Deutsche Postautomation

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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg
05.12.2022

Die Widerstandsakteure im III. Reich waren durchaus zahlenmäßig vorhanden, agierten für die breite deutsche Bevölkerung praktisch aber „als nicht vorhanden“ und wurden gegebenenfalls in der Presse als VERRÄTER  erwähnt. Hier kommt  bis zum Jahr 1945 die absolute NS – Indoktrinierung zum Zuge. Propagandistisch war die Vereinahmung der deutschen Bevölkerung und  auch der Jugend  in Schule und NS – „Freizeit“ - Organisationen  gelungen und es kam zur Einschwörung und Gleichsetzung von Hitler und Deutschland

Beispielhaft dazu aus einer Auswahl von zahlreichen Belegbeispielen zur NS – Indoktrinierung  hier die nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) mit ihren 17 Millionen Mitgliedern und beispielhaft auch mit ihrer Kinderlandverschickung (s. KVL-Lager  OD./97) noch bis in das Jahr 1944  Kinder auf`s Land, stiftet Freiplätze und Aktion Mutter und Kind

Entsprechend der NS– Ideologie  zur umfassenden Volksgemeinschaft  fielen die Parolen der NSV aus. Die angestrebte Volksgemeinschaft  aus gleich geschalteten Mitgliedern  war vorrangig und dementsprechend die Werbeeinsätze in den Absenderfreistempeln:
Die NSV ist das soziale Gewissen unseres Volkes – Werde Mitglied! Gemeinnutz geht vor Eigennutz oder Kämpft für den Sozialismus der Tat!


Nicht zu steigern diesbezüglich waren aber die Aktivitäten der Deutschen  Arbeitsfront unter Robert Ley, die nicht nur die gesamte Arbeitswelt sondern auch mit ihrer Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“  bis auf die „unvermeidlichen Schlafzeiten“  den  gewünschten und geformten  deutschen  NS – Volksgenossen  möglichst 24 Stunden für sich  in Anspruch nahm. Nach Ausschaltung der Gewerkschaften wurde unter Robert Ley als Reichsorganisationsleiter ein „krakenförmig sich ausweitendes Konstrukt“ geschaffen, das  sich für  alle Lebensbereiche  der Volksgemeinschaft zuständig fühlte. Dazu eine kleine Auswahl

Gesamtverband der deutschen ArbeiterAmt für Berufserziehung, Reichserholungswerk und natürlich die Kraft durch Freude Organisation und Aufruf zur Beteiligung an den Veranstaltungen.

Die kilometerlange Seebadanlage Prora der KdF wurde nur noch ansatzweise kriegsbedingt gestartet, aber die KdF – Flotte war ein durchaus begehrtes  Reiseunternehmen.

Selbst die Auslandsdeutschen wurden  nicht vergessen und in das  NS – System integriert. Der Volksbund für das Deutschtum im Ausland (V.D.A.) firmierte mit der Zentrale in Berlin im VDA – Haus  und im Absenderfreistempel meiner Meinung nach der „umwerfende  anspruchsvolle Slogan „Volkstum kennt keinen Verzicht auf Volkstum“. Die Absenderabkürzung steht selbstbewusst unter dem Wertstempel mit V.D.A. – W.U. (kannte anscheinend damals jeder), wobei WU für Wirtschaftsunternehmen steht. War auch in Berlin die Zentrale, so hatte man sich aber für Festlichkeiten und Tagungen Stuttgart zur Stadt der Auslandsdeutschen  ausgewählt bis hin zur Ehrenbezeichnung im Poststempel („NS“ – Städte gab es übrigens in dieser Hinsicht  6 mit Frankfurt, Graz, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart). Im Segel der Handelskogge durfte das Hakenkreuz in Stuttgart natürlich nicht fehlen

Die „Ehren“bezeichnung (Graz, München und Nürnberg mit NS – Bezug) der oben angeführten Städte hatte in allen möglichen Poststempelformen den jeweiligen Zusatz Stadt des Handwerks, Stadt der Volkserhebung, Reichsmessestadt, Hauptstadt der Bewegung und Stadt der Reichsparteitage.

                                    Nachfolgend aber einmal eine Auswahl aus dem Bereich der Absenderfreistempel

Zur allumfassenden Gleichschaltung gab es entsprechende Schulungsorganisationen   der Nationalsozialisten und dazu nur zwei Beispiele mit Absenderfreistempeln der sog. Ordensburgen und eine Fotoansichtskarte der NS – Frauenschaft mit einer  Führerinnenschule


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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 1. Fortsetzung
17.12.2022

Die allgemeine Presse folgte den Vorgaben des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda  Joseph Goebbels und dies voran mit  der  NS – Zeitung  Völkischer Beobachter

                                                                Beispielhaft die gleichgeschaltete lokale Presse

Verbot von SPD und KPD, Auflösung der Gewerkschaften mit Haft und KZ ihrer Funktionäre waren die rasche und unbarmherzige Folge schon frühzeitig nach der Machtübergabe an Hitler und sein Regime ab dem Jahr 1933. Ein Polizeiapparat und die Geheime Staatspolizei Gestapo  überwachten scharf  das  geschaffene „NS - Volksmodell“  bis hin zur Liquidation  unliebsamer Abweichler. Folgend einmal der Absenderfreistempel mit unverfänglich Albrecht und Rudolph unter dem Wertstempel aber im Absendereindruck auf dem Briefumschlag Geheimes Staatspolizeiamt, Berlin SW 11    also - wirklich zweckorientiert und sicherlich damit sehr geheimnisvoll!

Das kleine vorstehende Konzept sollte einmal kurz das NS – System andeutungsweise beleuchten und die Problematik  aufzeigen, in diesem Umfeld  Widerstand gegen das Regime zu leisten.  Die jüngeren Widerstandskämpfer verbunden unter dem Begriff  „Weiße Rose“ oder die Älteren im „Goerdeler - oder Kreissauer – Kreis“   oder  vergebliche Einzelkämpfer   waren schicksalhaft gemeinschaftlich  dazu verdammt im NS – Widerstand  zu scheitern und erlebten in der Regel  mit Haftstrafen, KZ-Verbannung und  durch Hinrichtung nicht mehr den apokalyptischen  Untergang des NS – Systems  mit seinem Führer  Adolf Hitler.

Mit dem endgültigen Zusammenbruch des III. Reiches und den siegreichen alliierten Armeen im April 1945  kann dieser Tag auch mit dem Sonderstempel TORGAU  dokumentiert werden,  als amerikanische und russische Invasionstruppen an der Elbe  aufeinander trafen.

Die politische Aufarbeitung der NS – Zeit nach dem 2. Weltkrieg begann und dies mit einer wahrhaft wechselhaften Entwicklung bezüglich der Sichtweise auf den deutschen Widerstand.

Widerstand in Deutschland gerichtet gegen das nationalsozialistische System und Adolf Hitler ist thematisch vielfältig bearbeitet in der Literatur, Fernsehen und auch die deutsche  Philatelie  war durchaus  früh beteiligt unter den alliierten Verhältnissen  der Nachkriegszeit

 
Schon die Beschäftigung mit der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes)  und  ihrer  zunehmenden Polarisierung  zwischen der Sowjetischen Besatzungszone, Berlin und Westdeutschland  ist ein höchst interessantes  Kapitel  im  aufkommenden  politischem Blockdenken der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Denn in der Nachkriegszeit war die Vergangenheitsbewältigung  für den größten Teil der Bevölkerung  kein Thema und das Überleben in leiblicher und wirtschaftlicher Hinsicht war absolut vordergründig.  Es gab aber schon in den ersten Nachkriegsjahren durchaus politische Zirkel, die sich mit der Widerstandsbewegung (s.o.) beschäftigten und noch durchaus in gemeinschaftlicher gesamtdeutscher Gruppierung ohne die anstehende Trennung durch „östliches und westliches Denken“. Zu dieser Zeit wurde die deutsche Widerstandsbewegung  anfangs also durchaus noch „gesamtdeutsch“  betrachtet und  spez. in Berlin „vorsichtig“ auch in der Presse artikuliert und entwickelte sich dann aber unter dem Einfluss des aufkommenden Blockdenkens  getrennt in  eine  Ost- und West- Sichtweise des deutschen Widerstandes mit vorsichtiger gemeinsamer Aufarbeitung nach der  Wiedervereinigung 1990.

Die „Frontstadt Westberlin“  gedachte dann 1954  in der Nachkriegszeit schon  allerdings relativ früh philatelistisch  dem Widerstandsgeschehen und gestaltete  eine Sonderbriefmarke  und dazu einmal der amtliche Ersttagsbrief mit zugehörigem Text und schon hier im Vordergrund das Geschehen  und Attentat auf Adolf Hitler  am  20. Juli 1944

Westberlin war auch zukünftig  mit der philatelistischen Berücksichtigung des Widerstandes gegen das NS – Regime  aktiv, wie es das folgende Ensemble bestätigt.


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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 2. Fortsetzung
28.12.2022

In der DDR wurden dann in der Folgezeit vorwiegend die Einzelkämpfer des Widerstandes aus den kommunistischen und sozialistischen  Strukturen  in den Vordergrund gestellt


                                                                            HITLER  IST  KRIEG (s. blaue Grafik)

 

Mit der obigen Blockausgabe der DDR zu Ehren der Widerstandsorganisation  Schulze – Boysen – Harnack  taucht allerdings die teils umstrittene Sichtweise zum Thema „Rote Kapelle“ auf  und hier ist es dem Homepagebesucher selbst überlassen, sich  durch Literaturstudium  ein Bild  zu  machen  zwischen  „Staatsverrat und Widerstand“.

Im westlichen Deutschland der Nachkriegszeit fristete die Aufarbeitung der Widerstandsbewegung  noch längerfristig ein Schattendasein bis hin zum Unverständnis  nicht nur für die NS – Opfer der Widerstandsbewegung sondern auch gegenüber ihren Angehörigen mit Ehefrauen und Kindern. Diskriminierung  oder  empathielose Oberflächlichkeit führten zur Ausblendung des Geschehens. Ähnlich den Prozessen in der Nachkriegszeit für Wiedergutmachungsansprüche z.B. jüdisch Betroffener. Ehefrauen und Angehörige der inhaftierten oder  ermordeten Widerstandskämpfer  kämpften vor einer teils als seelenlos zu bezeichnenden und noch im indoktrinierten NS - Denken befangenen Justiz um berechtigte  auch finanzielle Zugeständnisse geschweige denn um einen  juristischen und menschlich anerkennenden Blick auf die betroffenen Opfer des Widerstandes und das Leid ihrer Angehörigen.

Im Gegensatz dazu waren manche Entnazifizierungsverfahren eine Farce, „plötzlich gab es Persilscheine vom Pfarrer“ und teils schwergewichtige NS - Chargen  rutschen unerkannt  erneut in leitende Positionen. Beispielhaft ein Schreiben aus Berlin (Name verdeckt).

 

Die BRD - bis auf das geteilte Berlin – arbeitete also den Sachverhalt etwas zögerlich auf  mit  etwas reservierter Haltung. Ende der 1950er Jahre war dann auch im westlichen Teil Deutschlands die breitere  Beschäftigung zum Widerstand gegenüber dem NS - Regime angekommen und hier dann auch eine gewisse, wenn auch nicht ausschließliche Konzentration mit dem  Attentat auf  Hitler am 20. Juli 1944 und dazu die Blockausgabe aus dem Jahr 1964 mit den Ersttagsbriefvarianten und entsprechenden Sonderstempeln in Bonn und Berlin.

 

Im weiteren zeitlichen Verlauf  finden sich dann  zunehmend  Briefmarken und  Poststempel zum Widerstandsgeschehen  im  NS-Regime und auch die Literatur ist erstaunlich vielfältig in den vergangenen 75 Jahren geworden und belegt auch  einen zunehmend differenzierten Blick auf die Ereignisse  und ihre Persönlichkeiten.

 

Widerstand bis hin zum Attentatsversuch von überzeugten Einzelpersonen sind in den Biographien  lesenswert zu registrieren und stehen  im Kontrast zur allgemeinen  „Hitler – Hysterie“  der  gleichgeschalteten  deutschen Bevölkerung  in  der NS – Zeit.



Nach der glücklichen Wiedervereinigung wurde  also dann eine gesamtdeutsche Sichtweise  erkennbar und dies erneut mit Blick und Konzentration  auf das Ereignis vom 20.Juli 1944.

Die Deutsche Post widmete dem Thema dann auch aufwendig über 6 DIN A4 Seiten eine Extraausgabe zum Deutschen Widerstand.
     
   
 

Fortsetzung folgt

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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 3. Fortsetzung
07.01.2023

Synonym für den Widerstand  wurde  demnach die  Bewegung  20. Juli 1944 mit dem Attentat auf Adolf Hitler und damit die misslungene „Operation Walküre“ im Führerhauptquartier   Wolfsschanze   im   ostpreußischem   Rastenburg.

Geprägt von teils adligen bzw. gut bürgerlichen Deutschen aus durchaus unterschiedlicher politischer Herkunft  unter Einbeziehung auch von überzeugten Widerstandkämpfern aus dem Militär ist rückblickend die Gruppe 20. Juli  als definitiv wichtige mögliche Widerstandsbewegung einzuordnen auch unter dem Aspekt mit einer Chance auf Erfolg gegen das Hitlerregime und dies auch mit einem breiteren  personellen Konzept für eine praktikable politische Ära für eine Zeit Deutschlands nach Hitler.

