Katalog – Deutsche Automatenmarken
Einführung
Eine katalogmäßige Bearbeitung im Gebiet der deutschen Automatenmarken sollte bei 8 Hauptnummern (incl. Berlin) und Anlehnung über 100 Jahre entsprechend vorliegende Literaturerfahrungen und Katalogbeispiele kein besonderes Problem darstellen, wird aber in diesem Fall der Angelegenheit nicht gerecht, denn Automatenbriefmarken haben gegenüber der traditionellen Briefmarkenwelt eine Sonderstellung aufgrund der unterschiedlichen Herstellungsweise mit endgültiger wechselnd möglicher Wertstellung erst im Straßenautomaten durch den Postkunden selbst. Seit 30 Jahren in Deutschland mit ihren Postwertzeichenautomaten im Straßenbild bundesweit vertreten,
steht und stand die endgültige Fertigstellung einer Briefmarke mit der variablen Wertwahl vor Ort außerhalb der bis dato bekannten Briefmarkenerscheinungen.
Meine Einführung in dieses besondere Kapitel deutscher Philatelie untergliedert sich daher nach folgenden drei Gesichtspunkten:
Automatenmarken – Position in der deutschen Briefmarkenwelt
Automatenmarken – spezielle Erscheinungsvielfalt
Automatenmarken – Preisfindungsaspekte
Automatenmarken – Position in der deutschen Briefmarkenwelt
1981 war die Welt der Briefmarkensammler in Deutschland auch mit der Automatenmarke noch halbwegs in Ordnung. Es lag ein erster Standardsatz mit 14 Werten von 10 bis 280 Pfennigen vor, Versandstellensatz und Tastensatz des Automaten waren identisch im Wertstufenspektrum und die Marken bekamen eine fortlaufende Hauptnummer eingereiht in das übliche Marken- und Katalogspektrum.
Dennoch war bereits 1981 eine seitenfüllende Diskussion in den Fachjournalen mit der Namensgebung dieser Postwertzeichen beschäftigt. Leere Markenvordrucke, die erst am Automaten ihre endgültige Wertstellung je nach Tastenwahl erhielten, waren eben absolutes Neuland in Deutschland, auch wenn in der Schweiz schon mit den Frama- Automaten ein solches Produkt schon 4 Jahre zuvor erstmals erschienen war.
Erster dt. ATM - Vordruck und Wertzeilendruck mit 10 Pfennigen
Die Namensgebung tendierte anfangs zwischen
Automaten – Freistempelmarken, Automaten – Freistempel, Automaten – Postwertzeichen, Automaten – Freimarken, Automaten – Briefmarken bis hin zu Automatenmarken. Der letztgenannte Begriff etablierte sich zum standardmäßigen Gebrauch, auch wenn die Post stets direkt und unmissverständlich auf ihren Straßenautomaten schlicht und einfach den Begriff
Briefmarken führte.
Nagler N 104 Klüssendorf 969
Sielaff
War der traditionelle Briefmarkensammler schon 1981 mit dem Erscheinungsbild der Automatenmarken verunsichert, geriet ab Frühsommer 1982 die Vorstellungswelt für Sammler, Händler und Kataloge durch den angekündigten Mammutsatz im möglichen Schalterwertzeichenspektrum für Automatenmarken in 5Pfennigschritten von 5 bis 9995 mit 2000 verschiedenen Wertstufen endgültig ins Wanken. Waren die ersten beiden Satzausgaben noch akzeptabel, so entschieden sich doch etliche Philatelisten gegen eine weitere spezialisierte Sammlung mit diesen Automatenmarken.
Der damalige Tenor für Automatenbriefmarken reichte von „unsinnig bis wahnsinnig“. Nachdem auch in Fachzeitschriften der Slogan galt MIT EINER ATM IST MAN KOMPLETT und DIE ATM IN DEN ANHANG DER KATALOGWELT VERBANNT wurde, fühlte sich mach zweifelnder Sammler bestärkt darin, die Automatenmarken als Briefmarken zu vernachlässigen oder gar ganz auszusparen, obwohl er den Straßenautomaten auf Schritt und Tritt begegnete und zum Briefmarkenkauf nutzte.
