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Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung
Kurzprofil - Zugspitze
28.07.2021
Neues Thema im Menüpunkt Kurzprofile soll einmal der Zugspitze gewidmet sein
Auch in diesem Fall scheint eine schnelle Abhandlung bezüglich Thema und Belegmaterial vorzuliegen, aber das Problem ergibt sich vermutlich wieder einmal aus der historischen Chronologie, den Berührungspunkten im Grenzbereich Österreich und Deutschland und der Zuordnung möglicher Illustrationen aus Philatelie, Literatur, Ansichtskarten und Prospekten. Schon das obige Eingangsensemble belegt vor 120 Jahren die Zugspitze mit dem Münchener Haus in einfachster Ausführung aus bayrischer Zeit bis hin zum betonierten Bergplateau mit Besuchern in legerer Kleidung nach bequemer Anfahrt. Die Einschreibzettel dokumentieren nicht nur das höchste Postamt in Deutschland sondern auch eine Chronologie von der Reichspost bis hin zur 5stelligen Postleitzahl der Bundesrepublik Deutschland.
Aber der Versuch ist es wert einer Abhandlung zu Deutschlands höchstem Berg. Eine fehlerfreie Vorstellung wird und kann nicht garantiert werden und Meldungen aus dem Kreis der Homepagebesucher zur Korrektur sind erwünscht und werden zügig berücksichtigt.
Der Aufstieg zur Zugspitze über das Höllental war sicherlich in frühen Zeiten des beginnenden Bergtourismus sportlich ambitionierter als mittels Bayrischer Zugspitzbahn samt Skiausrüstung und der Fahrt zum Bahnhof Zugspitzplatt (Foto Rossberg aus Archivverlag).
Noch sportlicher war dann sicherlich die Erstbesteigung der Zugspitze auf 2695m ohne Drahtseil und Eisenstifte in der Felswand durch Josef Naus am 27. August 1820. Dem bayrischen Leutnant Josef Naus gelang die Bezwingung zusammen mit seinem Burschen Maier und dem Bergführer Johann Georg Deuschl in wohl relativ dünner Kleidung und Stiefeln, die zumindest wohl schon Steigeisen hatten. Bergsteigen war damals extrem wagemutig und noch Ausnahme im Gegensatz zum aktuellen Gedränge im Himalaya und dem Mount Everest dem höchsten Berg auf unserem Globus mit 8848 m.
Schon die gemeinschaftliche philatelistische Würdigung dieser Erstbezwingung durch die deutsche und österreichische Post dokumentiert die ewige und teils wohl auch mit Eifersucht belegte topografische Situation im engsten Grenzgebiet auf Gipfelhöhe.
Josef Naus gehörte zur bayrischen Kartographengruppe mit den Offizieren Jeetze, Aulitscheck und Naus, die im Jahr 1820 die durch Napoleon unterbrochene Vermessung des großen topographischen Atlasses von Bayern durch das Königlich Bayrische Topographische Bureau fortsetzten, aber nur Naus war dann der Gipfelsturm gelungen. Ob die Arbeit zur Generalstabskarte seiner Beförderung dienlich wurde, ist nach seiner Karriere bis zum Generalmajor und Festungskommandant von Ulm zu vermuten. Befördert wurde zumindest eine zunehmende Begeisterung für die alpine Bergwelt und bezüglich der Zugspitze wurde auf Initiative des Pfarrers Christoph Ott durch eine Kollekte und mit Unterstützung der bergbegeisterten Kronprinzessin Marie von Bayern ein witterungsstabiles Gipfelkreuz im Jahr 1851 Wirklichkeit.
Gipfelkreuz auf der Zugspitze aus der Kunstdruckanstalt Lehle - München
Am 12. August 1851 wurde das in 28 Teile zerlegte Gipfelkreuz nach mühsamem Aufstieg auf dem Westgipfel montiert und hatte dort 30 Jahre sein Domizil. Im Jahr 1881 erfolgte eine Demontage zur Reparatur von Blitzschäden und am 25. August 1882 dann die Neuaufstellung und diesmal auf dem Ostgipfel durch den Deutsch-Österreichischen Alpenverein.
Stempel der höchstgelegenen Poststelle Deutschlands 82475 Zugspitze mit Gipfelkreuz
Grund des Gipfelwechsels war vermutlich die zwischenzeitlich erbaute Schutzhütte auf dem Westgipfel des Zugspitzmassivs als provisorischer Unterschlupf für „Gipfelstürmer in wetterbedingter Notsituation oder zeitlicher Fehlkalkulation zum Abstieg“. Dazu das Bild Nummer 1 aus den AEG Mitteilungen April 1931 zur Bayrischen Zugspitzbahn. Die kleine Gipfelschutzhütte liegt unterhalb des Aufstiegs zur Gipfelplattform, die metereologische Station ist noch nicht errichtet.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Alpen touristisches Ziel, die Schweiz baute erste Bergbahnen, um Gäste anzulocken und der deutsch-österreichische Alpenverein erschloss mit Wegzubereitungen auch die Bergwelt der Zugspitze und damit die Voraussetzungen eine Gipfelhütte zu errichten. Die Realisierung startete im Jahr 1894, nicht alle Mitglieder der Alpenvereine waren begeistert, aber am 19. September 1897 wurde die Alpenvereinshütte als Münchner Haus auf dem Westgipfel des Zugspitzmassivs offiziell geöffnet.
Dazu eine Lithografie aus dem Zeitraum des Jahres 1897 bis 1900
Die Einordnung in den engen Zeitraum 1897 bis 1900 resultiert aus der Abbildung des Münchner Hauses ohne meteorologische Station. Das Münchner Haus wurde am 19.9.1897 eröffnet und die meteorologische Station hatte am 19.7.1900 mit ihrem charakteristischen Holzturm ihr Debüt und der Poststempel Partenkirchen datiert dazu chronologisch passend mit dem 31. Mai 1898 vormittags und Ankunftstempel Traunstein mit gleichem Datum.
Folgend nun ein Ausschnitt einer frühen Lithografie (1910) mit dem östlichen Gipfelkreuz und nun aber dem Münchner Haus auf dem Westgipfel mit dem Turmgebäude der meteorologischen Station zur Wetterbeobachtung.
