dieser Stelle der Hinweis, dass im Jahr 1970 die Okafold Briefkuvertiermaschinen GmbH aus Flacht (Württemberg) von der Bafra in Berlin übernommen wurde und auch schon vor Bildung der Francotyp –Postalia – Gesellschaft im Jahr 1983 arbeitete Postalia ebenfalls mit dem Okafold – System und stand somit der Bafra geschäftsmäßig bereits nahe, als im Jahr 1972 die Firmen Francotyp, Bafra und Okafold zur Francotyp Gesellschaft mbH vereinigt wurden.
Der obige Beleg führt zum mittlerweile angewachsenem „Maschinenpark“ im Programm der Postalia – Gesellschaft
Bevor es mit Postalia Freistempelbeispielen weiter gehen soll, folgt doch an dieser Stelle aus Gründen der Übersichtlichkeit noch eine Fortsetzung zur Firmengeschichte Postalia – Anker – Francotyp, denn die Eigentumsverhältnisse dokumentieren ein durchaus weiterhin buntes Bild im Laufe der historischen Entwicklung.
Durch Konkurs der Ankerwerke in Bielefeld im Jahr 1976 stand im Jahr 1977 für Postalia in Offenbach ein Eigentümerwechsel an und die Übernahme erfolgte durch die Deutsche Telephonwerke und Kabelindustrie AG – DeTeWe, Berlin und dies gilt ebenso für die Francotyp – Gesellschaft in Berlin!
DeTeWe war aber zum oben genannten Zeitpunkt 1977 im Besitz der Bergmann AG, Berlin, die schon seit dem Jahr 1912 im Teilbesitz von Siemens und auch der AEG war. Siemens übernahm dann im Jahr 1942 von der AEG den Gesamtanteil der Bergmann – Anteile gegen Abgabe ihres Anteils an den Telefunken – Werken. Dazu ein Ensemble der beteiligten Firmen
POSTALIA
sechste Fortsetzung
17.05.2018
Im Jahr 1978 feierte dann die POSTALIA GMBH ihr 40jähriges Firmenjubiläum in Offenbach und dies natürlich auch mit einem entsprechenden Werbeklischee im Firmenfreistempler und hier nun mit 4stelliger Postleitzahl im Ortsstempel
Postalia entwickelte erfolgreich das Baukastenprinzip seiner Frankiermaschinen und warb entsprechend in den Freistemplereinsätzen von Elektrik - Standard über Postalia - elektronic bis zur Postalia - Automatik
Die Bergmann AG führte dann im Jahr 1983 die Francotyp GmbH, Berlin und die Postalia GmbH, Offenbach zur Dachgesellschaft Francotyp – Postalia GmbH in Berlin zusammen und dazu ein Briefausschnitt mit der Anschriftenadresse von Otto Gleixner
Otto Gleixner vielen Philatelisten noch als Leiter und Vorsitzender der Philatelistischen Bibliothek in München von 1969 bis 1997 bekannt, war ein Freistempel – Enthusiast ersten Grades und sein Interessengebiet war hier weltweit ausgerichtet und dies in teils hoch spezialisierter Form und entsprechenden Ausstellungssammlungen.
Der Standort Offenbach wurde zur POSTALIA Vertriebs – GmbH, man feierte das 50jährige Firmenjubiläum 1988 und auch das alte Handmodell der „D“ wurde noch einmal überarbeitet und im neuen „aufgehübschtem“ Design angeboten
Dazu die entsprechenden Absenderfreistempel zum Jubiläum und zur Vertriebsgesellschaft und auch die Werbekarte offeriert die neue Produktpalette auch mit dem verbesserten Design der D2.
Francotyp – Postalia avancierte gemeinschaftlich zum Weltunternehmen
Bevor es mit den Postbelegbeispielen weitergehen soll, ist es aus Kontinuitätsgründen noch sinnvoll etwas zur weiteren Firmenhistorie anzufügen.
