Gerätetyp Sielaff
Durch die anstehende Umstellung zur Eurowährung stand die dt. Post unter Zugzwang speziell im Bereich der Automatenmarken. Die Änderung im Wertzeilenaufdruck der Automatenmarken war nicht die einzige notwendige Vorgabe in ihren
Planungen ab dem Jahr 2000. Eine Quittungsabgabe sollte wieder möglich und die sog. Geldkartennutzung verfügbar sein. Aber spez. die gewünschte Online- Steuerung der Münzwertzeichendrucker mit Gewährleistung von zentraler und damit synchroner Euroumstellung und auch möglicher Geräteüberwachung konnte die Fa. Nagler wohl nicht zum Termin 1.1.2002 leisten. Die Pressestelle der dt. Post in Bonn spricht Anfang des Jahres 2001 von einer neuen MWZD- Generation und benennt tatsächlich im März 2001 erstmals die Fa. Sielaff als neue Produktionsfirma beheimat im süddeutschen Raum ( Herrieden PLZ 91567).
Die Fa. Sielaff mit ihrer langjährigen Automatenherstellung (Getränke, Tabakwaren usw.) hatte natürlich mit ihren anderen Geräteprodukten dieselben Probleme zum 1.1.2002 und damit wohl zwangsweise die größten Erfahrungen spez. im Bereich der Online-Überwachung und EUROmünzenakzeptanz.. Für die meisten ATM- Sammler war die neue Firma bis dato ein völlig unbekannter Automatenhersteller. Dabei hatte
Max Sielaff 1888 mit seinem Reichspatent zur Münzprüfung in Automaten erst zum allgemeinen Durchbruch dieser Gerätetechnik verholfen.
Vorstellung der Fa. Sielaff auf Postwurfsendung (DIN A5 verkleinert) von 1936 in
2.
Gewichtsstufe (!) und Absenderfreistempel mit Hinweis auf Automatenbau seit 1884! Absenderfreistempel und EDV- Frankaturen betreffen neben den Automatenmarken ja meine weiteren Sammlungsaktivitäten bezüglich automatisierter Freimachung im Bereich der deutschen Post ( ausführliche spätere Artikel vorgesehen).
Im April 2001 bestätigt die deutsche Post von sich aus einen Unterschied im Wertzeilenaufdruck durch die neuen Automaten, die schon ab Mai 2001 zum Einsatz kommen sollen. Aber dieser Großauftrag der deutschen Post war sichtlich auch für die Fa. Sielaff ein zeitliches Problem. Es kam bis Ende Dezember 2001 immer wieder zu Engpässen, und besonders die Programmierungen durch die Techniker vor Ort brachten anfänglich ein weites Feld von Besonderheiten ins Blickfeld der ATM- Sammler. Sicherlich hatte man sich mittlerweile über die Jahre daran gewöhnt, dass der Wertaufdruck im Automaten nicht den Sicherheitsstandard einer Bundesdruckerei erreichen kann, aber die anfängliche Sielaff- Installation brachte wirklich Absonderliches zustande. Aber erst einmal der Reihe nach.
Die Abbildung zeigt die recht imposanten Größenverhältnisse des neuen MWZD der Fa. Sielaff und erinnert etwas an den alten Klüssendorf Gerätetyp 631. Neben der großzügigen Bildschirmausstattung gab es eine recht gute Menuesteuerung. 7 direkt wählbare Wertstufen wurden angeboten mit 10, 20, 50, 100, 110, 220 und 300 Pfg., nach Weiterleitung zur nächsten Bildschirmseite konnte dann mit den angebotenen Werten zu 400, 500 und 690 Pfg. der
1. Tastensatz mit stolzen DM 24,40 komplett dokumentiert werden einschließlich Quittung.
Anfänglich gab es keine frei wählbaren Wertstufen im Sielaff- MWZD entsprechend der uns bekannten E-Tasten-Funktion bei Klüssendorf 696 und den Nagler-Geräten N 101, 102 und 104 mit dem Spektrum von 10 bis 9990 Pfg. Hier war also zunächst ein Rückschritt auch wieder vergleichbar zum alten Klüssendorf 631 mit seinem festen Tastenwerten. Die technischen Möglichkeiten zeigen aber 20 Jahre Entwicklungsfortschritt bei den MWZD. Ausgestattet mit 2 unabhängigen Markenrollen mit je 2000 ATM und Kapazität von 4000 Quittungsdrucken war bei Onlinesteuerung mit Fehlermeldung nach Überwindung von anfänglichen Kinderkrankheiten ein sicherlich optimaler Münzwertzeichendrucker entstanden.
