Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung
Philatelistische Kurzprofile
Kurzprofil: Stempelfarben spez. mehrfarbige Stempel
09.10.2023
Als Sammler im Bereich der Postautomation und dies auf Briefbelegen fällt der Blick natürlich auch auf die Stempelabschläge und es finden sich Stempel in allen Farbvariationen und interessanterweise sind auch mehrfarbige Stempel zu registrieren. Schon aus der Altbriefphase finden sich spez. anfangs auch grüne Francostempel und dann ist der Rotton in unterschiedlichen Qualitäten von orange bis tiefrot zu registrieren.
Die Freistempelfarbe dominierte Jahrzehnte in rot, grün war eine Ausnahme und nun in blau
Die Maschinenstempel dominieren in Deutschland im schwarzen Farbton (Beispiel unten im Jahr 1929), aber in der Tschechoslowakei finden sich häufig interessante Abschläge auch in grünen und blauen Farbtönen. z.B. im Jahr 1937
Aber auch Handpoststempel sind in der Tschechoslowakei häufig „unterschiedlich farbenfroh“ und nun interessanterweise mit Datum vom 26.IX.1936 ist gleich ein dreifarbiger Handpoststempel zu entdecken.
Die Vorderseite der Fotoansichtskarte bildet als Trophäe den goldenen Helm Zlata Prilba ab und somit tauchen etliche Fragen auf.
Mit dem goldenen Helm wurde ein jährlich stattfindendes internationales Speedway Rennen gekennzeichnet, das seit dem Jahr 1929 in der Stadt Pardubice, Tschechoslowakei stattfand. Die Stadt an der Elbe ist auch bekannt durch das seit dem Jahr 1874 bestehende Pferdehindernisrennen auf dem hergerichteten Parcour (vom Tierschutz ob der Härte des Pferderennens als unbeliebt eingestuft, Bild 2007 Wikipedia)
Hier startete auch das Speedwayrennen und benachbart liegt der Bahnhof mit dem Postamt Pardubice Zavodiste. Hier wurde nun der dreifarbige Handsonderstempel zum „Goldenen Helm Rennen“ geführt.
War im Jahr 1935 der Handsonderpoststempel zum Speedwayrennen noch in einfarbig grün gestaltet, so hatte anscheinend ein begeisterter Poststempelfachmann im Jahr 1936 die farbige Idee in grün, rot und gelb den Sonderstempel zu entwerfen und zu entwickeln. Dies setzt ein dreigeteiltes Stempelkissen voraus und eine exakte zugehörige Stempelplatte mit fixierter Positionierung zum Stempelkissen. Solche Handstempel sind durchaus aktuell im Shop der deutschen Post zu erwerben. (Abb.aus Postshop).
Das setzt eine exakte filigrane Ausarbeitung voraus spez. im Bereich der drei Stempelkissen mit unterschiedlich platzierten Feldern und stabiler Fixierung im konstantem Abstand zur „Konkurrenzfarbe“ und letztlich ist das Nachfärben nur mit ruhiger Hand und evtl. mit Kopflupe zu erreichen. Dazu einmal später mehr zur mangelhaften Ausführung am bis dato einzigen dreifarbigen Stempelbeispiel der Deutschen Post im Jahr 2010. Die Ausführungen mehrfarbiger Handsonderpoststempel in der Tschechoslowakei und später im Protektorat Böhmen und Mähren sind von erstaunlicher Qualität, die auch die Post der DDR in ihren 2maligen ähnlichen Einsatz im Jahr 1950 nicht erreicht hat (s. spätere Ausführung).
Auch vom nachfolgenden Tag mit Datum vom 27.9. 1936 findet sich der Stempel und hier ist erstaunlich eine zweite Platte zu registrieren mit dem Stempelbuchstaben b und das obige Beispiel 26.9.36 hat den Buchstaben a.