Kurzprofil - Zugspitze
1. Fortsetzung
08.08.2021
Folgend eine frühe Lithografie (1910) mit dem östlichen Gipfelkreuz und dem Münchner Haus auf dem Westgipfel mit dem Turmgebäude der meteorologischen Station zur Wetterbeobachtung. Die Wetterstation reihte sich in das Netz der seit dem Jahr 1878 eingerichteten Königlich-Bayrischen Meteorologischen Stationen ein und die ganzjährige Wetterbeobachtung auf der Zugspitze führte schon 1901 zur Überwinterung des dort ersten tätigen Meteorologen Josef Enzensberger allein in einsamer Höhe und den Wetterkapriolen.
In diesem Zusammenhang ist die erste und alte Fernsprechverbindung zum Zugspitzgipfel erwähnenswert aus dem Jahr 1896. Dazu die Streckenführung aus der unten angeführten Literaturquelle.
Die teils abenteuerliche Ausführung der Telefonverbindung zum Ende des 19. Jahrhunderts ist absolut lesenswert mit dem 13seitigen Bericht im Archiv für Postgeschichte Bayern – München 1932 aus dem 8. Jahrgang Heft Nr.2.
Die Fernsprechverbindung (mit häufiger Unterbrechung durch Stein- und Blitzschlag) wurde bis zum Jahr 1931 und dem Bau der Zugspitzbahn genutzt, führte über die Anger- und Knorrhütte bis zum Münchener Haus mit Einschluss der dortigen meteorologischen Station.
Anger- und Knorrhütte
Der erste Erweiterungsschritt des Münchner Hauses durch die deutsch-österreichische Alpenverein Sektion München (D.u.Oe.A.-V.Sektion München) erfolgte in östliche Richtung mit einem Anbau bis an die östliche Felskante heran und mit einem flachen teilweisen Dachausbau als Schlafsaal.
Mit einem weiteren Schritt wurde schließlich der flache Dachausbau für die Schlafsäle bis an die meteorologische Wetterstation ausgeführt und dazu folgende Ansichtskarte´.
Folgend ein Panoramaausschnitt aus einem 24seitigem ZUGSPITZ RUNDBLICK der bayrischen Zugspitzbahn AG (BZB) ca. aus dem Jahr 1938 und mit dem Ausbau des Münchner Hauses im Eingangsbereich
Dazu noch eine Fotopostkarte mit dem Münchner Haus und dem Turm der meteorologischen Wetterstation im Dunstnebel und den anfänglichen Drahtseilsicherungen
Das Münchner Haus blieb glücklicherweise in seiner einfachen frühen Gestaltung über die Jahrzehnte erhalten und auch die Absicht der Deutschen Bundespost im Jahr 1973 zur Erweiterung ihrer Anlagen das Münchner Haus „zu opfern“ scheiterten, wie es die Briefmarkenausgabe (Entwurf Ernst Kößlinger) zum 13. Juli 2000 mit 100 Jahre Wetterstation Zugspitze dokumentiert
Die 7 Briefmarkenentwürfe zur Ausgabe 100 Jahre Wetterstation Zugspitze auf dem Künstler-Wersttagsblatt. In 5 Fällen wurde neben der Wetterstation auch das benachbarte Münchner Haus in den Markenentwurf mit einbezogen.
Die Zugspitze als höchster deutscher Berg war natürlich auch symbolträchtig „auch im Sinne höchster Qualität“ und dazu einmal ein Absenderfreistempel aus Landshut mit der Keks- und Schokoladenfabrik AG
Detail mit Münchner Haus im Werbeteil 8.1.1942
Kurzprofil - Zugspitze
2. Fortsetzung
17.08.2021
Dazu folgend aus Fotoluftaufnahmen ein Ensemble der ungefähren chronologischen Entwicklung der Zugspitze. Zunächst eine frühe Luftbildaufnahme der Zugspitze vielleicht zu Zeiten von Ernst Udet und weiteren wagemutigen Flugpiloten, die zugleich auch mit Start und Landung ab dem Jahr 1922 auf dem Schneefernerplatt ihr Leben riskierten.
Der Detailsausschnitt dokumentiert dann 6 begeisterte und teils winkende Personen
So reiht sich das Münchner Haus als historischer Ursprung in eine Welt der architektonisch ungebremsten Vielfalt ein unter dem Diktat des Tourismus, anscheinend mit dem angestrebtem Ziel den Kammgipfel der Zugspitze endgültig zu „überbauen“.
Österreich hat zumindest mit seinem letzten Bauwerk sich aus der „Schattenseite des Zugspitzmassivs befreit und mit einem Hochbau mit Panorama Restaurant und Aussichtsplattform einen Sonnenplatz auf dem Westgipfel erobert“.
Nach dieser Reminiszenz an das „widerstandsfähige“ Münchner Haus zurück in die Anfangszeit des 20. Jahrhunderts.
Auch das Zugspitzmassiv wurde philatelistisch in zahlreichen Stempeln festgehalten und zunächst einmal dazu ein Faksimiledruck (Kontrast verstärkt) zu den Internationalen Münchner Briefmarkentagen 1998 eines nicht verausgabtem Markenentwurfs einer Bayernausgabe aus dem Jahr 1920. Auch in dieser Perspektive „aber im Fernrohrblick aus Garmisch-Partenkirchen“ eine Briefmarkenausgabe aus Österreich mit Blick auf das Schneefernerhaus und den Zugspitzgipfel.
Auch im Sonderpoststempel zur Winterolympiade 1936 finden sich die Bergspitzen des Wettersteingebirges
ebenso wie im Absenderfreistempel der Verwaltungspoststelle des Bürgermeisters im Ort Garmisch-Partenkirchen eingeführt anlässlich der IV. olympischen Winterspiele 1936
Absenderfreistempel Bürgermeister und altes Rathaus Garmisch-Partenkirchen
und allein 5 Maschinenstempel folgen diesbezüglich noch bis zum Jahr 1945
Meine größte Sorge ist allerdings, dass im obigen zweiten Maschinenstempelbeispiel die beiden Skispringer eventuell in der Luft kollidieren könnten.
Bei Durchsicht der Belege ist mir aufgefallen, dass der oben 2. Maschinenstempel in unterschiedlichen Versionen existiert. Der Werbetext zum Bild des Skispringers vor der Bergsilhouette ist einmal 2zeilig aber auch 3zeilig ausgeführt unter Zusatz Garmisch-Partenkirchen
Folgend noch Ganzsachen zur Alpspitze und olympische Winterspiele 1936
Nun ist mir aufgefallen, dass der oben vorgestellte Maschinenstempel mit dem Skispringer in 2 Versionen existiert, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte und dazu folgende Abbildung. Einmal Text in der Werbung 2zeilig und einmal 3zeilig unter Zusatz des Veranstaltungsortes Garmisch – Partenkirchen.