Bekanntermaßen gilt nun mein Interesse basierend  zum Thema Wolfsburg und Volkswagen den teils involvierten Mitgliedern zum Widerstand gegen Adolf Hitler aus dem Haus der Grafen von der Schulenburg. Ich verweise entsprechend auf die Homepage postautomation.de und dort auf  den Menüpunkt  VW – ein Deutscher Mythos. Die Untermenüs zu Schulenburg zusammen mit dem Kapitel der Kriegsproduktion im VW -Werk führen  zu den adligen Akteuren  Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg und zu Fritz-Dietloff Graf von der Schulenburg als markante Persönlichkeiten auch im Widerstandsgeschehen und hier explizit  zum 20. Juli 1944  bis hin zu ihrer Ermordung  nach missglückten Attentat von 1944 im berüchtigtem Vollzugsgefängnis  Berlin-Plötzensee.

Biografien zu den beiden durchaus unterschiedlichen Charakteren sind vorhanden, aber eine explizite philatelistische Würdigung  durch Briefmarken oder Stempel ist seltsamerweise  bis dato „untergegangen oder vergessen“ worden sowohl in der BRD als auch DDR. Philatelistische Spuren dieser Grafen und ihre Vita im Fall von Fritz-Dietloff, der als wichtiger Organisator der durchaus  unterschiedlichen Akteure  über das Militär, Konservativen bis zu den Sozialisten des 20. Juli einzuordnen ist, sind mir bis dato  praktisch nicht begegnet. Allerdings zu Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg finden sich immer wieder einmal Briefbelege auf Auktionen oder Internetplattformen bedingt durch seine Tätigkeit im konsularischen und diplomatischen  Berufsfeld. Literatur zu FWS existiert auch durch „Verlagerung“ im Jahr 1945 in die Allrussische Staatliche M.- I.- Rudomino-Bibliothek für ausländische Literatur  (gegründet 1922 in den Jahren des Bürgerkrieges von Frau Rudomino in Moskau). Aktuelle Aufarbeitung gilt dort auch den Bibliotheken dreier Widerstandskämpfer, die am Widerstand gegen Adolf Hitler beteiligt waren u.a. auch von Friedrich Werner Graf von der Schulenburg.

Schon im Menüpunkt Volkswagen – Ein deutscher Mythos wurden  im Kapitel  Freimachung mit Freistempel  im Untermenü Postgeschichte  Region Wolfsburg Schulenburg  Belege an die  Hochgeborene Gräfin v. d. Schulenburg   Braunschweig, Adolfstraße 30  vorgestellt zu Beginn des 20. Jahrhunderts :



Braunschweig war Wohnort mehrerer Gräfinnen und Grafen aus dem Familienkreis derer von der Schulenburg  aus Wolfsburg und Hehlen zu dieser Zeit. Die Adresse Adolfstraße 30 belegt nun  den neuen Wohnsitz seit dem Jahr  1887  von Bernhard Graf von der Schulenburg  aus Hehlen und seiner Familie. Der zweitgeborene (1875) Sohn Friedrich Werner Graf von der Schulenburg besuchte hier das Wilhelm - Gymnasium Braunschweig und studierte Rechtswissenschaften zuletzt in Berlin und ging hier erfolgreich in den konsularischen Dienst und erhielt seine diplomatische Ausbildung im Auswärtigen Amt der Reichsregierung. Aus dieser Zeit stammt eine der Postkarten und hier mit Datum vom 20.6.1907  und er bittet seine Mutter in Braunschweig dringend um Zusendung seiner schwarzen Reit- und ferner Turnhose nach Berlin und bezieht sich kurz auch  auf seinen dortigen Dienst (Unterschrift F.W.)


Ausgehend von dieser nochmaligen Vorstellung möchte ich  einmal dezidierter  auf diesen Zweig der Grafen von der Schulenburg  und  hier Friedrich Werner Graf von der Schulenburg eingehen. In der Genealogie aus dem  „Weißen Stamm“ der Grafen von der Schulenburg sind die Besitzungen Tressow / Mecklenburg  und Hehlen /Weser in diesem Fall anzuführen. Bernhard Graf von der Schulenburg schlug die militärische Laufbahn ein und war Vater von FWS (zukünftig häufiger gebrauchte Abkürzung für Friedrich Werner Erdmann Matthias Johannes Bernhard Erich Graf von der Schulenburg)

                              Herrenhaus  und Schloss (gebaut 1862) aus dem Haus der Grafen von Schulenburg Tressow

                                      Schloss Hehlen und bis zum Jahr 1956 im Besitz der Grafen von der Schulenburg

Entsprechend seiner militärischen Laufbahn wurde Bernhard Graf von der Schulenburg  (1839 bis 1902) häufiger an verschiedene Standorte versetzt. Verheiratet mit Margarete Freiin von Waldenfels (1847 bis 1918)  führte der Weg beide nach Kemberg und hier wurde FWS am 20. November 1875 geboren. Weitere Stationen waren  Darmstadt und Frankfurt a/M.


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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 4. Fortsetzung
19.01.2023

Der letzte und bleibende Standort war dann Braunschweig (ab dem Jahr 1887) und  das Haus stand in  der Adolfstraße 30. Blick in die Adolfstraße (Poststempel Braunschweig 19.05.1898)

Im Haus Adolfstraße 30  wohnte auch  eine Tante von  FWS  im Haus und dazu  eine Postkarte aus  Berlin  vom 3.5.1906 (Bahnpoststempel Berlin – Hannover).  FWS kündigt nach längerer Zeit seinen Besuch an, hat viel zu erzählen und stand wohl auch kurzfristig vor der kommissarischen  Leitung des Konsulats in Lemberg

An dieser Stelle der Hinweis, dass aber die Grafen von der Schulenburg – Wolfsburg ihr Braunschweiger Domizil in der Wilhelmstraße 99 hatten (aus dem Buch  Schloss Wolfsburg, Institut für Museen und Stadtgeschichte)
 
und an diesem Standort wurde dann das Hotel DEUTSCHES  HAUS  errichtet. Mondscheinkarte und Poststempel Braunschweig vom 2.5.1901

In Braunschweig  wurde  dann  FWS im Herzoglich Neuen Gymnasium  eingeschult und absolvierte im Jahr 1894 seine Schulzeit mit dem Abitur.

Entgegen dem militärischen Berufsleben seines Vaters hatte FWS wohl die Diplomatenlaufbahn ins Auge  genommen und richtete  zielgerecht seine weitere Ausbildung  danach aus. Ein  Jurastudium war  für die Diplomaten  praktisch Bewerbungsvoraussetzung  und FWS meldet sich an der Friedrich – Wilhelm - Universität in Berlin zum Studium der Rechtswissenschaften  im Jahr 1894 an und wird im Corps Saxonia-Borussia aktiv.

Dennoch stand schon das Militär an und  FWS geht ab Oktober 1894 als  Einjährig-Freiwilliger zur 1. Garde des Feldartillerie-Regiments der Leibbatterie und  das Entlassungszeugnis   eröffnet  die Möglichkeit  zum  Reserve-Offizier-Aspiranten.

Das weitere Rechtsstudium führt ihn dann  in die Schweiz  an die Universität nach Lausanne und auch diese Wahl war wohl ausgerichtet auf seine  geplante Berufswahl, denn  Lausanne  -in der vorwiegend französisch geprägten Stadt in der Schweiz - wurde mit den dort  erworbenen Sprachkenntnissen  zum Vorteil  der Bewerbung im diplomatischen Dienst.

                                                             Universität Lausanne und zugehöriges Postwertzeichen

Lausanne war FWS sehr sympathisch, aber ein weiterer Studienort war noch München und  gegen Ende des Studiums war wohl wieder Berlin angesagt. An das 1. juristische Examen 1897 schloss sich  die Referendarzeit an und 2. juristisches  Examen im Jahr 1900.

In dieser Zeit mag sein folgendes  Bild als Carte de Visite - CDV  entstanden sein und „natürlich“ bei Oscar Roloff  (Hof – Photograph Sr. Königlichen Hoheit  und  des Grossherzogs v. Mecklenburg-Schwerin sowie Sr. Durchlaucht des Fürsten von Schwarzburg- Rudolstadt).

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte die  Photographie  einen  äußerst beliebten  Geschäftsartikel  mit der Carte de Visite (CDV) hervor, der millionenfach produziert wurde und durch raffinierte Phototechnik es erlaubte Porträt- oder Personenbilder relativ preiswert herzustellen. Die „Visitenkarten mit Bild“ hatten in der Regel das Format 6x9cm  und  jedes größere Warenhaus hatte eine Abteilung  zur  Herstellung dieser Fotos auf Kartonpapier  eingerichtet und natürlich  die speziellen Photoateliers und  verewigten sich in der Regel  rückseitig  mit Besitzer, Standort  und teils auch Illustrationen. Handschriftliche Zahlenvermerke bedeuteten die interne Archivierung zur Nachbestellmöglichkeit. Dadurch sind die CDV – Fotokarten  mit ihren Rückseiten häufig eine wunderbare Informationsquelle. 

FWS bewirbt sich im Jahr 1901 im Auswärtigen Amt in Berlin und wählt hier die konsularische Laufbahn, die bis zum Jahr 1919 noch getrennt vom diplomatischen Dienst war (s. Schüler`sche Reform im AA 1920/22). Ganz freiwillig war  dieser Weg wohl nicht, zwar war sein Bildungsweg  absolut korrekt, die adlige Abstammung vorhanden, der Militärdienst geleistet, die mögliche „Seilschaft im AA durch das Corps Saxonia-Borussia“ gegeben, aber die notwendige finanzielle erforderliche Basis und Ausstattung war nicht vorhanden für die Diplomatenlaufbahn und ihm  daher zunächst verwehrt.

Seine erste Dienstelle führte ihn im Jahr 1903 für zwei Jahre als Vizekonsul in das Kaiserliche Generalkonsulat nach Barcelona.

                                           Kaiserlicher Vizekonsul Graf  F.W. v.d. Schulenburg  in Barcelona Brief 1903)


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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 5. Fortsetzung
27.01.2023

Nach kurzer Rückkehr in den konsularischen Dienst in Berlin im Jahr 1905 übernahm  FWS im Jahr 1906   kommissarisch die Leitung des  Konsulats in Lemberg. Zu diesem Zeitpunkt wurde FWS Vater einer Tochter, Heirat mit Elisabeth von Sobbe. Die Ehe wurde früh geschieden.

Während der  konsularischen Arbeit in Lemberg  war er zusätzlich kurzfristig im Interimseinsatz  in  den Kaiserlichen  Deutschen Konsulaten von   Neapel und  Prag tätig

                                                                                                  Neapel


                                                                                                     Prag


Von November 1906 bis April  1911 erfolgte die Versetzung von  FWS als Vizekonsul nach Warschau an das Kaiserliche  Deutsche Generalkonsulat.  Zusammen mit Lemberg waren dies damit Tätigkeiten  und Erfahrungskontakte im zaristischen Russland, da das Königreich Polen auf dem Wiener Kongress  im Jahr 1815 unter russische Hoheit  gelangte. Vielleicht prädestinierten ihn seine  dortigen geschätzten Erfahrungen  später im Jahr 1934 zum Posten des Botschafters in Moskau.

                                                                                                 Warschau


                       Folgend ein Botschaftsbrief   Kaiserlich Deutsches Generalkonsulat Warschau aus dem Jahr 1912


Im Jahr 1911 übernimmt FWS das Konsulat in Tiflis der Hauptstadt Georgiens und  bleibt sozusagen  auch in diesem Fall in einer  zaristischen  Provinz aber nun in der Kaukasusregion. Zur Einstimmung in die Zeit  Ende des 19. Jahrhunderts folgend  zwei Stiche  allerdings teils in  etwas ramponierter Form aber doch  recht ausdrucksstark.

                                                Gesamteindruck Tiflis  mit Blick auf die Burg und Festung Narikala


Eine Straßenszene  in Tiflis mit einem   Gemälde von Th. Horschelt  nach einer Photographie von Franz Hansstängle in München. Hansstängle war früh fotografisch  tätig, verstarb  im Jahr 1877 und danach kann das folgende Bild   eventuell  um das Jahr 1860  eingeordnet werden.


Die wechselhafte Geschichte Georgiens in den letzten zwei Jahrhunderten ist allein schon ein spannendes Thema und empfehlenswert. Nachfolgend zwei Siegel des Kaiserlichen Konsulats in Tiflis und eine  Straßenszene   mit russischer Inschrift




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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 6. Fortsetzung
04.02.2023

Schulenburgs  konsularische Tätigkeit in Tiflis  fällt damit  in  die Zeit vor dem 1. Weltkrieg  und  dies bedarf einer kurzen  Einführung in die  politische Ausgangslage und  damit zum Verständnis seines Wirkens und  dortigen Einsatzes  gesteuert  aus  dem  AA (Auswärtiges Amt)  in der Wilhelmstraße 75 in Berlin.