Im Jahr 1989 übernahm die Gebr. Röchling KG, Mannheim die Bergmann AG und zur Röchling – Gruppe kann nur ein kleines Ensemble vorgestellt werden. Dieser Konzern mit vielschichtiger Familientradition hat ebenso vielseitige wie wechselnde Eigentums- und Beteiligungsverhältnisse und auch die Produktionspalette änderte sich vom Stahl u.a. speziell zum Kunststoff. Das folgende Bild vermittelt nur einen Eindruck über den ursprünglichen Saarstandort, Beziehung zu Buderus und auch Rheinmetall. Allein letztere Firmengeschichte als Waffenschmiede Deutschlands (Stichwort Reichswerke Hermann Göring bis zur Bundeswehr) wäre einer näheren Betrachtung wert.
Röchling – Wetzlar dokumentiert übrigens die Industrieverlagerung grenznaher Betriebe Anfang des 2. Weltkrieges in das sogenannte „Hinterland“.
1993 feiern Francotyp und Postalia gemeinschaftlich ihr 70jähriges Firmenjubiläum und hier mit einem Vorführstempel auf der Briefmarkenbörse `93 in Sindelfingen und zumindest belegt der Ortsstempel nun die bundesweiten 5stelligen Postleitzahlen im Vorführstempel.
Obwohl in den Jahren 1969/70 Bafra in Berlin – Reinickendorf die Produktionsstätten großzügig erweitert hatte, war nach der Fusion von Francotyp und Postalia Platzbedarf angesagt und im Jahr 1994 führt die Francotyp – Postalia ihre Verwaltung und Produktion am neuen Standort Birkenwerder zentral zusammen und Offenbach bleibt noch als Vertriebsort weiterhin erhalten. Aber dies sollte nicht der letzte Umzug sein doch dazu später mehr. Die folgenden Absenderfreistempel dokumentieren den Standort Birkenwerder und auch schon Entwicklungsschritte der Freistempel mit Maschinenkennung, Veränderung der Druckfarbe von rot nach blau und Einführung des Frankit – Systems finden ihren Niederschlag.
Dementsprechend konnte in Birkenwerder im Jahr 1998 das 75jährige Firmenjubiläum gefeiert werden
Aber auch noch ein weiterer Besitzerwechsel stand an. Die Röchling – Gruppe verkaufte im Jahr 2005 die Francotyp – Postalia – Gesellschaft an die QUADRIGA CAPITAL (deutsche Kapitalbeteiligungsgesellschaft mit dem Sitz in Frankfurt). Damit war die Umstrukturierung in die Francotyp – Postalia Holding zur AG angesagt und die Konsequenz war wohl der lukrative Börsengang am 30.6.2006. Im Jahr 2014 zieht die Francotyp – Postalia zurück nach Berlin und hier nach Pankow mit Verwaltung und Entwicklungsforschung in die Prenzlauer Promenade 28.
Nach dem kurzen obigen Überblick zur Firmenstruktur und ihren Standortwechseln zurück zur POSTALIA FREISTEMPLER GMBH und die weitere postalische Entwicklung in Deutschland ab den 1950er Jahren und hier zunächst am Beispiel Westberlin.
Nachfolgend der Absenderfreistempel von TELEFONBAU – NORMALZEIT in Berlin aus dem Jahr 1964. Zu dieser Zeit gehörte die Postalia - Freistempler - Gesellschaft noch in den T&N – Konzern
Vorzustellen ist aber speziell der Wertrahmen mit DEUTSCHE BUNDESPOST und hier nun der Zusatz BERLIN laut der Verfügung zum 5. Januar 1956. Die Landespostdirektion Berlin berücksichtigte damit dem Sonderstatus gegenüber der Deutschen Bundesrepublik gemäß den Bestimmungen der alliierten Westmächte.
POSTALIA
siebte Fortsetzung
05.06.2018
Postalia Berlin
Die beiden nachfolgenden Belege dokumentieren mit dem Verlag Weller aus Berlin die Umrüstung des Postalia – Absenderfreistempels im Wertrahmen Deutsche Bundespost mittels dem Zusatz BERLIN und in diesem Fall zwischen den Jahren 1957 und 1958.