Der Nachtrag wurde in die oben angeführte 2. Fortsetzung eingefügt.
Garmisch – Partenkirchen und Olympia wären einmal eine Extraausarbeitung wert mit zahlreichen philatelistischen Belegen. Vielleicht findet sich einmal die Zeit dazu.
Kurzprofil - Zugspitze
3. Fortsetzung
28.08.2021
Zurück in die 2. Hälfte des 19.Jahrhunderts. Die durch die Alpenvereine mit Hüttenbau und Wegzubereitungen ausgelöste und zunehmende Begeisterung für die Bergwelt bezog die Ingenieure mit ein und Züge und Seilbahnen eröffneten auch untrainierten Besuchern die Bergwelt. Die Pilatusbahn in der Schweiz mit Dampflokomotive, Zahnradbetrieb (System Locher) und Steigung bis 48% waren mit der Eröffnung am 4. Juni 1889 eine Sensation.
Die Pilatusbahn mit enormem propagandistischem Effekt war zugleich Startschuss für ähnliche Überlegungen in den Alpen und auch das Zugspitzmassiv rückte in das Blickfeld. Mehrere Konzessionen (s.a. Ingenieur Cathrein) scheiterten an der schwierigen Bergstrecke und den finanziellen Gegebenheiten und der 1. Weltkrieg erstickte viele Ambitionen. Im Jahr 1924 schockte dann Österreich mit Planung einer Drahtseilbahn auf der österreichischen Seite ausgehend vom Örtchen Ehrwald zur Zugspitze die bayrische Bevölkerung und das restliche Deutschland. Die Bahneroberung der Zugspitze wurde in Deutschland zum Politikum. Aber zunächst einige Ausführungen zur erwähnten österreichischen TIROLER ZUGSPITZBAHN.
Lesenswert zur österreichischen Drahtseilbahn ist der 6seitige Artikel von Franz Langheinrich ca. aus dem Jahr 1930 zu dem ich leider nicht die Buchausgabe als Quelle finden konnte. Im Jahr 1925 erfolgte der Baubeginn und nach 14 Monaten konnte im Juli 1926 die Tiroler Zugspitzdrahtseilbahn ihren Betrieb aufnehmen.
Talstation Obermoos - Ehrwald
Schon hier einmal der Ausblick auf fast 100 Jahre Tiroler Drahtseilbahn, denn ebenso wie auf deutscher Seite wurden die Seilbahnentrassen später geringfügig verlegt, die Berg- und Endstationen erneuert und dazu einmal nur der Blick auf 100 Jahre Kabinenentwicklung am Beispiel der Tiroler Zugspitzbahn und Kapazitätssteigerung auf 100 Personen!
Blick in die Einfahrt der Bergstation der österreichischen Zugspitzbahn
Folgend ein Blick auf die erste österreichische Bergstation aus dem Artikel von Langheinrich
Wie ein Schwalbennest klebt die erste Bergstation auf der Nordseite unterhalb des Zugspitzgipfels und der weitere Aufstieg zum Münchner Haus war dann trotz erweiterter Wegsicherung noch recht mühsam von 2805m auf 2966m Höhe s.a. Personenkette am Hang
Dieser weitere Aufstieg zum Münchner Haus ausgehend von der österreichischen Bergstation war sicherlich ein Manko, dennoch wurde das Angebot angenommen und sogar eine Erweiterung der ersten Bergstation mit einem Hotelbetrieb angestrebt und ausgeführt und dazu noch folgendes Ensemble mit Hotelbau auf Tiroler Seite in 2805m Höhe, Nebenstempel Zugspitzbahn und Zugspitzkammhotel und Poststempel Zugspitzbahn.
Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich dennoch weiterhin und schon an dieser Stelle der Hinweis auf die später notwendige Zusammenarbeit mit der bayrischen Zugspitzbahn.
Verständlicherweise wurde die Tiroler Drahtseilbahn zur Zugspitze nicht nur eine problematische bayrische Angelegenheit sondern die bequeme Eroberung der Zugspitze wurde nun endgültig zum nationalen deutschen erforderlichen Thema und Dogma hoch stilisiert. Schon im Jahr 1907 war ja bereits ein Zugspitzbahnkomitee auf Initiative des Garmischer Apothekers Max Byschl gegründet worden, zahlreiche Ideen wurden verworfen und nun war endlich Planungsendspurt angesagt für eine ZUGSPTZBAHN.
Eine Kombination aus Zahnradbahn mit Endstation aus geologischen Gründen in 2650m Höhe auf dem Zugspitzplatt und von dort zum Gipfel mittels Seilschwebebahn auf 2966m Höhe wurde im Jahr 1928 zur Ausführung festgelegt.
Kurzprofil - Zugspitze
4. Fortsetzung
08.09.2021
An dieser Stelle allzu ausführlich über den Bau der bayrischen Zugspitzbahn zu berichten, würde jeglichen Rahmen sprengen. Bei Interesse ist das Heft 4 der AEG Mitteilungen, Berlin aus dem April 1931 die effektivste Quelle und dazu gab es auch ein Sonderheft mit einem 87seitigen Bericht im farbig illustriertem Umschlag.
Die Baukonzession zum 1.April 1928 erhielt das Konsortium Allgemeine Lokalbahn- und Kraftwerk A.-G. Berlin, AEG Berlin und der Süddeutschen Treuhandgesellschaft München. 1000 Höhenmeter mit der Zahnradbahn zu überwinden, bedeuteten ca. 4,4km Tunnelstrecke und dies würde bei ca. 5m Strecke pro Tag eine Bauzeit von über 3 Jahren bedeuten. Es bestand aber der dringliche Wunsch, diese Zeitkalkulation zu unterschreiten und die Perspektive die Passionsspiele im nahen Oberammergau und ihrem 10jährigen Rhythmus und damit im Jahr 1930 als Publikumsmagnet für die Zugspitzbahn zu gewinnen, wurde zum Ansporn höchster Ingenieurleistung.
Damit möchte ich dann an dieser Stelle kurz abschweifen zu den Oberammergauer Passionsfestspielen und dies in einem Zusammenhang mit dem Thema dieser Homepage – nämlich POSTAUTOMATION. Im Jahr 1906 verwendete das Ausstellungspostamt der Bayerischen Jubiläumsausstellung in Nürnberg zur Bewältigung der vornehmlichen Kartengrüße eine Briefstempelmaschine Typ Bickerdike kurzfristig mit dem Zusatz Ausstellung im Ortsstempel.