Ein Blick in das Automateninnenleben offenbart die neue Konzeption.
Ausschnitt aus der Zeitschrift „postfrisch“ der Deutschen Post Philatelie vom März 2002.
Deutlich erkennbar die beiden ATM- Vordruckrollen und die Quittungsrolle.
Die Druckwerke waren separate 24 Nadeldrucker auch für die Quittungen, die leider Thermodrucke sind, wenn auch in etwas besserer Qualität als bei den PIA- Automaten von Nagler und Olivetti.
Am 23.5.2001 war es dann soweit. Ersttag der neuen Sielaff- Münzwertzeichendrucker mit insgesamt 11 Geräten. 6 Automaten standen bei der Versandstelle in Weiden und in Regensburg hatten die Sammler 5 Automaten an 4 Standorten zur Verfügung.
Sielaff- Druck Nagler – Druck
Im Vergleich sieht man doch den Unterschied im Wertzeilenaufdruck deutlich. Der Sielaff – Druck wirkt insgesamt schlanker und feiner, die Sterne erscheinen zierlicher und die Ziffernhöhe ist 0,5mm geringer.
Die abrufbare Quittung maß 8x10cm. Der DM-Betrag über Postwertzeichen wird schon in Euro wiederholt. In einer „Ziffernzeile“ sind linksseitig Gerätenummer, Standort-Nr.(?) und Datum dokumentiert. Abschluß bildet eine Reihe von 4 stilisierten Posthörnchen- siehe nachfolgende Abbildung („ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“).
Quittung Ersttag Regensburg vom 23. Mai 2001
Die Versandstelle hinkte selbst der Aktualität hinterher! Auslieferung von bestellten Sielaff- ATM- Drucken erfolgte erst ab Mitte Mai bis Anfang Juni 2001. Die erwartungsvolle Sammlerschaft auf der Naposta Ende Mai 2001 war enttäuscht! Nagler- ATM aber nicht Sielaff- ATM waren erhältlich. Bei der Auslieferung der Sielaff- ATM durch die Versandstelle staunten dann die Bezieher aber dennoch über ihre mitgelieferte z.B. Ersttags- Satz- Quittung vom 23.05.2001 über DM 24,40.
Ersttags- Satz- Quittung über DM 24,40
Eine Geldrückgabe war nicht integriert, so dass ATM -Restwerte bei Überzahlung in fallender Priorität mit den Werten 110, 100, 20 und 10Pfg. anfielen. Auf Wunsch wurde eine Quittung
separat auch über die Restwerte abgegeben! Ab Ende Mai 2001 wurden dann 100 Geräte im süddeutschen Raum rasch aufgestellt, um Erfahrungswerte firmennah zu erhalten, die noch zur Auswertung wichtig waren, um bis Ende 2001 ca. 4500 Münzwertzeichendrucker nachfolgend möglichst fehlerfrei installieren zu können!
Bereits am 1.7.2001 war eine Softwareumstellung notwendig, da das Inlands-Päckchen-Porto von DM 6,90 auf DM 7,20 gestiegen war. Die integrierte online- Umstellung klappte zunächst auch für diesen Einzelwert – die restlichen 9 Wertstufen blieben ja unverändert-
nicht! Bis zur Euroumstellung war ja noch etwas Zeit dieses Problem zu lösen. Zunächst waren also Techniker vor Ort für die Wertprogrammierung in den Geräten zuständig.
Der neue Tastensatz lautete auf 10, 20, 50, 100, 110, 220, 300, 440, 500 und 720Pfg. und summierte sich somit in der Satzquittung auf DM 24,70. Der hohe Satzpreis veranlasste viele ATM- Sammler damals nur den 7,20DM- Wert zu dokumentieren, um nicht innerhalb von 4 Wochen 50DM investieren zu müssen.
