Deutsche Postautomation

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Kriegsende,  Amerikaner und Briten in Wolfsburg


In den Morgenstunden des 11. Aprils 1945 stehen die amerikanischen Truppenspitzen vor dem Volkswagenwerk und hatten wohl im Gebiet Braunschweig schlechteres Kartenwerk als ihre britischen Verbündeten. Standen die Amerikaner staunend vor dem Volkswagenwerk, das nicht in ihren Karten verzeichnet war, so hatten die Briten wohl dank entsprechender Spionage phantastische topographische Kenntnisse, die evtl. aber bevorzugt der AIR FORCE zur Verfügung standen. Nachfolgend Impressum der britischen  Kartenausgabe 1944 /1945.

   
Das RAD LAGER RÜHEN  war sogar 1944 bei den Briten  in den Gebäudestrukturen  eingezeichnet, die sich dem Lager  3344 (183) auf der Ansichtskarte  Rühen erkennbar zuordnen lassen.

                                        
In diesem Lager war das schon erwähnte Säuglingsheim, das für Neugeborene der Zwangsarbeiterinnen  aus dem VW – Werk und dem Kreis Gifhorn eingerichtet worden war. Frühe Trennung von den Müttern und fehlende Stillmöglichkeit und Hospitalismus evtl. durch Dyspepsiekeime  ließen den Kindern keine Chance des Überlebens. Der verantwortliche SS - Werksarzt Dr. Körbel wurde am 7.März 1947 nach einem international stark beachteten Kriegsverbrecherverfahren im Zuchthaus Hameln  hingerichtet.
                    
Die vorausstürmenden amerikanischen Truppen stießen dann direkt weiter bis zur Elbe vor, in Fallersleben  wurde nur ein Nachschubkontingent  eingerichtet und in der Stadt des KdF – Wagens  entstand ein Ordnungs- und Machtvakuum für über 15.000 Menschen. Die Lager waren  unbewacht, die deutsche Bevölkerung fürchtete Vergeltung.  Die Versorgungssituation in den Lagern  mit Nahrung – war sicherlich schon vorher ungenügend gewesen –  existierte nun nicht einmal mehr. Das Motto PLÜNDERN ODER VERHUNGERN  bedarf keiner Erläuterung, allenfalls die deutsche Bevölkerung hatte noch entsprechende Bevorratung in ihren Wohnungen und war damit in exponierter Lage. Erste Plünderungen der wenigen Geschäfte fanden schon statt, das Postamt neben der nach dem Luftangriff zerstörten CIANETTI – Halle  wurde gestürmt, geplündert und die Einrichtung demoliert.

An dieser Stelle ist einmal Kaplan Holling in der Stadt des KdF – Wagens erwähnenswert und ferner seine geduldete Betreuung der katholischen Gläubigen seit 1940 in einer eingerichteten Notkirche im Saal neben der Gaststätte Wolter in Heßlingen.
                             
In dieser Situation der drohenden Gewalteskalierung kann Holling zusammen mit dem französischen Lagergeistlichen und mit einigen Deutsch-Amerikanern aus dem  VW-Werk (u.a. Kraftwerksleiter Fritz Kunze) die Amerikaner in Fallersleben  am 14./15. April zur Besetzung von Stadt und Werk bewegen, um damit die brisante Lage zu entschärfen und die Sicherheit für die gesamte Bevölkerung zu gewährleisten. Einige der Ingenieure und ihre Familien hatten wohl auch noch zusätzlich  die amerikanische Staatsangehörigkeit und dienten wohl als Argumentationshilfe und damit zur Überredung einer amerikanischen Intervention vor Ort.
Schon am 19. April verfügte der  amerikanische Stadtkommandant  die Rückgabe aller entwendeten Gegenstände durch Aushang an allen Häusern und dies war auch wohl spez. an die  deutsche Bevölkerung gerichtet und ihr „Organisationstalent im Durcheinander dieser Tage“.  Aushang nachfolgend im ORIGINAL.