Im Jahr 1908 fand nun in München eine Ausstellung statt und auch hier wurde eine Bickerdike Poststempelmaschine am Ausstellungspostamt zur Bewältigung der Tagespost eingesetzt. Der Sonderwerbeeinsatz im Maschinenstempel wurde von Prof. Riemenschmied entworfen und fand allgemeinen Anklang. Dazu einmal das Ausstellungs-Hauptrestaurant und der Maschinenstempel Ausstellung München 1908 mit Datumeinsatz 6.VII.7-8N und Entwertungsornament.
Im Jahr 1910 standen nun die Passionsspiele in Oberammergau an und auch dort wünschte das Generalpostamt in München einen Werbestempeleinsatz und richtete eine entsprechende Anfrage an die OPD in München. Der Graveur Braungardt sollte entsprechend München 1908 den Sonderwerbestempel für Oberammergau gestalten und die Münchner Bickerdike galt es zuvor mit Maschinenteilen aus den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken in Karlsruhe instand zu setzen.
Kulisse für die Passionsspiele in Oberammergau 1910
Bickerdike Werbeeinsatz 1910 für die Passionsspiele in Oberammergau
Da nun zeitlich parallel im Jahr 1910 zur erneuten Ausstellung in München auch ein Werbeeinsatz erwünscht war, wurde die 2. noch vorhandene Briefstempelmaschine Typ Bickerdike ebenfalls mit einem Sonderwerbestempel ausgerüstet.
Der Vollständigkeit halber folgt noch die Abbildung der letzten Umrüstung einer Briefstempelmaschine Typ Bickerdike und dies noch einmal für die Gewerbeschau in München im Jahr 1912
Bei weiterem Interesse zur Postautomation und hier im Bereich der Bickerdike – Briefstempelmaschinen ist das Heft 144 der Poststempelgilde unter diesem Titel von Inge Riese und Dr. Walter Kohlhaas unbedingt empfehlenswert.
Nach diesem gestatteten Ausflug zurück zur Zugspitzbahn. Konnte es wirklich gelingen in unglaublich kurzer Zeit bis zu den Passionsspielen in Oberammergau im Jahr 1930 eine Zahnradbahn zu verwirklichen? Rückblickend ist diese Leistung vor 90 Jahren nun absolut bewundernswert.
Zwei Entscheidungen waren ausschlaggebend:
1) Die neuartige Vermessungsmethode in dieser zerklüfteten Bergwelt mit photo-stereometrischen Apparaten und damit die Möglichkeit exakter Tunnelplanung nicht nur bezüglich Steigung sondern auch mit Kehren und Schleifen für den Tunnelbau.
2) Dadurch konnte der Tunnelbau an 4 Stellen direkt an die Gebirgsnordwand herangeführt werden und kurze Quertunnel erlaubten sog. Fenster zur „Außenwelt“ zur Errichtung von Zwischenstationen für Hilfsseilbahnen ausgehend vom Baulager Riffelriss. Diese Fensterstationen erlaubten nun die Bauausführung des Tunnelobjektes von mehreren Stellen gleichzeitig und verkürzten die Bauzeit. Dazu ein Lageplan aus der erwähnten AEG- Schrift.
Baulager Riffelriss wurde ebenfalls über eine Hilfsseilbahn vom Eibsee versorgt und war für ca. 1000 Arbeiter ausgelegt. Ende des Jahres 1928 war Baubeginn für die Gesamtstrecke von Garmisch bis zum Schneefernerhaus über 18km, dabei war es bis zum Eibsee noch recht „gemütlich“, von dort zum Riffelriss schon sehr „anspruchsvoll“ und die 4,5km Tunnel waren sicherlich „extrem“ schwierig zu nennen. Zur Veranschaulichung dazu einmal das Strecken – und Höhenrelief der Zugspitzbahn aus den angeführten AEG – Mitteilungen.
Kurzprofil - Zugspitze
5. Fortsetzung
18.09.2021
Der Tunnelvortrieb war aus vielfacher Hinsicht technisch anspruchsvoll und sicherlich gesundheitlich durch die Höhenmeter und Temperaturverhältnisse belastend. Bilder der AEG aus der angeführten Schrift mit Schüttelrutsche und provisorischem Holzausbau.
Extreme Temperatureinflüsse, Staubbelastung und reduzierter Sauerstoffgehalt der Höhenluft stellten gesundheitliche Ansprüche, die ihren Tribut forderten. Zudem gab es Sprengstoffunfälle mit 25 Toten (Verbrauch 197800 kg Dynamit insgesamt!) und am 5.12.1929 einen verheerenden Brand am Fenster IV und Stollen. Hier hatten 45 Arbeiter ihr Quartier im Wechselschichtbetrieb und hier schildert das empfehlenswerte Buch Die Zugspitze von Heinrich Schott im Süddeutschen Verlag) erschütternde Details. Bereits nach einer Woche wurde jedoch die Strecke Richtung Schneefernerplatt erneut energisch voran getrieben. Am 8.2.1929 mit der letzten Sprengung ist der Tunneldurchbruch geschafft und am 8.7.1930 und damit 2 Jahre und 3 Monate nach Baubeginn ist die Zugspitzbahn fertig.
Dazu nun einmal der Zugspitzbahnhof Garmisch – Partenkirchen als Einstieg zur Fahrt zum Schneefernerhaus und Sonderstempel 75 Jahre Zugspitzbahn und auch in diesem Fall hat Österreich sogar mit einer Sondermarke mit gefeiert.
Festlich geschmückte Elektrolokomotive der Zugspitzbahn.
Die Bahnhöfe Rießersee, Hammersbach und Kreuzeck kann ich nicht mit philatelistischen Belegen dokumentieren und der nächste Bahnhof lag im Zugspitzdorf Grainau und bis dort war die Zugspitzbahn technisch als sogenannte Reibungsstrecke ausgelegt.
Poststempel GRAINAU ZUGSPITZBAHN hier mit Beispiel vom 5.10.1939
Ausschnitt aus einer Fotoansichtskarte der Neuneralm Grainau
Ab Bahnhof Grainau wurde dann die Zugspitzbahn als Zahnradbahn betrieben im Zahnstangensystem nach Riggenbach. Dazu an dieser Stelle nachfolgend nur kurz die wichtigsten Zahnradsysteme: links oben die Harzer Zahnradbahn Rübeland mit dem Ingenieur Abt (zwei oder drei Zahnstangen parallel versetzt), rechts die Pilatusbahn mit Technik nach Locher (Zahnstangen mit seitlichem Eingriff) und im Dreierbild Seilbahn Eibsee – Zugspitze und Zahnradsystem nach Riggenbach (Leiterzahnstangen, gut erkennbar die Trennung im Weichensystem).
