Deutsche Postautomation

Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung



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Einführung : Automation im Postschalterbetrieb



Im Zusammenhang mit diesem Thema bedarf es kurz einer Definition von Automat und Automation. Heute verstehen wir unter Automation dabei teils sehr komplexe festgelegte Arbeitsabläufe unterschiedlichster Art, die vielfach durch die mikroprozessorgesteuerte Computertechnik selbsttätig ablaufend möglich geworden sind in Geräten mit vielfältigsten  Anwendungsmöglichkeiten. In früheren Zeiten waren es häufig feinmechanische auch handbetriebene Automaten, um Arbeitsabläufe manchmal auch  nur in Teilschritten zu vereinfachen. Letztlich handelt es sich im Verständnis ob Automat oder Automation egal ob handbetrieben oder maschinell  immer um Hilfsmöglichkeiten um dem Menschen mehr oder weniger nützlich zu sein z.B. Arbeitsschritte zu erleichtern bis zum  Angebot fertiger Produkte z.B. in Verkaufsautomaten, Werkzeugmaschinen usw. (An dieser Stelle gehen wir einfach davon aus, dass der Mensch keine bösartigen Automaten erfindet. Leider ist dem nicht so! Aber die Philatelie ist und bleibt bei solchen Gedanken schon ein entspannendes und im Wesentlichen friedfertiges Hobby!)

Der Postschalterbereich war lange Zeit praktisch ausgespart von wirklichen Automatisierungsvorgängen, die erst durch die moderne Computertechnik möglich waren. Im Gegensatz dazu gab es im Briefannahmebereich immer wieder Versuche der Automatennutzung, die dem Schalterbetrieb vorgelagert waren. Die Briefbearbeitung  - und damit dem Schalterbetrieb nachgelagert - wurde schon früh mit Mechanisierung und Automatisierung im Stempel- und später Codierungsverfahren eine effektive Domäne des hilfreichen Maschinen- und Automateneinsatzes! Im Vorgriff auf das Kapitel Automation im  Briefbearbeitungsbereich sind hier schon namhafte Stempelmaschinen von Haller, Hinrichsen   u.a. ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu nennen!

                                                  

                                                        Die Post-Museums-Karte der Dt. Postreklame von 1983 zeigt
                                                    eindrucksvoll 130 Jahre Postschalter- Atmosphäre  1854 und 1983.

Der Postschalterbetrieb war also Jahrzehnte geprägt von arbeitsreichen Journallisten, Verkleben und Verkaufen von Briefmarken aus dicken Vorratsbüchern durch sachkundige Schalterbeamte, die noch unglaubliche Ortskenntnisse Deutschlands hatten und sich mit extremen Posttarifen und ihren speziellen  Ausnahmen auskannten!

Im  Einschreibverfahren wollen wir uns die Entwicklungsphasen beispielhaft ansehen.

                                               

An diesem Brief  vom 17.2.1856 war letztlich alles Handarbeit. Das Aufkleben der Marken und deren Stempelentwertung , die Stempelung mit blauem Einzeiler als „Recommandirt“, die Kennzeichnung als Nr.54 im Journal und noch das rote „Chargegitter“ ( Siegellackspuren).

Eine Automatisierung war dann schon im Charge´Stempel von 1867 in München erkennbar mit der Einstellmöglichkeit von Datum und Scheingebühr.

                                               

Die Kosten für solche Charge- oder Recommandiert- Stempel spez. mit eingearbeiteten Wechsel- Ziffern waren wohl relativ hoch und aus Gründen der Kostenersparnis tauchen nach dem deutsch- französischem Krieg erstmals 1870 in Elsaß- Lothringen „R-Zettel“ zur vereinfachten und preiswerten Verwendung auf, die letztlich sich langfristig  durchsetzten.


Erst in den 50er Jahren wurden am PTZ in Darmstadt erneut Versuche zur Einschreibautomatisierung im Schalterbetrieb aufgenommen. Ein neuartiger Einlieferungsschein wurde dazu  doppelt über eine  elektrische Registratur gestempelt. Der obere gummierte und abtrennbare Teil mit R-Nummer, Amtskennzeichen,  Einlieferungspostamt und Portobetrag wurde auf den Brief geklebt, der Wiederholungsdruck auf dem unteren Teil als Quittungsbeleg dem Einlieferer ausgehändigt. Zunächst in Frankfurt von August bis Oktober 1957 wurde der Versuch noch in Düsseldorf von Dezember 1958 bis März 1959 fortgeführt und anschließend eingestellt.

An dieser Stelle ist ein Firmenprospekt zum Einschreib- Freistempel- Automaten im Schalterbetrieb recht illustrativ  und zeigt  auch mit dem Druckbeispiel Darmstadt  die Entwicklungsbeziehung zum PTZ ( Posttechnisches Zentralamt Darmstadt). Die freundliche Bereicherung  (August 2008) stammt von G.Eich, Stoltebüll.