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Kurzprofil: Stempelfarben spez. mehrfarbige Stempel
1. Fortsetzung
03.11.2023
Aus dem Jahr 1937 taucht mit dem Datum vom 30.05.1937 ein früher dreifarbiger Handpoststempel zum Speedway mit dem 6. Gedächtnisrennen zur Erinnerung an den Rennfahrer Jiriho Kristiana Lobkowicze auf.
Der Stempel wurde im Postamt 1 in Pardubice geführt und offenbart die Problematik mit dem folgenden Vergleich zweier entsprechender mehrfarbiger Poststempel.
Die beiden obigen Poststempel wurden nebeneinander gleichzeitig ohne Kontrastverstärkung gescannt und zeigen deutliche Farbunterschiede auf innerhalb der einstündigen Uhrzeitangabe mit 13 und 14 Uhr. Der Poststempel um 13 Uhr war wohl abgeblasst und erforderte eine Nachfärbung der drei Stempelkissen. Die Farben sind nun deutlich kräftiger mit der 14 Uhreinstellung und auch teils etwas unscharf in den Konturen. Die Farbenapplizierung ist vermutlich eine difficile Angelegenheit und erfordert entsprechendes Geschick dazu noch Beispiele später zu den Stempeln im Jahr 1950 und 2010.
In Bohdanec (ca. 9km entfernt von Pardubice in nordwestlicher Richtung) fanden in den Jahren 1935, 1937 und 1938 Autorennen statt. Zu den Rennen im Jahr 1937 und 1938 finden sich nun 3farbige Handsonderstempel sicherlich beeinflusst auf den zuvor angeführten farbigen Poststempeln aus Pardubice.
Im Jahr 1937 fand das Rennen am 8. August statt und es gewann übrigens Jiri Pohl mit seinem MG über eine Distance von 150km. Er erreichte er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 96,5km/h.
Vorstehend erneut aus Pardubice mit Datum vom 12.9.1937 nun aber ein 2farbiger Poststempel zur Luftfahrtschau in Erinnerung an den Ingenieur Jana Kaspara (1883 bis 1927). Er war der erste tschechische Luftfahrtpionier und sein Flugzeughangar ca. 1910 stand im Rangierbereich des heutigen Hauptbahnhofs. Evtl. war der unter Pardubice 1 laufende Sonderstempel an einem Sonderpostamt im Flughafen (Letiste) im Einsatz. Nähere Informationen aus dem Kreis der Homepagebesucher sind dazu willkommen.
Schon ein Monat später war erneut in Pardubice am Postamt1 ein weiterer nun wieder 3farbiger Sonderstempel im Einsatz mit Datum vom 14.10.1937 zur Festveranstaltung im Vielseitigkeitsreiten (Military, Geländeritt, Dressur und Springen). Im nachfolgenden Einschreibbrief ist erneut der gelbe Farbton im mehrfarbigen Sonderstempel nicht nur im Scan relativ blass zu lesen.
Nachfolgend mit dem Datum vom 12.6. führt erneut das Speedwayrennen in Pardubice in das Jahr 1938 und hier wieder ein dreifarbiger Handpoststempel mit dem 7. Gedächtnisrennen zur Erinnerung an den Rennfahrer Jiriho Kristiana Lobkowicze. Diesmal aber ausgewiesen Postamt 2.
Wie schon zuvor erwähnt, wurde im Jahr 1938 erneut das Autorennen in Bohdanec bei Parducine ausgerichtet. Dazu nachfolgender Beleg mit Datum vom 7. August 1938. Das Rennen gewann übrigens Bruno Sojka mit seinem Bugatti 51A in der Distanz von 150km und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 99 km/h.
Nicht ein Autorennen sondern ein IX. Speedwayrennen wurde am 4. September 1938 erneut in Pardubice am oben vorgestelltem Parcour ausgerichtet. Das vermutlich im benachbarten Bahnhof etablierte Postamt führte wieder den Zusatz Pardubice Zavodiste
Dazu einmal ein Stempelvergleich in den Ausführungen 1936 und 1938. Der Poststempel variiert allein schon durch die unterschiedliche Farbgebung sehr schön.