                                              Bild aus dem lesenswerten  Buch von Hans Wilderotter im Jovisverlag  1998
                                                           Alltag der Macht   -  Berlin Wilhelmstrasse im Jahr  1909

Nachfolgend noch das Eingangsportal  des Auswärtigen Amtes (AA) in der Wilhelmstraße  hier aber der nördliche Anbau erbaut im Jahr 1804 als Wilhelmstr. 75 und  seit dem Jahr 1882 verbunden mit dem Haupthaus und damit Wilhelmstr.76 und  zu beiden Gebäuden kam später (im Jahr 1919?)  noch das  benachbarte Haus Wilhelmstr.74 hinzu.

Im Haus Wilhelmstr.76 hatte  übrigens der Außenminister und Ministerpräsident Otto von Bismarck seine Dienstwohnung und zog nach „seiner“  Reichsgründung 1878 in das benachbarte Haus Wilhelmstr.77. Dieses Palais ehemals  ein Haus aus einem Familienzweig der Grafen von der Schulenburg hat eine absolut wechselhafte Besitzerreihe und wurde seit  dem besagten Jahr 1878   zum Ausgangsgebäude der Reichskanzlei, die unter Adolf Hitler und seinem Architekten Albert  Speer den letzten Umbau und Erweiterung erhielt.

Zurück aber zu Otto von Bismarck.
Anmerkung:
Selbst kein studierter Historiker hoffe ich auf „eine gnädige Betrachtung“ meiner folgenden  Ausführungen  der geschichtlich relevanten Verhältnisse bis zum Jahr 1945

Nach seinen  Einigungskriegen hatte Otto von Bismarck  mit dem Krieg und Sieg gegen Frankreich - ausgelöst durch das Spektakel der sog. Emser Depesche -  und mit der  Erhebung des preußischen Königs  Wilhelm I. zum Kaiser  eines neuen deutschen Nationalstaates  im Schloss von Versailles sein Ziel erreicht. Die deutsche Bevölkerung akzeptierte den Akt als lang ersehnte Legitimierung  und als  Fortsetzung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.

Wilhelm I. als König von  Preußen empfand wohl für sich nun die Kaiserkrone im neuen Deutschen Reich durchaus als etwas prekär während seiner Regentschaft. Im Jahr 1888 folgte  sein Sohn Friedrich III., der als 99 Tage Kaiser  durch seinen frühzeitigen Tod  leider nur ein Intermezzo  für Deutschland gab. Sein Sohn Wilhelm II. folgte entsprechend im Jahr  1888 und wurde bis zum Jahr 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen.

Mit dem politisch souveränen Reichskanzler und Außenminister Otto von Bismarck spez. in seiner konservativen  unterschiedlichen Auffassung zur Einbeziehung der Sozialdemokraten in die deutsche politische Realität war  für Wilhelm II. der Konflikt vorgezeichnet. In seiner Person mit Charakterzügen als Narzisst mit Profilierungsneurose  war die Kollision rasch perfekt und Wilhelm verabschiedete sich von Otto von Bismarck und dazu die berühmte Karikatur „der Lotse geht von Bord“.

                                Fürst Otto von Bismarck zog sich  nach Entlassung durch Wilhelm II. 1890 auf seinen
                                                  Stammsitz in Friedrichsruh zurück und starb dort im Jahr 1898.

                                                        Nun war politisch  unter Wilhelm II.  Der  neue Kurs  angesagt 
                                                   und dazu eine durchaus passende Postkarte – gestempelt 15.7.1898


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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 7. Fortsetzung
17.02.2023

Wilhelm II. in seiner ungestümen populistischen Profilierungsneurose  nutzte in häufigen unvorbereiteten  Reden  die  Zeitungsmedien  als  zeitgemäße   öffentliche Plattform. Unbedachte Äußerungen  Wilhelm II. – nicht geübt  im Gegensatz zu aktuellen Politikern mit der Fähigkeit zu reden ohne etwas zu sagen - wurden von nationalen und internationalen Presseorganen  entsprechend  kommentiert und störten ihn dennoch nicht  und er wechselte  stets zu genehmen  Beratern und Ministern. Ersatz für Otto Fürst von Bismarck wurden so z.B. wie folgend der Detailausschnitt der Ansichtskarte zeigt zur Linken Karl-Heinrich von Boetticher  - beteiligt in den Sozialreformen von Bismarck -  blieb er nach dem Konflikt zwischen  Wilhelm II. und Bismarck in der Regierung, agierte unterstützend im Neuen Kurs  durch seine Ämter als Stellvertreter des Reichskanzlers, um selbst im Jahr 1897 bei Wilhelm II. in Ungnade zu fallen und abgeschoben als Oberpräsident der Provinz Sachsen  seine durchaus eindrucksvolle Karriere zu beenden.

Zur Rechten von Wilhelm II. ist Marshall von Bieberstein  zu erkennen, der sich nach seiner bisherigen Laufbahn  schon bei Wilhelm II. empfahl, durch seine Ablehnung der politischen  Linie von Otto Fürst von Bismarck. Er avancierte  im Jahr 1890 zum Staatssekretär im Auswärtigen Amt  unter  Bismarck – Nachfolger  Leo von Caprivi. Wilhelm  II. war bestrebt die Außenpolitik  in zunehmender Eigenregie zu gestalten und  „versetzte lobend“ Bieberstein im Jahr 1897 als Botschafter nach Konstantinopel.
Dazu einmal Impressionen aus  Constantinopel  um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert

                                                      Nachfolgend die Sommerresidenz der Deutschen Botschaft  in Therapia  
                                                                                    idyllisch  am Bosporus gelegen

                                       Dazu ein Schreiben der Kaiserlich Deutschen Botschaft, Therapia 21.Juni 1906
                                                         Constantinopel  Ambasade d` Allemagne  a`Therapia

Wilhelm II. im Anspruch weltpolitischen Denkens  geriet in „Konkurrenz“ zu Frankreich und England  und sah im Orient dennoch die Möglichkeit  durch Hoffierung  „des kranken  Mannes am Bosporus“   Deutschland im zerfallenden osmanischen Reich   zu etablieren.

Schon der neue mächtige repräsentative  Bau der Deutschen Botschaft (Baubeginn 1874) in Konstantinopel  im Ortsteil Pera  kennzeichnet  dann schon  die  Bedeutung, die den Beziehungen zwischen dem Deutschen Kaiserreich und dem Osmanischen Reich  gezollt war.

                         Nachfolgend Fotoansichtskarte  Constantinopel  Ambasade d` Allemagne  a` Pera  und von den
                               Botschaftsangehörigen  mit  „Adlerhaus“  bezeichnet (kann nachvollzogen werden)

                                               Dazu die Topografie zu Therapia (nördlich) und Ortsteil Pera  (südlich)

Marshall von Bieberstein  forcierte im Sinne von Wilhelm II. den Ausbau der Beziehungen zum Osmanischen Reich bis hin zur wirtschaftlichen Einbeziehung Richtung  Orient  und  drängte  auch die finanzierende Deutsche Bank bis hin zum Einstieg in den weiteren Schienenausbau  der Bagdadbahn.

Bau der Bagdadbahn über den Euphrat und hier der Brückenbau ca. aus dem Jahr 1914 auf einem Ullstein-Bilderdienst und reproduziert im Archivverlag Braunschweig

Wilhelm II.  war sicherlich auch durch die Orientfahrt im Jahr 1898  und Treffen mit Sultan Abdul Hamid II.  zum  „Freund aller Mohammedaner“  geworden und die englische Presse berichtete  ausführlich von der Fahrt. Dazu ein Ensemble  mit  Bildern aus der Zeitschrift THE GRAPHIC mit Datum vom 29. Oktober 1898. Einmal die The imperial  yacht Hohenzollern  bei der Ankunft in Constantinopel und die Ausschiffung des Kaiserpaares und weiterhin der Besuch der deutschen Schule in Pera  mit eskortierter  Kutschenfahrt und ein Bild auf der Fahrt durch das heilige Land mit Impression  von Jerusalem und  Blick auf The mount of Olives.


Die Aktivitäten Wilhelm II. im Orient  verstimmte die Briten offentsichtlich und war entsprechend heikel für die deutsche Botschaft in London.
Der Vollständigkeit halber  der Hinweis auf die vakante Botschafterstelle in London mit Abberufung von Paul Wolff Graf Metternich.  Bieberstein wurde dann nach London auf diesen Posten im Jahr 1912 berufen (starb unerwartet  kurz darauf).

Biebersteins  Aufgabe in London sollte der Entspannung der deutsch-britischen  Beziehungen  dienen, die  durch den massiven Aufbau einer Marinehochseeflotte auch unter dem Einfluss vom  Staatsekretär im Reichsmarineamt mit Konteradmiral Tirpitz über drei aufgelegte Flottenbauprogramme in Schieflage gekommen waren, ebenso wie mit der deutsch-türkischen Annäherung  verbunden mit der problematischen Konsequenz  Englands  zur Hinwendung an Frankreich und Russland.

                                  Auch noch der Reichskriegerbund und das Kyffhäuser-Denkmal durften im Ensemble mit
                                                     Wilhelm II. und dem S.M. Panzerschiff „Brandenburg“ nicht fehlen

Zwar waren die Deutschen Kolonien schon unter Bismarck „im Programm“  wurden aber unter Wilhelm II.  durchaus im Sinne der deutschen Bevölkerung  zum Selbstverständnis  einer angestrebten Großmachtposition. Dazu zumindest an dieser Stelle ein kleiner Ausblick auf das sicherlich interessante Gebiet der  Deutschen Auslandspostämter und  Marken der Deutschen Kolonien. Die folgende Zusammenstellung  der genannten Gebiete – wenn auch komplett aber einmal ungewöhnlich unter farblichem Aspekt etwas "unorthodox" vorgestellt -  zusammen mit dem KAISERWILHELMSLAND in der Südsee (Kolonialgutschein über 75 Pfennig)


                                           und der Matrosenanzug am Sonntag war in dieser Zeit für die Buben „Pflicht“



Kurzprofil
NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 8. Fortsetzung
27.02.2023

Zurück nach Konstantinopel.
Nachfolger von Marshall von Bieberstein wurde  als Botschafter Freiherr  Hans von Wangenheim, der dieses Amt im Sinne von Bieberstein fortsetzte  bis zu seinem recht frühen Tod im Alter von 56 Jahren im Jahr 1915.

Es folgten  in rascher Reihenfolge  Paul Graf Wolff Metternich, Richard von Kühlmann und Johann Heinrich Graf von Bernstoff bis zum Jahr 1918 und dies alles im in der schwierigen Phase des ausgebrochenen 1. Weltkrieges im Jahr 1914.
An dieser Stelle die Eskalation zum Ausbruch des 1. Weltkrieges vorzustellen  und in die alleinige Schuldfrage  Deutschlands einzusteigen, ist nicht beabsichtigt. Fakt und Status  waren ein allseits hohes aufgebautes Militärpotential und propagandistisch geschürte Vorurteile in England, Frankreich, Deutschland und Russland mit „Erbfeinden hinter den Landesgrenzen“  und es genügte wohl ein Funke, um die Situation im Jahr 1914 zu entladen. Im offenen Automobil wird am 28.Juni 1914 der  österreichisch - ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajevo von extremen Nationalisten aus der serbisch - bosnischem Untergrundbewegung erschossen. Dazu folgend eine Bildillustration (Wikipedia). Ebenso erlag seine begleitende Ehefrau Herzogin Sophie den zugefügten Schussverletzungen.

Der 1. Weltkrieg 1914 bis 1918 war ausgehend von diesem Ereignis nicht mehr aufzuhalten, die Mobilmachung erfolgte mit Kriegserklärung am 1.August 1914 Deutschlands an Russland, 3 Tage zuvor hatte die habsburgische Monarchie schon dem serbischen Königreich den Kriegsfall erklärt und kaskadenförmig schlitterten die europäischen Mächte in das folgende Kriegsdesaster. Deutschland griff Frankreich über Belgien an, missachtete dessen Neutralität und zwang damit  England konsequenterweise mit in diesen Krieg. Von den vielen existierenden verherrlichenden und zeitgenössischen Ansichtskarten dazu folgend ein besonders extremes Beispiel der martialischen Einstellung zum kommenden 1. Weltkrieg. (kurz zur Erläuterung: mit dem FLAMBERG ist das ehemals beidhändig geführte Schwert der Landsknechte gemeint)  und Wilhelm II. mit Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie mit den Vätern. Dieser anmaßende und unerfüllbare Wunsch wurde in allen Feldgottesdiensten und von allen Kriegsparteien hoffärtig gepredigt.

                                                                  Dazu eine Zeitungsausgabe vom 1. September 1914

Aber auch am Bosporus war Deutschland interessiert mit der Türkei eine kriegswichtige Allianz  gegen England und Russland  aufzubauen und Deutschland feierte überschwänglich den Durchbruch der Panzerkreuzer „Göben und Breslau“ auf dem Weg zur Türkei durch die Meerenge Messina und dies trotz überlegener  britischer  Flotte (s. Ansichtskarten).

Die Tondernsche  Illustrierte Zeitung berichtete dann im weiteren Kriegsverlauf im Jahr 1916 auch von Gräbern der Mannschaften der „Breslau und Goeben“ auf dem Friedhof in Therapia.

Lesenswert dazu das Buch von Th.Kraus und K. Dönitz Die Kreuzerfahrten der  Goeben und Breslau. Aber selbst die neue deutsche U-Boot-Waffe hatte ihren Einsatz an den Dardanellen und das türkische Torpedoboot geleitet durch das Marmarameer nach Konstantinopel.
         