Die jeweiligen Päckchen mit den „bestellten“ Büchern im Nachnahmeversand wurden allerdings von den Empfängern retourniert. Nebenbei bemerkt stuft Werner Götz diese Versendungsform und in dieser Portostufe und Zeitperiode mit jeweils 350,00 DM in seinem Katalogwerk Bedarfsbriefe DEUTSCHLAND nach 1945 ein. Sicherlich trifft man solche Belege nicht häufig an, aber eine interessierte Käuferschicht ist vermutlich ebenfalls recht begrenzt und es gilt sie erst einmal zu finden.
Die Wertrahmenzuordnung war nicht immer gewährleistet. Ob in diesen Fällen Nachlässigkeit oder fehlende topografische Kenntnisse vorliegen, ist schwierig zu deuten. Zunächst das Beispiel mit dem Wertrahmen DEUTSCHE BUNDESPOST BERLIN und Absendernutzung in München
aber auch den umgekehrten Fall gilt es zu dokumentieren mit Wertrahmen DEUTSCHE BUNDESPOST auch noch im Jahr 1963 und Einsatz in Berlin
Interessant ist auch der folgende Hinweis auf kleine aber beachtenswerte Unterschiede im Wertrahmen und dem 3stelligen Wertziffernbereich bei Postalia und noch mittig platzierter Werbung. Die Schriftgröße im Wertrahmen DEUTSCHE BUNDESPOST BERLIN kann in zwei unterschiedlichen Größen dokumentiert werden, wie die beiden nachfolgenden Postalia – Belege dokumentieren einmal mit kleiner Schrift im Jahr 1960 und mit großer Schrift am Beispiel 1968 und dem Anwender AIR FRANCE. Ferner PLZ – Veränderung im Ortsstempelteil.
Die Inschrift Deutsche Bundespost Berlin war in der Schriftgröße noch nicht genormt und es lassen sich später auch bei linksseitiger Werbung sogar drei unterschiedliche Schriftzüge entdecken von kleinen über mittlere bis hin zu großen Buchstaben. In dieser Reihenfolge sind auch die folgenden 3 Belegbeispiele untereinander abgebildet.
dabei ist die dritte Variante nicht allzu häufig zu entdecken
Auch in der 4stelligen Wertziffernform lassen sich unterschiedliche Schriftgrößen feststellen. In den beiden nachfolgenden Beispielen ist zunächst DEUTSCHE BUNDESPOST BERLIN in mittlerer und darunter in großer Schrift installiert.
Abschließend zu Berlin noch ein kleines Ensemble mit dem Absender Hans Altmann in Berlin. Zunächst nur mit der Generalvertretung für POSTALIA in Berlin erweitert sich die Geschäftsgrundlage dann auf FRANCOTYP – POSTALIA. Interessant auch das Verschwinden wieder vom Zusatz Berlin im Wertrahmen nach der glücklichen Wiedervereinigung im Jahr 1990.
Nach dem Ausflug nach Berlin gilt es die Situation im Saarland zu betrachten
Postalia Saarland
Die Westalliierten einigten sich im Jahr 1947 auf Wunsch und zu Gunsten der Franzosen, das Saarland aus dem alten Reichsverbund zu lösen und aus der Zuständigkeit des Alliierten Kontrollrats zu entlassen. Juni 1947 wurde die Saarmark eingeführt in der Relation 1:1 zur Reichsmark und 5 Monate später wurde der französische Franc im Saarland gültige Währung. 20 Franc entsprachen im Verhältnis einer Saarmark und im gleichen Monat kam der erste Posttarif in FRANC. Der Wertrahmen POST SAAR wurde eingeführt und es finden sich frühe Francotypabschläge noch mit Pfennigwährung (ca.1 Monat möglich) und anschließend seltsam für ca. 3 Monate in CENTIMES – Ausdruck. Danach wurde durch F – Buchstaben - Installation der Saarfranc auch im Wertrahmen sichtbar und etabliert. Es wurden 2 Wertrahmen mit unterschiedlicher Ausführung üblich. Einmal POST mit großen Buchstaben und F in kleiner Ausführung und zum anderen der Wertrahmen mit umgekehrten Verhältnissen d.h. POST kleine und F großer Buchstabe
Während Francotypfreistempler schon ab Oktober 1947 nachweisbar sind (s. Pfennigangabe) sind mir Postalia – Freistempler im Saarland erstmals ab dem Jahr 1950 bis dato bekannt. Dazu nachfolgend zwei Belegbeispiele
POSTALIA
achte Fortsetzung
21.06.2018
Die Position des Buchstaben F variiert je nach „Laune des Graveurs“, denn in diesem Fall lag keine Zugehörigkeit zur Wertziffernreihe vor, sondern F wurde zusätzlich im Wertrahmen graviert oder aufgelötet. In diesem Zusammenhang gibt es noch eine kleine Besonderheit zu dokumentieren.