Höchstwert ab 23.5.01 Höchstwert ab 1.7.01
Andererseits ist sachlich ein Zeitraum von nur 5 Wochen für den ersten Tastensatz richtig und zeugt von einer sehr knappen Laufzeit. Die Restwerte waren während der 2.Tastensatzperiode mit 10, 50, 100 und 110Pfg. belegt.
In der Sielaff- Installationsphase- 2001 traten schon frühzeitig in der Pilotphase Programmierfehler in den Tastenwerten auf. Diesbezüglich war sicherlich der Standort
Hof im Juni 2001 besonders fehlerhaft mit 510Pfg.
statt 500Pfg. und schon vorzeitig mit 720Pfg. aber mit 690Pfg.
gleichzeitig was den „grandiosen Tastensatz“ von DM 31,70 ergab!
Da war der Standort
Kirchen mit 5Pfg. Fehlprogrammierung (statt 50Pfg.) direkt bescheiden und lieferte uns somit die dritte mögliche Variante einer 5Pfg.Wertstufe im November 2001 auf Posthornvordruck.
DBP- Nagler Posthorn- Nagler Sielaff- Fehlprogrammierung
Auch wenn im Kapitel „Automatisierung im Briefannahmebereich“ die Porto- Ermittlungshilfe (
PEH)- Automaten der Firma Sielaff noch speziell besprochen werden sowohl in ihrer online- und offline- Version, gehört an dieser Stelle doch zum Verständnis ein Ausblick auf das „PEH- Gerät“ mit dem kleinen Sielaff- ATM- MWZD , da zeitgleich mit dem großen Sielaff- Außenautomat auch 20 Geräte im Innenbereich der Post erprobt wurden, die eine freigeschaltete „Infotaste“ hatten, so dass auch
Wertstufen außerhalb der oben erwähnten Tastensätze schon im August 2001 auftauchen konnten.
Automatenabbildung aus dem Prospekt der Deutschen Post AG
Quittung 13.08.2001 mit ATM 2,00 DM über Infotaste
Die Quittung vom 13.8. 2001 zeigt uns dann gleich auch die neue Quittungsversion, die nach und nach auch in den großen Sielaffautomaten eingespielt wurde:
Die Euroverrechnung rückt unter den DM- Preis, die Post bezeichnet jetzt die ATM nicht als Postwertzeichen sondern als Briefmarke und firmiert nur noch mit
einem Posthornlogo.
Der Sielaffautomat konnte auch ohne Waagenfunktion zu reinen Briefmarken- ATM- Wahl benutzt werden.
Diese Pilotphase der Porto- Ermittlungshilfe (PEH) mit online – Steuerung über den Sielaff-Automaten mit integrierter Waagenfunktion und passender ATM- Ausgabe wurde später eingestellt. Der große Sielaff- MWZD hatte ebenfalls eine integrierte Portohilfe über die Infotaste, die nach Freischaltung ebenfalls fest einprogrammierte ATM- Werte ermöglichte bis 72 DM. Es war dies ein „
Gerätesatz“ mit 30 festgelegten Werten von 10 bis 7200Pfg.
Ab Dezember 2001 waren die Infotasten zunehmend überall freigeschaltet und es waren nun weitere ATM- in DM- Werten zugänglich letztlich
aber in der DM- Phase nur noch sehr kurzfristig, denn mit dem
1.Januar 2002 kommt bekanntermaßen die EUROwährung.
Noch bis Ende 2001 wurden ca. insgesamt 4500 Münzwertzeichendrucker durch die Firma Sielaff installiert. Alle Naglergeräte wurden entfernt und hatten somit auch keinen schleichenden Abbau wie ehemals der Klüssendorf 631, denn mit dem
1.Januar 2002 wurde
die Europhase eingeleitet und nur der Sielaffautomat akzeptierte die neuen Euromünzen.
Sicherlich waren wie immer am Neujahrstag die Menschen gespannt, was das neue Jahr 2002 wohl bringt. Die Sammler der Automatenbriefmarken waren besonders neugierig, ob die Umstellung der Sielaff- Münzwertzeichendrucker programmgemäß um Mitternacht am 1.1.2002 funktioniert hatte.