Auch der allgemeine Briefmarkenhandel stand der Automatenmarke skeptisch gegenüber. Da vielfach das entsprechende und gewünschte Markenmaterial nicht vorab über die Versandstellen beziehbar war und eine Präsenz an den Münzwertzeichendruckern lästig und mit steigenden Kosten verbunden war, zog sich der etablierte Handel aus dem ATM – Gebiet zurück. Es traten einige neue Händler meist jüngeren Alters in begrenzter Anzahl (sie sind an einer Hand zu zählen) auf den ATM – Schauplatz. Bedingt durch den Aufwand speziell bei Tastenmaterial am Automaten resultierten relativ kleine Produktionsmengen und von einer LAGERHALTUNG KONNTE UND KANN IM ATM – SEKTOR KEINE REDE SEIN.
Aber lediglich 8 Hauptnummern ( einschließlich Berlin) über 30 Jahre sind natürlich reizvoll eine moderne Spezialsammlung zu gestalten und ein Komplettwahn verbietet sich schon vom möglichen Wertespektrum her.
Automatenmarken – spezielle Erscheinungsvielfalt
Trotz der geringen Zahl an ATM – Motivvordrucken ergibt sich eine erstaunliche Vielfalt bedingt durch Versandstellenmaterial und unterschiedliches Spektrum am Automaten. Auch Schwächen der Münzwertzeichendrucker mit Fehldrucken sind durch technische Probleme oder fehlerhafte Bestückung nicht selten. Der Wertdruck im Automaten ist eben nicht die Bundesdruckerei vor Ort mit ihrem sonstigen Qualitätsanspruch.
An philatelistischen Großveranstaltungen bei denen die Versandstelle in früheren Zeiten noch bis zu 6 Münzwertzeichendrucker im Schalterdienst einsetzte, waren Verwechslungen von ATM – Motivvordrucken und falsche Software im Wertaufdruck bei erheblichen Andrang und Zeitdruck fast schon vorprogrammiert und zu erwarten.
Aus der Vielzahl solcher möglichen Variationen folgt nun ein kleines Spektrum mit dem Versuch zumindest eine gewisse Chronologie zu berücksichtigen. Dabei sollen spezielle Charakteristika herausgestellt werden, die auch in der Beurteilung und somit auch für den Preisansatz später von Bedeutung sind.
Bewusst wurde in der obigen Abbildung die Michelnummer 1.1 mit erstem Versandstellensatz (in diesem Fall auch Tastensatz) und dem 2.Versandstellensatz - dem sog. Ergänzungssatz anlässlich der Portotarifänderung vom 1.7.1982 – im steigendem Wertaufdruck
der Automatenmarken
zusammen abgebildet. Beachtenswert ist der unterschiedlich stark ausgeprägte Wertzeilendruck im damaligen Farbbandverfahren beider Sätze. Deutlich imponieren die stärker aufgedruckten Wertstufen zu 20, 70, 110, 130, 190, 250 und 300 Pfennigen und dies
einheitlich im sog. Ergänzungssatz. Grundsätzlich sollten die
Satzwerte also nicht wahllos nach Wertstufen zusammen gebastelt sein, sondern
ein einheitliches Druck- und damit Erscheinungsbild aus dem Münzwertzeichendrucker vermitteln. Wenn die rückseitigen Zählnummern auf jeder 5. Marke noch chronologisch verlaufen, ist es umso besser.