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2. Fortsetzung
22.11.2023
Zum Ende des Jahres 1938 findet sich dann noch ein 2farbiger Handsonderstempel aus der Stadt Hlucin. Der tschechischen Sprache nicht mächtig, vermute ich zumindest einen historisch militärischen Grund zur Ausgabe des Handsonderstempels. Vielleicht kommt aus dem Kreis der Homepagebesucher eine weitere Erklärung.
Die Recherche zu Hlucin führt dann in das „Hultschiner Ländchen“ und damit in die Zeit der Sudetenkrise und das Münchner Abkommen von 1938. Es kann hier nicht Gegenstand der philatelistischen Betrachtung sein, in die Historie umfassend einzusteigen, aber einige Punkte sind erwähnenswert und regen evtl. zu eigenen weiteren Informationen an. Ausgelöst durch die oben angeführte politische Krise seit März 1938 kam es im Oktober zur erneuten Eingliederung weiter Teile der Tschechoslowakei in das Deutsche Reich und die betroffene Bevölkerung feierte das Ereignis in weiten Teilen dies als „Befreiung“ aus der Situation, die sich durch den Vertrag von Versailles 1920 gegen ihren Willen ergeben hatte. Philatelistisch ergeben sich hierzu zahlreiche Stempeldokumentationen auch in zusätzlichen Gumminebenstempeln und ein Beispiel habe ich dazu sogar in 2farbiger Variante gefunden.
War das Münchner Abkommen mit dem Datum vom 29. September verbunden, so findet sich oben schon wenige Tage später am 3. Oktober 1938 der 2farbige Handsonderstempel in der Stadt Tetschen (Elbe) mit Reichsadler und Hakenkreuz als Tag der Befreiung wieder.
Die weitere prekäre politisch bedingte Lage, brachte erwartungsgemäß menschliche Tragödien auf allen Seiten. Hitler verfolgte die Zerstörung des tschechischen Staatsgebietes, slowakische Gebiete wurden unter Hitlers Vorstellungen zur Scheinselbständigkeit gedrängt und von Tschechien getrennt, die quasi nur noch als Resttschechei bestand. Durch den widerrechtlichen Einfall der deutschen Wehrmacht im März 1939 unter Hitlers Befehl wurde diese Resttschechei zum Reichsprotektorat Böhmen und Mähren erklärt. Dies war einer Besetzung gleichzusetzen und unterlag den Zwangsvorstellungen der NS – Interessen.
Poststempel aus dieser Zeit bis Ende 1944 sind größtenteils leider mit NS – Ideologie befrachtet und in unterschiedlichsten Formen und Farben nur technisch zu bewundern unter Negierung der politischen Aspekte.
Aus dem Jahr 1939 konnte ich nur einen mehrfarbigen Handsonderstempel entdecken, aber vielleicht kommen Meldungen aus dem Kreis der Homepagebesucher. Nachfolgend mit dem Datum vom 12.6.1939 führt erneut das Speedwayrennen in Pardubice in bekannter Form zum dreifarbigen Handpoststempel ausgewiesen Postamt 2 zum 7. Gedächtnisrennen mit der Erinnerung an den Rennfahrer Jiriho Kristiana Lobkowicze.
Ab dem Jahr 1940 tauchen dann wieder vermehrt mehrfarbige Poststempel nun im Protektorat Böhmen und Mähren auf und in der Regel zweisprachiger Ausführung.
Zuvor ist aber an dieser Stelle noch im Jahr 1939 ein zweifarbiger Freistempelabschlag aber aus Bulgarien mit der Hauptstadt Sofia zu registrieren!