Es klappte in vollem Umfang und jeder Interessierte konnte mit Datum
1.1.2002 und passender Quittung nicht nur das Euro- Zeitalter mit der
ersten dt. Euro- Briefmarke in Form einer ATM dokumentieren sondern auch evtl. seine Heimatsammlung mit einem besonderen Beleg bereichern.
Die online- Umstellung der Automaten zur Akzeptanz der 8 neuen Euromünzen gelang ebenso problemlos wie die Installation eines neuen Tastensatzes in Eurowährung mit Änderung im Wertzeilenaufdruck durch Ersatz des Posthornlogos mit dem Euro- Währungszeichen.
Die ATM- Philatelie war eigentlich nie eine „Lehnstuhl- Philatelie“ und es gab einige ATM- Enthusiasten, die sogar um Mitternacht die Umstellung beobachteten, andere zogen am Neujahrstag zu „ihrem“ Automaten.
Es war sicherlich für Passanten absonderlich zu beobachten, wenn „Dorf- bekannte“ Persönlichkeiten mit Handtuch bewaffnet am Briefmarkenautomaten hantierten, um das Ausgabefach von Nässe und Silvesterkracherresten zu säubern und längere Zeit bei Frosttemperaturen Briefmarken und Quittungen zu ziehen, als wäre dies ein Spielautomat in einem warmen Spielsalon.
Aber vielleicht lag hier immer schon der Reiz der ATM- Philatelie mit ihrem Individualcharakter. Andererseits begründet sich auch hier wohl teilweise die Abneigung der Briefmarken- Großhändler zur Automatenbriefmarke durch die schwierigere Beschaffung und Gleichberechtigung der Sammler zumindest außerhalb der Versandstellenmöglichkeiten. Nebenbei bemerkt, überträgt sich die Händlerabneigung zur ATM auch in Ihrer Lagerhaltung. Wer einmal mit Michel- Spezialkatalog- Deutschland bewaffnet seinen Orts- Briefmarkenhändler frequentiert und detailliert nach Automatenbriefmarken oder ATM- Sätzen befragt, wird in den seltensten Fällen auch nur ansatzweise bedient werden können!
Diese persönlichen Worte waren mir vergönnt, und nun geht es philatelistisch weiter mit dem 1.1.2002.
Der neue Tastensatz war nun mit folgenden Werten belegt 1, 5, 10, 25, 51, 56, 112, 153, 225 und 368 Cent.
Es war dies praktisch der alte umgerechnete DM- Satz in Euro unter Weglassen des 500Pfg..- Wertes und dafür Einfügen eines 1Cent- Füllwertes. Der Automat akzeptierte auch die Geldkarte und rechnete in Euro ab. Mit dieser immer passenden Zahlungsart waren aber keine Restwerte dem MWZD zu entlocken!
„Opferte“ man aber Euromünzen aus seinem „Euro- Starter- Kit“ ( „aber was ist schon Butter im Vergleich zu Automatenbriefmarken“ man musste sich nur familiär durchsetzen! ) , dann erhielt man auch bei Überzahlung die
Restwerte in Automatenmarken sogar mit Quittung aber mit einer großen Überraschung. Es wurden Restwerte mit 1, 3, 5, 10, 20, 28, 51 und 56 Cent- ATM abgegeben! Die Werte
3, 20 und 28Cent waren im Tastenfeld nicht sichtbar aufgeführt , verblüfften mehr oder weniger alle Beteiligten und W. Schießl spricht von „Geistermarken unter den Wechselbälgen“.
Bei Einwurf 1.-Euro und Wahl einer 1Cent- ATM wurden die Restwerte 20, 28 und 51Cent ausgeworfen und die Wahlmöglichkeit einer Quittung erbrachte eine 1Cent-Quittung und die 99Cent- Restwert- Gesamtquittung!
Mit dem Datum 1.1.2002 auch sicherlich ein Stück für die Heimatphilatelie. Die Quittungen zeigen den neuen Ausdruck nur noch mit Euroangabe und die
Gesamt- Restwertquittung bezieht sich im Ausdruck auf die Nummerierung im ersten Wahlvorgang hier mit „0501“ und jetzt noch zusätzlicher
Kennzeichnung „R“ d.h. „0501R“!