Reclams UNIVERSUM Weltrundschau berichtete dann im Februar 1916 von der Verwundetenpflege durch deutsche Krankenschwestern und Ärzte  für die verletzten Soldaten am Marmarameer mit den Kämpfen um Gallipoli und weiterhin bis hin nach Kleinasien, Syrien  und dem Suezkanal (s.a. Lazarett in Moda).

Nach dieser oberflächlichen Einführung in die Situation des 1. Weltkrieges und hier im Bereich des  osmanischen Herrschaftsgebietes  geht es wieder zurück zu Friedrich Werner Graf von der Schulenburg, der das erste Kriegsjahr zurückbeordert aus Tiflis an der deutschen Westfront erlebt.  In 7 Schlachten qualifiziert er seine militärische  Laufbahn vom Leutnant über Oberleutnant  bis zum Hauptmann im 1. Garde-Artillerie Regiment, bevor er  schon im Juni 1915 als Verbindungsoffizier zur türkischen Armee in den türkisch-russischen Frontbereich versetzt wird mit der gleichzeitigen  Verwaltung des  Kaiserlichen Konsulats in Erzerum im August 1915.

                                    Dazu der deutsche Konsul Anders im neu errichteten deutschen Konsulat Erzerum

                                                        Weltkriegskarte mit der Lage Erzerum und nordöstlich Tiflis

                                                Auch die vorherige Topografie zu Constantinopel mit Therapia und Pera ist
                                                                            dem folgenden Kartenwerk entnommen



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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg – 9. Fortsetzung
08.03.2023

Die Berufung von FWS nach Erzerum im August 1915 ist überschattet mit den  ersten  12 Monaten des 1. Weltkrieges und mit  dem starken Interesse Berlins an dem Verbündeten mit der Türkei. Diese nutzte unter dem Regime der Jungtürken die Weltkriegssituation aus, um ihren armenischen Bevölkerungsanteil  durch  Verfolgung und Deportation gezielt zu eliminieren. Die UN – Menschenrechtskommission hat im Jahr 1985 das Geschehen als Genozid eingestuft und im gleichen Sinne das Europäische Parlament und der Europäische Gerichtshof für Menschrechte. Auch wenn die Deportation des armenischen Bevölkerungsteils in Erzerum kurz vor Amtantritt von Konsul  Friedrich Werner Graf von der Schulenburg erfolgte, war ihm sicherlich die Gesamtsituation im türkisch-armenischen Konflikt bekannt auch durch Informationen aus dem Konsulat Konstantinopel und die dortige Berichterstattung nach Berlin. Andererseits bestand aber auch das Interesse Berlins an dem Militärverbündeten Türkei und die mögliche Schwächung Russlands durch eine Kaukasusfront. Entsprechend wurde die Aufgabe von FWS die Aufstellung und Rekrutierung einer „georgischen Legion“ und meines Wissens nach unter dem Kommando von Leutnant Horst Schliephack. Der Einsatz in Anatolien zusammen mit der türkischen Armee  fand allerdings durch die Kriegserfolge der russischen Verbände nicht mehr statt. FWS gründete auch die zivile Institution eines georgischen Nationalkomitees und auch eine Friedensabordnung für Transkaukasien  entstammte wohl seiner Initiative.

Dazu folgende Fotoansichtskarte an  Graf v.d. Schulenburg vom 30.8.1915 und seinem Aufenthalt im Hotel Fürstenhof in Berlin. Ak aus Prieros vermutlich durch Angehörigen aus dem Auswärtigen Amt oder Innenministerium.

                                         Gumminebenstempel Deutsche Friedensabsordnung  für Transkaukasien

Februar 1916 gelingt es russischen Verbänden  die wichtige Stadt Erzerum einzunehmen. Aus einem längeren Artikel aus der englischen Zeitung THE GRAPHIC  26.Februar 1916  an dieser Stelle der Frontverlauf im Detail und Straßenszene  

                A STREET IN ERZERUM:THE CAPITAL OF TURKISCH ARMENIA, CAPTURED BY THE RUSSIANS

Im August 1915 gerät FWS in russische Hände und wird  vorübergehend in die russisch-georgische Stadt Tiflis verbracht. Danach hatte Friedrich Werner Graf von der Schulenburg nun seinen komplexen  Einsatz  zwischen diplomatischen und militärischen  Aufgaben  und Problemen in der Levante zu agieren und zu entscheiden. Sein Tätigkeitsbereich reichte von Konstantinopel  bis zur  russischen Front mit Erzerum bis in den Nahostbereich mit Beirut, Damaskus, Haifa, Aleppo und Nazareth (hier Sitz der der deutsch - türkischen Heeresgruppe). Aus dem obigen Kriegskartenwerk zumindest ein Blick auf Nahost mit Kennzeichnung  Haleb (Aleppo) im Norden, südlicher die Hafenstadt Beirut, östlich davon Damaskus und südwestlicher die Hafenstadt Haifa.

Weitere fehlende Markierungspfeile zu Nazareth und Jerusalem  sind der räumlichen Enge Palästinas auf der Karte geschuldet.  Zumindest dazu aber eine bunte philatelistische Mischung zeitübergreifend von Aleppo über Beirut, Haifa, Nazareth und Jerusalem

Konstantinopel war für die Post an FWS wesentlicher Anlaufspunkt zur direkten Zustellung oder z.B. Weiterleitung nach dortiger Kenntnis ins deutsche Konsulat nach  Beirut (1917) und spez. an das Konsulat in Damaskus (1917/18)

Beispielhaft dazu folgend ein Feldpostbrief von Oberleutnant Anaschütz aus der Fliegertruppe Konstantinopel (vor der Fahrt über Rumänien nach Deutschland) adressiert an den hochgeborenen Herrn Graf v.d. Schulenburg–Hauptmann–Kaiserlich Deutscher Konsul z.Zt. in Beyrouth Deutsche Botschaft und umgeleitet nach  Damascus mit Datum vom 15.8.1917 und Abzeichnung Schulenburg.

                                                          Schreibweise wird stets von den Originalbriefen übernommen!

                                                      Blick auf Damaskus und in den Salon des deutschen Konsulats
                                                                         Damas – Salon du consulat  d` Allemagne

Die „Georgische Legion“ wurde zwar im Jahr 1917 aufgelöst, das Interesse Berlins an einer Destabilisierung der russischen Region Georgien blieb vordergründig und  Mitglieder des gegründeten georgischen Nationalkomitees wurden per deutschem U-Boot an der georgischen Schwarzmeerküste abgesetzt zur  Stärkung der nationalen Kräfte im Landesinneren und Tiflis.

                                  Postbelege an Konsul Friedrich Werner Graf von der Schulenburg nach Damaskus

R-Brief Essen Kupferdreh18.10.1917, in Galata  „Arrive“  Stempel 26.10.1917 und Ankunftsstempel Damascus 5.11.1917. Roter arabischer Einschreibvermerk

Der Luftschiffer Bernard Kuckhoff schreibt wiederholt an  S. H. H. Hptm. Gf. v. d. Schulenburg – Kaiserlich Deutsches Generalkonsulat  und diesmal nach – Damaskus – Türkei, da sein erster Brief  6 Wochen zuvor gerichtet an das Konsulat in Beyruth  sein Ziel wohl nicht erreichte. Im 4seitigen Brief schildert er seine Überreichung durch Leutnant Schede  mit der osmanischen Kriegsmedaille Eiserner Halbmond  im Januar 1917 und vermisst dazu die Verleihungsurkunde. Er bittet hier Schulenburg um Unterstützung durch Bescheinigung an seine Adresse Luftschiffer B. Kuckhoff Ballonzug 117 Deutsche Feldpost Nr 127. Kuckhoff dient im Ballonzug seit 6 Wochen an der Front.  Folgend  Foto deutscher  Fesselballon  mit Einsatz in Frankreich.

Feldluftschiffer waren als Luftaufklärer mittels Fesselballon eingesetzt zur  Lagebeurteilung  des Gefechtsfeldes und auch des Artillerieeinsatzes spez. über der Westfront des 1. Weltkrieges.

Folgend schreibt Vizefeldwebel Otto Bauerschmidt  - Kraftfahrer von FWS in der Levante – eine Ansichtskarte  per Feldpost aus Konstantinopel an I. Hochgeboren Herrn Graf v.d. Schulenburg – Damaskus - Kaiserlich Deutsches Generalkonsulat.

Er berichtet (30.IX.1917) aus dem türk. Hospital in Angora (später Ankara und dann seit dem Jahr 1923 neue Hauptstadt der Türkei) von seiner Gelbsucht und inneren Quetschungen  und hat das Expeditions-Schnauferl für 800Ltg einem türkischen Bey angedreht. Ansonsten berichtet er von gemeinsamen Bekannten: Dr. Staffels ist im Irak, Schliewienski im Westen, H. v. Halbach ist schwer krank für immer in Gaspoli.

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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  10. Fortsetzung
18.03.2023

Hier reiht sich passend zufällig ein Schreiben vom oben 2x erwähnten Schliewinsky an, der nach obigem Schreiben von Bauerschmidt sich „im Westen“ aufhält und nach dem Schreiber Kuckhoff  einen Lehrgang in Beverloo absolviert. Dazu nun ein erklärendes  Schreiben vom Vize – Feldwebel H. Schliewiensky selbst mit Datum vom 14.11.1917  von der Offizier Aspiranten Ausbildung  - Kursus der Kraftf. West – Beverloo  Belgien (s. Nebenstempel) an Hochgeboren Herrn Hauptmann Graf v.d. Schulenburg – Kaiserlich Deutsches Generalkonsulat - Damaskus – Türkei.

Feldwebel Schliewinsky schreibt 4seitig an Schulenburg von der Verleihung des Eisernen Kreuzes durch Hauptmann Warnholz in Berlin. Er berichtet ferner von Leutnant Schliephack (war wohl erster Kommandeur der mittlerweile aufgelösten georgischen Legion und  war nun mit seinen Soldaten zur Bewachung von Gefangenen nach Rumänien versetzt worden).  Stabsarzt Dr. Stoppels ist aus Berlin doch wieder als Chefarzt eines Feldlazaretts in die Türkei zurückgekehrt. Schliewinsky berichtet ferner von seiner eigenen Abkommandierung zur Westfront III. Armee und von dort mit der Verlegung zum Kraftfahrzeuglehrgang in die besetzte belgische Kaserne nach Beverloo. Seine Malaria macht im noch muskulär zu schaffen, Ausflüge nach Lüttich, Brüssel und Antwerpen sind  abwechslungsreich  und fügt ein Foto seiner dortigen Kameraden bei.


Zur Beziehung von Feldwebel Herbert Schliewinsky zu Friedrich Werner Graf von der Schulenburg kann mit folgender Einschreibpostkarte aus Erzerum  eine Erklärung  geliefert werden. Denn hier lautet seine Adressangabe auf H. Schliewinsky, Deutsches Konsulat Erserum, Türkei und hier hatte FWS seine Dienststelle als Konsul und gleichzeitig militärisch als Hauptmann.



Der folgende Brief  ist ein Dankesantwortbrief an FWS im Kaiserlichen Konsulat Damaskus als Feldpostbrief aus Pera – Konstantinopel und in französischer Sprache verfasst. Nach Orthografie und Satzbau ist evtl. an eine französische Botschaftsangehörige zu denken, verheiratet mit einem Türken, denn ihr Nachnahme schreibt sich Oglou.

FWS hatte Frau Oglou Ende Oktober Anfang/November nach Konstantinopel berichtet, dass er die „flüchtigen Kinder und ihre Familie“  aufgespürt hat und Frau Oglou bittet weiterhin im Antwortschreiben um seine Unterstützung in diesem Fall. Sie bedankt sich überschwänglich bei ihm und sie vermissen FWS alle in Konstantinopel nach seinem Weggang nach  Beirut und Damaskus.
An dieser Stelle ist ein Blick auf die Persönlichkeit von FWS  gestattet. Gleich in welcher Literaturangabe finden sich eindrucksvolle Beschreibungen. FWS ist allseits stets und überall beliebt sowohl von Botschaftsangehörigen, ausländischen Vertretungen mit ihren Botschaftern, Ministern und Staatsoberhäuptern, handelt seinen Mitmenschen gleich welcher Position und Standes achtungsvoll gegenüber, ist interessierter Zuhörer und beachtenswerter Gesprächspartner mit analytischem Gespür für politische Sachverhalte aus konservativer Bismarckscher Tradition und geprägt aus Familientradition über Jahrhunderte. Bemerkenswert im Kontakt fanden ihn wohl auch stets die Frauen aus seiner Umgebung.

Folgend noch einmal eine Feldpostkarte vom  Vizefeldwebel Otto Bauerschmidt  mit Datum vom 14.XII.1917 und diesmal aus Gaspoli  ein Weihnachts- und Neujahrsgruß an FWS.

Da ein Heimaturlaub für Bauerschmidt über 3 Wochen in Berlin ansteht, bittet er um eine Wunschliste für evtl.  Besorgungen, gibt seine Adresse dort mit Berlin – Pankow, Harzburgerstr. 5 an und teilt noch seine Versetzung  zum Januar 1918 zur Inspektion des türkischen Kraftfahrtwesens  mit.