Die Druck- und Verlagsanstalt GmbH, Saarbrücken hatte für den Streifbandversand der „Volksstimme“ vorübergehend den Wertrahmen der Postalia insgesamt dreifach verändert. Zum einen wurde das F deutlich verkleinert außerhalb des inneren Rahmen platziert, ferner wurde eine 4. Ziffer in der Wertrahmenreihe eingeführt, aber als 0 fest fixiert und damit dezentriert im inneren Rahmen rechts positioniert und eingearbeitet und die restliche 3stellige Wertziffernreihe wurde zudem mit Dezimalkomma ausgestattet!
Bei rascher Betrachtung und Sortierung von Freistempelbelegen bedarf es einer gewissen Konzentration. Auch im nachfolgenden Beispiel beim Anwender TROCKLE in Völklingen aus dem Jahr 1954 liegen „zarte“ Wertziffern vor, aber 4stellig wurde die Wertziffernreihe bei Postalia erst im Jahr 1957 zentriert ausgeführt und Ortszweikreisstempel mit linksseitiger Werbung dokumentieren dann damit folgend einen HASLER – Freistempler (Typ F88).
Die Volksabstimmung am 23.Oktober 1956 brachte das Votum der saarländischen Bevölkerung mehrheitlich zur Eingliederung in die mittlerweile bestehende Bundesrepublik Deutschland. Bereits 4 Tage später war der Saarvertrag in Luxemburg unterschrieben und das Saarland wurde am 1. Januar 1957 das 10. Bundesland der BRD.
Die Finanzwelt stand noch unter französischer Kontrolle, die Francwährung blieb also noch bis zum 6.7.1959 erhalten. Entsprechend wurde der Wertrahmen zunächst gewechselt von der alten Version zu DEUTSCHE BUNDESPOST SAARLAND unter Beibehaltung des Buchstaben F im Wertziffernbereich als Kennzeichnung der noch gültigen Francwährung.
Dazu nachfolgend ein Postaliabeispielpaar der Wertrahmenumrüstung mit dem Anwender der Schokoladenfabrik UNION in Saarbrücken 2.
Am 6. Juli 1959 wurde die politische und wirtschaftliche endgültige Integration des Saarlandes in die Deutsche Bundesrepublik vollzogen und entsprechend wurde in den Freistemplerwertrahmen der Zusatz Saarland und der Franc - Hinweis mit dem Buchstaben F gelöscht. Dazu ein Vergleichsbeispiel beim Anwender der Rudolf Strauch KG in Saarbrücken.
Nach der Vorstellung der Postalia – Entwicklung in Berlin und dem Saarland gilt es noch einen Blick auf die Nutzung in der Deutschen Demokratischen Republik zu werfen.
POSTALIA - DDR
Ähnlich der Situation im Saarland dominiert Francotyp nach dem 2. Weltkrieg den Freistempelbereich in der anfänglichen sowjetischen Besatzungszone bis in die Zeit der Deutschen Demokratischen Republik. Man arrangierte sich eben mit den noch vorhandenen Francotypfreistemplern, die dort mit Reparaturen durchaus “handwerkliche Veränderungen“ erfahren konnten und farbliche Varianten der Abschläge liefern zusätzlich durch amtliche Umstellungen im rot – blau – Bereich ein buntes interessantes und zu beachtendes Bild. Erste Postalia – Freistempler fanden wohl auf inoffiziellen Kanälen unter Problemen der Devisenbeschaffung ihren Weg in die DDR und einen Ersteinsatz kann ich nicht genau datieren. Vielleicht kommt hier ein Hinweis aus dem Leserkreis dieser Homepage. Mein frühester erster Beleg datiert vom 5.3.1955.