Diese Kennzeichnung der Restwertquittung mit dem Zusatzbuchstaben „R“ wurde seit
Dezember 2001 eingeführt. Restwertquittungen mit „
R“-
Kennzeichnung und DM- ATM sind also nur sehr kurzfristig möglich gewesen. Wie immer bei solchen Automatisierungsvorgängen erkennt man häufig erst später, was wirklich nur kurzfristig möglich war und daher selten ist.
Auch wenn die Versandstelle ihr eigenes Kapitel im ATM- Bereich erhält, ist an dieser Stelle erwähnenswert, dass mit Ende Dezember 2001 der Verkauf von Nagler- ATM auf Sanssouci und Posthorn- Vordruck in 5PFg.- Werten eingestellt wurde und anschließend nur noch Satzware aus vorgedruckten Restbeständen verkauft wurde.
Sinnigerweise brachte die Versandstelle im Januar 2002 noch einen neuen Versandstellensatz in alten DM- Werten für Sielaff heraus in den Wertstufen 100, 110, 220, 300 und 440Pfg.! Wofür? Da diese Werte im großen DM- Sielaff- Versandstellensatz erhalten waren, werden viele ATM- Sammler sich die Angelegenheit wohl verkniffen haben.
Erwähnenswert ist wieder der fest einprogrammierte „Gerätesatz“ von 1Cent bis 3681Cent für Sielaff- MWZD mit freigeschalteter Infotaste bzw. die „PEH“- Geräte.
Aber wir wissen ja: Keine deutsche ATM- Phase ohne ihre Besonderheit. Durch Fehlprogrammierungen gibt es noch Automatenbriefmarken mit Eurowertzeilenaufdruck auf Posthornvordruck mit breitem Wertaufdruck! In der ATM- Szene als „ Leipziger Druck“ verankert.
Es war dies schlicht ein Programmierungsfehler bekannt aus Leipzig und Oberursel.
In den Samkyunggeräten später mit neuem ATM- Motiv- Briefkastenvordruck waren die Wertzeilendrucke allerdings in dieser „Überbreite“ standardgemäß so eingestellt und erlauben so eine vereinfachte ATM- Zuordnung.
Aufeinander gelegt sieht man auf der unteren 1Cent- ATM deutlich den verbreiterten Wertzeilenaufdruck mit 30mm.
Die Europhase auf Posthorn- ATM- Vordruck war mit 3 Monaten nur sehr kurz, denn mit 4.4.2002 wurde ein neues ATM- Motiv eingeführt.
Diese rasche Änderung erstaunte damals sehr. Die ATM- Sammlerschaft war durchaus längere Laufzeiten gewöhnt, aber meine Mutmaßung betrifft wohl die Papierqualität im Posthornvordruck als Änderungsvorgabe. Es gibt zahlreiche Farbunterschiede zu beobachten. Es wurde damals ein sog. Naturpapier verwendet, das im Farbdruck nicht gut gesteuert werden konnte, was evtl. den Ausschlag für den relativ schnellen Austausch für deutsche Verhältnisse ergab.
Herr Court aus Eberbach berichtet dazu, dass die Deutsche Post zur Währungsumstellung von DM auf Euro den Briefmarken ein Additiv herstellungsmäßig beifügte, damit in den Briefzentren die Postgültigkeit automatisch erfaßt werden konnte. Dies war im Motiv "Posthorn" der Automatenbriefmarke versäumt worden. In den Briefzentren wurden die ATM- Belege als "ungültig" erkannt und erforderten im manuellen Sortierprozess zusätzlichen Arbeitsaufwand. Aus diesen Gründen wurde das Motiv im Automatenbriefmarkenbereich rasch umgestellt. Der ATM- Vordruck "Briefkasten" hatte das entsprechende Sicherheitsadditiv.
Bis Ende Mai 2002 war die Rückrufaktion für die Vordruckrollen Posthorn geplant mit der Umrüstung aller Sielaff- Automaten auf das neue Briefkasten – Motiv.