Mit guten Augen lässt sich weiterhin erkennen, dass der erste Tastensatz in Drucktype I und der zweite Ergänzungssatz in Drucktype II produziert wurde. Bereits ab August 1982 lieferte die Versandstelle Weiden nur noch in Drucktype II aus und nutzte nicht mehr ihre früheren Klüssendorf Typ 631 Automaten sondern die zwischenzeitlich entwickelten Schalterwertzeichendrucker Typ Klüssendorf 651 zur ATM – Produktion. Type I tauchte nur noch in den bereits installierten Standortgeräten und in den Schalterwertzeichendrucker des Terminalsystems EPOS I auf, die sukzessive umgerüstet wurden bzw. mit Terminalversuchsende verschwanden. Zur Erinnerung auch hier noch einmal die charakteristischsten Unterscheidungsmerkmale spez. in den Ziffern 2, 3, 5 und 8.
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Ein entsprechendes Beispiel für den unterschiedlichen Druck der Wertziffer
2 in beiden Typen wurde oben mit Marken dargestellt.
Die Versandstelle lieferte also die Ergänzungswerte zum 1.7.1982 nur recht kurzfristig in Drucktype I aus. Daher findet sich der 1. ATM – Satz häufiger in Drucktype I und die Ergänzungswerte zum 1.7.1982 sind in beiden Drucktypen eher gleich vertreten oder nach persönlichem Eindruck häufiger in Type II., da dann spätere Nachbestellungen schon mit dieser Drucktype II ausgeliefert wurden. Es gibt ATM – Sammler der ersten Generation, die übrigens auch darauf hinweisen, dass die vorproduzierten Versandstellenmarken aus der Zeit Sommer 1980 bis Anfang 1981 statt schwarz eher einen leicht bräunlichen Farbton im Farbband des Wertzeilendrucks aufweisen, wie dies oben erkennbar ist.
Bei einer Gesamtauflage von ca. 300 Millionen „grüne ATM“ des ersten Markenvordrucks sind trotz aller Versiertheit der Bundesdruckerei auch Farbunterschiede zu erwarten, wie das folgende Markenpaar demonstriert. Wir sehen eine Klüssendorf- Marke mit grünlich-oliven Farbton im Stern und Unterdruck im Gegensatz zur Nagler- Marke mit gelb-grünem Farbton.
Dieser Unterschied im Grünton von Stern und Untergrund darf nicht verwechselt werden mit dem farbmäßigem Aspekt des gesamten Guilloche – Wertzeichenfeldes. Je nach Abstand der verschlungenen Linienzeichnung, die wohl drucktechnisch nicht immer exakt zu trennen waren, erscheint das Wertzeichenfeld mehr gelb bis grün. Im Extremfall rutscht die grüne Linienzeichnung über die rote und die ATM – Sammler sprechen von einer „Albino – Marke“.
Die linke „Albino – ATM“ weist ferner noch auf einen Mechanikfehler im Münzwertzeichendrucker hin mit Verschiebung der Markenführung und damit verschobener Wertzeilendruck und oben mit geschlossenen Transportlöchern.
Offensichtliche Farbunterschiede wie im Blauton des Markenvordrucks Sanssouci wurden von der Bundesdruckerei lediglich als normale Farbschwankungsbreite bei neuem Rollendruck der Automatenmarken beschrieben (s. folgende Abbildung). Allerdings sollte man auch dies bei einer Satzdokumentation berücksichtigen, um ebenso in diesen Fällen ein einheitliches Markenbild zu berücksichtigen und zu erreichen.
Auf eine nähere Vorstellung von Plattenfehlern zum Beispiel „Bumerang“ möchte ich im Einführungskapitel zum ATM - Katalog verzichten und verweise auf die spätere Vorstellung.
Recht interessant für die ATM - Vielfalt ist an dieser Stelle aber noch ein Blick auf Besonderheiten durch technische Probleme am und im Briefmarkenautomat. Aus dem bunten Feld zahlreicher Möglichkeiten sind zunächst drei Beispiele abgebildet.
Nachfolgend teilweiser Druckausfall im Wertzeilendruck.