                         
Die amerikanische Besatzung nutzte rasch vorhandenes Restmaterial und Werkzeug und die Fachkenntnis der Arbeiter im VW – Werk  zur Reparatur ihrer Militärfahrzeuge. Von den Alliierten eingesetzte deutsche Ansprechpartner spez. in leitenden Funktionen wechselten  öfters je nach Kenntnislage ihrer NS – Vergangenheit durch die Militärverwaltung bzw. nach den Ergebnissen der Entnazifizierungskommissionen, in denen sich auch  Deutsche unter den umgekehrten  politischen Verhältnissen durchaus persönlich und teils unerbittlich wieder trafen. Zum Stichwort ENTNAZIZIERUNG nachfolgend ein Belegbeispiel aus Berlin.

                                       
So wurde Rudolf Brörmann – ehemaliger Leiter der Inspektionsabteilung im VW- Werk  - anfangs verantwortlich  für die Werksleitung eingesetzt und setzte seine ganze Kraft in die Erhaltung des Werkes und überzeugte überraschend mit Hilfe einiger Kollegen auch mit der Produktionsmöglichkeit des Volkswagens aus Restbeständen der ehemaligen Kübelwagenherstellung (Brörmann geriet übrigens später „unter die Räder“ der Entnazifizierungskommission).  Schon Ende April 1945 wurde  das VW – Werk und die zugehörige Stadt an die BRITEN  entsprechend der geplanten Zonenaufteilung  übergeben und vollzogen.

                
Das  geheime Potsdamer Abkommen  bestimmte dann im August 1945 die wesentlichen Grundzüge der Siegermächte  für den Umgang mit Deutschland  und seine zukünftige Gestaltung.

                               
An dieser Stelle soll zunächst nur mit einigen philatelistischen Beispielen die geographische Konsequenz vorgestellt werden mit  Franz.-Zone, Amerikanische Zone, Amerikanischer Sektor, Russische Zone,  sowjetische Besatzungszone Deutschlands, Englische Zone, um nur einige diesbezügliche Bezeichnungen vorzustellen.
            
Die britische  Militärverwaltung  setzte  eine Stadtverordnetenversammlung in der STADT DES KDF – WAGENS ein und ihre erste Tagung am 25.Mai 1945  erbrachte schon die Umbenennung mit dem Stadtnamen WOLFSBURG und dies schlug sich auch postalisch  dann ab 15.Juli erkennbar in den Poststempeln nieder.
              
Die Dienstsiegelvariante mit separatem Datumseindruck findet sich bis November 1946 in verschiedenen  Varianten mit Gummistempel und handschriftlicher Eintragung. Das Postamt 1 neben der Cianetti-Halle war zerstört. Im Postamt 2 Steimkerberg wurde ab 15.Juni 1945 ein provisorischer Betrieb eingerichtet  und POLEN  mit einem Holzgas-LKW  brachten die Post nach Hannover und zurück! Am 1. September 1945 konnte das Postamt 1 wieder in Betrieb gehen. Den ersten Stahlstempel mit (20) WOLFSBURG 1 gab es dann ab 18. November 1946. Ein Sparbuch aus der Stadt des KdF – Wagens belegt die Variationsbreite in einem Dokument (nicht identisch mit obigem Sparbuch britische ZONE).

                                 
                                 
Aus den  vielfältigen Belegen dieser Zeit dazu  noch fünf weitere markante Beispiele. Zunächst die späte Nutzung des Poststempels STADT des KdF – Wagens am 29.Juni 1945 auf  einer Postkarte  und  dies  mit der alliierten  Freimarkenausgabe.

                            

Der nachfolgende Sparbucheintrag zeigt vermutlich einen neuen Letzttag des Poststempels STADT DES KdF - WAGENS mit dem Verwendungsdatum vom 12.9.1945 und Kennbuchstaben d !

             
Ferner der Briefumschlag vom Elektromeister H. Meyer in der Stadt des KdF – Wagens und der Notmaßnahme mit Einzeiler Wolfsburg ebenfalls auf  alliierter  Freimarke und entsprechende Änderungen mit Zusatz WOLFSBURG im Absenderfeld des Briefes.