Dazu ein Ensemble zum Bahnhof Eibsee. Interessant der Poststempel – hier im Jahr 1937 - mit Hinweis Bahnhof der Zugspitzbahn.
Die folgende Fotopostkarte (Poststempel 2.8.1933) vermittelt noch einmal die Gesamtstrecke
Der Detailausschnitt belegt dann am Riffelriß den Tunneleingang für die Strecke zum Schneefernerhaus
Die folgende Fotopostkarte (rückseitig handschriftlich Datum 23.9.1036) zeigt nun auch die Tunneleinfahrt mit der Station RIFFFELRISS
Die Ausarbeitung zu den Betriebsmitteln der Bayrischen Zugspitzbahn mit Datum vom 28.März 19931 von Ernst von Baschwitz dokumentiert die Tunnelausgänge am Schneefernerhaus vor dem Bau der Bahnhofshalle.
Die folgenden Fotopostkarten dokumentieren die Teilung der Bahnstrecke kurz vor dem Schneefernerhaus und seinen beiden Bahnsteigen
Dazu der Grundrissplan vom Erdgeschoss aus AEG Miteilungen Heft 4 im Jahr1931 mit beiden Bahnsteigen und der Bahnhofshalle und Station Gipfelseilbahn
Foto von Deutschland höchstgelegener Bahnstation am Eingang Schneefernerhaus.
Neben dem Fahrkatenschalter ist die Tür zum Bahnsteig der Zugspitzbahn und rechts der Eingang zur Gipfelseilbahn und auch dazu ein Bild aus dem erwähnten Zeitungsartikel mit der Gipfelendstation.
Dazu noch ein Blick in den Maschinenraum der Gipfelseilbahn zur Zugspitze auf einer Fotoansichtskarte im Alpiner Kunstverlag Hans Huber , München (mit Detail Rückseite)
Das Schneefernerhaus wurde am 20.6.1931 eröffnet und die Poststelle Schneefernerhaus in der Bahnhofshalle wurde Ende 1931 eingerichtet. Im Büchlein Die Zugspitze von M. Werneck (1878) fand ich eine Antwort zur Lage des eingerichteten Postamtes in der Bahnhofshalle des Schneefernerhause.
Dazu noch einmal Planungsskizze im Erdgeschoss Schneefernerhalle mit Bahnhofszugang
In der Planungsskizze Fahrkartenschalter und s.a. Zugang zur Gipfelseilbahn. Auch zu dem schon damals geplanten und eingezeichneten Verkaufsstand kann ich eine Abbildung vorstellen aus einem Streichholzetui. Leider ist natürlich die Vorlage recht klein und die Reproduktion dadurch etwas schwierig.
Verkaufsstand Schneefernerhaus
Die Poststelle Schneefernerhaus war wohl zuständig bis zur Verlegung in die neue Station SonnAlpin ca. Januar 1992. Auf die oben eingezeichnete Seilbahnstrecke vom Schneefernerhaus zur Zugspitze von 2650m auf 2966m wird dann noch näher eingegangen.
Kurzprofil - Zugspitze
6. Fortsetzung
03.10.2021
Die Endstation der Zugspitzbahn mit einem Hotelkomplex in 2650m zu komplettieren, sollte sich als erfolgreich erweisen. Zahlreiche Postkartengrüße dokumentieren „Das höchstgelegene Hotel Deutschlands“ auch mit entsprechenden Nebenstempeln, die mir bis dato in 5fach verschiedener Version vorliegen. Dazu ein Ensemble und auch die Poststempel dokumentieren im Werbe- und Tagesstempel das Schneefernerhaus auf der Zugspitze.
und im Speisesaal des Schneefernerhauses durfte das Konterfei von Adolf Hitler im Hintergrund zur damaligen Zeit nicht fehlen
Der folgende Eilbrief mit Poststempel Schneefernerhaus 30.12. 1939 und 16 Uhr auf Hotelbriefumschlag hatte mit der Zugspitzbahn sicherlich auf den ersten 18,5km kein Schnellzugtempo, erreichte aber den Empfänger dennoch als Silvestergruß am nachfolgenden Tag in Coburg mit Poststempel 31.12. 1939 und Uhrzeit 10 bis 11.
Die folgende Preisliste zur Sommersaison im Jahr 1941 ist höchst interessant zu studieren und differenziert nicht nur nach “Himmelsrichtungen sondern auch im Sanitärbereich“.
Aber von dem Schneefernerhaus waren ja zum Zugspitzgipfel noch 316 Höhenmeter zu überwinden. Aus geologischen Gründen war diese Strecke als Weiterführung der Zahnradbahn nicht sicher ausführbar und die Gipfelseilbahn war schon von Anfang an die Lösung des Problems.
dazu Bilder aus der erwähnten AEG – Schrift April 1931 und unterschiedliche Bauphasen
Folgend fertig erstellte Gipfelstation, passende Illustration im Poststempel hier aus dem Jahr 1937 und eine Fahrkarte der Bayrischen Zugspitzbahn vom Schneefernerhaus zum Zugspitzgipfel aus dem Jahr 1961
Die folgenden Fotopostkarten aus den Jahren 1933 und 1934 dokumentieren den Blick auf die Zugspitzgipfelstation einmal aus ost-westlicher und einmal aus west-östlicher Richtung
Die bunte Ansichtskarte ca. aus dem Jahr 1955 dokumentiert noch einmal das Schneefernerhotel in seiner Ausbaustufe und den Blick zur Gipfelstation der Seilbahn und die Perspektive ist korrekt mit der Seilbahnausführung mit west-östlicher Richtung zwischen Münchner Haus und Gipfelkreuz.
Die oben angeführte Perspektive entlarvt den schon 2x vorgestellten Werbestempel in fehlerhafter Ausführung. Die praktisch unveränderte Weiterführung des Motivs in der Bundesrepublik zeigt dann aber die Korrektur der Seilbahnperspektive von bis dato eher ost-westlicher Richtung zur korrekten west-östlichen Ausrichtung!
Der absehbare Erfolg der Bayrischen Zugspitzbahn auf der „Sonnenseite des Zugspitzmassivs“ führte schon im Jahr 1927 zur Planung einer Tunnelstrecke vom Tiroler Berghotel Zugspitzkamm zum Schneefernerhaus und im Nebenstempel konnte die Tiroler Zugspitzbahn mit dem bequemen Zugang zum Zugspitzgipfel auf bayrischer Seite und mit 2966 Höhenmeter werben mit Blick auf das Schneefernerplatt.