Aber es gilt an dieser Stelle ein Blick noch einmal zurück  auf das  wichtige Kriegsjahr 1917 und etwas auf seine entscheidenden  politischen Gegebenheiten für Deutschland bezüglich Russland, den Kaukasus und das osmanische Reich einzugehen.

Der Zweifrontenkrieg des 1. Weltkrieges führte Deutschland im 3. Kriegsjahr mit Versorgungsproblemen nicht nur an der Front sondern auch bei der eigenen Zivilbevölkerung in zunehmende Schwierigkeiten. Im Februar 1917 war zwar Zar Nikolaus II. zurückgetreten, aber der Krieg unter dem russischen Kriegsminister  Kerenski  wurde fortgesetzt. Die Ausweitung bis hin zur umstürzenden Revolution mit Lähmung der russischen Kriegsmaschine wäre die Chance auf ein Ende der Ostfront. Die bestimmende Kraft  zum Umsturz vermutete General Ludendorf aus dem deutschen Hauptquartier in der Person von Lenin, der seit seinem misslungenen Putschversuch von 1905 im Schweizer Exil  lebte.

Tatsächlich wurde Lenin wohl auf Ludendorfs Idee im „verplombten Zug“  aus der Schweiz quer durch Deutschland und über Schweden und Finnland  nach Petersburg verbracht.

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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  11. Fortsetzung
27.03.2023

Lenin bestrebt seine bolschewistische Revolution erfolgreich zu stabilisieren, signalisiert die in Berlin erhoffte Friedensbereitschaft und bietet Verhandlungen an, die im militärischen Hauptquartier von Brest – Litowsk  ein Lehrstück  für  russische Verhandlungsweisen darstellt mit zwar artikulierter Verhandlungsbereitschaft aber mit geschickter Verzögerungstaktik, die auch unter der von Lenin später befugten  Delegation  unter Trotzki  nicht an Tempo gewann. Bildnachweis aus dem lesenswerten Buch von Theodor Kröger: Brest – Litowsk  aus dem Jahr 1937.


Trotz zögerlichem Verhandlungsverlauf  stimmte die russische Delegation dann im März 1918 unter erneuter deutscher Waffendrohung dem Vertragsabschluss unter Verlust der zaristischen Regionen  mit der Ukraine und   transkaukasischen  Gebieten zu. Nach Quellenangabe  lehnt Lenin das Vertragswerk ohne es zu lesen ab, mit der Absicht  die Beschlüsse früher oder später zu negieren und alte lokale Verhältnisse herzustellen (hier treten aktuell tragisch parallele Politikprobleme zu Tage) und die ehemals mit Deutschland verbündete Türkei sieht sich nun dadurch im Jahr 1918 zu Gebietsansprüchen  auf  Transkaukasien ermuntert.

Es erfolgt die türkische militärische Aktion  gegen  Armenien, Aserbeidschan und Georgien mit der wichtigen Hafenstadt Batum, worauf die bedrohten Länder ihre  Souveränität erklärten,  Graf von der Schulenburg als Botschafter in Tiflis  Vertragsentwürfe  im Sinne Berlins konzipierte und es wurde ein deutsches Jägerbataillon in Tiflis  als Schutztruppe stationiert .

                                  Befehlshaber wurde der ehemalige Armeeführer der Levante mit Kress von Kressenstein

                          Friedrich Kress von Kressenstein und Feldpostkarte mit Absender  Bataillon  Kress v. Kressenstein

                                                                  Begräbnis von deutschen Soldaten in Tiflis

Die  Aktivität von Schulenburg und Kressenstein  fand nach der Kriegsniederlage des Deutschen Reiches an der Westfront ein jähes Ende,  britisches Militär internierten FWS, Kressenstein und das Jägerbataillon  auf der Insel  Prinkipo (Insel im Marmarameer  und  damit in der Nähe zu Istanbul gelegen).

                                           von dort erfolgte die Abschiebung nach Deutschland bereits im Jahr 1919.

Die deutschfreundliche gegründete Demokratische Republik Georgien existierte übrigens nur für 3 Jahre mit der erneuten Annexion  Russlands diesmal unter Lenin.
Die Westfront war im tödlichen Stellungskrieg im Jahr 1918 nach 4 Kriegsjahren  erstarrt, die Niederlage des Deutschen Reiches  mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am  1.November 1918 beendete die Kampfhandlungen mit den Unterschriften der französischen, britischen und deutschen Abordnung im Eisenbahnsalonwagen in der Nähe der nordfranzösischen Stadt  Compiègne.

Die Folge war: Novemberrevolution 1918 in Deutschland – Dolchstoßlegende der obersten Heeresleitung – Absturz ins Chaos -  revolutionäre Soldaten - rote Garden -  bewaffnete Sozialisten - Freikorps nach  „Gutsherrenart und Abdankung Kaiser Wilhelms ins Exil.


Dem unsinnigen Befehl  der  deutschen Seekriegleitung zu nochmaligen Kampfhandlungen  widersetzten sich  die  Marinesoldaten  in Kiel im Oktober 1918, die Revolution war  reichsweit da, der Kaiser dankte ab,  eine Einigung der SPD unter Friedrich Ebert mit der neuen Heeresleitung  beendete den sog. Spartakusaufstand.

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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  12. Fortsetzung
 04.04.2023
Die folgende Ansichtskarte soll noch einmal stellvertretend mit den Berliner Kampftagen im März 1919 vor dem zerstörten Kaufhaus Tietz die orientierungslose politische Nachkriegssituation belegen. Freikorps, Stahlhelmverbände und extreme Parteienlandschaft von „rechts nach links“ schwächten die junge Republik, die ihre verfassungsgebende Versammlung sicherheitshalber vom Berliner Reichstag nach Weimar ins  Hoftheater und Schloss verlegte


                              Jeweils Sonderstempel  Nationalversammlung Berlin  und  Weimar mit Sonder – R - Zettel

Politische Kompromissentscheidungen waren eher die Regel als die Ausnahme und Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren, scheiterte häufig  an eingeschränkten und intoleranten Sichtweisen.  Hetzreden im Reichstag  gehörten zur Tagesordnung und  Mordanschläge erschütterten die junge Demokratie. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht waren schon am 19. Januar 1919 ermordet worden,  Finanzminister Erzberger 1921 und Außenminister Rathenau 1922 wurden ebenso Opfer   der radikalisierten intoleranten deutschen Lage.

Schon der Weg und das Ergebnis bis zur Unterzeichnung des Versailler Vertrags (Mai 1919) und bis dahin ausgehandelt durch die Siegermächte ohne Anwesenheit und Beteiligung Deutschlands, war  der  deutschen Bevölkerung schwierig als friedensstiftend zu vermitteln.

                                               Nach Tagung der Siegermächte wurde der deutschen Delegation  im
                                  Trianon Palace Hotel, Versailles  ultimativ am 19.5.1919  ein Vertragsentwurf vorgelegt.

Die Landkarten wurden  zum Entsetzen der betroffenen und  dort heimischen deutschen Bewohner neu gezeichnet, Reparationsleistungen belasteten Regierung und Bevölkerung massiv im  ungeübten Demokratieversuch und allgemeine politische Zersplitterung mit Orientierungslosigkeit  bestimmten die teils entsetzliche Nachkriegszeit und legten wohl anscheinend damit bereits den Grundstein für radikale Kräfte frei gleich ob von links oder rechts. Der Gefreite Hitler erkannte die propagandistische  Chance auf dem Nährboden des Diktatfriedens, der Ruhrbesetzung und der Inflation durch höchste Reparationsleistungen um nun seine nationalsozialistische  Partei zu etablieren und seine wahnsinnige Vorstellung mit  einer Fortsetzung  des  1. Weltkrieges  mit einer erneuten Kriegshandlung  konsequent zu planen und zu verfolgen. 

Es gab auch eine deutsche Delegation in Paris, die in weiteren Verhandlungen  Einfluss auf die Siegermächte nehmen sollte  - ein weitestgehend  frustranes Unterfangen – und  Friedrich Werner Graf von der Schulenburg  war vom Auswärtigen Amt in Berlin abgeordnet in Paris.
Folgend ein Brief aus der Verwandtschaft von FWS tätig im Landratsamt Oppeln – Schlesien über das Auswärtige Amt in Berlin Wilhelmstr. 75 nach Paris.


Auch die Dame Margarita aus Berlin hätte gerne in großer Sorge  ein Lebenszeichen im Oktober 1920 von GRAF SCHULENBURG DEUTSCHE FRIEDENSDELEGATION PARIS  und  sendet ihre Nachricht gleich mittels Telegramme Republique Francais und Postes et Tèlègrafe

                                                         Innenseite

Folgend ein weiterer Brief aus der Verwandtschaft von FWS tätig im Landratsamt Oppeln – Schlesien nun aber schon Friedensdelegation gestrichen in der Anschrift über das Auswärtige Amt in Berlin. Der Schreiber hat in diesem Fall eine rückseitig eng beschriebene Fotoansichtskarte aus Oppeln  beigefügt. Der Text bezieht sich auf rein private Angelegenheiten ohne Beziehung zur  politischen Lage und dies möglicherweise aktuell auch noch zu den Verhandlungen in  Paris.


Zurückgekehrt  nach Berlin wurde FWS vom Auswärtigen Amt  als Legationsrat eingestuft  und damit erfolgte die Vorbereitung zum höheren Dienst durch Wechsel aus dem konsularischen Sektor in den nun vereinten diplomatischen Dienst (s. Reform im AA durch Ministerialdirektor Edmund Schüler). Seine zusätzliche Amtsqualifizierung bestätigt sich im  Zusatz  Vortragender und mit dem Recht direkt Minister oder Reichskanzler  zu konsultieren.

In dieser Phase kommt es im Jahr 1922 zum Rapollovertrag überraschend für die Siegermächte des 1. Weltkrieges am Rande eines Wirtschaftstreffens und dokumentiert  und vereinbart die nähere Zusammenarbeit der Weimarer Republik mit der Russischen Sozialistischen  Förderativen Sowjetrepublik sozusagen zwischen den Verlierern des 1. Weltkrieges. Schon vor 100 Jahren setzte damit Berlin auf eine steigende Energieversorgung  mit Öl aus Russland und Frankreich reagierte erbost daraufhin bei angeblicher Unterschreitung der Reparationsleistungen mit der Ruhrbesetzung. Die deutsch-russischen Vertragsunterschrift  fand im Imperial Palace Hotel  der Unterkunft der russischen Delegation statt. Bis 1928  lag das Hotel noch im Ortsteil Rapallo und nach 1928 durch Gemeindereform in der Nachbargemeinde  Santa Margherita Ligure. Die nachfolgenden Ansichtskarten zeigen einmal einen Panoramablick auf Rapallo (Jahr 1924) und das Imperial Palace Hotel im Jahr 1932 nun unter S. Margherita Ligure.

Im Jahr 1922 erfolgte auch die Versetzung von FWS  durch das Auswärtige Amt als Gesandter  nach Teheran in die Hauptstadt des Irans. Seinen dortigen  diplomatischen Dienst versah FWS in Persien bis zum Jahr 1931. Sein politischer Blick auf die Entwicklung in Russland wurde durch häufige Kontakte und Gespräche in der Moskauer deutschen  Botschaft  beim Botschafter Brockdorf – Rantzau  (deutscher Botschafter Moskau 1922 bis 1928) geschärft bezüglich der Entwicklung der weiteren sowjetischen Innen- und Außenpolitik.

Aus dieser Zeit Ansicht Botschaft und ein  Brief  der Deutschen Botschaft Moskau durch das Auswärtige Amt Berlin per Einschreiben. Einmal wöchentlich Kurierdienst Moskau – Berlin.

                                     rückseitig Poststempel Berlin und Gumminebenstempel Auswärtiges Amt Berlin


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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  13. Fortsetzung
18.04.2023

Im Jahr 1922 erfolgte  die Versetzung von Friedrich Werner Graf von der Schulenburg (FWS)  durch das Auswärtige Amt als Gesandter  nach Teheran in die Hauptstadt des Irans. Seinen dortigen  diplomatischen Dienst versah FWS in Persien bis zum Jahr 1931.

Die 9 Jahre in Persien waren für FWS ein Erkenntnisgewinn  im Spannungsfeld auch zum britischen Engagement und den russischen Interessen  und  mit der Beobachtung der persischen Staatsentwicklung nach der  Krönung  von Reza  Pahlavi  im Jahr 1925 zum Schah. Es entwickelte sich hier ein besonderes Vertrauensverhältnis zu FWS.  

Die Krönungsfeierlichkeiten für Reza Pahlavi werden nicht weniger bunt gewesen sein, wie bei seinem Vorgänger  Ahmad Shah Qajar  und dazu nachfolgenden Krönungsbild aus einer französischen Quelle.

FWS handelte in seiner Teheraner Amtszeit wichtige wirtschaftliche Verträge zum beiderseitigen Nutzen von Persien und Deutschland aus und entwickelte  erfolgreich ein privates und diplomatisches  Gesellschaftsleben.

Erwähnenswert im Leben  von FWS ist dann aus Teheran die seit dem Jahr 1925 bestehende eng anhaltende Beziehung  in seinem Leben mit der deutschstämmigen russischen Emigrantin  Alwine von Duberg.