24.06.2018
POSTALIA - Freistempler
Korrekturhinweis
Auch im Thema POSTALIA bat ich die Homepagebesucher um kritische Verfolgung und bei fehlerhaften Fakten um Korrekturangaben und Bernhard Brunner, Mömlingen als Spezialist in Sachen Postalia meldete sich nach der letzten Vorstellung umgehend mit wertvollen Hinweisen.
Mit Interesse habe ich Ihren neuesten Beitrag auf der Homepage gelesen. Die 8. Fortsetzung, Beitrag „Postalia – DDR“ finde ich jedoch etwas missverständlich und korrekturbedürftig. Auf dem Gebiet der späteren DDR gab es ja bereits vor Kriegsende einige Zulassungen (hauptsächlich im Raum Chemnitz und Erfurt). Diese wurden auch in der SBZ wieder zugelassen und bis in die DDR-Zeit durchgehend verwendet. Eine andere Frage ist die Einfuhr neuer Maschinen nach 1945. Bis zur Währungsreform sehe ich keinen Grund warum Privatfirmen nicht Postalia-Maschinen von den Vertretungen in der SBZ kaufen sollten/konnten? Das gleiche trifft auch für Francotyp zu, hier wurden ja auch Maschinen, Ersatzteile und Klischees bezogen. Erst später wurden die Klischees in der DDR hergestellt (Schiller). Zu DDR-Zeiten war das ganze sicherlich schwieriger und möglicherweise etwas begrenzt möglich. Bernhard Brunner, Mömlingen
Postalia in der DDR offenbart also ein höchst interessantes und buntes vielfältiges Gebiet, das durchaus das Potential zu einer Spezialsammlung beinhaltet. Der Wertrahmen DEUTSCHE POST wurde übrigens seit der Nachkriegsbesatzungszeit bis in Jahre der glücklichen Wiedervereinigung Anfang der 1990er Jahre in der DDR beibehalten und dies auch in leicht unterschiedlichen Ausführungen
und dazu gleich interessante Belegbeispiele für die Postalia in der DDR
Einmal findet sich oben die Besonderheit der blauen Stempelfarbe für die sog. „Verwaltungspost“ in der DDR aus dem Zeitraum von 1954 bis 1960 und ferner ist hier die Monatsangabe in großen römischen Ziffern zu konstatieren, die dann auch noch langfristig im Absenderfreistempel der Leitstelle für Baumaschinenersatzteile und Zubehör in Cossebaude beibehalten wurde.
Auch die folgenden Belege mit dem Absenderfreistempel des STAATLICHEN TEXTIL – KONTORS aus der Karl-Marx-Stadt dokumentieren 3 unterschiedliche durchaus beachtenswerte Formen. Einmal die 3stellige Postleitzahl 904 und später 4stellig 9040 und im Jahr 1977 auch hier die Monatszahl in römischen Ziffern (s. Bleistiftpfeil).
Dazu ein weiteres Belegpaar mit der Umstellung der Postleitzahl von 3 auf 4 Stellen in der Karl-Marx-Stadt und dem Anwender VEB Chemiehandel, aber nicht nur der Ortsstempel sondern auch das Absenderklischee wurde entsprechend umgerüstet.
POSTALIA
neunte Fortsetzung
05.07.2018
Beachtenswert sind aber auch PLZ – Wechsel innerhalb der 4stelligen Version und auch dazu ein Beispiel aus der Karl-Marx-Stadt mit dem Anwender VE (volkseigener) METALLURGIEHANDEL mit der Postleitzahl 9016 und Änderung zu 9034 bei gleicher Absenderangabe und mit entsprechendem Postschließfach Nummer 19
Der untere Beleg mit Datum vom 8.1.1990 führt dann auch in diesem Jahr in die äußerst interessante Zeit der Wiedervereinigung Deutschlands mit den vielfältigen und bunten Dokumentationsmöglichkeiten. Sicherlich gibt es dazu von offizieller Postseite entsprechendes Material, aber die Suche nach speziell individuellen Belegen aus dem Absenderfreistempelbereich eröffnet ein höchst interessantes Gebiet deutscher Posthistorie ebenfalls mit dem Potential zur Spezialsammlung. Zumindest ein kurzer Ausblick soll an dieser Stelle erfolgen und genügen. Dazu eignet sich spez. die Stadt Chemnitz, die zudem auch noch die Stadtnamensänderung in Karl-Marx-Stadt absolvierte und dies ist dann im Jahr 1953 erkennbar mit folgendem Brief und überstempelten R- Zettel (Chemnitz16)
Dies hat natürlich auch seine Spuren im Absenderfreistempelbereich hinterlassen, wie dies das folgende Bild zeigt, allerdings sind zu diesem Zeitraum – wie oben schon erwähnt – Postaliabelege nicht bekannt oder zumindest nicht unter meinen Belegstücken.