Der Fußgängerstollen zum Schneefernerhaus wurde 700m lang und Fertigstellung Anfang 1930, somit konnte der Tunnel auch beim Bau der bayrischen Zahnradbahn auf dem Zugspitzplatt genutzt werden
Gesamttopografie aus „großdeutschen Tagen“ s.a. Verbindungsstollen
Kurzprofil - Zugspitze
7. Fortsetzung
13.10.2021
War schon im Jahr 1930 der mittlere Gipfel für die bayrische Seilbahnstation „geopfert“ worden, so wurde der Westgipfel hinter dem Münchner Haus im Jahr 1938 weggesprengt, um für die deutsche Wehrmacht ein Flugsicherungsgebäude zu erstellen. Die Planung wurde dann eingestellt und der Platz später für das neue österreichische Gipfelhotel genutzt.
Die Zugspitze erlebte noch im April 1945 einen Luftangriff der US – Luftwaffe mit Zerstörungen im österreichischen Kammgebiet und der Talstation Ehrwald und die Amerikaner übernahmen dann das Schneefernerhaus als Erholungseinrichtung. Eine Nutzung der weiteren Anlagen mit Zahnradbahn und Gipfelseilbahn war der Bevölkerung möglich und das Skigebiet wurde Ende der 1940er Jahre schon wieder genutzt.
So wirbt die bayrische Zugspitzbahn im Maschinenstempel des Bahnpostamtes München im Jahr 1951 zum Besuch auf Deutschland höchsten Gipfel in 2966m Höhe. Die maximale Zugspitzhöhe war häufig Streitpunkt und mittlerweile werden nach 2964m „endgültig“ nun 2962m angegeben.
Im Jahr 1952 gab die US – Militärverwaltung das Schneefernerhaus wieder zurück in Besitz und Verwaltung der Bayrischen Zahnradbahngesellschaft und auch dieses Ereignis hielt das Bahnpostamt München im Maschinenstempeleinsatz als würdiges Erlebnis fest
Detailausschnitt (Stempel 7.12.1952)
Die beginnende Zeit des Wirtschaftswunders in der Bundesrepublik und Österreich brachte zunehmend Touristenströme und Skibegeisterte in die Bergwelt und die Zugspitze wurde so gesehen Zug um Zug ausgebaut. Die Zahnradbahn wurde durch die Entwicklung und Einsatz von Schnelltriebwagen aufgerüstet und Österreich antwortete mit Aufrüstung ihrer Seilbahn mit einer neuen Seilbahn nach Ehrwald und zusätzlich eine Kurzseilbahn vom Tiroler Kammhotel zum Gipfel brachte nun direkt Gäste in einen eigenen Hotelneubau.
dazu einmal der Grenzübergang in luftiger Höhe
Die bayrische Antwort war dann konsequenterweise die Erleichterung vom Schneefernerhotel das Platt mittels Seilbahnanschluss zu erreichen. Die Ansichtskarte zeigt einmal das Schneefernerhaus mit Gipfelseilbahn und die Hangbahn abwärts zum Platt und den Skiliften.
Die folgende schwarz/weiß Fotopostkarte belegt einmal die Hangbahn zum Platt und von dort startete damals (ca. 1958) ein 1km langer Skischlepplift ins Skigebiet. Diese damalige Strecke kann nur ermessen, der bei 5 Grad minus und starkem Wind nach einem Kilometer endlich selbst Skifahren darf.
nach einem Skitag Rückfahrt mit Ausblick zum Schneefernerhaus
(erneuerte Version nach Lawinenunglück)
Mir ist nicht bekannt zu welchem Datum der Werbestempel Schneefernerhaus PLZ 13b, altes Motiv und Einkreis umgestaltet wurde in PLZ 13b, neues Motiv mit Gipfelkreuz und Zweikreisversion, wie folgender Vergleich dokumentiert. Zugspitze links noch 2966m.
Die Errichtung einer Richtfunkanlage auf der Zugspitze im Jahr 1959 war dann den Österreichern zumindest eine Sondermarke mit Sonderstempel wert (Bregenz 19.6.1959)
Die deutsche Post konnte dies übrigens schon im Jahr 1948 auf der Zugspitze realisieren.
Aber weitere Ideen zur bequemen Erschließung der Zugspitze blieben nicht aus und im Jahr 1962 wurde die Planung einer Direktseilbahn vom Eibsee zum Zugspitzgipfel realisiert. 10 Minuten Fahrzeit mit 44 Fahrgästen über 4,5km Seilbahnstrecke bei zwei Stützen und 2000 Höhenmeter waren das damals sicher ehrgeizige Ziel. Die Eröffnungsfahrt brachte den Ehrengästen dann einen Stillstand 240m über dem Abgrund bei Störung im Bremssystem. Auch Lawinen und Sturmschäden blieben nicht aus, aber Heinrich Schott beschreibt in seinem Buch (s.o.) dennoch den Riesenerfolg dieser Seilbahnstrecke.
In der Höhenangabe ist die Zugspitze nun schon um 2m geschrumpft
Kurzprofil - Zugspitze
8. Fortsetzung
24.10.2021
Ein genaues Datum der Poststempelaptierung unter Wegfall der Postleitzahl 13b kann ich nicht nennen, aber entsprechend den nachfolgenden Beispielen der Poststelle Schneefernerhaus ist dies wohl im Zeitraum zwischen den Jahren 1959 und 1962 erfolgt.
Der aptierte Stempel ohne PLZ 13b wurde rasch im Schneeferhaus mit der neuen Postleitzahl 8101 im Jahr 1963 im neuen Stempel ausgerüstet und die Zugspitze aber noch weiterhin mit der Höhenangabe 2966 m.ü.M. (Meter über Meeresspiegel) angegeben.
Zum 15. Mai 1965 ist leider ein entsetzliches Lawinenunglück zu vermelden
Bei sonnigem Föhntag löst sich eine Lawine am Zugspitzgrat und begräbt Besucher der Sonnenterrasse des Schneefernerhauses und Skifahrer auf dem Platt. 10 Tote und zahlreiche Schwerverletzte waren zu verzeichnen und juristisch wurde die Sachlage als unvorhersehbare Naturkatastrophe abgeschlossen. Die große Anteilnahme führte im Bereich der Lawinengefahr zur Neuausrichtung mit Warndiensten, Messstationen und Verbauungen und das Schneefernerhaus erhielt eine neue lawinensichere Hangbahn zum Platt.