Im Jahr 1929  entdeckt  FWS auf einer Deutschlandreise zusammen mit Freiherrn von Waldenfels (Schwager?) auch die Burgruine Falkenberg und plant hier wohl nach Restaurierung seinen Alterswohnsitz.

                                                                          Ruine Falkenberg (Poststempel 1908)

An dieser Stelle schon  der Hinweis, dass die Verhandlungen bis zum erfolgreichen Erwerb sich  bis  zum  Jahr 1936 zogen. Denkmalschutz und Bürokratie waren wohl auch schon damals keine kurzfristige Angelegenheit. Im Jahr  1931 wird FWS Gesandter I. Klasse in Bukarest/Rumänien. Der diplomatische Dienst von FWS in Bukarest  beinhaltete die Jahre von 1931 bis 1934

Folgend ein Briefbeleg von FWS  als Gesandter in Bukarest über das Auswärtige Amt in der Wilhelmstr. in Berlin an die Deutsche Bank- und Disconto-Gesellschaft–Abteilung 2 in Berlin


In seiner diplomatischen Tätigkeit in Bukarest hatte FWS durchaus Informationen aus dem benachbarten  Sowjetrussland und mit Rudolf Nadolny  – Botschafter seit 1933 in Moskau und  eine langjährige Bekanntschaft aus beider diplomatischen Laufbahnen -  wurde der Gedankenaustausch intensiviert.  Nadolny auf  dem „Boden von Rapallo“  wurde für Adolf Hitler damit prompt  zur  Persona non grata und schon im Jahr 1934  wurde Friedrich Werner Graf von der Schulenburg  sein Nachfolger und neuer Botschafter nun in Moskau und es sollte seine schwierigste und letzte Dienststelle in seiner  diplomatischen Laufbahn werden.

Nachfolgend französisches Pressefoto mit  Übergabe  des   Beglaubigungsschreibens  von Botschafter Friedrich Werner Graf Schulenburg in Moskau im Oktober 1934

Von links nach rechts: Avel Enoukidzè – Sekretär des Zentralen Exekutivkomitees der UdSSR, Friedrich Werner Graf von der Schulenburg, Michael Iwanowitsch Kalinin – Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets und damit formell Staatsoberhaupt der Sowjetunion, H.Krantinski–stellvertretender Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten.

FWS stand zwischen Berlin und Moskau im Spannungsfeld zweier unterschiedlicher „Volksbeglückungsideologien“ und Hitler fürchtete das ebenfalls diktatorische bolschewistische  mögliche  Alternativmodell  und überzog  Deutschland diesbezüglich mit ständiger antibolschewistischer Propaganda (s. unten Sonderstempel und Ausstellung Berlin und Braunau) und stand damit  im Einklang zu Alfred Rosenberg als ernannter „Chefideologe der NSDAP“ und dessen nicht steigerungsfähigem Antisemitismus, Chefredakteur des Völkischen Beobachters seit 1923, Leiter des Außenpolitischen Amtes seit 1933 und später „Ausbeuter des Ostens“ unter deutscher Besetzung.

Dazu noch eine Ausstellungskarte der Reichspropagandaleitung der NSDAP vom Institut für Deutsche Kultur und Wirtschaftspropaganda   Berlin, November 1937

Unter dem Motto „Gebt mir 4 Jahre Zeit“ hatte Adolf Hitler unter der Regie von Hermann Göring sein vorbereitendes  Aufrüstungs- und Kriegsplanungs-Konzept schon 6 Jahre nach seiner Machtübernahme erfolgreich etabliert und seine eigenmächtigen Revisionen des Versailler – Vertrages größtenteils nicht nur erreicht, sondern näherte sich  unter der „Einverleibung“ Österreichs, des Sudentenlandes und mit dem geduldeten Protektorat Böhmen und Mähren  seiner Wahnvorstellung  eines Großdeutschen Reiches.

In diesem ideologischen Alleinvertretungsanspruch zweier diktatorischer Systeme  diplomatisch ausgleichend zu wirken, gestaltete sich  zunehmend schwierig für FWS, dabei hat die russische Seite durchaus zwischen dem sehr geschätzten Diplomaten Graf von der Schulenburg und dem Berliner Machtstreben unter Hitler  zu  trennen gewusst.


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NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  14. Fortsetzung
26.04.2023

Zur deutschen Botschaft Moskau einmal ein persönliches Dankesschreiben (4.1.1936) DER DEUTSCHE BOTSCHAFTER  MOSKAU  zum Neujahrsgruß  an (vermutlich) Fritz Wimmer dt. impressionistischer  Maler  damals in München und Friedrich Werner Graf v.d. Schulenburg (FWS) bedankte sich für das wunderschöne Aquarell. FWS legte übrigens  größten Wert auf seine ausgiebige Privatkorrespondenz

Im Jahr 1936 kann FWS dann  nach langjährigen Verhandlungen Burg Falkenberg erwerben und  die Restaurierung konnte unter Berücksichtigung der Vorgaben des Denkmalschutzes erfolgen. Dazu noch ein Bildvergleich (Poststempel im Jahr 1908 und 1961).

Zurück nach Moskau. War unter dem russischen Außenminister Litwinow  bis zum Jahr 1936 eine vorsichtige respektierte  Haltung auf dem Boden von Rapallo zu Deutschland erkennbar, so distanzierte sich Berlin selbst mit der Folge von Repressalien unter Stalin gegenüber  der deutschen Kirche  in Moskau, den  dt. Facharbeitern in der Industrie und u.a. den deutschen Siedlern an Wolga, Krim und Ukraine. Unberührt davon wurden die gegenseitigen Handelsbeziehungen aber eher ausgebaut im Interesse der wirtschaftlichen Stabilisierung  der jeweiligen diktatorischen Systeme.
Die politische Gesamtlage in Europa  veränderte sich unter Hitlers aggressivem Verhalten in rascher Abfolge mit der Achse  Berlin-Rom, dem Münchner Abkommen und dem Einmarsch in die Slowakei. Stalin misstraute dadurch den untätigen Siegermächten des ersten Weltkrieges, trennte sich von Litwinow und stand einer näheren aber nur wirtschaftlichen Annäherung  zu Berlin offen gegenüber. Der deutsche Außenminister Ribbentrop scheiterte in Warschau  mit  einer Lösung in der „Korridor- und Danzig-Problematik“ als Hinterlassenschaft des Versailler „Friedens“vertrages  und  auch Berlin änderte wohl  unter Vorbereitung zur Aggression gegen Polen  seine Haltung zu Russland  und suchte ein Vertragskonzept, um möglichen Interventionen vorzubeugen, zumal England und Frankreich  für Polen eine Garantieerklärung gaben.
1939 war dann auch das Jahr mit dem neuen russischen Außenminister Molotow

Friedrich Werner Graf von der Schulenburg als deutscher Botschafter in Moskau  sondierte und fixierte in Gesprächen mit Molotow jeweils  in Abstimmung mit Berlin und Moskau die weitere nähere Zusammenarbeit. Hierzu ist bei Interesse die existierende historische Forschung zu dieser weltpolitisch komplexen Situation dringend empfehlenswert und kann hier nicht Gegenstand der näheren Betrachtung sein.
Am 23. August 1939 kam es dann durch Ribbentrop  in Moskau zur Unterschrift des Nichtangriffsvertrages  und Schulenburg ahnte, dass dies kein Friedensvertrag werden würde.

Im geheimen Zusatzprotokoll war die Aufteilung Polens zwischen Berlin und Moskau schon  geregelt, der deutsche Angriff auf Polen erfolgte bereits 8 Tage später am 1.September 1939 und 2 Tage danach war die Kriegserklärung Englands und Frankreich an Deutschland bereits eine folgenschwere  Tatsache. Der 2. Weltkrieg  mit ca. 50 Millionen Toten, 15 Millionen Vertriebenen und  Teilung Deutschlands  nahm seinen Verlauf.
Ribbentropp unterzeichnet schon Ende September in Moskau einen Freundschaftspakt  und sowohl  Hitler und Stalin erreichten ihre anvisierten Ziele mit der Teilung Polens, Stalin erhält  zudem die baltischen Staaten. Ein Übergriff auf Finnland misslang zwar militärisch, aber im Süden kam Stalin dem angestrebten Staatsziel in den Grenzen von 1914 wieder näher.
FWS machte als Botschafter in Moskau  nach der schnellen Niederlage Polens nun menschlich verachtenswerte Erfahrung im Umgang der Wehrmacht und spez. SS auf deutscher aber auch auf sowjetischer Seite durch rigorose Umsiedlungen mit der polnischen  und jüdischen Bevölkerung.  Seine stets reservierte Haltung zum NS – Regime beeinflusst zunehmend sein Denken in  Richtung Widerstand. Nach der problemlosen Besetzung von Dänemark und Norwegen und dem raschen Sieg  gegen Frankreich an der Westfront  erlitt Hitler in der „Luftschlacht um England“ seine erste Niederlage. Andererseits waren Reibungspunkte zwischen Berlin und Moskau durch die neuen  Grenzverhältnisse allerdings schon vorprogrammiert und vermutlich beginnen geheime deutsche Militärplanungen  auf Anweisung von Hitler gegen Russland schon ab 1940. Offiziell startet aber noch der Versuch einer Klärung der politischen Absichten auf beiden Seiten und  Außenminister Molotow reist dazu vom 12.bis 14. November 1940 nach Berlin (s. Foto-Ak)

Molotow forderte konkrete Stellungnahmen von Berlin, die aber durch Hitlers Ausweitung der deutschen Kriegsführung auf die Balkanhalbinsel ebenso erschwert waren, wie mit der Stationierung deutscher Truppenanteile in Finnland. Stalin war dadurch  der gewonnene Zeitgewinn zur eigenen Aufrüstung  wichtig und ein kalkulierter möglicher deutscher Angriff  verzögert hin zu den Wintermonaten wäre  ein wünschenswerter kostenloser Kriegspartner.
Nicht nur Regierungen und Geheimdienste spürten die angespannte Situation  der Kriegsgefahr, auch die Deutsche Botschaft Moskau mit Friedrich Werner Graf von der Schulenburg  ahnten  und befürchteten den  Kriegsfall.
Botschaftsrat Hilger und  Botschafter v.d. Schulenburg  sahen das kommende Desaster  und verglichen die Situation mit dem desolaten Russlandfeldzug von Napoleon I. geschildert in den Memoarien von General von Caulaincourt und Herzog von Vicenza und damaligen französischem Botschafter  in  Petersburg in der Zeit nach dem Tilsiter Frieden und als Begleiter von Napoleon I. auf seinen  desaströsem  Feldzug  in Russland  


Friedrich Werner Graf von der Schulenburg  versuchte wohl letztmalig und persönlich in einer Audienz  am 28. April 1941  Hitler  von  einer Militäraktion abzuhalten und durch sachliche Informationen zu warnen und erkannte resignierend das vergebliche  Bemühen  gegen einen voreingenommenen und bornierten   Hitler.
Am 22. Juni 1941 erfolgte der militärische Überfall Deutschlands unter dem Namen Unternehmen Barbarossa  auf die Sowjetunion und sollte bis April 1945 unsägliches Leid  auf allen Seiten verursachen und apokalyptisch für  Hitlers  „Großdeutsches Reich“ enden.

Schulenburg hatte  sicherlich die höchst unangenehme nächtliche Aufgabe Molotow über den Beginn des Kriegsfalls zu unterrichten. Die Deutsche Botschaft Moskau wurde sofort geschlossen und  FWS verlässt mit 100 Mitarbeitern im Sonderzug Moskau. Der Weg führt ihn sicherlich wehmütig an Stätten seiner Dienstzeit vorbei mit Tiflis, dem Kaukasus und über Armenien in die Türkei und schließlich über Erzerum  nach Ankara.

Kurzprofil
NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  15. Fortsetzung
08.05.2023

FWS sicherlich im Innersten enttäuscht,  stand  damit im  Zwiespalt und Abwägung zwischen  vereidigter Staatsräson  und dem Verantwortungsgefühl  für ein besseres Deutschland. Übrigens  ist die NS – Mitgliedschaft aus 1934  praktisch als  ein „Diktat“  ausgehend vom  politischem Druck der NS-Regierung  auf das AA zu sehen, da bis dahin im AA praktisch keine Parteimitglieder zu registrieren waren. Der Parteidruck führte daher bis hin zur Uniformierung der Beamten im NS – Stil.

Das Auswärtige Amt in Berlin  reagierte mit dem Russlandfeldzug  durch Übernahme des  Botschaftsgebäudes der UdSSR  in Berlin für ein neues  Ostministerium  und gründete mit dem Grafen Friedrich Werner von der Schulenburg und teils  ehemaligen Angehörigen der Botschaft in Moskau  ein  Russland – Gremium.  Beide Institutionen des Auswärtigen Amtes wurden jedoch  in der Kriegsphase  des Russlandfeldzuges ineffektive bürokratische Einrichtungen ohne praktisch jeglichen Einfluss auf die politische Realität.

Eine Meinung des AA und mit dem Außenminister Ribbentrop zur neuen Situation im Osten war politisch praktisch nicht erwünscht und Hitler hatte Alfred Rosenberg zum Kommissar für die besetzten Ostgebiete ernannt.