                            
Damit auch die folgende Postkarte aus Berlin  richtig in der Schlieffenstraße ankommt, hat der Absender im November 1945 gleich 4 Ortsangaben sicherheitshalber angeführt: 

                                               Rothenfelde – Wolfsburg bei Fallersleben, früher Stadt d. K.d.F. Wagens
                            
Der portogerechte Wertbrief mit Notstempel Wolfsburg und seltenem V – Zettel  hat in Form und Gestaltung vermutlich einen philatelistischen Hintergrund. Ankunftsstempel rückseitig Frankfurt (Main) nicht abgebildet

                            
Angelehnt an die Entwicklung im Poststempelbereich an dieser Stelle folgend die Entwicklung des Absenderfreistempels im Verwaltungsbereich des Bürgermeisteramtes und der Deutschen Reichspost bis zur Stadtverwaltung und zur Deutschen Bundespost. Der aptierte Reichspoststempel der Nachkriegszeit ist relativ selten anzutreffen. Auch die Stadtwappenentwicklung ist zu beachten  und 1952 die Rückkehr des „Käfers“ im AFS als früher Hinweis der Symbiose  von VW – Werk und zugehöriger  VOLKSWAGENSTADT.
           
                                     äquivalent  dazu die Entwicklung des Absenderfreistempels im Volkswagenwerk

Der Absenderfreistempel  mit Datum vom 20.6.1939 zeigt schon das charakteristische VW-Zeichen im Zahnradkranz als Symbol der Deutschen Arbeitsfront. Im Ortsstempelteil die Produktionsstätte des KdF - Wagens in der gleichnamigen Stadt bei Fallersleben.
    
Schon rasch ab Frühjahr 1940 wechselte das Volkswagenwerk im Absenderfreistempel sein Klischee ab, eliminierte den Begriff  K.d.F.-Wagen im Werbeteil  und die Nutzung  lief  so bis zur alliierten Werksbesetzung im Frühjahr  1945. Der Stempel mit Datum vom 21.8.1942 weist  nun die Volkswagen – Werk - GmbH  als Absender aus und das schon bekannte Logo wurde mit 4 zusätzlichen stilisierten Fahnen ergänzt.
1946 Absenderfreistempel Volkswagenwerk mit aptiertem Wertstempel Reichsadler und rückseitig Absenderstempel als roter Gumminebenstempel mit VW- Silhouette ebenfalls im schwarzen Nebenstempel. „Käfer“ nach links und in der Wagentür noch KdF – Schriftzug! Zensurstempel und Öffnungsstreifen der Militärverwaltung. 

      
1947 nachfolgend aptierter AFS mit Wertstempel Reichsadler und vorderseitigem Absendereindruck  und Hinweis „unter Verwaltung der Kontroll-Kommission für Deutschland“ – under  CC for  G (BE). Rückseitig weiterhin „Käferemblem“ mit KdF –  Schriftzug  seitlich in der Wagentür!

          
Es kann bezweifelt werden, dass die britische Militärverwaltung  die 3 Buchstaben KdF in der Wagentür registriert hat und damit noch  bewusst „NS- und Hitlerwerbung“  betrieben hat.
1948 Wertstempel Deutsche Post und 1949 Käfersilhouette  im AFS – Werbeteil  und Postleitzahl Wolfsburg 20a.

               
1951 firmiert dann im Wertstempelteil die Deutsche Bundespost. Der Brief als Einschreibselbstbucher des VW – Werkes hat noch einen entsprechenden Einschreibzettel und der Rückläufer  hat vorderseitig noch den Postbüro – Stempel VW mit Eingangsdatum.
                                                                      
         
Im Vorgriff hier schon der AFS von 1953 mit dem Käferemblem und  der Werbung mit der „Wirtschaftswunderproduktion“  und ½ MILLION VOLKSWAGEN und 1954 der neu gestaltete Werbeteil  mit dem VW – Logo weiterhin im quergestreiftem Rechteck.