Denn der Skitourismus entwickelte sich rasant und die Aussicht auf Deutschlands höchstem Gipfel war und blieb erstrebenswerte Attraktion für jährlich bis zu 500.000 Besucher. Nach 50 Jahren war der Hotelbetrieb im Schneefernerhaus tendenziell schwieriger geworden. Skitagestouristen bevorzugten eine schnelle Anfahrt in ein schneesicheres Gebiet und auch die Verkehrsinfrastruktur Richtung Garmisch – Partenkirchen wurde fortentwickelt und ausgebaut. Die bayrische Zahnradbahngesellschaft finanziell gut ausgestattet entwickelte ein neues Nutzungskonzept mit erheblichen Veränderungen. Nicht nur das Skigebiet selbst wurde mit Liften und Pisten aufgerüstet und dies auch unter dem Aspekt hin zu internationalen Wettbewerbsanforderungen.
Wesentlich in diesem Konzept aber war die Planung auf dem Platt unterhalb des Schneefernerhauses ein modernes Skizentrum zu gestalten (s. nachfolgende Fotopostkarte)
In der ersten Phase dieser Planungwar auch die Endstrecke der Zahnradbahn zum Platt Ende der 1980er Jahre dem neuen Skizentrum anzupassen.
Ein neuer Bahnhof auf dem Platt war die zeitgemäße Forderung und ein Abzweig der alten Trasse über eine Länge von 975m war unterirdisch zum neuen Skizentrum erforderlich.
Dazu aus Wikimedia.org eine Streckenskizze
Die Abzweigstelle Tu dokumentiert die alte Strecke zum Schneefernhaus und die neue Trasse zum Platt. Bei spez. Veranstaltungen im Schneefernerhaus ist die Strecke weiterhin befahrbar, ebenso für größere Materialtransporte während der Umrüstung 1993 zur internationalen Forschungsstation.
Zu dieser neuen Streckenführung nachfolgend nun noch eine Topografie aus einer Information des Hotelbetriebes Schneefernerhauses mit Kennzeichnung der Strecke Neuer Tunnel und oberhalb alte Strecke zum Schneefernerhaus
Im Jahr 1988 wurde dann der Bahnhof Zugspitzplatt (Foto Rossberg aus Archivverlag) und im Jahr 1989 der Restaurantbetrieb SonnAlpin eröffnet.
Das neue Skizentrum erforderte eine ebenfalls neue Seilbahnanbindung zum Zugspitzgipfel und die Strecke firmiert unter der Kennzeichnung GLETSCHERBAHN. Dazu zwei Ansichtskarten einmal mit Abfahrt Zugspitze und ferner die Ankunft im Zentrum SonnAlpin im Hintergrund (vorne eine Schleppliftanlage).
Mit der Umgestaltung des Schneefernerhauses in eine spezielle Forschungsstation war die Aufgabe des dortigen höchst gelegenen Postamtes Deutschlands nach 60 Jahren verbunden. Dazu einmal der Blick auf die Postbearbeitung Zugspitze. Zunächst einmal der Hinweis, dass im Gipfelbereich nur ein Briefkasten am Münchner Haus angebracht war und weiterhin ist und kein Postamt.
Teilweise bis zu 1500 spez. Ansichtskarten bei schönem Wetter und hohem Besucherandrang findet der Postler im Briefkasten am Münchener Haus vor. Die Leerung war und ist täglich seine erste Aufgabe nach Ankunft auf dem Gipfel. Die Gipfelseilbahn bringt ihn zum Schneefernerhaus in sein Postamt und die Abfertigung zusammen mit der Hotelpost war und ist durchaus zeitintensiv, denn abends geht die Post nach Erreichen der Talstation in die Weiterleitung an weltweite Adressen. Etliche Briefbelege und Stempel wurden schon vorstehend beispielhaft eingereiht und vorgestellt und nachfolgend noch einmal die Endspurtphase des Postamtes Schneefernerhaus (Kontrast verstärkt).
Der obige Einschreibbrief 12.3.1971 dokumentiert den Sonderstempel Schneefernerhaus mit Bayrischer Zugspitzbahn und den Posttagesstempel Schneefernerhaus mit dem zugehörigen Einschreibzettel.
Der nun nachfolgende linke obere Brief vom 17.7.1972 mit dem schon vorgestelltem Stempel Schneefernerhaus Bayrische Zugspitzbahn und R-Zettel 8101 Schneefernhaus und darunter Zugspitze in Klammern gesetzt.
Im obigen rechten unteren Briefbeleg vom 12.6.1984 verschwindet im Stempel die Bayrische Zugspitzbahn und damit es wohl jeder auch glaubt gleich zweimal (!) der Hinweis Zugspitze. Dafür verschwindet wieder der Zusatz Zugspitze im Einschreibzettel. Mit diesem Poststempel noch einmal ein illustrierter Briefumschlag und Gumminebenstempel im grünen Farbton HÖCHSTES POSTAMT DEUTSCHLANDS. Postleitzahl 8101 Schneefernerhaus im Stempel bis zum 30.6.1993.
Der folgende Beleg mit Datum vom 4.10.1993 dokumentiert nun aus der Frühphase der PLZ-Umstellung die neuen Gegebenheiten im Jahr 1993.
Neuer Poststempel zur Zugspitze Postamt Garmisch-Partenkirchen aber noch Nutzung des alten Einschreibzettel Schneefernerhaus aber mit handschriftlicher Korrektur der PLZ von 8101 zu 82475.
Kurzprofil - Zugspitze
9. Fortsetzung
03.11.2021
Das Projekt Skizentrum SonnAlpin war natürlich in der mehrfach erwähnten Konkurrenzsituation für Österreich geradezu verpflichtend zu reagieren und eine neue Gipfelseilbahn mit Baubeginn im Jahr 1988 und Fertigstellung 1991 war „entsprechend fällig“. Dazu ein Ensemble mit Ersttagsstempel der Inbetriebnahme, Fahrkarte mit neuer und vergrößerter Kabinenausführung und ein Blick auf Bergstation mit Panoramabergrestaurant.
Tiroler Aussichtsplattform und Panoramarestaurant aus verschiedenen Perspektiven
Zurück zur bayrischen Seite. Der Hotelbetrieb im Schneefernerhaus schließt zum 14.Januar 1992 und das Objekt wird aufwendig umgestaltet zur internationalen Forschungsstation mit Unterkunft und Tagungsräumen für 20 Wissenschaftler aus verschiedensten Bereichen. Damit war auch das Postamt Schneefernerhaus obsolet geworden und der Umzug vollzog sich in ein kleines Postamt im SonnAlpin. Fotopostkarte mit u.a. Gletscherbahn, und Gastronomie.