Wenig bekannt und zudem selten handelt es sich ferner um einen sog. Münzfreistempel d.h. gegen Geldeinwurf Freimachung in einem „Sraßen-Post-Automaten“. Die Entwicklung des Münzfreistempelautomaten in Sofia geht auf die deutsche Firma Hänel und Schwarz, Berlin zurück und ich verweise in diesen Zusammenhang auf den Hauptmenüpunkt der Homepage unter Stichwort Briefannahme und dort mit dem Untermenüpunkt Münzfreistempler, Hänel & Schwarz, Berlin W9. Die Weiterentwicklung bei Hänel & Schwarz zur Erschwerung von Fälschungsmöglichkeiten mit dem Patent zur Zweifarbigkeit im Abschlag ist eine zusätzliche Besonderheit! Ich danke hier für die Unterstützung auch durch Hans – Joachim Förster, Ammersbek und Andreas Lehr, Dietzhölztal. Übrigens verfassen die beiden aktuell nach jahrelanger akribischer Recherche (mit meiner geringen Unterstützung) einen Weltkatalog zu den Münzfreistemplern weltweit bis zum Jahr 1945 mit überraschenden und bis dato unbekannten Details! Hoffentlich gelingt die Herausgabe im Jahr 2024.
Aber zurück zum bulgarischen Münzfreistempel und der Fa. Hänel & Schwarz, Berlin. Im Reichspatent Nr. 698 167 aus dem Jahr 1938 unter dem Titel „Vorrichtung zur Erzielung schwer nachahmbarer Stempelabdrucke“.
Dazu findet sich im Auszug folgender Hinweis.
„walzenförmiger mit Druckstock versehener und mittels Farbwalzen eingefärbten Stempel, dadurch gekennzeichnet, das die Einfärbung durch zwei oder mehrere hintereinander angeordnete Farbwalzen erfolgt. Mit verschiedenen Stempelfarben getränkte Farbauftrag-Flächen sind in axialer Richtung derart gegeneinander versetzt und abgegrenzt Die Stempeloberflächen sind durch Anordnung von Aussparungen oder Erhöhungen in färbende und nichtfärbende Zonen geteilt.“
Im obigen Fall ist im Wertstempel das mittlere schwarze Farbelement betreffend Inschrift, Währung und dem Löwenbild deutlich different zur roten Restfarbgebung.
Danach ab dem Jahr 1940 konnte ich weitere 11 mehrfarbige Poststempel im Protektorat Böhmen und Mähren entdecken und dies nun nicht nur auf die Region Pardubice beschränkt.
Folgend ein erstes Beispiel im Mai 1940 Postamt Prag 1 in bewundernswerter Ausführung
Die Randgestaltung war sicherlich mit einem mühevollen Aufwand verbunden und Anlass war wohl eine Veranstaltung zur touristischen Information.
Dieser Stempel findet sich auch auf folgendem Beleg, der wohl auch philatelistisch inspiriert war.
Drei Poststempel mit drei verschiedenen Tagesangaben geben einige Rätsel auf. Einmal ein 2farbiger Gefälligkeitsstempel aus Zlin vom 8.V.1940, ein Tagesstempel Zlin mit Datum vom 14.V.1940 und eine nochmalige Verwendung in Prag mit 2farbigem Sonderstempel (s.o) und dies vom 26.V. 1940. Der Briefweg nach Zlin hatte wohl einen Philatelisten bewogen, die Tourismusveranstaltung gleichzeitig mit dem Denkmal Tomas Bata festzuhalten.
Vorstehend eine kleine Hommage zu Tomas Bata und Beleuchtung einiger Stationen seines Lebens. Tomas Bata entstammte aus einer seit vielen Generationen dem Schuhhandwerk verbundenen Familie, revolutionierte die Schuhherstellung und die Bata-Schuhe wurden Weltmarktführer. Dem Funktionalismus zugewandt gestaltete er beachtenswert als Bürgermeister die Stadt Zlin, sein Pamatnik (Denkmal) ist der Glaspalast im Stahlrohrrahmen und beinhaltet auch eine Junkers F13. Mit einer solchen F13 verunglückte er tödlich im Alter von 56 Jahren auf dem Flug von Zlin nach Basel bei schlechten Wetterbedingungen. Dies zur Erklärung der Motivgestaltung im 2farbigem Handsonderstempel Zlin.