In den Anfangsjahren der Münzwertzeichendrucker kam es öfters noch zum Markenstau mit der Folge von Doppeldrucken, die sich gelegentlich bei Abruf von Marken über die Mehrfachtaste über Dreifachdrucke bis zu vielfachen Aufdrucken steigern konnten.
Bei fehlerhafter Arretierung der Typenräder im Münzwertzeichendrucker Typ Klüssendorf war ein buntes wechselhaftes Fehldruckbild möglich. Nachfolgend ein Beispiel mit lockerem 1. Sternchentypenrad und die Abfolge im Satzdruck erinnert fast an eine lustige „Strichmännchenzeichnung“.
Ein besonderer Fall war im deutschen ATM – Geschehen der Automationsversuch im PIA – System (
Porto-
Informations- und
Ausgabe-System) 1998. Hier kam mit der Firma Mettler – Toledo erst- und einmalig ein neues Druckwerk außerhalb der bis dato bekannten Firmen Nagler und Klüssendorf zum Einsatz. Kurzfristig tauchten damit Automatenmarken auf, die einmalig blieben und nie von der Versandstelle ausgeliefert wurden. Schon an diesem Beispiel erkennt man die Schwierigkeiten des regulären Briefmarkenhandels in der Beschaffungsmöglichkeit von entsprechenden Automatenbriefmarken.
Unterschiedlicher ATM – Wertzeilendruck. Links unten Mettler – Toledo und rechts oben Nagler N24 mit spez. im DBP-Druck erkennbaren Unterschieden.
Der 3. ATM – Markenvordruck „ Postemblem“ soll beispielhaft einmal die Variationsbreite demonstrieren, die sich im ATM – Gebiet aus verschiedenen firmenbedingten Drucksystemen und einer zwischenzeitlich abgelaufenen Währungsänderung ergab. Auch hier bitte die unterschiedlichen Farbvarianten im gelben Rahmen beachten, die ebenfalls in der Satzdokumentation ein einheitliches Bild abgeben sollten!
Nagler (DM) mit DBP – Eindruck Nagler (DM) mit Posthorn - Eindruck
Sielaff (DM) mit Posthorn – Eindruck Sielaff (Euro) mit kurzem und breitem Wertzeilendruck
Der zuletzt vorgestellte breite Wertzeilenaufdruck war eine Fehlprogrammierung in den Sielaff – Automaten und kursiert unter dem Begriff
„Leipziger Druck“ (s.a. Kapitel ATM u. Sielaff auf der Webseite). Standardgemäß wurde jedoch der breite Wertzeilendruck in den
Briefannahmestationen von Samkyung und Telefrank genutzt. Aber auch hier gab es bei der Neueinführung der Briefstationen der Fa. Telefrank eine auf wenige Stunden befristete Fehlprogrammierung in der Dezimalstelle mit Punkt statt Komma.
Automatenmarke mit Punkt aus den Briefannahmeautomaten der Fa. Telefrank und Resultat einer ca.4stündigen fehlerhaften Programmierung am 1.10.2008.
Nach dieser kleinen Auswahl aus dem Spektrum der vorderseitig zu beachtenden Besonderheiten nun ein Blick auf die
Rückseite dieser Marken.
Das folgende Bild (Ausschnitt MaxiPhil Maximumkarte 1982) zeigt einen Techniker beschäftigt mit der Bestückung des Klüssendorf Münzwertzeichendruckers Typ 631 mit einer neuen Automatenmarkenrolle. Man kann die Verdrehungsmöglichkeiten erahnen, die sich rasch nach Einführung der Automatenmarken in Form von Gummidrucken einstellten.
Rückseite ATM Wertzeilenaufdruck als sog. „Gummidruck“ (Gummierung gelb)
An dieser Stelle ist chronologisch auch ein Hinweis auf unterschiedliche
Gummierungen angebracht, die im Michelkatalog mit
gelblicher oder weißlicher Gummierung der Automatenmarken
notiert sind.