Nach den Ausführungen in den vorherigen Kapiteln mit Erfahrungswerten bei früheren ähnlichen Aktionen wissen wir, dass wir sicherlich noch dem alten Posthornvordruck mit neuen Euro- Wertstufen begegnen werden! Selbst die Versandstelle konnte ihre ATM- Drucker nicht motivbezogen sicher getrennt nach Wertstufenaufdruck bedienen. Dazu später an gegebener Stelle und nun zum 4.4.02
Die Bestückung der Sielaff- Ortsgeräte am 4.4.2002 mit dem neuen ATM- Motivvordruck „Briefkasten“ erfolgte logistisch gesehen sehr zügig. In den meisten Fällen konnte schon am Ersttag die neue Automatenbriefmarke gezogen werden!
Zum Großereignis wurde die Präsentation der neuen Automatenbriefmarke auf der 14. Internationalen Briefmarken- Messe in Essen. Im Bereich der Deutschen Post AG waren drei Sielaffgeräte aufgebaut mit den Gerätenummern 820460-29 bzw. -30 und -31 ersichtlich auch auf den Quittungen. Ferner gab es 2 Verkaufschalter extra nur für Automatenpostwertzeichen.
Die Versandstelle vor Ort war ausgestattet mit Sielaff- MWZD mit dem alten Posthornvordruck und dem neuen Briefkastenmotiv. Auch zur Einzelabgabe mit Einzelquittung waren die vielbeschäftigten Postler bereit! Die Gerätenummern der Versandstellen- Sielaff- MWZD im Schalterbetrieb waren mit „00 0000“ gekennzeichnet im Quittungsdruck oder ohne Gerätenummer! An den Versandstellenschaltern wurde jedoch meist vorbereitete Satzware abgegeben und verlangt.
Dazu hatte die Post ein Schalter- Set produziert und propagiert mit den Wertstufen 51, 56, 112, 153 und 225 Cent. Der Tastensatz wurde unverändert auch als großer Versandstellensatz angeboten mit den Werten zu 1, 5, 10, 25, 51, 56, 112, 153, 225 und 368 Cent. Die Restwertstufen waren ebenfalls unverändert mit den Werten zu 1, 3, 5, 10, 20, 28, 51 und 56 Cent belegt.
Standortgerät 82046030 Ersttag am 4.4.2002 in Essen auf der 14. IBM mit
Restwertquittung. 1 Cent- Marke und 20 Cent- Restwert mit passendem Sonderstempel
Der Andrang am Ersttag war enorm. Vor den Sielaffgeräten war eine Stunde Anstehen angesagt und auch die Schlangen vor den ATM- Postschaltern waren ebenso lang. Aber wie schon früher öfters gesagt, ein Kennzeichen deutscher ATM- Philatelie sind Ausnahmen und Besonderheiten besonders auch an Messetagen mit Sondereinsätzen von Münzwertzeichendruckern. Durch die Hektik mit zahlreichen Sonderwünschen ist bei Einzelabgabe die Gefahr von Fehlprogrammierungen nicht nur selten sondern schon als wahrscheinlich einzustufen (s. a. vorherige Kapitel )!
So gab es mehrmals Grund zur Aufregung für die Sammler aber auch für die Postbeamten der Versandstelle.
Durch fehlerhafte Programmierung wurde nicht nur mit Euro- Logo sondern auch noch im alten Posthorn- Logo in Pfennigen in der Wertzeile gedruckt und dies auch noch entsprechend quittiert in alter DM- Quittungsversion und Datum 04.04.02 ( Versandstellenquittung mit 00 0000 ) !
Der Kommentar zur „Essener Fehlprogrammierung“ vom Philatelie- Direktor Christian Faißt war recht gelassen: „Er könne damit durchaus leben, schließlich wird damit wieder einmal die philatelistische Landschaft belebt“. Briefmarkenspiegel 6/2002.
Ein allg. Zugang zumindest über die Versandstelle sollte für diesen Fehler nicht folgen!
Ähnlich dem Begriff „
Leipziger Druck“ beim Wertzeilendruck in Überbreite auf Posthornvordruck hat sich hier der Begriff „
Essener Fehlverwendung“ eingebürgert in der dt. ATM- Szene, was die Angelegenheit nicht genau trifft. Auch die Versandstelle Weiden selbst hat das Briefkastenmotiv mit Posthornlogo im Wertzeilenaufdruck ausgeliefert. Eine Aussage mit Mengenangaben kann man nicht treffen.