nach der glücklichen Wiedervereinigung ging diese Sachlage wieder retour
dazu gibt es entsprechende Dokumentationsbelege hier mit einem R-u. V-Zettel Beispiel
Es finden sich durchaus Industriefirmen mit der Möglichkeit der Dokumentation aus Chemnitzzeiten über Karl-Marx-Stadt und retour und über die „Wende“ hinaus nach dem Motto „vom VEB im Jahr 1950 bis zur GmbH 1991“ und dies folgend beispielhaft bei der Firma NILES (Maschinen u. Industrieanlagenbau). Zusätzlich dokumentiert sich noch die Änderung im alten Wertrahmen und ferner noch der Wechsel mit der Freistemplermaschine von Francotyp zur Postalia
Nach der Wiedervereinigung war die Treuhandanstalt gegründet worden, um die wirtschaftliche Wiedervereinigung „abzuwickeln“. Auch die Wiedervereinigung Deutschlands wäre ein höchst interessantes Thema der Ausarbeitung und dazu zumindest einmal an dieser Stelle ein Ensemble von Absenderfreistempeln aus den Jahren 1992 bis 1999 mit Hinweis zur Treuhand aus der neuen gemeinsamen Hauptstadt Berlin und leider auch damit zum tragischen Ereignis Detlev Rohwedder.
Die Treuhandniederlassung agierte zentral in Berlin aber auch lokal und hier auch im Bereich Chemnitz und dies schlägt sich dort entsprechend ebenfalls und individuell im Absenderfreistempelbereich nieder
Der folgende Beleg dokumentiert entsprechend die „Wendezeit“. Der schon zuvor schon aufgeführte Postalia - AFS des Metallurgiehandels in der Karl-Marx-Stadt wurde in die Thyssen Schulte Werkstoff und Metallurgiehandel GmbH Chemnitz „abgewickelt“ und dies schlägt sich im neuen Absenderfreistempel schon im Oktober 1990 nieder. Die Versendungsform der Wirtschaftsdrucksache hatte sich zusätzlich erledigt.
Im folgenden Belegbeispiel der wirtschaftlichen Integration dokumentiert sich auch der Übergang von Karl-Marx-Stadt zu Chemnitz, aber die Postleitzahl und das Postschließfach bleiben identisch und der Absender wird entsprechend umfirmiert (Postalia – Freistempler)
als weiteres Beispiel noch die Postalia - AFS der Technischen Universität
Zumindest noch ein Ausblick auf die weitere Entwicklung der Postalia – Absenderfreistempel am Beispiel Chemnitz. Die Kennung F war mittlerweile eingeführt worden, die Druckfarbe wurde von rot auf blau umgestellt und die DM musste dem EURO weichen
Damit soll es zurück zum Thema Postalia gehen mit der Vorstellung noch einiger Besonderheiten und „übersehener“ Belege. Der Bereich Export der Postalia in das Ausland und dortige Anwendungen wird nicht bearbeitet und würde den Rahmen zusätzlich sprengen und an dieser Stelle nur beispielhaft einige Vorführabschläge für das Ausland.
POSTALIA
Zehnte Fortsetzung
19.07.2018
Besonderheiten und „übersehene“ Belege im Thema POSTALIA
Zumindest anknüpfend an die obigen Beispiele der Musterstempel für die Postalia im Ausland an dieser Stelle noch ein Blick nach Österreich. Schon früh hatte das österreichische Unternehmen KARL ZUZA mit Sitz in Wien die Generalvertretung von T&N für den Vertrieb des Freimarkenstemplers und dazu ein Vorführabschlag mit Datum vom 24.1.1939.