Weiße Gummierungen tauchten ab Ende Dezember 1992 auf.
gelbliche und weiße Gummierung
Die Erklärung waren Planatolgummierungen ohne Farbzusatz ab 1992. Dementsprechend nun führt der Michel – Katalog ab 1992 unterschiedliche Automatenmarken auf.
Dies trifft aber mit den aufgeführten Sätzen nicht das gesamte nachzuweisende Marken- bzw. Satzspektrum. Wie immer im ATM – Gebiet gibt es auch hier Besonderheiten zu vermerken.
Ein ATM – Händler bestellte Ende 1992 und Anfang 1993 damals Marken- und Satzmaterial auch in alten „grünen“ Satzspektren zur Nachbelieferung von neuen ATM – Kunden und erhielt „prompt“ aus der Versandstelle Weiden alte „grüne“ Tastensätze auch im Wertespektrum von 1981 und nachfolgend aber dementsprechend natürlich nur in Drucktype II aber mit dieser neuen weißen Gummierung!
Solche Extravaganzen sind im ATM – Gebiet erstens auf die lange Einsatzzeit zurückzuführen, die bei der „grünen ATM“ zum Beispiel über 12 Jahre reichte und zweitens auf die damals noch mögliche individuelle Bestellung von verschiedenen Wertstufen bei der Versandstelle. Das ATM – Gebiet bietet also immer wieder solche Überraschungen und jeder Sammler muss in solchen Fällen selbst entscheiden, wie weit er seine Spezialisierung treibt, sollte aber zumindest akzeptieren, dass es diese Erscheinungsvielfalt gibt und gab. Andererseits erinnert dies auch stark an den Reichtum von Druck- und Farbvarianten der Markenausgaben Anfang des 19.Jahrunderts im Deutschen Reich, die selbstverständlich beachtet und geachtet sind und mit Akribie in unterschiedlichen Formen gesammelt werden.
Ab Juli 1998 wurde die bis dato übliche waagerechte 4stellige Nummerierung auf jeder 5. Marke gegen eine neue senkrechte Nummerierung in 1stelliger
bis 4stelliger Form ersetzt.
Aus der Übergangsphase der Umstellung von waagerechter auf senkrechte Nummerierung gab es bei den damals unterschiedlichen Ausgaben der Sanssouci – ATM von Nagler und Klüssendorf mit den möglichen Wertzeileneindrucken
DBP und Posthorn recht gravierende und beachtenswerte Auflagenunterschiede.
Wenn auch nicht im MICHEL – Katalog differenziert aufgeführt, sind auch Fluoreszenzunterschiede beim Sanssouci – Vordruck zwischen gelb und weiß (ab Frühjahr 1997) sicher erkennbar. Seit 13 Jahren ist dieser Fluoreszenzunterschied unverändert konstant erhalten geblieben und zeigt keinen Alterungsprozess mit Angleichung des Fluoreszenzbildes.
Bevor das dritte Einführungskapitel mit Gedanken zum Preisansatz und Preisgestaltung beginnt, sind einige Überlegungen noch sinnvoll zur Stellung von
ATM und möglicher Quittung. Das Automatensystem der Münzfreistempler bietet in einer größeren Zahl der Fälle auch eine Quittungsabgabe zum Briefmarkenkauf an. Je nach Automatentyp sind und waren Einzelquittungen je ATM aber auch Satzquittungen möglich. Der MICHEL – Katalog hat das Quittungsgeschehen im Rahmen der Automatenmarken auch im Deutschland – Spezial 2010 herausgenommen, aber selbst die Versandstelle liefert ihre diesbezüglichen Automatenmarken mit Satzquittungen weiterhin passend aus.