       
Nach diesem Ausflug aus Gründen der Übersichtlichkeit  und  der  Zusammenhänge  bis teils in die 50er Jahre am Beispiel der Absenderfreistempel in ihrer Nachkriegsphase mit Aptierung und Entwicklung bis zur Deutschen Bundespost, geht es zurück in das Jahr 1945 mit der britischen Werksübernahme von den Amerikanern. Auch hier können frühe Briefausschnitte hilfreich dokumentieren. Die Werksbriefumschläge wurden anfangs 1945 vor Aptierung des Absenderfreistempels im Portoentgeld mit Gebühr bezahlt gestempelt, als Ortsstempel diente ein einzeiliger Gummistempel WOLFSBURG mit PLZ bzw. etwas später ein  Postdienstsiegel mit Gummistempel zur zusätzlichen  Datumsangabe. Beispielhaft unten mit 9.Sep.1945. Rückseitig der Absenderstempel  der Volkswagenwerk GmbH in Wolfsburg und  wie fast stets das Käferemblem mit seiner  KdF – Werbung in der Wagentür, die übrigens bis zum Jahr 1949 zu beobachten ist. Der Gummistempel in blauer Farbe und „Käfersignet“ in diesem Fall nach rechts.

                 
Die britische Militärbehörde  enteignete das VW – Werk als  ehemaliges DAF – Unternehmen, die Kontrollkommission in Minden wurde zuständig,  das Werk firmierte kurzfristig unter WOLFSBURG MOTOR WORKS, reparierte entsprechende Besatzungswagen und  die britische Militärregierung übernahm im August das Werk und setzte zur Leitung  Major Ivan Hirst ein. Sicherlich  retrospektiv  ein in jeder Hinsicht glücklicher Umstand für das Volkswagenwerk und seine zukünftige Entwicklung. Hirst hatte Management-Qualitäten, Improvisationstalent,  besaß den nötigen Optimismus und  seine persönliche  Freude am Produkt des „Käfer“autos!  Hinzu kam die Unterstützung durch Oberst C.R. Radclyffe  aus der Militärregierung und schon Ende August 1945 lautete  der Auftrag  20.000 Volkswagen – Limousinen  zu produzieren! Dazu ein kleiner Schriftwechsel zur Organisationsproblematik  mit dem einfachen Produktbeispiel  der Zündschlüssel.

         
Mit Schreiben vom 1.9.1945  an die Fa. Börkey Nachf. in Gevelsberg bestellt VW eine Schlüsselfräsmaschine mit abgezeichneter Genehmigung durch einen Captain der REME (Royal Electrical and Mechanical Engineers). Allein 5x ist auf dem „alten“ Briefbogen der Volkswagenverwaltung  in diesem Fall die STADT  DES  KDF – WAGENS  durch WOLFSBURG ersetzt worden. Im Schreiben vom 21.2. 1946 ist endgültig im VW - Briefpapier  die NS – Vergangenheit überwunden, die Fräsmaschine aber immer noch ein Wunschobjekt. VW hat aus diesem Grunde die in Frage kommende Stelle der Militärregierung kontaktiert und bezeichnet sich im Schreiben ausdrücklich als Unternehmen der Britischen Militärregierung  mit Hinweis auch auf die ausschließliche Produktion  für Britische Militärdienststellen.
 Kamen anfangs noch Kübelwagen  zur  Produktion, so wurden doch im Dezember 1945 schon die ersten VW – Limousinen ausgeliefert. Durch die Einbeziehung  als britischer Automobilhersteller konnte die sonst übliche  Nachkriegsdemontage  des VW-Werkes vermieden werden und die Verlagerung der Karosserieproduktion aus den zerstörten AMBI-BUDD-WERKEN in Berlin aus den letzten Kriegsmonaten  erwies sich als weiterer glücklicher Umstand  für die Produktionsaufnahme in Wolfsburg.
Es war sicherlich auch ein Glücksfall, wenn eine Firma aus Darmstadt am 27.Juli 1945 für einen KdF – Personenwagen mit Baujahr 1944 nach Prüfung durch den technischen Überwachungsdienst die Zulassung zum Verkehr auf öffentlichen Wegen  erhalten konnte s. nachfolgende  Belegausschnitte.

                                     
                                     
Ob das nachfolgende Bild aus einer städtischen Trümmerlandschaft Deutschlands und dem Jahr 1946 den oben TÜV geprüften Volkswagen abbildet, ist wohl eher fraglich.

                                   
Die Nachkriegsnotzeit war offensichtlich in jeder Hinsicht spürbar und neben den landwirtschaftlichen Flächen von Gut Mörse, Gut Wolfsburg und enteigneten Kleinbauern nutzte wohl das VW - Werk 1950  diesbezüglich Flächen bis unmittelbar  an die Werksfront.