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3. Fortsetzung
04.12.2023
Im Jahr 1940 feierte nun offiziell zweisprachig mit PARDUBITZ bzw. PARDUBICE ihr 600jähriges Stadtjubiläum. Da war postalisch ein 2farbiger Sonderstempel angesagt und im Stempel im Stempel das Stadtwappen mit dem Pferdevorderteil schlecht erkennbar, deshalb eine separate Abbildung
Trotz etwas schwieriger Handhabung der mehrfarbigen Stempel, kann am obigen Beispiel doch eine längere Einsatzzeit dokumentiert werden mit 29.VI. und 18.VII. Vielleicht kennt ein Homepagebesucher die Gesamteinsatzzeit (Information erwünscht). Übrigens bestanden unter der NS – Zeit Gedanken, Pardubitz bis zu einer Großstadt zu entwickeln.
Die Briefmarkenausstellung in Pardubitz/Pardubice im September 1940 wurde wieder mit einem 3farbigen Sonderstempel bedacht s. folgender Beleg.
Hier wollte wohl Prag nicht zurückstehen und zog nach mit einer Veranstaltung und einem 2farbigen Sonderstempel. Hier kann ich den Einsatz vom 24. November 1940 bis zum 1.Januar 1941 dokumentieren und erbitte auch in diesem Fall ergänzende Daten.
Im obigen Beispiel kann man wunderbar die Problematik des Nachfärbens der unterschiedlichen kleinen Stempelkissen erkennen. Beim vermutlich entsprechender Aktion am 1.1.41 (immerhin Neujahr und etwas unsichere Hand?) erfolgt die Nachfärbung der schwarzen Farbe über ihr Ziel hinaus und schon der erste Buchstabe von Prag hat einen schwarzen Touch und die 1 bei Praha mutiert komplett von rot nach schwarz!
Im Jahr 1941 dominierten die mehrfarbigen Sonderstempel im Protektorat Böhmen und Mähren im Einsatz zu verschiedenen Briefmarkenausstellungen.
Dazu folgend in Beneschau/Benesov (ca. 40km südöstlich von Prag) mit Datum vom 30. März 1941 ein 2farbiger Sonderstempel mit Gefälligkeitsabstempelung und die Illustration belegt das Stadtwappen.
Auch die Kleinstadt Slatinian/Slatinany wartete mit einer Briefmarkenausstellung vom 22.bis 29.Juni 1941 auf mit einem 2farbigen Sonderstempel und legte einen Ausstellungsflyer auf.
Aber auch aus Zlin ist ein zweiter mehrfabriger Stempel zu registrieren. Vom 29.Juli bis zum 2. August fand wohl ein Filmfestival statt ausgerichtet mit dem Veranstalter der Bömisch-Mährischen Filmzentrale.
Der 3farbige Stempel weist Zlin Postamt 1 aus, die Inschrift lautet II. FILMERNTE-Il.FILMOVE ZNE und das Logo interpretiere ich als Getreidegarbe oder -docke als Zeichen der Ernte mit vorgelagerter Filmspule. Andere Interpretationen sind willkommen.
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4. Fortsetzung
27.12.2023
Im August 1941 gab es in Hlinsko/Hlinsku v. Cechach eine Kunstausstellung zu Ehren des Malers Franz Kavan und auch dazu wurde ein Flyer aufgelegt vorderseitig mit seinem Bild Tabor vom Zebinfuss gesehen. Im Innenteil der Ausstellungshinweis bestand die Möglichkeit für den Abschlag des mehrfarbigen Sonderstempels (3.VIII 41) zu besagter Ausstellung. Die Illustration zeigt das Rathaus von Hlinsko. Stempel im Kontrast zusätzlich verstärkt.