Insofern kann man die Aktionen der dt. Post im Zusammenhang mit ihren Aktivitäten im Bereich der Automatenbriefmarke schon mal mit einem Fragezeichen versehen! Wie zur Bestätigung gab es am 6.4.2002 auf der Messe in Essen
sinnigerweise einen Quittungsfehler
in der Programmierung und in der Zeile „Deutsche Post AG“ wurden 2 vorangestellte Fragezeichen ausgedruckt!
Satzquittung vom 6.4.02 auf der 14. IBM Essen
Im weiteren Verlauf des Jahres 2002 wurde
schon im Mai 2002 ein neuer Quittungstyp eingeführt. Die Post gab als Begründung den häufig fehlerhaften Auswurf der Quittung an. Eine Vergrößerung der Quittung auf das Format ca. 8x19cm sollte die Abgabetechnik erleichtern und dabei wurde gleich auch der Quittungstext verändert unter Anfügung auch der Webadresse der deutschen Post. Aber die heutige Zeit wird immer schnelllebiger. Waren früher bei der Post Änderungen langfristig auch unter Einschaltung des PTZ (PostTechnischesZentralamt) geplant und üblich, nähert man sich der heute überaus beliebten Methode „jeder macht alles sofort und das unübersichtlich“. Diese Quittungsänderung betraf nur die Ortsgeräte bereits nach einem Monat im neuen Motivvordruck. Auch aktuell ( Stand Februar 2008) gibt die Versandstelle weiterhin ATM mit „Kleinquittung“ im alten Druck ab!
Neue Langquittung bereits ab Mai 2002
Zum Dezember 2002 gab es eine neue Sielaff- Software zur Vorbereitung auf den anstehenden Tarifwechsel im Portobereich zum Januar 2003. Dabei wurde schon ab Dezember teilweise eine neue Restwertversion eingespielt und auch der Quittungsdruck sollte schon wieder verändert werden mit Zudruck jetzt auch mit
Uhrzeitangabe neben dem Datum.
Der neue
Tastensatz im Sielaffautomaten der Ortsgeräte mit Tarifänderung zum
1.1.2003 wurde durch die ca. 7% Preissenkung in den Postdienstleistungen erforderlich und mit folgenden Werten programmiert:
Schon wie vorher berichtet, war ein neuer Restwertsatz bereits teilweise ab
Dezember 2002 mit neuer Software eingespielt worden:
Diese Restwertversion mit 1, 5, 10, 51 und 56 Cent war extrem kurzfristig und wurde umgehend dem neuen Tastensatz angepasst mit Austausch der Werte 51 und 56 Cent mit den Wertstufen zu 45 und 55 Cent.
Die
neue Quittungsversion ab 2003 mit Beispiel vom 1.1.2003 (Briefzentrum Hannover) und zusätzlicher Uhrzeitangabe im Textvordruck ( Kontrast verstärkt):
Zum
1.März 2003 erhöhte die Deutsche Post AG das inländische Päckchenentgeld von 3,68 auf 4,10 Euro. Im zugehörigen Tastensatz änderte sich das Spektrum nur in dieser Wertstufe:
In der Abbildung sind nur die beiden ausgetauschten Höchstwerte gegenüber gestellt:
Ab Juli 2003 erfolgte eine gravierende Softwareumstellung des Sielaff- Münzwertzeichendruckers mit einer neuen Bildschirmführung. Zunächst wird der neue Tastensatz vorgestellt mit den Werten zu 10, 45, 55, 100, 144, 220 und 410 Cent.
Ein zweites Bildschirmmenü gestattete den
Vorratskauf der gängigen Wertstufen zu 45 und 55 Cent für Postkarte und Brief in unterschiedlichen Mengen. Für 2,- Euro Einwurf waren je 2 ATM mit den Wertstufen zu 45 bzw. 55 Cent erhältlich, für 3,- Euro entsprechend je 3 Werte und für 4,- Euro je 4 Werte bis schließlich für 5,- Euro jeweils 5 Marken mit den Wertstufen zu 45 und 55 Cent ausgeworfen werden. Dieser Vorratskauf ist bis zur aktuellen Berichterstattung (April 2009) in dieser Form beibehalten worden.