                                   
An dieser Stelle auch einmal ein Briefausschnitt, der die weitere Nutzung von VW – Briefpapier  der Konzernführung  aus NS – Zeiten noch im Jahr 1947 im  privaten Gebrauch  belegt!

                     
                   Nach diesem Werksausflug zurück in die Wohnstadt Wolfsburg  und in die unmittelbare Nachkriegszeit.

                   
Die obigen Belege dokumentieren auch postalische Improvisationen mit Notstempeln,  R – Zettel mit Gumminebenstempel und alliierte Markenausgabe mit US – Zensur  im Beispiel der Postkarte auf dem Weg nach Rüsselsheim. In den Herbsttagen  des Jahres 1945  tauchen weitere existentielle Fragen für die Stadt  Wolfsburg im ZONENRANDGEBIET auf. Auch Russland hatte das Werk nun observiert und  mit neuem Anspruch durch eine andere Grenzziehung  erhebliche Unruhe auch unter die Bevölkerung gebracht.  Dazu ein Originalflugblatt aus der Sammlung von H. Engelmann.
           
Die Nähe zur Zonengrenze und hier speziell der Grenzübergang  HELMSTEDT  tangierte  fortan in vieler Hinsicht  das Geschehen in Wolfsburg und dem Volkswagenwerk. ALLIED CHECK POINT HELMSTEDT

                          

                              nachfolgend im Ausschnitt Post, Gaststätte u. Haltestelle Interzonenbusse Helmstedt
            
                                          aus dem  Barackenpostamt Helmstedt noch ein entsprechender  Postbeleg

                          

Wolfsburg wurde  für lange Jahre der Nachkriegszeit  und durch seine Lage zur Zonengrenze Durchgangslager für  Menschen nach Ost und West. Anfangs zogen über Wolfsburg viele Polen  wieder zurück in ihre Heimat und viele von ihnen nutzten den Aufenthalt im Barackenlager Wolfsburg zur Hochzeit und beschäftigten Kaplan Holling in erheblichem Ausmaß – wahrlich ein hoffnungsvoller und optimistischer Start  in ein neues Leben und zu solch einem Zeitpunkt an diesem Ort!
Dafür kamen Ostflüchtlinge und Heimkehrer  aus der anderen Richtung in die noch größtenteils aus Baracken bestehende Stadt Wolfsburg. Manche blieben  und fanden Arbeit im VW – Werk der Nachkriegszeit, andere zogen weiter. Wolfsburg wurde die Stadt mit extrem  fluktuierender Einwohnerschaft  aus den verschiedensten Regionen Deutschlands  und mit  lange bestehenden  Behelfsunterkünften.

                                        Auch zu dieser deutschen  Historie  folgend einige Belegbeispiele

                
Der  folgende Arbeits – Pass ausgestellt im Jahr 1947 im Arbeitsamt Wolfsburg, bestätigt in diesem Fall schon die Beschäftigung im Volkswagenwerk ab 17.9.1946  durch die Volkswagenwerk GmbH., wie der innenseitige Detailausschnitt dokumentiert. 

                 
An dieser Stelle der Nachkriegsentwicklung in Wolfsburg  ist noch einmal ein kurzer  Blick auf  PORSCHE  zu richten. Porsche zog mit Sohn und Schwiegersohn  zur Tochter auf den Familiensitz in Österreich.  Nach niedergelegtem Verfahren gegen Ferdinand Porsche und Anton Piëch wegen Verdachts auf Kapitalentwendung  zum Kriegsende in der Stadt des KdF – Wagens wurde eine Entnazifizierung ebenfalls nicht eingeleitet. Es  begann in Deutschland die Zeit der unterdrückten Erinnerungen und „prinzipiell waren fast alle dagegen gewesen“!  Ausstellung Stuttgart 1947.