Alfred Rosenberg als von Hitler ernannter „Chefideologe der NSDAP“ wäre schon ein Thema mit nicht steigerungsfähigem Antisemitismus, Chefredakteur des Völkischen Beobachters seit 1923, Leiter des Außenpolitischen Amtes seit 1933 und „Ausbeuter des Ostens“ unter deutscher Besetzung.

Aufmerksame und kritische deutsche Beobachter der totalitären NS – Entwicklung  und ihrer gleichgeschalteten permanenten Propaganda bis hin zur Denunziation im Kollegen-, Freundes- und sogar im eigenen Familienkreis  konnten Kritik zum eigenen Schutz nicht öffentlich deklarieren oder mussten gegebenenfalls mit dem Risiko der unbarmherzigen  NS-Verfolgung rechnen.

Es ist verständlich, dass deutsche nicht NS- indoktrinierte leitende Persönlichkeiten  bei kritischer Betrachtung  des Zeitgeschehens zunehmend verzweifelt waren. Teils durch ihre  Positionen waren sie direkte Zeugen von Gräueltaten in besetzen Gebieten oder hatten Zugang zu entsprechenden Informationen auch aus Konzentrationslagern im Rahmen der Judenverfolgung und dem Holocaust. Widerstandsgedanken  waren die Folge, man suchte und fand auch im NS – Regime Gleichgesinnte  und  es entstanden geheime Netzwerke aus beruflichen aber auch verwandtschaftlichen Kontakten und dies  aus  aktuellem Zeitgeschehen und  teils auch aus zurückliegenden Freundschaften und Kontakten.

Die verwandtschaftliche Beziehung  zwischen Friedrich Werner Graf von der Schulenburg und Fritz Dietlof Graf von der Schulenburg (Neffe 2.Grades) bestand über ihre Väter  aus ursprünglich  Hehlen  und Tressow und Carl-Graf von Hardenberg war verheiratet mit Renate von der Schulenburg. Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff  (informiert und Kurierdienste im Kreisauer Kreis) war Cousine von Heinrich Graf von Lehndorf – Steinort,  der zum militärischen Widerstandskreis zählte und ebenfalls am 4.9.1944 in Plötzensee hingerichtet wurde. Weitere verwandtschaftliche Verhältnisse  bestanden zum Beispiel mit den Eheleuten Hans von Dohnanyi mit der Schwester von Dietrich und Klaus Bonhoeffer.

Berufliche Kontakte bestanden für FWS z.B. im Auswärtigen Amt mit Ulrich von Hassel, Adam von Trott zu Solz, Albrecht Graf von Bernstorff und z.B. im Amt Ausland/Abwehr des OKW (Oberkommando der Wehrmacht)  mit den Namen Hans Oster und Wilhelm Canaris.

Studienfreundschaften  bestanden schon früh in Göttingen von Adam von Trott und Fritz Dietlof  Graf  von der  Schulenburg.

Es können  hier nur beispielhaft Netzwerkbeziehungen vorgestellt werden und es eröffnet sich dem Interessierten ein weites Feld. Über von Hassel hatte FWS  Kontakt zu Goerdeler (Leipziger Oberbürgermeister) und in Kreisau trafen sich von Moltke und von Trott mit Gleichgesinnten. Hier war der Tagungsort  im Berghaus und nicht im väterlichen Schloss des Feldmarschalls  (aus den lesenswerten Erinnerungen  an  Kreisau, Freya von Moltke im Verlag C.H.Beck). Literatur ist zahlreich vorhanden und in diesem Fall werde ich am Ende der Vorstellung doch einmal  Quellenhinweise vereint vorstellen.

                                                                     Schloss und Berghaus  von Moltke in Kreisau

                                                                       Treffpunkt Widerstand Schloss von Hardenberg

Die durchaus bestrebten Kontakte der Widerstandsgruppierungen mit ihren teils auch schriftlichen Niederlegungen zu den Alliierten waren auch im Ausland z.B. über von Trott und  Bonhoeffer gegeben und aber gerade aus Washington und London  waren Gespräche nur noch nach vollständiger Kapitulation vorstellbar und vorherige Kontakte wurden zu deutschen Widerstandsgruppierungen diesbezüglich absolut abgelehnt. Diese mehrmaligen Versuche brachten die deutschen Akteure nur in Gefahr und waren im Ergebnis deprimierend.
Friedrich Graf von der Schulenburg  war bereit in einem neuen Regierungskonzept über Stockholm  in Gespräche mit Russland zu treten und stand einer Nachfolgeregierung  bei  einem geglückten Attentat zur Verfügung. Er war mittlerweile ins „politische Abseits" mit seinem Büro nach  Krummhübel ins Riesengebirge auch „örtlich abseits“ verlegt worden.

Zumindest führte damit der Weg für FWS an Kreisau vorbei nach Berlin und er hatte  nicht nur entschiedenen Einblick in das dortige Netzwerk u.a. mit von Moltke, von Stauffenberg, von Schwerin und von Wartenburg und erarbeitete ein außenpolitisches Konzept für die Gruppe um Stauffenberg. Aber nicht nur Adlige waren integriert u.a. auch der Sozialdemokrat Julius Leber und der Theologe Eugen Gerstenmeier. Fritz Dietlof v.d. Schulenburg  hat relativ spät aber dann konsequent seine Arbeit in der Zusammenführung der  Widerstandsakteure gefunden bis hin zum misslungen Attentatsversuch  mit der „Operation Walküre“ im Führerhauptquartier   Wolfsschanze   im   ostpreußischem   Rastenburg.

Die Bombe, gelegt von Oberst Graf Stauffenberg,  traf Hitler nur marginal und noch in der Nacht wurde Stauffenberg im Hof des Bendlerblocks  zusammen mit General Friedrich Olbricht, Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim  und Oberleutnant Werner von Haeften  erschossen. Generaloberst Beck  breitete Selbstmord. Allein mit dem Datum 20.Juli 1944 verbinden sich ca. 200 Todesurteile.
Fortsetzung folgt

Kurzprofil
NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  16. Fortsetzung
22.05.2023

Friedrich Werner Graf von der Schulenburg hatte das „Goerdeler Memorandum als Konzept für ein Deutschland nach Hitler“ ebenso wie Hassell mit Anmerkungen versehen. Es wird berichtet, das Goerdeler im Verhör das Vorhandensein der Unterlagen im Tresor des Hotels Bristol unter der Annahme der Vernichtung nach Fliegerbomben gestanden hat.

Die Gestapo wurde anscheinend in den Trümmern dennoch fündig und FWS wurde inhaftiert. Die Gerichtsverfahren im Volksgerichtshof unter Roland Freisler waren berüchtigt  und standhafte Verteidigung von Friedrich Werner und Fritz Dietlof Grafen von der Schulenburg  mit überzeugenden Worten  konnten die Todesurteile nicht verhindern durch Ermordung in der Vollzugsanstalt Berlin – Plötzensee.

Die Befehle von Hitler  zum Umgang mit deutschen Widerstandskämpfern zeugen geradezu von einem unmenschlichen Charakter. Unabhängig von dem furchtbaren Holocaust an der jüdischen Bevölkerung "lernten" zusätzlich über 1 Millionen Menschen  in  der NS-Zeit ein KZ (Konzentrationslager) von innen kennen und zwischen 1933 und 1944 sind allein 13.000 Todesurteile der NS-indoktrinierten Justiz ergangen. Zahlen aus der Broschüre Gedenkstätte Plötzensee.

Daraus ein Blick in die Richtstätte mit den Haken zum Erhängen und  das Fallbeilgerät

Ansichten aus der Schrift Gedenkstätte Plötzensee  der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin Gedenk- und Bildungsstätte Stauffenbergstraße

Ein Blick soll noch einmal  auf das Schicksal der  Hinterbliebenen gerichtet sein am Beispiel von Adam von Trott zu Solz und seinem Wohnort Imshausen.

                                                                            Sitz Familie Adam von Trott zu Solz

Ehefrau Clarita von Trott zu Solz wird am 17.8.1944 verhaftet, ihr Ehemann am 26.8.1944 hingerichtet und die Kinder werden unbekannt interniert. Frau von Trott wird wider Erwarten nach 6 Wochen mit den Ehefrauen von Haeften und Leber zusammen entlassen und auch die Kinder werden ihr wieder übergeben. Imshausen wurde  kurzfristig im Jahr 1946/47 Treffpunkt  deutscher  Persönlichkeiten aus allen 4 Besatzungszonen  zur Diskussion  zum Widerstand und Aufbau in Deutschland. Der oben beschriebenen Phase einer gemeinschaftlichen Aufarbeitung  stand zunehmend ost-westlichen Blockdenken entgegen und  beendete  die Gespräche. Eine Stiftung  Adam von Trott besteht seit dem Jahr 1986 und hält die Erinnerung wach.
Zu dem Schicksal der Ehefrau von Fritz Dietlof Graf von der Schulenburg existiert ebenso ein äußerst lesenswertes Buch  zur Erinnerung  von Charlotte Gräfin von der Schulenburg.

Auch wenn philatelistisches Material zu Fritz Dietlof Graf von der Schulenburg mir praktisch wenig  zur Verfügung steht, dennoch ein kurzer Blick auf seine Vita.
Kurzprofil
NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  17. Fortsetzung
02.06.2023

Ein Stammbaum aus der  Homepage Geneanet zu Fritz Dietlof Graf von der Schulenburg

Auf meiner Homepage unter dem 2. Menüpunkt Freimachung mit Freistempel   findet sich am Ende der geöffneten Liste das Untermenü Volkswagen ein deutscher Mythos  und hier kann an 7.Stelle das Thema Postgeschichte Region Wolfsburg Schulenburg  geöffnet werden. In dieser Vorstellung stolpert man nun immer wieder über Adelsnamen, die auch im obigen Stammbaum sich wieder finden u.a. von Maltzan, von Bismarck, von Waldenfels, von Below. Auch hier zeigt sich wieder die Verzahnung der Adelshäuser.

                                   Stammsitz für Fritz Dietlof  v.d. Schulenburg war nun der Adelssitz Tressow

                          Herrenhaus  und Schloss (gebaut 1862) aus dem Haus der Grafen von Schulenburg Tressow.

Geradezu beispielhaft für das menschliche Spektrum  auch in ein und derselben Familie ist an dieser Stelle  Friedrich Bernhard Karl Gustav Ulrich Graf von der Schulenburg (1865 – 1939) anzuführen und damit Vater von Fritz Dietlof von der Schulenburg (FDS). Als Erbe auf Gut und Haus Tressow (ehemals erworben von dem schon vorgestellten Feldmarschall der Republik Venedig mit Matthias Johann von der Schulenburg) schlug Friedrich Bernhard  Graf v.d.Schulenburg erfolgreich die militärische Laufbahn ein und wurde schließlich im 1. Weltkrieg im Jahr 1916 Generalstabschef  der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz



                                      Als Verehrer der Monarchie war für ihn das Ende des Weltkrieges deprimierend



                                           Titelseite des sozialdemokratischen „Vorwärts“ vom 9. November 1918

Friedrich Bernhard Karl Gustav Ulrich Graf von der Schulenburg engagierte sich gegen Ende der 1920er Jahre politisch „deutschnational“ bis in den Reichstag, trat der NSDAP bei, wurde SA – Mitglied,  wechselte im Jahr 1936 zur SS und erreichte dort den höchsten Generalsrang  als SS – Obergruppenführer und verstarb im Jahr 1939


 
Hitler kondolierte beim Staatsakt in Potsdam der Familie Schulenburg und reichte vermutlich auch dem Sohn Fritz Dietlof die Hand, der einmal als Widerstandskämpfer gegen das NS – Regime nach misslungenem Attentat auf ihn in Plötzensee 1944  ebenfalls hingerichtet wurde.

Kurzprofil
NS Widerstand – Grafen von der Schulenburg –  18. Fortsetzung
20.06.2023
Aus der Ehe von Friedrich Bernhard Karl Gustav Ulrich Graf von der Schulenburg mit Freda Marie geb. Gräfin von Arnim (zu dieser Familie der Hinweis zu den Briefmarkenausgaben der Deutschen Post zu Bettina von Armin und Achim von Armin) entstammen neben FDS fünf Geschwister mit durchaus weiteren interessanten Lebensläufen. Hier ist spez. Elisabeth anzuführen, die als Tisa von der Schulenburg ihre eindrucksvolle Vita mit ihren Kunstwerken und in Biographien hinterlassen hat.
Elisabeth in 1.Ehe war verheiratet mit dem jüdischen Unternehmer Fritz Hess (der oben vorgestellte Vater  war strikt gegen diese Verbindung), aber die willensstarke Tochter zog mit ihrem Mann nach der Machtübertragung nach London. Die Ehe wurde 1938 geschieden, die Fahrt zum Sterbebett ihres Vaters wurde zur „Einbahnstraße“, eine Rückfahrt wurde ihr durch England verwehrt s. NS- belastete Familie. Im  engen Kontakt zu ihrem Bruder Fritz Dietlof erfuhr sie von seiner Wandlung zum aktiven Widerstandskämpfer gegen Hitler. Tisa heiratet  in 2. Ehe Carl Ulrich von Barner und zog auf das Schloss Trebbow – Luftlinie zur Schwägerin Charlotte auf Tressow 15 km entfernt.