Auch nach dem Krieg war Karl Zuza weiterhin für Postalia tätig u.a. auf dem Sektor der Frankiermaschinen und in diesem Fall ein Schreiben aus dem Jahr 1963
Die Lieferung der Postalia D2 an die oben angeführte Fa. KARL KRAUSS in Klagenfurt kann mit Musterabschlägen im Jahr 1963 und 1978 belegt werden
Im Jahr 1994 übernahm übrigens die FP – Gruppe Berlin
komplett die KG Karl Zuza in Österreich und beherrschte damit den dortigen Markt mit über 50% am Gesamtanteil der Frankiermaschinen. Im Jahr 2017 feierte man in Österreich 95 Jahre Freistempel mit einem Sonderstempel und einem Bild der Postalia D2 mit Elektromodul (ich denke, dass ein solches Jahresjubiläum in der Bundesrepublik schlechterdings nicht vorstellbar ist und damit ausfällt).
Aber auch in der Bundesrepublik sind Stempelabschläge mit der Postalia D2 sowohl im Sonderstempel als auch im Absenderfreistempel zu entdecken und damit noch vorzustellen.
Zumindest an dieser Stelle noch ein Blick auf die weitere Freistemplerentwicklung bei Postalia mit dem Modell PS 4 aus dem Jahr 1983
Gemäß dem Hinweis auf „übersehene Belege“ im Thema Postalia folgen noch einige erwähnenswerte Beispiele.
Einsatz als Postfreistempel
Schon früher wurde der Einsatz als Postfreistempler in der Nachkriegszeit vorgestellt und hier beispielhaft im amerikanischen Sektor und damals die Postämter Frankfurt 1, 2, 10 und 16. Nachfolgend wird noch das Postamt 14 Nordost vorgestellt mit Briefumschlag der Fa. Franz Stahl (23.12.1945) und die Freistempler- Gesellschaft in Frankfurt Grillparzerstraße 45 gab ihre Postbelege u.a. selbst auch am Postamt Frankfurt-Eschersheim auf und dort war ebenfalls eine Postalia als aptierter Absenderfreistempler im Einsatz (Beleg vom 14.10.1945).
Ferner noch beispielhaft Reichsbankbelege Hanau (2.10.1945) u. Frankfurt 16 (27.12.1945)
Es gab wohl auch einzelne Postalia – Maschinen konzipiert als Postfreistempel, die nicht den aptierten Absenderfreistemplern der Nachkriegszeit zuzuordnen sind. Dazu folgendes Beispiel mit einem Achteckwertrahmen als Postfreistemmnpler im Einsatz Postamt Ingelheim.
POSTALIA
elfte Fortsetzung
03.08.2018
Besonderheiten und „übersehene“ Belege im Thema POSTALIA
Folgend dazu noch ein Postfreistempeleinsatz (Jan.1971) der Postalia im Postamt Elmshorn
Das folgende Belegbeispiel eines Postalia – Freistempelabschlags ist sicherlich kein Postfreistempel. Vermutlich ein Maschinendefekt oder Änderungswunsch des Anwenders - der Kath. Bekenntnisschule in Goch - führte wohl zur alleinigen Nutzung des Wertstempels. Die Post hat dies wohl vorübergehend geduldet und der Eingangsstempel verrät zumindest das Datum des Geschehens mit dem 11. Januar 1978.
Ein weiteres Duldungsbeispiel dokumentiert der folgende Beleg
Erst der rückseitige Absenderdruck der AKDOLIT – G.M.B.H. verrät, dass der Ortsstempel (obiges Datum 30.3.72) wohl für Düsseldorf geändert werden sollte evtl. bezüglich einer Postleitzahl oder des zugehörigen Postamtes.
Wie die folgenden Farbfehler in den Postalia – Freistemplern in den Jahren 1963 und 1976 zustande kamen, bleibt wohl schleierhaft, sicherlich nicht schon ein „Vorgriff und Test für den aktuellen Blauton" in den Freistemplern.