                                                 
Trotz  seines Alters und der erlebten Ereignisse der NS – Zeit war Porsche noch offen für seinen  Traum der Volksmotorisierung und eine diesbezügliche französische Offerte lockte ihn mit Schwiegersohn zu Verhandlungen nach Baden-Baden. Statt Geschäftsverhandlungen waren Verhaftung und Gefängnis die Folge. Die französischen Machtverhältnisse in der Nachkriegszeit waren verworren, Peugeot fürchtete die Verstaatlichung wie bei Renault und war ferner an  Aktivitäten von Porsche im eigenen Land in keiner Weise interessiert. Nachfolgend Absenderfreistempel Renault aus dem Jahr 1948.
                                                 
Die Vergangenheit der VW – Aktivitäten bei Peugeot in SOCHAUX holten Ferdinand Porsche und Anton Piëch  ein und wurden Gegenstand von Ermittlungen.

                                                 
Unterschiedliche  Zeugenaussagen und wohl veränderte französische  Interessenlagen führten nach 22monatiger Haft zur Freilassung  gegen Kaution. Es kann  bei näherem Interesse auch diesbezüglich  nur auf das Standardwerk von Prof. Dr. Hans Mommsen und Dr. Manfred Grieger – DAS VOLKSWAGENWERK UND SEINE ARBEITER IM DRITTEN REICH verwiesen werden. Zurück in Österreich kann Porsche die ersten Fortschritte im Sportwagenbau seines Sohnes Ferry  bewundern, der erheblich frühzeitiger aus anfänglich gemeinschaftlicher  Haft entlassen worden war.
In Wolfsburg war Porsche letztmalig im Januar 1945 gewesen und dort lief es unter der britischen Besatzung und Major HIRST in Zusammenarbeit mit Oberst RADCLYFFE  zwar stolpernd aber in zunehmenden Stückzahlen mit dem Volkswagen  voran. Relativ ungestört von Demontagebefürchtungen  waren eher lokale  Schwierigkeiten zu meistern. Fehlender Kohlenachschub über den zugefrorenen Mittellandkanal, Materialengpässe und  geringe Zahl an  Facharbeiter waren vordergründig zu bewältigen. Angebote an England und Frankreich den Volkswagen als  Reparationsleistung  zu übernehmen, verliefen im Sande. Man wollte  den eigenen Automarkt lieber schützen und die Prüfungskommission der Engländer  gab dem luftgekühlten, lauten  Auto schon gar  keine Chance im heimischen Markt.
Die britische Werksführung setzte Dr. Hermann Münch  zunächst als  deutschen Treuhänder ein. Er wurde Juni 1946 auch Generaldirektor der Volkswagen AG,  empfahl sich als Jurist  mit Erfahrung in Industriegesellschaften und in der Nachkriegszeit durch seine NS- distanzierte Vergangenheit.
Nachfolgend ein Schreiben  Münchs mit Datum vom 5. Juni 1946 mit seiner Wohnadresse auf dem Steimkerberg  mit dem Birkenweg 28.

                  
Der Wunsch der Briten  in der schwierigen Nachkriegszeit einen eher zusätzlich noch technisch versierten  Werksleiter  zu finden, führte dann zur Berufung von Nordhoff und Münch schied  etwas designiert  ob dieser Ablösung bei der Volkswagen AG aus. Allerdings sind retrospektiv seine Verdienste um Volkswagen  durchaus erwähnenswert mit der Verlegung des VW-Geschäftssitzes von Berlin nach Wolfsburg, Einführung einer verbesserten Kostenkontrolle und   Ansätze zur Mitbestimmung der Arbeitnehmerschaft.
Eine Chance erhielt von den Briten  aber  Heinrich Nordhoff als neuer deutscher Manager im November 1947 im Volkswagenwerk.

                                                   Heinrich Nordhoff

Nordhoff - mit automobiler Erfahrung bei General Motors - war wichtiger und erfolgreicher Werksleiter im OPEL - LKW – Werk Brandenburg während des Krieges. Die „Blitz“ – LKW waren die tragende Säule der  Deutschen Wehrmacht gewesen  und unter dieser Perspektive war eine Wiederanstellung  für  GM  -  Amerika von  Nordhoff  nicht vorstellbar.

                     

Zum obigen Absenderfreistempel mit dem OPEL-BLITZ-Werk in Brandenburg kann  noch ein  seltener Freimarkenstempler (584 aus Dresden) des Automobilhauses  Louis Glück passend hinzugefügt werden.