                                                          Nachfolgend  Ortsverhältnisse Trebbow und Tressow

Hier einmal die Vorstellung  zu Trebbow mit  Schloss, Wappen und Brief an Herrn von Barner  auf Trebbow Schwerin

Im Teehaus von Schloss Trebbow trafen sich Fritz Dietlof Graf von der Schulenburg  und Claus Schenk Graf von Stauffenberg zu konspirativen Gesprächen. Allein  ein  Attentat  auf Adolf Hitler konnte nach ihrer Meinung die schon erreichte Apokalypse mit dem Kriegselend und der Judenvernichtung  zumindest anhalten. ( Foto FDS aus Buch A. Krebs  1964).

Für Fritz Dietlof sicherlich ein erstaunlicher persönlicher Wandlungsweg. Im Haus Tressow war Hitler im Jahr 1933  durchaus noch akzeptabel,  aber  KZ, Ermordung politischer Gegner und  mit dem Röhm – Putsch auch in  eigenen Reihen, Judenverfolgung und Gräueltaten von SS und Wehrmacht in den besetzten Gebieten führen den versierten Verwaltungsjuristen auch trotz Karriere als stellvertretender Polizeichef von Berlin und Regierungspräsident in Breslau  ab dem Jahr 1938 in den Widerstand auch zusammen mit seinem Verwandten Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin.

Schon am Abend des 20.Juli 1944 wird er verhaftet, der Volksgerichtshof  unter Roland Freisler  brachte das Todesurteil, das noch am gleichen Tag vollzogen wurde.

Ich möchte an dieser Stelle das „Kurzprofil Widerstand“ beenden. Das Literaturstudium dazu macht betroffen und depressiv in Anbetracht einer erneut aktuellen schwierigen weltpolitischen Zeit seit dem Jahr 2022.

Vorhandene eigene Literatur

Abosch, Heinz, Zusammenstellung von Daten zu Leben und Werk Trotzki;  Carl Hanser
            Verlag München 1973

Auswärtiges Amt; Gedenkfeier für Botschafter Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg;
 Druck Bonner Universitäts-Buchdruckerei; Bonn 10. Dezember 1975

Bock, Ernst Ludwig; Der letzte Tag; Union Verlag Berlin (VOB) 1985

Broszat, Martin; Der Staat Hitlers, dt.Taschenbuch Verlag 1969

Bullock, Allan; Hitler Biographie 1889 -1945, Bechtermünz Verlag

Dönitz, Karl & Kraus ,Th; Die Kreuzerfahrten der Doeben und Breslau;  im Ullstein Verlag
            Berlin 1922

Ehlert, Nikolaus; Große Grusinische Nr.17 Deutsche Botschaft in Moskau; Deutsche
            Buchgemeinschaft Berlin – Darmstadt – Wien 1967

Finker, Kurt; Stauffenberg und der 20.Juli 1944; Union Verlag Berlin 1972

Finker, Kurt; Der 20.Juli 1944; Militärputsch oder Revolution?; Verlag Dietz Berlin1994

Finker, Kurt; Graf Moltke und der Kreisauer Kreis; Dietz Verlag Berlin 1993

Fischer, Bernd; Knott, Anja; Seewald, Enrico; Zwischen Wilhelmstrasse und Bellevue;
            Henschel Verlag Berlin 1998

Fleischauer, Ingeborg; Der Pakt – Hitler, Stalin und die Initiative der deutschen Diplomatie
            1938-1939; Ullstein Verlag Berlin – Frankfurt/Main  1990

Heinemann, Ulrich; Ein konservativer Rebell – Frietz-Dietlof Graf von der Schulenburg und
            der 20.Juli; Verlag Siedler

Hitler, Adolf, Mein Kampf, Zentralverlag der NSDAP – Franz Eher Nachf. München

Helm, Winfried Dr.; Friedrich Werner Graf von der Schulenburg, Passau 2014

Hopkirk, Peter; Östlich von Konstantinopel – Kaiser Wilhelms Heiliger Krieg um  die Macht
im Orient; Europaverlag  Wien – München 1994

Jacobsen, H-A.& Dollinger H: Der zweite Weltkrieg  in 10 Taschenbuchbänden  im Verlag
 Kurt Desch –München Wien Basel

Krebs, Albert; Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg; Leibniz-Verlag Hamburg 1964

Kröger, Theodor; Brest-Litowsk; Verlag Ullstein Berlin 1937

Leber, Annedore; Das Gewissen steht auf; 64 Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand
            Gesammelt von Annedore Leber; Verlag A. Leber Berlin – Frankfurt/Main 1963

Leber, Annedore mit Willi Brandt u. Karl Dietrich Bracher; Das Gewissen entscheidet;                         
Bereiche des deutschen Widerstandes von 1933 – 1945 in Lebensbildern; ´Büchergilde Gutenberg 1963

Löwenthal, Richard & Patrik von zur Mühlen; Widerstand und Verweigerung in Deutschland  1933 bis 1945; Verlag  J.H.W. Dietz Nachf. 1982

Marcu, Valeriu; Lenin Die klassische Biographie, Verlag List Leipzig 1927

Maximytschew, Igor; Der Anfang vom Ende Deutsch-sowjetische Beziehungen 1933 – 1939
            Pahl-Rugenstein Verlag Köln 1981

Meding, Dorothee von; Mit dem Mut des Herzens – Die Frauen des 20.Juli, Verlag Goldmann
(Bertelsmann) 1992

Moltke, Freya von; Erinnerungen an Kreisau 1930-1945; Verlag C.H. Beck 1977

Moltke, Freya von & Moltke Helmuth James von; Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel; Verlag  
            C.H. Beck 2011

Orient, der; Karten zum Weltkrieg Verlag von Velhagen & Klasing in Bielefeld und Leipzig,
            Druck von E. Haberland, Leipzig ca. 1920

Passau Stadt; Hans Wimmer-Sammlung im Oberhausmuseum der Stadt Passau; Verlag
            Passiva Druckerei Passau

Reichel, Peter; Der schöne Schein des dritten Reiches

Ruland, Bernd Deutsche Botschaft Moskau; Hestia-Verlag Bayreuth, 1964

Schlie, Ulrich; Es lebe das heilige Deutschland – ein Tag im Leben des Claus Schenk Graf
            Von Stauffenberg, Verlag Herder Freiburg Basel Wien 2009

Schulenburg, Charlotte Gräfin von der; Zur Erinnerung 20.Juli 1909 -18.Oktober 1991;
            Druck Wagner, Nördlingen Mai 1992

Schulenburg, Dieter von der;  Und dennoch,  Verlag Neues Volk Berlin-Wien 1942

Schulenburg, Dieter von der;  Welt um Hindenburg – Hundert Gespräche mit Berufenen
            Verlag Buch- und Tiefdruck GmbH Berlin 1935

Schulenburg, Tisa von ; Meine dunklen Brüder – Als Bildhauerin unter Bergarbeitern,
            Herderbücherei 1984

Schulenburg, Tisa von ; Ich hab`s gewagt; Herderbücherei 1981

Schwerin, Detlef Graf von; Die Jungen des 20.Juli 1944; Verlag der Nation Berlin 1991

Sommer, Erich F.; Botschafter Graf Schulenburg – der letzte Vertreter des Deutschen
Reiches in Moskau; Zeitgeschichtliche Bibliothek Ingolstadt 1987

Warlimont, Walter; Im Hauptquartier der deutschen Wehrmacht 1939 bis 1945, 2Bände
            Im Weltbilde Verlag 1990

Wilderotter, Hans; Alltag der Macht Berlin Wilhelmstrasse  im Jovis Verlag Berlin 1998

Wilhelm II.; Ereignisse und Gestalten 1878-1918  Im Verlag  von K.F. Koehler  Leipzig 
            und Berlin 1922

Wuermeling, Henric L. Doppelspiel – Adam  von Trott zu  Solz im Widerstand gegen Hitler; 
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004

Zipfel, Friedrich Prof. Dr.; und Herausgeber  Landeszentrale für politische Bildungsarbeit
Berlin Gedenk- und Bildungsstätte Stauffenbergstr. ; Gedenkstätte Plötzensee 1972

Ergänzende eigene Artikel  aus Originalzeitungen /teils Kopien von Zeitungsausschnitten

"Das Herrenmenschendenken ist tief verwurzelt. Warum der Historiker Kurt Finker die Teilnahme an 'gesamtdeutschen' Veranstaltungen zum 20. Juli 1944 verweigert“ (Neues Deutschland vom 20. Mai 1994); „Sollen wir Carl Schmitt ein Denkmal setzen?“ (FAZ 17.3. 2007 Seite 44). "Vor 100 Jahren wurde Claus von Stauffenberg geboren - unterschiedliches Gedenken. Verräter und Putschist?" (ND vom 10./11. November 2007); "Ermordet? Hingerichtet? Erschossen? 55 Cent als Briefmarken zu Ehren von Stauffenberg und Moltke - wirklich zu deren Ehren?" (ND vom 8. Januar 2008); "Fakten und Fronten. Der 30. Januar 1933 im Spiegel von Biografien - Tagungsnotizen" (ND vom 30. Januar 2008); "Die Weltbühne" vom 15. Juli 1986 mit einem Artikel von Annette Leo über Detlef Graf Schwerin "Der Sohn des Verschwörers"; Otto Köhler: "Nicht vom Dämon besessen. Was den Historiker Kurt Finker vom Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio unterscheidet" (ND vom 27. August 2008); Jürgen Kuczynski: „Tisa von der Schulenburg zum 85. Geburtstag“ ("Die Weltbühne" vom 6. Dezember 1988); "Im Dunst von Nebelkerzen. Kurt Finker über das erste westdeutsche Nachkriegsjahrzehnt" (ND vom 20. August 2009); Kurt Finker: "Als das letzte Quäntchen Mut fehlte. Neue Bücher zum Verschwörerkreis um das Attentat vom 20. Juli 1944" (ND vom 17./18. Januar 2009); "Von den Brüdern eingeweiht. Alexander von Stauffenberg - der Historiker und Dichter" (ND vom 22. Januar 2009); "Der Multifunktionsheld. Stauffenberg: Das ZDF will 'Die wahre Geschichte' bringen" (ND vom 13. Januar 2009); "Die Frau eines Attentäters. Zwei neue Biografien erinnern an Freya von Moltke und ihren Kampf für ein Vermächtnis" (ND vom 14. Juli 2011), dazu "Objektiver und vielseitiger" (ND vom 20. Juli 2011); Der fest gerostete Degen. Die Moltkes – Biografie einer einflussreichen Familie (ND vom 31. März 2011); "Der dritte Feuerstoß. Thomas Medicus über Melitta von Stauffenberg, Schwägerin des Hitler-Attentäters", Artikel aus "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 19. März 2012; "Die fliegende Schwägerin. Mona Lisa aus Posen: Melitta von Stauffenberg" (ND vom 23. August 2012); "Stauffenberg war eingeweiht. VVN-BdA erinnert an ein konspiratives Treffen vor 70 Jahren und den vergessenen Arbeiterwiderstand in Berlin" (ND vom 25.06.2014, online-Ausdruck); "Geschichte ist kein Schießplatz. Peter Steinbach über das Attentat auf Hitler vor 70 Jahren, den deutschen Widerstand und Erinnerungspolitik", ganzseitig (ND vom 19./20. Juli 2014) sowie Leserbrief dazu: "An Stauffenberg wurde auch in der DDR erinnert" (ND vom 29. Juli 2014); "Geheime Jungen und Mädchen. Die Kinder der Attentäter vom 20. Juli 1944 wurden von den Nazis nach Bad Sachsa im Südhart verschleppt", ganzseitiger Artikel (ND vom 4. Januar 2017); „Franz Ludwig Graf Stauffenberg, Geschäftsführer der Bodenverwertungs- und –verwaltungs GmbH (BVVG): Unser Auftrag heißt Wald privatisieren“ und Leserbrief dazu „Bisher hatte ich Respekt vor diesem Namen“ (ND vom 2. Juni 1993); "Was bleibt vom 20. Juni?" und "Artamonow und der Attentäter", Doppelseite (MOZ und ND vom 20./21. Juli 2019); "Unwürdig, beschämend. Eine neue Ausstellung ..." (ND vom 26. Juli 2019); "Mit-Verschwörer Graf Hardenberg" (MOZ vom 27./28. Juli 2019); "Schwieriges Gedenken" (MOZ vom 17./18. Juli 2021); Biografisches zum Autor Prof. Dr. habil. Kurt Finker: 1928 geboren, von 1945 bis 1950 als Neulehrer und Dozent an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät tätig, studierte extern Geschichte, seit 1965 Professor für deutsche Geschichte der neuen Zeit an der Pädagogischen Hochschule Potsdam. Er verfasste zahlreiche Arbeiten zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, zur Geschichte der bürgerlichen Parteien und Organisationen in Deutschland, zur Geschichte des antifaschistischen Widerstandskampfes und zur Regionalgeschichte. Seine wichtigsten Bücher sind: "Stauffenberg und der 20. Juli 1944" (7 Auflagen in der DDR, ferner Ausgaben in der Sowjetunion, der CSSR, in Polen und in der BRD), "Graf Moltke und der Kreisauer Kreis", "Geschichte des Roten Frontkämpferbundes"

Bis demnächst wieder einmal, Ihr E.-M. Eden, Holzwickede






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