Angepasst an die frühere
Wunschwerttaste-E der Nagler- MWZD gab es nun auch im Sielaff ein Wahlprogramm für den ATM- Wunschwert. Dabei wurde der Wunschwert nicht bestimmt durch Geldeinwurf und Summierung, sondern ähnlich der Wunschwerterstellung bei den früheren Mettler- Toledo- PIA- Automaten wurde und wird ein kleines Rechenprogramm angeboten im Bildschirmmenü des Sielaffautomaten!
Die dazugehörigen
Restwerte ( Juli 2003) erforderten durch die Wunschwertmöglichkeit ein deutlich erhöhtes Wertespektrum mit den teils ausgefallenen ATM- Werten zu 1, 2, 3, 4, 5, 10, 45 und 55 Cent, um die bargeldlose Geldrückgabe bei Überzahlung zu sichern:
Im Verlaufe des Jahres 2004 wurden an den Sielaff- Automaten noch zwei Änderungen im Softwarebereich eingespielt. Im
Sommer/Herbst 2004 wurde ein neuer Tastensatz etabliert mit den Wertstufen 45, 55, 100, 144, 220 und 410 Cent.
Das Restwertspektrum blieb nach Juli 2003 unverändert. Die 8 Werte (s.vorne) waren ja in ihrer Wertstufenbesetzung durch die Wunschwahl zwischen 1 Cent und 36 Euro bestimmt und dieser Rahmen der Auswahlmöglichkeit wurde bis dato (April 2009) nicht verändert.
Auch eine nochmalige
Quittungsänderung des Automaten wurde Ende des Jahres 2004 eingeführt zum ebenfalls noch heute (Stand 4/2009) gültigen Ausdruck.
In der Kopfzeile wird nun noch Bonn als Firmensitz der Deutschen Post AG ausgedruckt. Statt unter dem Begriff Briefmarken firmieren die Automatenmarken mal wieder unter Postwertzeichen und die Herkunftsbezeichnung aus dem Automaten entfällt. Dafür tauchen erstmals die Umsatzsteuerangaben im Quittungsaufdruck auf ebenso wie die Identnummer der Deutschen Post AG für die Umsatzsteuer und das Finanzamt.
Die Portotarifänderung zum
1.1.2005 mit Absenkung im Kompaktbrieftarif auf 95 Cent und Erhöhung des Päckchenentgelds auf 430 Cent ergab mittlerweile den 6. Tastensatz im Briefkastenmotiv des Sielaffautomaten mit den Wertstufen 45, 55, 95, 144, 220 und 430 Cent.
Die Änderung im Briefporto zum
1.1.2006 im Kompakt- und Großbrieftarif von 95 auf 90 bzw. von 144 auf 145 Cent bescherte das 7. Tastensatzspektrum im Sielaffautomaten und ATM- Briefkastenmotiv gemäß folgender Abbildung.
Da nichts so beständig ist wie die Veränderung bei Portoentgeldtarifen der Deutschen Post AG, erfolgte durch Absenkung im Päckchentarif auf 390 Cent bereits wieder im
Mai 2006 eine neue und damit 8. Tastenbelegung im Sielaffautomaten durch diese spezielle Änderung nur in einem Wert. Dies ist ebenfalls auch der aktuelle ( April 2009) letzte Stand.
Auch der Motivwechsel auf die Automatenmarken mit Abbildung von Brandenburger Tor Berlin und Posttower Bonn dokumentieren ihren ersten Tastensatz mit gleichem Wertspektrum 45, 55, 90, 145, 220 und 390 Cent in Form der letzten und folgend abgebildeten ATM- Briefmarkenserie.
Änderungen im Restwertspektrum ergaben sich glücklicherweise, wie bereits oben erwähnt, seit Juli 2003 nicht mehr.
Da der Geldaufwand im ATM- Bereich zur Dokumentation von
Tasten-, Restwert- und Versandstellensätzen auch in der Fachpresse gelegentlich negativ besetzt ist, möchte ich nachfolgend einmal etwas Statistik dazu betreiben.
Aufgelistet sind alle möglichen Wertstufen im ATM – Motivbereich Briefkasten aus den drei genannten Satzbereichen und durch den Sielaffautomaten.
Die drei Samkyung- Ausgaben sind dabei nicht berücksichtigt worden, auch wenn sie mit Sielaff-Druckwerken ausgerüstet waren!