                    
Nordhoff nahm also dafür  das Angebot  der  Briten in Wolfsburg  an.

Interessant aus der frühen Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges ist ein Besuchsbericht aus dem Volkswagenwerk in Wolfsburg in der Schweizer Zeitung  L´ECHO ILLUSTRE´  mit Datum vom 10. Januar 1948 aus Genf.
Das Deckblatt berichtet illustriert von der Exilfahrt von König Michael I. aus Rumänien aus dem Haus Hohenzollern-Sigmaringen. Die Vita des rumänischen Königs  mit  Unterbrechungen in der Geschichte Rumäniens bis zu seinem Tod mit 96 Jahren ist höchst bemerkenswert  und wirft  einen Blick  auf die wechselhafte  Historie Rumäniens im 20. Jahrhundert.

   Aber die Seiten 8 und 9 bringen ganzseitige Berichte über die „Wiedergeburt“ des Volkswagenwerkes  in der Nachkriegszeit.

                                 Aus dem französischem Text einige interessante Details in sinngemäßer Transkription:

„Die zum größten Teil abgebrannten Hallen imponieren  stark  dem  Besucher. Ein Blick über die großen Montagerhallen. Die Menschen können in einigen Hallen  wieder arbeiten  oder  im Wiederaufbau eingesetzt werden. Der Schreiber verweist sorgenvoll auf das ehemalige Kriegspotential des Werkes und dies auch bei Krupp und der IG-Chemie und bezweifelt eine weitgehende Zerstörung durch die Luftangriffe der Alliierten. Die englische und amerikanische Behörde kontrolliert das VW – Werk  und die internationale Öffentlichkeit  erwartet mit Spannung die Enthüllungen im Nürnberger Prozess zur deutschen Industriemaschine. Ein Blick zeigt auch schon wieder den Produktionsbeginn bei Opel.“

„Der Schreiber verweist noch einmal darauf, dass der Volkswagen  bis 1945 nicht auf der Straße zu finden war, sondern das Werk eine militärische  Aufgabe mit der Produktion des Kübelwagens hatte. Das erneute Produktionspotential ist aber durch die Alliierten zu kontrollieren und zu verteilen und evtl. sogar zu Reparationszwecken zu nutzen. So geht die erneute Nachkriegsproduktion  spez. auch in die französische Zone und in Deutschland zunächst nur zur unbedingten Aufbau der Infrastruktur bei Post, Bahn und Forstbetrieben. Es findet sich auch eine Stellungnahme zum Morgenthau- und Marshall-Plan und fast mit Begeisterung werden die technischen Eigenschaften des Volkswagen beschrieben. Die monatliche Produktion von 100 Stück wird vorgestellt und  die Aussicht auf eine Steigerung von  2500 pro Jahr.“
Mit den Managementerfahrungen  im Automobilsektor  von Nordhoff und seinem  akribischen  Arbeitseinsatz   konnten sich die Mitarbeiter identifizieren und spez. nach der Währungsreform wurde Werk und Auto zum Wirtschaftswundersymbol der Deutschen Nation und der jungen Deutschen Bundesrepublik  mit Gründung September 1949.

                   
Hinzu kam die endgültige Klärung der Eigentumsverhältnisse  für das Volkswagenwerk mit Übergabe November 1949 der britischen Treuhänderschaft auf das Land Niedersachsen in Kooperation mit der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland.

         
Auch die PORSCHE – Altverträge wurden zügig neu gestaltet und  erlaubten zukünftig  die Tätigkeit in ungebundener eigener Regie und Verantwortung  im VW – Werk. Die Familie Porsche stand sich nicht schlecht nach den neuen Verträgen und hatte sicherlich die finanzielle Basis für den Neuanfang in Stuttgart und ihre Zukunft  gesichert  auch mit zusätzlicher  Generalvertretung  für Volkswagen in Österreich.

                                       
Aber bis zum Auto des  deutschen Wirtschaftswunders  war noch  ein Stück Weg zu meistern und führt zum neuen Menüpunkt

VW und Wolfsburg, BRD ab 1949
(Volkswagen wieder in deutschem  Besitz und die Stadtentwicklung Wolfsburg)



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