Am 12. Oktober fand in Turnau/Turnov eine weitere Briefmarkenausstellung statt und auch hier gab es einen mehrfarbigen Sonderstempel. Die Motivgestaltung bezieht sich auf die jahrhundertlange Tradition der Edelsteinschleiferei in Turnau.
In Zlin wurde eine Postausstellung am 25. April 1942 ausgerichtet und hier wurde ebenfalls ein 2farbiger Sonderstempel hergestellt. Der Wolkenkratzer im Stempel bildet wohl das BATA– Verwaltungsgebäude aus dem Jahr 1938 ab (Bild Wikipedia).
Weitere Mehrfarbenstempel aus der Tschechoslowakei bzw. Protektorat Böhmen & Mähren sind mir nicht bekannt und über Meldungen von Ergänzungen oder Informationen würde ich mich sehr freuen und unter Quellenangabe einfügen.
Damit geht es in das Jahr 1950 und zur Briefmarkenausstellung in Leipzig und vermutlich angeregt durch die Mehrfarbenstempel spez. in der Region Pardubice gab die Postdirektion ebenfalls einen 3farbigen Handsonderstempel heraus.
Neben drei unterschiedlichen Handsonderstempel zur Debria der Briefmarkenaustellung in Leipzig vom 26. August bis 3. September 1950 gab die Oberpostdirektion noch den 3farbigen Sonderstempel in Auftrag
Stempelfarben:
schwarz Leipzig C1
rot 19 29.8.50. – 19 50
gold DEBRIA
Auch in diesem Fall ist der gelbe Farbton schwierig im Kontrast zur Wahrnehmung. Vermutlich waren hier auch die Deutschlandfarben ausschlaggebend für die Ausführung. Die DEBRIA war im Jahr 1950 eine vielbeachtete Briefmarkenausstellung mit 30.000 Besuchern darunter auch aus dem westdeutschen Philatelistenbund. Der 3. Handsonderstempel war übrigens dem zeitgleich laufendem Philatelisten-Kongress gewidmet. Die Postschalter waren dicht belagert und die erste Blockausgabe der DDR sehr begehrt.
Weniger bekannt ist die Vorläufergeschichte dazu bezüglich eines 3farbigen Sonderstempels vor der DEBRIA mit Einsatzabsicht in Burgstädt (Sachsen) zum Juli 1950 zum Fest am Taurastein. Wahrscheinlich ebenfalls angeregt durch die mehrfarbigen Stempel in der Tschechoslowakei und dem Protektorat Böhmen und Mähren hatten zwei Mitarbeiter der OPD – Leipzig (Dietze und Tretsch) die Idee aus Werbegründen einen 3farbigen Sonderstempel im fahrbaren Postamt zum besagten Fest am Taurastein (Wahrzeichen der Stadt Burgstädt) zu gestalten. Der Leipziger Grafiker Heiß entwarf den Stempel, der vom Stempelhersteller Herrn Freund gestaltet wurde. Dies Angaben von Sammlerfreund Frank Grünert und ebenso folgender Stempelentwurf, der seitens der Ablehnung des Postministeriums Berlin dann doch nicht zum Einsatz kam. Auch in diesem Fall Auswahl in schwarz, rot, gold.
Trotz der vorherigen Absage aus Berlin setzte sich die OPD – Leipzig darüber hinweg und kreierte den obigen mehrtägigen Einsatz in 3 Farben zur DEBRIA. Die Erfahrung im Einsatz bestätigte den erheblichen auch personellem Aufwand durch sorgfältiges Nachfärben der kleinen Stempelkissen unter der schwierigen Abstandwahrung.