Eine Automatenquittung ist sicherlich interessant und dokumentiert den ATM – Briefmarkenkauf. Der Informationsgehalt war besonders in den Klüssendorf – Quittungen durch die Postamtskennung und Standortlistung im Klartext ergiebig.
Beim folgenden Satzbeispiel wird aus dem 14 - Wertespektrum die 10 und 300 Pfennigmarke mit Quittung als jeweils niedrigster und höchster Wert des Tastensatzes vorgestellt.
Sicherlich kann der Tastensatz 2 der grünen ATM auch ohne die Quittungen dargestellt werden, aber die abrufbaren Quittungsbelege über den Bezug von Postwertzeichen haben allerdings deutlich ergänzende Qualitäten:
Ein Quittungssatz verspricht schon per Definition in der Regel ein einheitliches Satz- und Druckbild. Die Bezugsbelege halten das Kaufdatum fest und verraten den Standort des Automaten. Im obigen Beispiel wird mit dem Postamt Hannover 82 sogar ein Sonderstandort eines MWZD Typ Klüssendorf 631 auf der Hannovermesse festgehalten.
Die Frage nach der Bewertung solcher kompletten Tastensätze mit Quittungen und dies sogar von einem Sondereinsatz ist schwierig und führt uns zum nächsten Einführungskapitel mit
Gedanken zum Preisansatz und Preisgestaltung im ATM – Katalog.
Automatenmarken – Preisfindungsaspekte
Auf dem Marktplatz von Angebot und Nachfrage stehen sich grundsätzlich unterschiedliche Interessenlager gegenüber.
Aus dem
Nachfragesektor heraus sind
Sammler und Investor die initiale Voraussetzung für eine Preisgestaltung. Von den zahlreichen Varianten einer Sammelleidenschaft zu frönen, ist die Briefmarkensparte nur eine von vielen Möglichkeiten. Alte Autos, Bierdeckel, Fotoapparate, Kunstgegenstände von Malerei bis Skulptur – die Auswahl könnte beliebig fortgesetzt werden. Zugegebenermaßen ist das Briefmarkensammeln recht beliebt, kann gut unter häuslichen Bedingungen seinen Platz finden, erlaubt häufig einen moderaten finanziellen Rahmen und lässt einer Spezialisierung bis in die extremste Detailforschung genügend Raum. Die Automatenbriefmarken sind wiederum nur ein kleiner Fakt aus diesem großen Bereich der Philatelie. Ein Preis für entsprechendes Material setzt aber auch ein anhaltendes Interesse voraus, das sicherlich durch Informationen und Kontakte gefördert werden kann.
Investoren spielen im Briefmarkenmarkt eine geringere Rolle und fehlen vermutlich auf dem Gebiet der Automatenmarken. Investoren kaufen nicht aus Ergänzungsgründen zum Sammelthema, sondern erwerben Spitzenwerte aus unterschiedlichen Bereichen, sind emotional nicht gebunden und verkaufen bei chancenhafter Renditesituation.
Auf der
Angebotsseite spielen aspektmäßig drei gänzlich verschiedene Parteien mit.
Aspekt – Händler. Der nicht nebenberuflich tätige Briefmarkenhändler oder Auktionator hat sicherlich bedenkenswerte Probleme. Zu seinen Betriebskosten zählen gegebenenfalls Personalkosten einschließlich Sozialabgaben, Raummiete, Investitionen in die unumgängliche EDV-Anlage, Katalog- oder Broschürenkosten, Zeitschriftenwerbung, Telefonkosten, Kreditkosten usw. Die Aufzählung ist sicherlich nicht vollständig. Der noch verbleibende Erlös muss versteuert werden! Der Restbetrag dient seiner allein aufzubringenden Alters- und Krankenkassenversorgung, gegebenenfalls Familienkosten mit Unterhalt und Wohnung, Kredittilgung von beruflichen und privaten Investitionen usw. Auch diese Auflistung ist sicherlich nicht komplett. Insgesamt betrachtet wird verständlich, dass unter solchen Gegebenheiten der kleine Briefmarkenhändler aus dem Stadtbild verschwindet.