Dazu aus dem sehr netten und interessanten Internetauftritt mit dem Postler Andreas Oberauer ein Foto mit seinem neuen Postamt Zugspitze im SonnAlpin.
Am Münchner Haus ist für ihn der erste Briefkasten zu leeren. Am Postamt Zugspitze im SonnAlpin, das täglich 1 Stunde geöffnet hat, findet sich ebenso ein Briefeinwurf und die Alupostbox für Briefe und Pakete zur Forschungsstation ist direkt benachbart dem kleinen Postamt und neben der Privatseilbahn zur Forschungsstation aufgestellt. Die alte Zahnradstrecke Schneeferner Haus wird nur bei spez. Anlässen reaktiviert z.B. größere Forschungsgeräte oder Besuchergruppen zu dortigen Veranstaltungen. Seine zahlreichen Postkarten vom Münchner Haus und SonnAlpin werden sortiert ebenso die Post aus der Forschungsstation und mit dem Hammerstempel Zugspitze entwertet.
Der Einkreisstempel mit dem bekannten Motiv Gipfelkreuz firmiert unter Zugspitze und noch mit der Höhenangabe 2964m. Es findet sich Garmisch – Partenkirchen als Postleitstelle im Poststempel und die PLZ 82475. Stempel vom 1.7.1993 bis zum 30.6.1998. Neuer Einschreibzettel Zugspitze.
Diesen Poststempel habe ich unverändert bis Jahr 2015 in meiner Sammlung, scheint aber bis zum Jahr 2017 in dieser Form vorzuliegen. (Fotos Deutsche Post und DHL Internet)
2017 war auch das Jahr in dem die Eibsee - Seilbahn, die bereits vorgestellt wurde, durch einen Neubau ersetzt wurde, der praktisch parallel zur alten Gipfelseilbahn verläuft. Die Planung lief bereits seit dem Jahr 2008 und Eröffnung war im Dezember 2017. Im Internet ist ein phantastisches Video zum Bau dieser gigantischen Seilbahn eingestellt. Nur eine einzelne Stütze wurde verwendet, um die Höhendifferenz von fast 2000m über eine Gesamtstrecke von 4,47km zu bewältigen. Die Kabinen für 120 Personen schaffen diese enorme Leistung innerhalb von 10 Minuten. Dazu ein Bild aus dem lesenswerten Artikel von Wikipedia.
Aus Zeitgründen benutzt der Zugspitzpostler die Seilbahn, um die Post vom Briefkasten Münchner Haus und der dortigen meteorologische Station ebenso wie die Post vom Postamt Sonnalpin und der Forschungsstation (ehemals Schneefernerhaus) rasch zur Weiterleitung im Postamt Grainau abzugeben und dort seiner weiteren Beschäftigung nachzugehen. Bei schwierigen Wetterlagen mit Stillstand der Seilbahn ist für den Postler auch die Zahnradbahn zum Schneefernerplatt unabdingbar Voraussetzung für seinen Aufgabenbereich.
Im Jahr 2000 feierte die Wetterstation auf der Zugspitze ihr 100jähriges Jubiläum und im Schneefernerhaus wurde eine Briefmarkenausstellung veranstaltet mit einem Sonderpostamt und passendem Sonderstempel (Kontrast im Detail verstärkt).
Kurzprofil - Zugspitze
10. Fortsetzung und Ende der Ausarbeitung zur ZUGSPITZE
10.11.2021
Am 8.4.2017 gehörte zur Würdigung im bundesweiten Zustellservice der deutschen Post natürlich auch die Zugspitze mit der höchst gelegen Poststelle dazu. Im Programm Erlebnisteam Briefmarken wurde dazu ein Sonderumschlag mit einer Auflage von 1500 Stück kreiert und der neue Poststempel war illustriert u.a. mit der Gebäudesilhouette des Gipfelkamms und mit dem stilisierten Schneefernerhaus, das auch mit Inschrift im Einkreisstempel Zugspitze bedacht wurde. Nach neuesten geologischen Erkenntnissen „schrumpfte nun die Zugspitzenhöhe“ erneut um 2m und diese Angabe findet sich rechts vom Gipfelkreuz.
Detail im Kontrast verstärkt
Interessanterweise ist dazu im Vergleich der folgende Sonderbriefumschlag als Markenganzsache im Jahr 2020 zum Jubiläum 200 Jahre Erstbesteigung der Zugspitze durch Josef Naus am 27.8.1820 zu registrieren in Kombination 90 Jahre Zahnradbahn auf die Zugspitze
Der kombinierte Vergleich im Scan der Poststempel Zugspitze auf den obigen beiden Sonderumschlägen bestätigt dann den Verdacht auf eine Vergrößerung im Stempelformat.
Der Stempel im Jahr 2020 ist von 28 auf 35 mm im Durchmesser angewachsen bei sonst unveränderter Gestaltung. Zu diesen Jubiläen gab es auch in Bonn einen passenden Werbestempel.
Stempel im Detail und Vergrößerung bei verstärktem Kontrast
Noch einmal ein Blick auf das Skigebiet aus der Perspektive Österreichs mit der Tiroler Zugspitzbahn und den Skipisten Ehrwalder und Hochfeldener Alm (Flyer Tiroler Zugspitzbahn)
und die „überbaute“ Zugspitze einmal im Aufriss
Damit möchte ich die Vorstellung ZUGSPITZE beenden. Zur Zugspitze wären noch zahlreiche Aspekte zu betrachten mit Hochseilartisten, Flugpioniere mit Segel- oder Motorflugzeug, vom Fallschirmsprung bis hin zum Gleitflieger, tödliche Unfälle und auch leider Suizide, Hochzeiten und Autoschau, das Spektrum ist erstaunlich. Bei Interesse ist Literatur vorhanden und spez. die Buchausgabe von Heinrich Schott zur Zugspitze ist unter anderem sehr empfehlenswert.
Ich war selbst erstaunt, wie vielfältig die Aspekte auch in philatelistischer Hinsicht waren. Vielleicht ergibt sich noch die eine oder andere Ergänzung. Für Hinweise zur Korrektur wäre ich dankbar. Über ein neues Thema habe ich noch nicht entschieden.
Bis bald wieder einmal, Ihr E.-M. Eden - Holzwickede