Ähnlich den bekannten Firmenstammkarten bei Francotyp gab es wohl ähnliche Vordrucke zur Werksarchivierung bei Postalia. Dazu ein Musterabschlag für die Fa. REIFEN GEISE in Duisburg
Sozusagen im Nachtrag noch ein weiterer Abschlag des Postalia – Freistemplers mit Wertstempel Adlerkopf aus Stuttgart mit Datum vom 24.4.1944 und im Ortsstempel die „NS – Auszeichnung Stadt der Auslandsdeutschen“
Folgend noch ein weiterer Merkurkopfbeleg des Briefmarkenhauses Wilhelmy in Heidelberg. In diesem Fall ein Umschlag zur Katalogversendung (Drucksache 101 bis 250g vom 25.11.1947 im Bizonentarif, Handrücken eng schraffiert).
Ein weiteres Beispiel mit nur 5 Linien der Schraffierung im Handrücken des Wertstempels Merkurkopf der Postalia führt dann nach Frankfurt im Jahr 1947 mit Hinweis zur Jahrhundertfeier im Jahr 1948 und den Ereignissen rund um die PAULSKIRCHE
Das Stichwort Paulskirche möchte ich damit kurz aufgreifen, das Thema leicht vertiefen und damit auch einen Ausblick auf weitere mögliche Ausarbeitungen lenken. Zukünftig sind aus zeitlichen Gründen jedoch kleinere Themenkreise angedacht.
aber wieder zurück zur Paulskirche in Frankfurt
Das obige Belegensemble dokumentiert zum 100. und 150. Jubiläum das Geschehen zur NATIONALVERSAMMLUNG PAULSKIRCHE im Jahr 1848. Der Weg zur EINHEIT DEUTSCHLANDS zog sich über Jahrzehnte hinweg und war vielfach für die Bevölkerung und die Protagonisten der Einheitsbestrebung ein Marsch der Enttäuschungen und persönlicher Verfolgungen bis hin zum möglichen Todesfall in den Unruhen der Märzrevolution 1848 und in Bismarcks – „Einheitskriegen“. Dazu nur ein symbolträchtiges Ensemble von Belegen über die Wartburg mit den Burschenschaften 1817 hin zum Hambacherfest 1832 und die Frankfurter Paulskirche im Revolutionsjahr 1848.
Nach dem Sieg über Napoleon schaffte der vielfach vorhandene nationale Wunsch nach Deutscher Einheit auf dem Wartburgfest der Studenten im Jahr 1817 öffentlich ein Signal unter den Fahnen schwarz-rot-gold. Die Grafik von Gerlinde Böhnisch-Metzmacher gestaltet und geprägt auf der Karte des eingetragenen Vereins academica & studentica Jenensia dokumentiert symbolträchtig die Wartburg, die Fahne und das Gründungshaus der Jenenser Urburschenschaft Arminia. Waren auf der Wartburg die Studenten dem Aufruf der Arminia zahlreich gefolgt, so war das Hambacher Fest schon mit 30.000 Teilnehmern ein „Deutschlandfest der Gesamtbevölkerung“ mit dem Ergebnis politischer Verfolgung in den verkrusteten deutschen Landesstrukturen. Die Märzrevolution 1848 scheiterte in eben diesen Strukturen und nur die „kleindeutsche Einheitsversion“ wurde dann von Bismarck politisch von oben aus durch Preußen in den Deutschen Einigungskriegen von 1864 bis 1871 realisiert.
Zunächst einmal endet hier aber auch die Vorstellung Postalia. Die DEUTSCHE EINHEIT im Blickwinkel der letzten beiden Jahrhunderte wäre ein interessantes Nachfolgethema. Dies wäre aber auch aus philatelistischer Sicht sicherlich sehr komplex und zeitlich sehr aufwendig zu gestalten. Kürzere Einzelthemen sind als Favoriten meinerseits eher nach 11 Jahren Homepage vorstellbar und über 7500 ausgedruckte Themenseiten mit zahlreichen Illustrationen stellen einen Fundus dar, der sicherlich über die Stichwortsuche bei Google auch Nicht – Philatelisten anlockt und vermutlich ist nur so die bis dato erreichte Besucherzahl von über 500.000 verständlich.
Bis bald einmal wieder, E.-M. Eden, Holzwickede