Aspekt – Sammler. Auch der Sammler tritt auf der Angebotsseite auf. Er versucht im Tausch- oder auch Verkauf von nicht mehr interessantem Material sein neues oder spezialisiertes Gebiet aufzubauen, zu ergänzen oder im Alter abzugeben. Dabei steht sein Interesse
zumindest im Werterhalt des Einkaufspreises im Vordergrund. Viele Sammler können sich nicht zu Lebzeiten aus emotionalen Gründen von ihren „Schätzen“ trennen! Dann kommt der dritte Angebotsaspekt zum Zuge, den ich einmal unter dem Begriff
Aspekt – „Neffe“ anführen möchte. Der „Neffe“ erhält von seiner „Tante“ kostenlos den Briefmarkennachlass von seinem „Onkel“. Auch auf dem Trödelmarkt landen gelegentlich tolle, preisgünstige philatelistische Altlasten, die einfach nur verramscht werden. Im Preisaspekt – „Neffe“ stehen also praktisch keine oder kaum Gestehungskosten an, emotionale Bedingungen tendieren gegen Null, Betriebskosten sind ebenso nicht relevant - im Internet wird die kostenlose 1 EURO – Einstellvariante gewählt, denn der Erlös ist in diesen Fällen stets ein Gewinn für die Finanzierung der „nächsten Urlaubsreise oder das leidige Benzingeld“.
Dieses bunte Bild auf der Angebotsseite ist dennoch reizvoll, allen Beteiligten bekannt und jeder versucht das Beste daraus für sich zu entwickeln. Mit welcher Preisangabe hat aber ein Katalog die recherchierten verschiedenen Aspekte des Marktes zu würdigen und zu listen? Der Einzelpreis darf dabei nicht nur isoliert und absolut gesehen werden, sondern das dokumentierte Preisverhältnis ist auch ein Spiegelbild von Angebot und Nachfrage innerhalb eines Themengebietes. Hier gibt der MICHEL- Katalog seit Jahrzehnten eigentlich die entsprechende Antwort und berücksichtigt wohl auch durchaus Interessen der Händlerschaft mit ihrem unabwendbaren Kostenblock! Aber eine Philatelie ohne Handel, Auktionen, Messen und Tauschtage wäre andererseits keine wünschenswerte Hobbywelt.
Meine weitere ergänzende Katalogauflistung wird sich also ebenso an diesen Aspekt anlehnen und der
Sammler kann je nach Kaufquelle seinen schon bis dato gewohnten Abschlag einkalkulieren. In den Fällen allerdings wo ich keine Markttransparenz erkennen kann und mir selbst kein Urteil anmaße, erfolgt schlicht
ein -.- ! Der interessierte Erwerber wird aus persönlichen Gründen in diesen Fällen auch eine individuelle Preisgestaltung z.B. bei seltenen „Lückenfüllern“ akzeptieren oder verzichtet auf den Erwerb. Leider fehlt eher auf dem Gebiet der deutschen Automatenmarken häufig auch ein breit gefächertes Angebot.
Welche Preissparten neben postfrisch und gestempelt sind noch von Interesse und wenn möglich einzubeziehen? Eine FDC- Wertung wird häufig angeführt, dabei sind Briefe aus der Zeit gerade bei den Automatenmarken häufig interessanter und seltener als Ersttagsbelege zu finden. In solchen Fällen sind Auflagen und Portoperioden noch zusätzliche zu berücksichtigende Detailpunkte. Grundsätzlich ist wohl auch das Satzmaterial von großem Interesse und findet auch im Internetverkauf fast immer seine Kunden.
Nach dieser Einführung zum Menüpunkt ATM und Katalog folgt im ersten Unterkapitel die Vorstellung der 1. deutschen ATM – Ausgabe.