Obwohl der bekannten technischen Problematik fand die OPD – Leipzig einen weiteren mehrfarbigen Stempeleinsatz in schwarz, rot, gold zu den Volkswahlen am 15.10.1050 für erstrebenswert. Der Antrag nach Berlin löste dort wohl zunächst Ablehnung hervor, aber die persönliche Intervention des Staatssekretärs ergab am 19.Seotember dennoch die Genehmigung an die OPD – Leipzig (s. DBZ / SE 23/2006).
Stempeltext:
Schwarz: Am 15. Oktober Deine Stimme
– der Einheitsliste für
Rot: Frieden, Einheit – hier folgte das Datum, dann rechts - Aufbau, Wohlstand
Gold: Leipzig C2.
Leider aber kein Ersttagsbrief
An den Stempelabschlägen vom 5.Oktober zwischen den Uhrzeiteinstellungen 14 und 15 Uhr kommt die Farbproblematik zum Ausdruck mit den Rotverfärbungen links bei A, der u. E.
Danach war in der DDR das Thema Mehrfarbensonderstempel beendet, um nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 zum 20jährigen Jubiläum nun gemeinsam trotz problematischer Erfahrung ein erneutes Stempelfarberlebnis zu gestalten.
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5. Fortsetzung
15.01.2024
20 Jahre Deutsche Einheit
Das Ensemble der folgenden Stempelabschläge offenbart eindeutig erneut die Problematik mehrfarbiger Sonderstempel. Die Negativschrift Deutsche Einheit auf goldenem Grund ist praktisch kaum zu entziffern, die schwarze Farbe zeigt deutlich unterschiedliche Intensitäten auf und zudem hat sich im dritten Fall das schwarze Stempelkissen verschoben und das Wort Jahre erscheint zweifarbig schwarz und rot und auch die Grenzsituation hat sich Richtung Tschechien und Österreich nun im roten Farbton dargestellt.
Der erste bundesdeutsche mehrfarbige Stempel ermunterte also eigentlich nicht zu weiteren Experimenten, aber es folgt noch eine kleine amüsante Folge.
Im Jahr 2012 bestand die Chance für den FC Bayern München CHAMPIONS LEAGE zu gewinnen und für diesen Fall wollte man noch einmal 3farbig mit Sonderstempelabschlägen glänzen und feiern.
Angekündigt aber ohne Stempelabbildung wurde der obige Handsonderstempel bereits im Informationsblatt der Deutschen Post PHILALATELIE in der Ausgabe 10 – 2012. Der farbig vorgesehene Sonderstempel wurde dann in der Ausgabe 11 – 2012 vorgestellt mit dem Hinweis: Dieser farbige Stempel kommt nur dann zum Einsatz, wenn der FC Bayern München die Champions Leage 2012 gewinnt!!! Die drei Ausrufezeichen stammen nicht von mir, sondern aus der Postinformation. Letztlich hat der FC Bayern die Philatelien also enttäuscht und weitere mehrfarbige Handsonderstempel sind mir nicht mehr aufgefallen im Bereich der Deutschen Post.
Vielleicht finden sich weitere Beispiele auch aus dem Ausland, die ich gerne zur Ergänzung vorstellen würde. Beispielhaft ein Beleg von Peter Leinemann (Schatzmeister IMOS) aus seiner lesenswerten Ausarbeitung QATAR 2022 - die umstrittene Fußball-WM und ein Dankeschön zum Copyright.
Aber auch im Bereich der Absenderfreistempel sind mir einige interessante „farbige Stempelbesonderheiten“ aufgefallen. Zunächst aus meinem Buch KOMUSINA der Hinweis auf unterschiedliche Einfärbungen der Bänder.
Zu Beginn der Freistempelära wurden die Druckfarben für die Farbbänder an die Gerätekunden einheitlich abgegeben z.B. beim Kontostandablesen im zugehörigen Postamt (Komusina hatte keine Wertstempelkarten). Rechtzeitige Vorsorge im Nachschub ist häufig ein weit verbreitetes Manko und trifft auf viele Lebenssituationen seit „ewigen Zeiten“ zu. Dies führte z.B. bei der Fa. Schwan zu markanten Farbunterschieden und sogar Mischbildern, man hat sich wohl mit Aushilfsfarben geholfen, wie das obige Ensemble zeigt.