                       

                     

                  



Selbst 2- farbige Nummernstempel für Einschreibsendungen wurden an 15 Postämtern 1962 und 1963 erprobt. Es gab auch Paginierstempel in Ostberlin 102 und 108 s. spätere ausführliche Abhandlung. Ähnliches gilt für R- Nummernstempeln an Postscheckämtern in Hamburg und Berlin. Aber auch bei den oben vorgestellten Systemen war keine flächendeckende Einführung die Folge.
Mittlerweile war das Schaltersystem EPOS 1 ab 7.10.1982 in Wiesbaden, Bonn und Hannover zur Erprobung gelaufen und es folgte mit EPOS 2 ab 2.12.1987  beginnend in Hannover und Hildesheim die flächendeckenden Installation der Datenverarbeitung im Schalterbetrieb.
Eine Einschreibvariante im Premiumlabelsystem mit direkter Freimachung integriert in das Computersystem des Postschalters lief versuchsweise ab April 1999  in Lörrach und Rottweil   und der R-Freistempel kombiniert mit R-Label ähnelte sehr den Versuchen aus 1957 bis 1959.

                   
                                                

Aber auch hier war es nur eine Episode bis zur Einführung der PC-Freimachung als „Digitalmarke“ im Schalterbetrieb mit und ohne Zusatzleistungen ab 1.1.2004 .


                                                

Erst mit dieser neuesten EPOS- Version also mit Einführung der „Digitalmarke“ ab 2004 war endlich für die Post eine integrierte Vereinfachung und Automatisierung in vielen Bereichen erreicht:
Freimachung (selbstklebendes Label), kombinierte Zusatzleistungen und digitale Speicherung von Entgelt und Codierung fassen also zahlreiche Arbeitsschritte in der „Digital- Marke bzw. –Label“ zusammen. Hier hatte also auch die Automatenbriefmarke keinen Platz mehr gefunden, denn bis auf die passende Wertstufe konnte sie keine der weiteren Anforderungen im Schalterautomationsbereich erreichen.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf das Kapitel Freimachung mit ATM im Postschalterbereich in den Abschnitten Klüssendorf- Geräte 667, 651 und 829 hin.

Maschinelle Postfreistempelung gab es ja schon in Bayern ab 1910 mit Geräten der Fa. Sylbe und im Deutschen Reich ab 1920 mit Maschinen der Fa. Klüssendorf ( Darstellung im Kapitel Briefbearbeitung vorgesehen, der sich ja mit der Automation „hinter dem Postschalter“ beschäftigt). Andererseits gab es direkt  im Paketschalterbereich schon Maschinenfreistempel der Fa. Anker und Francotyp, die hier  nur kurz vorgestellt werden sollen.


                                            

Oben Wertstempel (1944) Francotyp- Maschine unten sog. Ankerkassenregistrierung aus dem Paketschalterbereich (1930). Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt (ausführliche Besprechung vorgesehen), dass es auch  1927 und 1928 in der Jahresschau Dresden „ Die technische Stadt“ ein Musterpostamt gab. Hier waren  auch im Schalterbetrieb Postfreistempel- Maschinen zur Einzelfreimachung versuchsweise im Einsatz, die sehr dem Pilotversuch aus dem Jahr 2003 ähnelten!

                                                       
                                          

Die Wertvorgabe und Freimachung im Schalterverkauf 2003 im Pilotversuch an 5 Postämtern der dt. Post mit Druckern der Fa. Frama ist als Vorläufer der Digitalmarke von 2004 zu sehen.

Ein Schwerpunkt der ausführlichen Ausarbeitung im Kapitel Automation im Postschalterbereich  wird dann die Versuchsperiode  EPOS I in Wiesbaden, Bonn und Hannover sein und die endgültige Einführung des Computerzeitalters mit EPOS II System in Hildesheim und Hannover mit zahlreichen PC- gesteuerten  Automationsbeispielen z.B. an Postanweisungen, Postbankbetrieb usw.

                                          


Ein Postsparbuch zeigt den automatisierten Druckvorgang an allen 3 EPOS I- Versuchspostämtern im Gegensatz zur reinen Handarbeit 1986 im Postamt Holzwickede. Ab EPOS II wurde übrigens auch nicht mehr handgestempelt.


                                                     
                           

Ein weiteres Beispiel mit einer Auslands- Postanweisung Hannover 1984 im EPOS I- System
Während im Bereich der dt. Post DDR nie eine Automatenbriefmarke eigenständig zum Einsatz kam, gab es allerdings eine fortschrittliche Computerausstattung ähnlich dem EPOS- System durch die Fa. Robotron an den DDR- Postämtern.

                                              

Hier ein Beispiel mit einer telegrafischen Postanweisung im PC-Schalterbetrieb  über 25.-Mark („ noch rechtzeitig zur Weihnachtsfeier 1989“) aus Berlin-Treptow.

Auch diese Einführungsvorstellung zum Kapitel Automation im Bereich des dt. Postschalterbetriebs zeigt schon ansatzweise ein recht komplexes und weit gefächertes Bild!  
Eine detaillierte Ausarbeitung ist geplant.



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