Abgesehen vom obigen Beispiel sind auch eigentlich einheitliche Farbwiedergaben später bei den Absenderfreistempeln in durchaus unterschiedlichsten Farben anzutreffen.
Markante Farbumstellungen waren teils auch verwaltungstechnisch durch die Postministerien vorgegeben. Hier ist als erstes Beispiel die DDR anzuführen mit Umstellung zum 20.Juli 1954 für u.a. staatliche Behörden, Betriebe der volkseigenen Wirtschaft, staatliche Handelsorganisationen und das Bankwesen. Abgesehen von dem Hinweis zum Gebrauch von Dienstmarken im Postverkehr für diese Postkunden waren entsprechende Institutionen, falls mit Freistemplern ausgerüstet, angehalten von roter zu blauer Stempelfarbe umzurüsten. Das gelang etwas zögerlich, da einerseits die VEB -Hannalin, Oranienburg als Farblieferant Lieferschwierigkeiten hatte und falls dann noch ein Klischeewechsel gewünscht war, hatte dies ebenfalls Probleme zur Folge, da bis auf eine einzige kurzfristigste Ausnahme kein eigener Hersteller von Freistempelmaschinen in der DDR existierte.
Umstellung des VEB – Betriebes des keramischen Werkes Hermsdorf von rot auf blauen Farbton im Freistempler und zusätzlich ist ein Klischeewechsel im Werbeteil zu registrieren.
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6. Fortsetzung
29.01.2024
Zum Jahr 1960 wurde in der DDR das Verwaltungspostverfahren aus dem Jahr 1954 zu den Dienstmarken und dem blauen Freistemplerfarbton wieder aufgehoben und es resultierten in den Absenderfreistempelabschlägen gelegentlich Mischbilder mit den Farben blau und rot.
Solche Farbmischbilder sind auch gelegentlich im Bereich der Deutschen Post bei den Absenderfreistempelabschlägen zu beobachten und dazu folgend ein Beispiel aus dem Jahr 1986 und der Firma Wiemer. Im Werbeteil unterschiedliche Rottöne.
Mit der allgemeinen Umstellung im Jahr 2000 von der roten zur blauen Farbgebung in den Absenderfreistempeln ergab sich geradezu ein Eldorado an interessanten mehrfarbigen Beispielen. Zunächst eine „reinrassige Farbumstellung“ bei der Fa. B.R.A.H.M.S. Arzneimittel (spez. aber im in vitro Diagnostik – Bereich etabliert) in Gross-Gerau.
Die Farbtonumstellung ist gelungen, interessant aber der rote Abschlag noch mit November – Angabe und im blauen Farbton erstaunlich früher der September in der Datumzeile. Zu erwarten wäre eigentlich das umgekehrte Verhältnis bei der Nutzung des Freistemplers C007150 in beiden Fällen!
Kommen wir zur Freistempelfirma TELEFRANK
Die Besonderheit der Freistempler aus der Firma Telefrank (Kennung K) ist die getrennte Druckform von der Datum- und auch Wertzeile vom restlichen Freistemplerabschlag. Leider kommt im scan im obigen Beispiel der etwas hellere Rotton in dem besagten Zeilenbereich im Abschlag nicht gut zur Abbildung.
Aber die folgenden Beispiele belegen bei der Farbumrüstung die interessante getrennte Ausführung und dies war sicherlich nicht im Sinne der Deutschen Post und von Telefrank.
Diese 2farbigen Abschläge aus der Zeit der Farbumrüstung sind gelegentlich aufzuspüren, wobei die obere Variante mit blauer Datum- und Wertzeile im roten Freistempel die seltenere Form ist.
Aber es gab auch farbige Mischbilder weiterer Freistempler und dazu ein kleines Ensemble